Erst mit 67 Jahren in Rente? Für viele ist es kaum vorstellbar, so lange zu arbeiten. Ein großer Teil der Beschäftigten hält nicht einmal bis zur heutigen Altersgrenze von 65 Jahren durch. Ursachen sind schlechte Arbeitsbedingungen.
In vielen Betrieben werden schon heute keine 50-Jährigen mehr beschäftigt. Nur 40 Prozent der über 55-Jährigen sind noch erwerbstätig. Ältere sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen. Trotzdem will die Bundesregierung ab 2012 die Altersgrenze planmäßig bis 2029 auf 67 Jahre anheben, so wie CDU/CSU und SPD es 2007 beschlossen haben.
Rente mit 67 heißt: Rentenkürzung für alle, die früher in den Ruhestand gehen. Wer dann mit 65 Jahren geht, erhält 7,2 Prozent weniger Rente. Wer mit 63 geht verliert 14,4 Prozent. Die geförderte Altersteilzeit, die vielen Beschäftigten einen vorzeitigen Ausstieg ohne große Verluste ermöglicht hat, ist 2009 ausgelaufen.
Zusätzlich haben Rot-Grün und Schwarz-Rot durch den Einbau von Riester-Faktor und „Nachhaltigkeitsfaktor“ in die Rentenformel die Renten faktisch gekürzt. Außerdem wurden die Rentenbeiträge von Langzeiterwerbslosen drastisch vermindert. Die schwarz-gelbe Koalition will sie jetzt ganz streichen.
Arbeitgeber und Versicherungen profitieren!
Begründet wurden diese „Reformen“ mit dem Ziel, den Beitragssatz zur Rentenversicherung in den kommenden Jahren nicht über die 20 Prozent steigen zu lassen. Auch 2030, wenn die Zahl der Rentnerinnen und Rentner im Verhältnis zur Zahl der Erwerbstätigen einen Höhepunkt erreicht, sollen es nicht mehr als 22 Prozent sein.
Doch die Beschäftigten haben davon nichts. Sie bekommen eine niedrigere Rente oder müssen viel Geld für Zusatzvorsorge aufwenden – und zwar ohne dass die Arbeitgeber die Hälfte dazu zahlen. Das wird teurer als wenn der Beitragssatz gestiegen wäre. Es profitieren davon nur die Unternehmer, sie sparen Arbeitgeberbeiträge. Und die privaten Rentenversicherungen, die ein gewaltiges zusätzliches Geschäft machen und daran prächtig verdienen. Ein Großteil der staatlichen Riester-Förderung geht für die Verwaltungskosten und Gewinne der Versicherungskonzerne drauf.
Altersarmut droht!
Immer mehr Menschen finden nur noch Teilzeit- oder Niedriglohnjobs. Entsprechend gering sind die Rentenbeiträge. Dies trifft besonders für Minijob-Beschäftigte zu. Auch ein großer Teil der neuen „Solo-Selbstständigen“ ist nicht oder nur unzureichend rentenversichert. Sie alle erwerben nur geringe Rentenansprüche, und zugleich fehlen der Rentenversicherung die Beitragseinnahmen.
Die Folge: Altersarmut, die in Deutschland fast überwunden schien, wird in Zukunft wieder zu einem Massenphänomen werden. Besonders Frauen werden die Leidtragenden sein. Der Lebensstandard kann nur gesichert werden mit erheblichen Aufwendungen für zusätzliche Altersvorsorge. Die Geringverdiener, die es am nötigsten hätten, können sich dies trotz staatliche Förderung am wenigsten leisten. Gerade Geringverdiener haben in Deutschland im internationalen Vergleich besonders niedrige Rentenansprüche. Wer die ganze Zeit die Hälfte des Durchschnittseinkommens verdient, erhält nach internationaler Berechnungen als gesetzliche Rente nur 43 Prozent des Bruttoeinkommens. Im Schnitt der entwickelten Länder sind es fast 72 Prozent.
Umverteilung von unten nach oben!
Notwendig sind die Rentenkürzungen und die Rente mit 67 nicht. Alle Prognosen gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen wird. Zugleich wird die Bevölkerungszahl sinken. Das bedeutet, dass pro Kopf mehr und nicht weniger Reichtum produziert wird als heute.
Da der Anteil der Älteren steigt, müsste der Rentenbeitrag in den nächsten Jahrzehnten erhöht werden, um das bisherige Sicherungsniveau zu halten. In der gesetzlichen Rente wäre dies für die Beschäftigten dennoch günstiger als eine Zusatzvorsorge, die sie ohne Arbeitgeberbeitrag alleine zahlen müssen. Wenn die Lähne entsprechend der Produktivität steigen, gäbe es trotzdem sowohl höhere Renten als auch höhere Nettoeinkommen der Beschäftigten.
Das Problem ist die Verteilung. Von 1992 bis 2008 stieg die preisbereinigte Wirtschaftsleistung um 26 Prozent. Die reale Bruttolohn- und –gehaltssumme lag 2008 jedoch niedriger als 1992. Kein Wunder, dass die Rentenkasse Probleme bekommt. Denn die Rentenbeiträge hängen fast vollständig von der Entwicklung der Löhne und Gehälter ab. Das Grundproblem ist somit die Umverteilung von unten nach oben. Das preisbereinigte Unternehmer- und Vermögenseinkommen stieg im selben Zeitraum um 40 Prozent.
Gute Rente für alle!
Wir wollen eine gute Rente, die vor Armut schützt und den erarbeiteten Lebensstandard sichert. Alle müssen schrittweise in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen werden. Das schützt die Betroffenen und bringt mehr Geld in die Rentenkasse.
ver.di fordert:
• Die Rente erst ab 67 und die Maßnahmen zur Rentenkürzung müssen zurückgenommen werden;
• flexible Ausstiegsmöglichkeiten bis 65 und verbesserte Erwerbsminderungsrenten;
• die geförderte Altersteilzeit muss wieder eingeführt werden;
• gute Arbeit, gesetzlichen Mindestlohn und kräftige Einkommenssteigerungen, damit der wachsende Reichtum auch bei uns ankommt und zur Finanzierung der Renten zur Verfügung steht.
ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Ressort 1, Wirtschaftspolitik
Paul-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin
Bearbeitung: Ralf Krämer, Dr. Sabine Reiner,
Dr. Norbert Reuter, Anita Weber
Mehr Infos:
http://www.gerecht-geht-anders.de/
http://www.wipo.verdi.de/
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bundesagentur-statistik-arbeitslosigkeit-bei-aelteren-steigt-drastisch-1.1023349
Niemals darf man es zulassen!
AntwortenLöschenDie Regierenden sind dabei, das Sozialsystem komplett auszuhebeln, bis letztlich ein Punkt erreicht wird, wo es endgültig kippt (siehe aktuell Großbritannien)
Die Politik zielt darauf ab, die Eigenvorsorge des Einzelnen immer stärker auszubauen, spielt den Privatversichern neue Kunden zu, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass Niedriglöhner später der Altersarmut ausgeliefert sind.
Hartz-IV- Empfängern die Zahlungen zu streichen ist der Witz überhaupt. Letztendlich werden somit spätere Rentenleistungen der Kassen den Öffentlichen zugespielt. Was nicht zum Vorteil der Empfänger ist, denn diese Leistungen können sich ständig verändern und mit Sanktionen belegt werden, ganz zu schweigen von den Hinzuverdienst-Möglichkeiten die bei Rentnern wesentlich höher sind.
Der Demoskopische Wandel ist seit Jahrzehnten bekannt, keine Regierung hat darauf vorsorglich reagiert. Zweifelsohne hätte man schon vor 30 Jahren eine Lösung gefunden, wenn man sich dem Problem ernsthaft zugewandt hätte.
Auf einen Babyboom zu hoffen, war/ist dumm wie unrealistisch zugleich. Für jeden Rentner, 3 „neue“ Kinder- hieße: jede Generation verdreifacht sich! 30 Millionen Rentner = 90 Millionen Kinder/spätere AN - die dann, wenn sie selbst alt sind-> 270 Millionen zukünftige Arbeitnehmer benötigen, um ihre „Altenversorgung“ zu gewährleisten.
Das Rentensystem als Solidaritätsgemeinschaft hat ausgedient, es muss ein Neues her. Jeder der ins Berufsleben geht, muss einzahlen, egal ob Beamter, Selbstständiger, Niedriglöhner (mit Bezuschussung). Unabhängig vom Lohn, sodass eine (Alters-) Grundrente (für 25 Jahre) im Laufe der Zeit zusammengespart wird. Wer mehr will und leisten kann, zahlt mehr ein.
Rente mit 67 löst keine Probleme, es schafft neue….
Wir haben zurzeit mehr als 6 Millionen Menschen die auf staatliche Hilfen angewiesen sind, davon sind etwa 50% arbeitsfähig und ein großer Anteil auch arbeitswillig.
Der Fachkräftemangel könnte weitgehend ohne Zuwanderer ausgeglichen werden, wenn man auf das „Arbeitskapital“ der Arbeitslosen zurückgreifen würde, indem man sie qualifiziert und wieder ins geregelte Arbeitsleben integriert.
Diese Kosten werden gescheut, von der Arge bis hin zu den großen börsennotierten Konzernen, die lieber Aktionäre bei Laune halten möchten.
Tatsache ist- es werden immer mehr vollzeitstellen abgebaut, der Niedriglohnsektor immer stärker ausgebaut. AN, in der Produktionsschiene, im Handel, im Dienstleistungsgewerbe- also in aller Regel in der freien Wirtschaft, die über 45 sind, werden als alt, zu teuer, zu unproduktiv und als mittlerweile auf „einem alten Stand“ befindend ausgemustert und durch neue ausgebildete junge Arbeitnehmer (möglichst mit viel Erfahrung und Praktika) ersetzt.
Schon aus diesem Blickwinkel heraus, macht die Rente mit 67 arbeitspolitisch keinen Sinn nur als Rentenkürzung greift sie!
Zudem kann ich mir beim besten Willen keinen Hoch- Tiefbau Arbeiter, keinen Kranken- /Altenpfleger, keine Frau im Discount-Lebensmitteleinzelhandel vorstellen, die diese Strapazen bis zum 67 Lebensjahr aushält. Das ist wohl mehr das Metier der Politiker, der Angestellten im öffentlichen Dienst usw. Außerdem fangen die erst um die 25-30 an. Viel mehr Siinn macht es, einen Einzahlungszeitraum von 45 Jahren festzulegen, wer diesen erreicht hat, kann in Rente gehen-muss aber nicht!
Bei hart arbeitenden Menschen ist dies in der Regel bis spätesten 65 der Fall, da sie zumeist
nach der Haupt-/Realschule im Alter von etwa 16 Jahren ins Arbeitsleben einsteigen. Für sie hieße eine Rente mit 67-> 51 Jahre schuften, wenig verdienen und als armer Rentner enden. Ungerecht, unmenschlich und vor allem ein klein gehaltendes Arbeitsvolk, an dem andere sich bereichert haben....
Solidarische Grüße
Human ist, was allen hilft!
Niemals darf man es zulassen!
AntwortenLöschenDie Regierenden sind dabei, das Sozialsystem komplett auszuhebeln, bis letztlich ein Punkt erreicht wird, wo es endgültig kippt (siehe aktuell Großbritannien)
Die Politik zielt darauf ab, die Eigenvorsorge des Einzelnen immer stärker auszubauen, spielt den Privatversichern neue Kunden zu, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass Niedriglöhner später der Altersarmut ausgeliefert sind.
Hartz-IV- Empfängern die Zahlungen zu streichen ist der Witz überhaupt. Letztendlich werden somit spätere Rentenleistungen der Kassen den Öffentlichen zugespielt. Was nicht zum Vorteil der Empfänger ist, denn diese Leistungen können sich ständig verändern und mit Sanktionen belegt werden, ganz zu schweigen von den Hinzuverdienst-Möglichkeiten die bei Rentnern wesentlich höher sind.
Der Demoskopische Wandel ist seit Jahrzehnten bekannt, keine Regierung hat darauf vorsorglich reagiert. Zweifelsohne hätte man schon vor 30 Jahren eine Lösung gefunden, wenn man sich dem Problem ernsthaft zugewandt hätte.
Auf einen Babyboom zu hoffen, war/ist dumm wie unrealistisch zugleich. Für jeden Rentner, 3 „neue“ Kinder- hieße: jede Generation verdreifacht sich! 30 Millionen Rentner = 90 Millionen Kinder/spätere AN - die dann, wenn sie selbst alt sind-> 270 Millionen zukünftige Arbeitnehmer benötigen, um ihre „Altenversorgung“ zu gewährleisten.
Das Rentensystem als Solidaritätsgemeinschaft hat ausgedient, es muss ein Neues her. Jeder der ins Berufsleben geht, muss einzahlen, egal ob Beamter, Selbstständiger, Niedriglöhner (mit Bezuschussung). Unabhängig vom Lohn, sodass eine (Alters-) Grundrente (für 25 Jahre) im Laufe der Zeit zusammengespart wird. Wer mehr will und leisten kann, zahlt mehr ein.
Rente mit 67 löst keine Probleme, es schafft neue….
Wir haben zurzeit mehr als 6 Millionen Menschen die auf staatliche Hilfen angewiesen sind, davon sind etwa 50% arbeitsfähig und ein großer Anteil auch arbeitswillig.
Der Fachkräftemangel könnte weitgehend ohne Zuwanderer ausgeglichen werden, wenn man auf das „Arbeitskapital“ der Arbeitslosen zurückgreifen würde, indem man sie qualifiziert und wieder ins geregelte Arbeitsleben integriert.
Diese Kosten werden gescheut, von der Arge bis hin zu den großen börsennotierten Konzernen, die lieber Aktionäre bei Laune halten möchten.
Tatsache ist- es werden immer mehr vollzeitstellen abgebaut, der Niedriglohnsektor immer stärker ausgebaut. AN, in der Produktionsschiene, im Handel, im Dienstleistungsgewerbe- also in aller Regel in der freien Wirtschaft, die über 45 sind, werden als alt, zu teuer, zu unproduktiv und als mittlerweile auf „einem alten Stand“ befindend ausgemustert und durch neue ausgebildete junge Arbeitnehmer (möglichst mit viel Erfahrung und Praktika) ersetzt.
Schon aus diesem Blickwinkel heraus, macht die Rente mit 67 arbeitspolitisch keinen Sinn nur als Rentenkürzung greift sie!
Zudem kann ich mir beim besten Willen keinen Hoch- Tiefbau Arbeiter, keinen Kranken- /Altenpfleger, keine Frau im Discount-Lebensmitteleinzelhandel vorstellen, die diese Strapazen bis zum 67 Lebensjahr aushält. Das ist wohl mehr das Metier der Politiker, der Angestellten im öffentlichen Dienst usw. Außerdem fangen die erst um die 25-30 an. Viel mehr Siinn macht es, einen Einzahlungszeitraum von 45 Jahren festzulegen, wer diesen erreicht hat, kann in Rente gehen-muss aber nicht!
Bei hart arbeitenden Menschen ist dies in der Regel bis spätesten 65 der Fall, da sie zumeist
nach der Haupt-/Realschule im Alter von etwa 16 Jahren ins Arbeitsleben einsteigen. Für sie hieße eine Rente mit 67-> 51 Jahre schuften, wenig verdienen und als armer Rentner enden. Ungerecht, unmenschlich und vor allem ein klein gehaltendes Arbeitsvolk, an dem andere sich bereichert haben....
Solidarische Grüße
Human ist, was allen hilft!
Komisch, ich habe Verdi garnicht so laut gegen die Rente mit 67 protestieren hören. Da war kein Aufschrei, der durch die Reihen der Gewerkschafter ging, kein Aufruf zum Protest und Streik! Wieso jetzt? Ist die Reaktionszeit bei Verdi so lang oder paßt es jetzt besser? Über diese Rente ab 67 hat keiner der mir bekannten Gewerkschafter in unserem Unternehmen geschimpft. Mag auch daran liegen, daß es die meisten von Ihnen garnicht betrifft, weil sie nicht betroffen sein werden... Kämpft sich scheinbar nicht so laut, wenn es die Anderen, hier Jüngeren trifft, oder?
AntwortenLöschenDass die meisten sich nicht vorstellen können, bis zum Alter von 67 zu arbeiten, ist ausnahmesweise nicht Schuld der Arbeitgeber. Es gab noch nie so viele aktive, gesunde und mobile Menschen jenseits der 60, wie heute. Ein Besuch eines beliebigen kulturell bedeutenden Reiseziels zeigt dies! Wie groß der Anteil des Lebens ist, welcher der Arbeit gewidmet wird, mag jede und jeder selber entscheiden, solange das körperlich möglich ist. Auf dem Bau ist das sicherlich ganz anders als im Handel.
AntwortenLöschenSeien wir doch ehrlich. Vor der großen Kündigungswelle im vergangenen Jahr bestand doch für einige die größte Gefahr für die Gesundheit in Plattfüssen vom Rumstehen.
Wer also nur bis 64 einzahlt, muß weniger bekommen als jemand, der bis 67 einzahlt.
Und da der demographische Wandel (Demoskopie ist was anderes, @ Human) nun mal unbestreitbar kommt, wird es mittelfristig viel mehr Arbeitsmöglichkeiten für ältere Arbeitnehmer mit Lebenserfahrung und Routine geben.