1. Befürwortest Du den Abschluss eines Sozialtarifvertrages für Hugendubel und warum?
Es wäre wohl ein wenig scheinheilig, diese Frage zu beantworten, ohne vorauszuschicken, dass ich neben meiner Funktion als Betriebsratsmitglied auch der VER.DI-Sozialtarifkommission angehöre.
Damit dürfte klar sein, dass ich den Sozialtarifvertrag für eine gute Sache halte.
Besonders nach den Ereignissen und Erfahrungen des letzten Jahres und der letzten Monate bin ich überzeugt, der STV könnte sich zur Durchsetzung wichtiger Arbeitnehmerinteressen in unserem Betrieb als ein nützliches und hilfreiches Instrument erweisen.
Deshalb sage ich:
Ich weiß zwar nicht, ob wir ihn brauchen werden.
Ich hoffe auch nicht, dass wir ihn brauchen werden.
Aber ich bin mir völlig sicher: wenn wir ihn doch mal brauchen, dann werden wir froh sein, ihn zu haben.
Und deshalb müssen wir ihn haben.
Weil mir klar ist, dass man mit solch einer Aussage als Betriebsratsmitglied im Augenblick gleich zwei heiße Eisen anfasst, möchte ich allerdings noch zwei Dinge von vornherein klarstellen.
Erstens: ich sage dies nicht, um in der Firma irgendwelche Panik oder Weltuntergangsstimmung zu verbreiten. Wer eine Lebensversicherung abschließt, tut das ja in der Regel auch nicht mit zitternden Händen und unter Todesangst - und ebenso wenig muß man gleich von nagenden Existenzängsten gepeinigt sein, sondern kann durchaus auch dann an den Erfolg und die Zukunft unserer Firma glauben, wenn man einen Sozialtarifvertrag fordert.
Zweitens: ich weiß, dass es immer noch KollegInnen gibt, die den Standpunkt vertreten "Betriebsrat: ja! - Gewerkschaft: nein!". Hierzu muss man wissen, dass beides zwar klar zu unterscheiden ist, jedoch nicht völlig voneinander getrennt werden kann und muss. So darf ein Betriebsrat z.B. nicht zu Arbeitskampfmaßnahmen aufrufen. Aber das Zusammenwirken mit den im Betrieb vertretenen Gewerkschaften zum Wohl der dort Beschäftigten gehört von Rechtswegen zu seinen Aufgaben und zu seinem Handwerk - und hat nur für den etwas Anrüchiges, der sich gern Schlechtes dabei denkt.
Zudem sollte nicht vergessen werden, dass die Initiative zur Einsetzung einer Sozialtarifkommission und zur Durchsetzung eines Sozialtarifvertrages bei Hugendubel nicht irgendwie von außen (gleich einem fremdartigen Virus) in unsere Firma hineingetragen wurde, sondern von den MitarbeiterInnen selbst ausging, die sich bei der Betriebsversammlung im Sommer letzten Jahres nahezu geschlossen dafür aussprachen. Und das ist für den Betriebsrat als Interessenvertretung der Arbeitnehmer bei Hugendubel nach meiner Ansicht ein unmissverständlicher Auftrag, deren Sache jetzt so weit als nur möglich zu betreiben und zu unterstützen.
2. Wie können wir diesen Sozialtarifvertrag durchsetzen?
Irgendwo stand einmal zu lesen, Betriebsräte stellten in ihrem Unternehmen einen ernstzunehmenden Machtfaktor dar. Ich muss zugeben: das hat mir sehr geschmeichelt. Aber meine Erfahrung ist eine andere: die Macht, von der die Rede ist, geht nicht vom Betriebsrat, sondern von der Belegschaft selbst aus - aber nur dann wenn sie sich der Bedeutung, die sie für das Unternehmen hat, bewusst ist und lernt, ihre Interessen und ihre Ziele als gemeinsame Interessen und Ziele wahrzunehmen, klar zu erkennen und auszusprechen.
Das ist in erster Linie eine Frage des richtigen Bewusstseins und des richtigen Selbstbewusstseins. Und ich denke, wir kommen deshalb auch dem Ziel des Sozialtarifvertrages letztlich nur dadurch näher, dass wir untereinander das Gespräch suchen, um zusammen zu einer klaren und gemeinsamen Position zu finden. Ein erster Schritt hierzu könnte sicherlich sein, dass möglichst jede und jeder der KollegInnen zu unserer nächsten Betriebsversammlung geht und sich an der laufenden Unterschriftenaktion beteiligt.
Jürgen Horn, Betriebsrat München
Stellvertretender Betriebsratsvorsitzender
Mitglied der Ver.di Haustarifkommission Hugendubel
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