Montag, 8. November 2010

Wir, dort unten

Ganz unten stehen Wir.

Wir, d.h. alle, die den direkten Anweisungen ihrer Vorgesetzten zu folgen haben, selbst aber nicht das Recht haben zu delegieren.
Ganz oben sind die Delegierenden, die selbst aber nicht nach Anweisungen arbeiten.
Also unsere Geschäftsleitung.
Dazwischen jene, die Befehle empfangen, aber auch erteilen.
Bevor die Entscheidungen unserer Geschäftsleitung bei uns ankommen, legen sie einen weiten Weg zurück.
Vorher muss die Geschäftsleitung selbstverständlich alle rechtlichen Konsequenzen sowie die Innen- und Außenwirkungen ihrer Maßnahmen, Entscheidungen und Konzepte überprüfen.

Dafür stehen ihnen externe und interne Sachverständige zur Verfügung.
Interne: damit sind die lieben Kollegen aus der Zentrale gemeint. Unter anderem die Personalabteilung.
Externe: z.B. Anwälte, Steuer- und Unternehmensberater, aber auch Marktteilnehmer.

Wurde etwas beschlossen, geht es den Weg über mehrere unserer Vorgesetzten.

Beispiel:

Buchhändler monieren die schlechte Personalbesetzung bei ihrer Abteilungsleitung. Die Abteilungsleitung spricht dies in einer gemeinsamen Sitzung mit der Filialleitung an und bittet um Verstärkung. Unsere Filialleiter wenden sich dann unsere Regionalleitung. Diese hat entsprechende Vorgaben der Geschäftsleitung und muss abwägen, wie stark das Interesse an Personalverstärkung berechtigt ist. Sollte der Wunsch eines Filialleiters nach Personalverstärkung berechtigt sein, die Vorgaben der GL aber dem entgegenstehen, dann ist es immer noch möglich, Rücksprache mit dem entsprechendem Geschäftsführer zu halten. In diesem Fall Herr Nitz.

Sollte Herr Nitz zu einer Entscheidung kommen, wird diese wieder delegiert und weitergeleitet.

Durch die konsequente Durchsetzung des Hausorganisationsmodells versprach sich die Geschäftsführung vor allem eine klare Verteilung von Führungsaufgaben.

Dadurch entsteht aber auch ein großes Problem, denn wichtige Entscheidungen können oftmals nicht rechtzeitig getroffen werden, was ein deutschlandweites Unternehmen mit „Multichannel-Konzept“ lähmen und konkurrenzunfähig machen kann.

Problematisch ist vor allem die beschränkte Handlungsfähigkeit der Filial- und Abteilungsleiter. Rein rechtlich gesehen sind unsere Abteilungsleiter nicht einmal führungsverantwortlich, da diese nur die ihnen mitgeteilten Vorgaben umsetzen.

Die Führungsverantwortung beginnt bei unseren Filialleitern, diese entscheiden zwar nicht selbstständig wie viele Mitarbeiter sie einstellen, jedoch dürfen sie personell auswählen.

Übrigens: Wir haben auch nicht das Recht, einem Leiharbeiter zu sagen, was er wie zu machen hat. Auch nicht unsere Abteilungsleiter! Einzig allein unsere Filialleiter sind weisungsbefugt. Ansonsten sind die Leiharbeiter dem Betrieb Hugendubel anzurechnen und unser Betriebsrat hätte ein Recht auf Mitbestimmung, was Hugendubel dringend vermeiden möchte.

Den Regionalleitern, den Filialleitern, den Abteilungsleitern, zuletzt den Buchhändlern und Kassierern bleibt nichts anderes mehr übrig, als die Entscheidungen der Geschäftsleitung mehr oder weniger umzusetzen.
RL, FL und AL werden aus Angst vor Verlust ihrer Stellung die persönliche Meinung über das Verhalten der GL nicht öffentlich machen. Friss oder stirb. Sie haben im Gegensatz zu uns fast keine Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzten.

Auch viele unserer Kollegen stecken in der Zwickmühle: Sollen sie kämpfen oder resignieren? Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes steht im Kontrast zu Ihren Wünschen nach Verbesserung.

Stellt Euch eine Frage:

Was können Wir noch verlieren und was haben Wir zu gewinnen?

Gewinnen können Wir vor allem Sicherheit! Sicherheit durch einen Sozialtarifvertrag.

Daher unterstützt Eure Tarifkommission, unterstützt Eure Betriebsgruppen und unterstützt Eure Betriebsräte!

7 Kommentare:

  1. "RL, FL und AL werden aus Angst vor Verlust ihrer Stellung die persönliche Meinung über das Verhalten der GL nicht öffentlich machen" - Als AL kann ich von mir behaupten, daß ich nicht aus Angst meine persönliche Meinung nicht öffentlich mache, sondern aus Loyalität zu meinem Arbeitgeber. Die meisten Buchhändler möchten zwar gerne in eine höhere Position aufsteigen , machen sich aber nicht klar, daß auch dazu gehört, die Entscheidungen der GL mitzutragen - auch wenn sie eventuell anderer Meinung sind. Wir ALs sítzen oft zwischen den Stühlen, wir verstehen viele Sorgen und Probleme unserer Kollegen und müssen trotzdem die Entscheidungen der höheren Hierarchiestufen mittragen und möglichst positiv vermitteln. Ein AL, der diese Position primär übernommen hat, weil er so etwas mehr Geld verdient, hat das Problem dieser Sandwich-Stellung nicht erkannt.

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  2. Jeder Betriebsrat und jede Betriebsrätin steht in der Verantwortung, Arbeitsplätze mit zu sichern und dafür zu sorgen, daß es einem Unternehmen und seinen Mitarbeitern gut geht. Daher wäre es eine große Hilfe, wenn BR und FL/RL/GL viel mehr (mehr als zur Zeit in jedem Fall) vor Ort miteinander reden würden. In den letzten Tagen kommt es einem beim Lesen dieses Blogs so vor, als wäre bei HUGENDUBEL jeder Mitarbeiter nur noch eine Nummer. Die Echtzeit schaut aber in der Mehrzahl der Fälle anders aus.Und falls es immer noch nicht allen klar ist- es gibt für Hugendubel nicht nur Thalia und Amazon als Konkurrenten- der ganze Markt und der Kundenanspruch verändern sich dermaßen schnell, daß jetzt im Buchhandel mit ganz anderen Problemen als noch vor fünf Jahren umgegangen wird. Jede Seite macht Fehler aber jede Seite sollte auch zeigen, daß gemeinsam an der Lösung der Probleme gearbeitet werden kann. Viel Erfolg bei der Suche nach
    den richtigen Wegen!

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  3. Ja, genau darum geht es: mehr miteinander reden! Ich bin davon überzeugt, dass unsere Betriebsräte gerne mithelfen, Arbeitsplätze zu sichern, doch dazu muss unser Arbeitgeber auch bereit sein, sich auf den Dialog einzulassen. Gemeinsam lässt sich sicherlich mehr erreichen, es müssen sich beide Seiten aber auch auf Augenhöhe begegnen können!

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  4. "Mehr miteinander reden"

    Ja, das hört sich toll an. Nur gerade für uns KollegInnen aus dem Berliner Raum geht "REDEN" schon allein aus zeitlichen Gründen einfach nicht (mehr). Nach den Rationalisierungsmaßnahmen im letzten Jahr, die uns allen noch sehr präsent sind, ist Zeit zum Reden ein rares Gut geworden.
    FLs und ALs stehen nur noch den ganzen Tag an der Kasse oder müssen in den Abteilungen einspringen. Da bleibt auch kaum Zeit sich mit dem BR auszutauschen.
    Uns graut schon vor dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft. Das erste, bei dem die Kollegen vom letzten Jahr nicht mehr dabei sind.
    Tja, "Zeit zum Reden" wäre toll. Aber liebe Kollegen aus anderen Regionen kommt mal in unsere Region, dann versteht jeder, warum der Frust hier hochkocht.
    Mit großer Sicherheit auch bei den ALs und FLs.

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  5. @Anonym 22.00h (Kollegin aus Berlin)

    Kann Dir nur zustimmen. Berlin ist die Hölle!

    Es wird bestimmt furchtbar im Weihnachtsgeschäft. Wir gehen ja jetzt schon auf dem "Zahnfleisch".

    Und dann auch noch Kunden, die einen anpöbeln.

    Arbeit liegenbleiben-wie stellt sich das Hr. B.vor? Das gibt nur noch mehr Stress.

    Vielleicht sollte unser RL Hr. B. im Weihnachtsgeschäft mal wieder selbst mitanpacken (Kasse dürfte er ja nicht verlernt haben).

    Wäre zumindest etwas Motivation, auch gegenüber den FLs und ALs.

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  6. Das mittlere Management kann sich wirklich als armes Würstchen im Hotdog fühlen. Druck von oben, Druck von unten und den Senf von allen Seiten.
    Aber auch die Buchhändler im Verkauf haben diese Doppelbelastung auszuhalten, die gravierenden Veränderungen gehen ja auch am Publikum nicht vorbei und ich führe jeden Tag Gepräche mit gebildeten Herren im Mantel über den allgemeinen Kulturverfall- es fällt schwer, die Sortimentsverschiebung zu "heiteren Scherzartikeln Marke Hundekothäufchen aus Plastik" oder "Rocky DVD nur 1.- Euro" glaubwürdig als großartig zu vermitteln.
    Zumal in unserer Galerie die Nachbarn "Escada" und Co. heißen.

    Und um Gespräche darüber in Gang zu setzen ist dieser Blog WICHTIG.
    Denn wie gesagt: nicht dieser Blog verändert die Publikumswahrnehmung entscheidend, die Menschen kommen in die Läden. Noch.

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  7. Aus gegebenem Anlass möchten wir wieder einmal auf unsere "Blog-Netiquette" aufmerksam machen.
    Dort heißt es: "...Nicht gestattet ist es, einzelne Mitarbeiter namentlich zu nennen und an den Pranger zu stellen." Schützenswert sind in diesem Zusammhang selbstverständlich auch Führungskräfte.Im konkreten Fall wurde eine Leitungsperson namentlich genannt und mit erniedrigenden Eigenschaften versehen. Dies können wir keinesfalls dulden! Wir haben diesen Kommentar gelöscht.


    Euer Redaktionsteam.

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