Dienstag, 14. September 2010

Internet - Dichtung und Wahrheit

Folgende Mitteilung der Geschäftsleitung von Hugendubel konnten die Mitarbeiter/Innen am 03.05.2010 am "schwarzen Brett" lesen:

Wir zitieren:

(…) seit Jahren betreiben wir unseren eigenen Internet-Shop im World Wide Web und haben ihn bei unseren Kunden etabliert.
Nun wollen wir unseren Internetauftritt deutlich weiterentwickeln und für unsere Kunden noch attraktiver machen. Daher wird unsere Internetbuchhandlung www.hugendubel.de im Herbst 2010 einen Relaunch erfahren, bei dem die neue technische Plattform die des Shops von www.weltbild.de sein wird.

Dadurch werden wir auch in Zukunft automatisch an den technischen Weiterentwicklungen des Weltbild-Webshops partizipieren.
Für die optimale Integration der Hugendubel Filialen, die Abbildung aller Veranstaltungen, die Umsetzung von Hugendubel-Marketingaktionen und –Vertriebsschwerpunkten wird es eine Hugendubel-Redaktion geben.
Die Bearbeitung des Projektes in Zusammenarbeit mit Weltbild wird von einem kleinen Projektteam unter der Leitung von Petra Cerovac im Mai gestartet und soll rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft abgeschlossen sein (…)

Dies war intern die einzige öffentliche Äußerung der Geschäftsleitung.

Wir haben mit einem Mitglied des Betriebsrats über die Konsequenzen gesprochen, die diese Ankündigung für die Mitarbeiter der Redaktion bedeuten.

Hugendubel Verdi Infoblog:

Interessant ist die Bedeutung des Wortes „Relaunch“.
Automatisch stößt man auf die Erklärung: Verbesserung und Optimierung. Eine Optimierung scheint es zwar in Bezug auf Änderung in Aufmachung, Inhalt und Funktion der Web-Seite zu sein, aber wie sieht es mit einer Verbesserung für die Mitarbeiter aus?

Eines sollte allen klar sein: Es wird definitiv eine Veränderung für die Mitarbeiter/Innen geben. Aber Verbesserungen? Zu den Veränderungen zählen Standortwechsel, Tätigkeitsänderung, Ausscheiden aus dem Betrieb und das Auslaufen von Arbeitsverträgen. Natürlich darf auch die persönliche Komponente nicht vergessen werden: Zukunftsangst, Enttäuschung, Unsicherheit aber auch Wut. Dies sind alles Dinge, mit denen sich die Kollegen/Innen auseinandersetzen müssen.
Wir sind keinesfalls gegen Veränderungen. Aber bitte nicht auf Kosten der Mitarbeiter/Innen!

Wann haben die betroffenen Kollegen von den Plänen erfahren?

Für alle Kollegen/Innen der Internetabteilung kam dies vollkommen überraschend. Aus heiterem Himmel sozusagen. Es gab keinerlei Signale von der Geschäftsleitung, daß der Arbeitsplatz bedroht bzw. ausgelagert werden könnte. Kurz bevor die Ankündigung am „schwarzen Brett“ hing wurden die Mitarbeiter/Innen dann dort informiert.
Bedauerlicherweise wurde die Geschäftsführung nach persönlicher Verkündung dieser „Hiobsbotschaft“ auch nie wieder in der Internet-Abteilung gesehen.

Wie haben die Kollegen/Innen aus der Internetabteilung auf diese Ankündigung reagiert?

Es wird jedem klar sein, daß man so eine Situation erst einmal verdauen muß. Den Verlust des jetzigen Arbeitsplatzes vor Augen zu haben und trotz allem noch versuchen neue Perspektiven für die eigene Zukunft zu finden, das wünscht man niemanden.
Die Kollegen und Kolleginnen, die sich jahrelang engagiert, Ideen entwickelt und sich eingebracht haben, nun auf diese Art und Weise auf das Abstellgleis zu schieben, ist nicht in Ordnung.
Hier lässt man außerdem umfangreiches Fachwissen einfach ziehen. Auch muß man sich fragen, wo bleibt eigentlich die Wertschätzung für die Mitarbeiter und ihre bisher geleistete Arbeit?

Den Kollegen/Innen wurde eine Weiterbeschäftigung zugesichert. Wie sieht diese im Detail aus?

Das konnte von der Geschäftsleitung nicht klar dargelegt werden.
Tatsächlich gibt es Kollegen/Innen, die bis heute noch keine konkrete zukünftige Tätigkeitsbeschreibung in der Hand halten und noch mit Ungewissheit leben müssen. Zwei Kollegen/Innen scheiden aus dem Unternehmen aus (Auslaufen eines befristeten Arbeitsvertrages / Entscheidung gegen das unterbreitete Stellenangebot), ein Mitarbeiter bleibt in anderer Funktion bei Hugendubel und ein Kollege wird befristet in Augsburg tätig sein.

Es heißt, bei Weltbild wird es eine eigene Hugendubel-Redaktion geben.
Welche Kollegen von Hugendubel werden dort arbeiten?

Die Geschäftsleitung nennt es neue „Hugendubel-Redaktion“, in Wahrheit wird nur ein einziger Redakteur der jetzigen Internetabteilung dieser neuen Redaktion angehören.


Wer den neuesten Bericht im Buchreport zu diesem Thema nachlesen möchte, kann dies hier tun:

http://www.buchreport.de/nachrichten/online/online_nachricht/datum/2010/09/08/augsburger-modernisierungsschub.htm

Auch die Kollegen von Weltbild haben einen Artikel dazu verfasst:

http://weltbild-verdi.blogspot.com/

2 Kommentare:

  1. Liebe Kollegen,

    kommt uns alles sehr bekannt vor. Jahrelang leistet man unter widrigen Umständen, ohne Budget gute Arbeit. Und schlagartig wird diese Leistung für unnötig erklärt. Respekt vor den Menschen und ihrem Können, ihrem Einsatz? Fehlanzeige.
    Für die Menschlichkeit, für das Lob, für Respekt und Arbeitsfreude ist man selbst zuständig - die Geschäftsleitung kümmert sich um solch menschlichen Kleinkram nicht. Wohl dem Mitarbeiter, der aufmerksame Kollegen hat und in einem guten Team arbeitet.

    Nehmen wir einfach mal die "Kleinigkeit" unter welchem Namen, für welche Marke man arbeitet. Innerhalb von einem guten Jahr erlebten wir folgendes: Habel bleibt Habel, denn regionale Marken sind wichtig - Oh, an manchen Standorten wäre eine Kombi-Marke Habel-Hugendubel besser - ach nö, Hugendubel ist die stärkere Marke, wir benennen in diesem Herbst um - Ach Quatsch, wir warten lieber bis nächstes Jahr und stampfen Habel ganz ein.

    Wie soll ein Mitarbeiter bei einem solchen sprunghaften Wechsel noch Vertrauen in die GL haben? Sicherlich haben die einen Plan - aber alle 2 Monate einen anderen.

    Was wir derzeit erleben kann ich nur als Verschleiß von Menschen-Ressourcen bezeichnen.

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  2. Das, was du da beschreibst, ist bei WELTBILD seit einigen (zunehmend erfolgloseren) Jahren gelebte Praxis: Carel Halff, der King Lear des Billig-Buchhandels, trifft im Monatsrhythmus neue Strategie-Entscheidungen und setzt diese mit eisernem Zepter (treffender: Vorschlaghammer) durch.

    Schlimm, dass jetzt auch Hugendubel unter der Halff'schen Knute gelandet ist. "Keiner tut mehr für den Buchhandel als wir", hat er irgendeiner Zeitung mal gesagt. Niemand beerdigt ihn effektiver, meine ich. Und Brüderlein & Schwesterchen Hugendubel halten am Ende die Grabrede - sofern sie nicht selber schon mit in die Grube gefahren sind.

    Wehrt euch, solange ihr ihr noch könnt! Das empfiehlt ein

    Kollege von WELTBILD

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