Mittwoch, 1. September 2010

„Totengräberstimmung“: Hugendubel zur Zeit ohne Geschäftsführung

„Ein Teil der Geschäftsführung sei in Urlaub, ein anderer Teil krank – daher müsse man die Anfrage später beantworten“ (melden die Nürnberger Nachrichten am 30.08.2010 online): dies als Antwort auf Nachfragen zu den aktuellen Kündigungen der gesamten Nürnberger Hugendubel-Belegschaft: Sämtliche 32 Mitarbeiter sollen ihren Arbeitsplatz verlieren.


Auf einer Betriebsversammlung vergangen Freitag wurde die endgültige Stilllegung der Filiale bekannt gegeben: Es herrschte „Totengräberstimmung“ (so wird der Nürnberger Gewerkschaftssekretär Manfred Wages zitiert in der Nürnberger Zeitung vom 30.08.2010 online).

Ein völlig unverständliches und mehr als erklärungsbedürftiges Verhalten unserer Firmenchefs. Und in diesem Zusammenhang tun die Unstimmigkeiten bei der Suche nach einer Ersatzimmobilie für den Standort Nürnberg-Ludwigsplatz ein Übriges:

Denn vor Monaten ließ Maximilian Hugendubel zwar verlautbaren (Pressemitteilung vom Mai 2010): "Wir wollen den Standort in der Nürnberger Innenstadt nicht aufgeben und suchen bereits nach einer alternativen Immobilie" – und diese Aussage gelte angeblich immer noch.

Doch dagegen steht die Tatsache, dass die Suche nach entsprechenden Immobilien in der Nürnberger City offenbar kein sehr schwieriges Unterfangen darstellt. So kann Gewerkschaftssekretär Wages „nicht nachvollziehen, dass die Hugendubel-Geschäftsführung offenbar keinen passenden Alternativ-Standort in der Innenstadt findet: ‚Warum schaffen es andere Unternehmen zum Teil sehr schnell, geeignete Verkaufsflächen in Nürnberg zu finden, und die Firma Hugendubel in mehreren Jahren nicht?’“ (Nürnberger Zeitung)

Und auch „wie genau ein alternativer Standort beschaffen sein müsste, damit Hugendubel dort einzieht“ (Nürnberger Nachrichten) – diese Frage kann der Unternehmenssprecher nicht beantworten: Denn dem stehen ja die urlaubs- und krankheitsbedingten Abwesenheiten der Geschäftsführung entgegen!

Nun: Wir wünschen zunächst baldige Genesung und wohlbehaltene Rückkehr aus dem Urlaub.

Danach allerdings – und wir hoffen, dies wird sehr bald sein – erwarten wir Aufklärung: Denn immerhin geht es hier um 32 Menschen, die nach dem Willen unserer Geschäftsführung bald ohne Arbeit sein werden!

Quellen:

Online-Ausgaben vom 30.08.2010

sowohl der Nürnberger Nachrichten:
Buchhändler vor der Kündigung. Hugendubel schließt Haus am Ludwigsplatz nach 26 Jahren
http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/nuernberg/buchhandler-vor-der-kundigung-1.134121



als auch der Nürnberger Zeitung:
Hugendubel am Ludwigsplatz schließt im März 2011. Mitarbeiter bald ohne Job
http://www.nordbayern.de/nuernberger-zeitung/nuernberg-region/hugendubel-am-ludwigsplatz-schliesst-im-marz-2011-1.134119?rssPage=TsO8cm5iZXJnZXIgWmVpdHVuZw==

10 Kommentare:

  1. Ich kann mir kaum vorstellen, daß wirklich nach einer neuen Immobilie gesucht wird oder wurde. Mir kommen da sehr starke Zweifel. Genug Zeit hatten sie ja.
    Auch frage ich mich, wo+ die soziale Verantwortung für die Mitarbeiter bleibt? Dies scheint ein Fremdwort für die Geschäftsführung zu sein. Mir tun die Mitarbeiter aus Nürnberg sehr leid. Sie haben sich jahrelang engagiert und nun das. Ich kann euch nur sagen: Laßt euch nicht unterkriegen!
    Auch bin ich sicher, daß dies noch nicht das Ende ist. Es ist wohl davon auszugehen, daß noch weitere Filialen folgen werden. Die Frage ist nur: wer ist als nächstes dran?
    Welche Ziele, was für eine Planung hat die Geschäftsführung. Was haben sie sich in der Zukunft vorgestellt? Haben sie überhaupt eine längerfristige Planung? Es wäre gut, endlich mal klare Worte zu hören zu bekommen.

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  2. Auch der Belegschaft der Berliner Filiale in der Tauentzienstr.13 wird seit geraumer Zeit erzählt, man sei auf der Suche nach einer neuen Immobilie, da der Mietvertrag zum 31.3.2012 ausläuft und der Vermieter (angeblich) kein Entgegenkommen zeigt, was die Miethöhe betrifft. Leider läuft nicht nur der Mietvertrag dieser Filiale aus. Aber Geschäfts- und Regionalleitung ist kein Statement zu entlocken. Niemand weiß, was kommen wird. Sicher ist, es wird Schließungen geben.

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  3. und hier noch tröstende Worte aus vergangenen Firmenzeiten.
    Ich zitiere (ohne Namensnennung) ein langjähriges Mitglied der Geschäftsleitung, in einem Gespräch unter vier Augen: "Was ist besser als verlieren? -°- Siegen!"
    Kurz danach wurde die Filiale in Siegen eröffnet. Derzeit wird an besagtem Standort wieder investiert.
    Die Aufgabe von Großflächen oder/und Standorten in Großstädten mit hohem Wettbewerbsdruck schaffen dem Mitbewerber entsprechenden Raum.
    Wer siegen will muss auf die Siegerspur,am besten mit seiner ganzen, erfahrenen und schlagkräftigen Belegschaft.

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  4. Hier schafft sich ein Buchhandelsunternehmen ab.
    Zuerst Buch Habel und jetzt geht´s lustig weiter.
    Wer hätte gedacht, dass es mal bessere Arbeitgeber im Buchhandel geben wird.

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  5. So ein Käse!
    Von der Geschäftsleitung ist -Gott sei Dank- definitiv keiner krank, immer mindestens einer anwesend und jeder jederzeit erreichbar!
    Sehr schade, dass es so einfach ist Lügen in die Welt zu setzen, und dass der Betriebsrat das Wort "Betriebsrat" so falsch versteht.

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  6. Alternative Immobilie?
    In Berlin wird angeblich schon seit Ewigkeiten eine Alternative zum Tauentzien gesucht.....
    Und dort stehen auch einige Immobilien leer...
    Nur eine 1-A Innenstadtlage ist nicht mit einer Ramschmiete zu bekommen.
    Aber Berlin ist ja bekanntlich die Stadt der Utopien.

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  7. @Anonym
    Als Lügen würde ich das nicht bezeichnen. Schließlich wurde hier nur die Zeitung °"Nürnberger Nachrichten" zitiert. Diese wurde schließlich damit abgewimmtelt, daß die Geschäftsleitung angeblich krank bzw. auf Urlaub sei! Und der Betriebsrat ist ausschließlich dafür da sich für die Rechte der Mitarbeiter einzusetzen.. und muß nun noch versuchen das Beste für die Kollegen herauszuholen

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  8. es bedarf wohl noch einer Definition zum Wort "Betriebsrat".
    Das Wort besteht eigentlich aus zwei Hauptworten, nämlich (der) "Betrieb" und (der) "Rat", im Plural (die) "Räte". Ein Rat ist ein Gremium, das eine bestimmte Personengruppe vertritt und zur BERATUNG zusammenkommt. In unserem Fall wird über die Interessen der ArbeitnehmerInnen beraten und mit den Vertretern des Betriebes verhandelt. Beratende Funktionen gegenüber dem Unternehmer, hat der Betriebsrat dort, wo eine echte Mitbestimmung (nach den Spielregeln der Mitwirkung) nicht gegeben ist.
    Leitet man vom Begriff "Betriebsrat" irrtümlicherweise das Wort "raten" (im Sinne von beraten) ab, hat man die primäre Funktion des Betriebsrates verfehlt. Denn dafür gibt es den Betriebsberater, in Neudeutsch Unternehmensberater genannt!^

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  9. Geschäftsführer haben noch nie für Mitarbeiter gearbeitet, sondern nur für eigenen Gewinn und der Profitgier von Aktionären. Die Dividende ist wichtiger als der Mitarbeiter. In Nürnberg haben wir dies ja nun schon öfter erlebt und "Middelhoff's Söhne" leben in vielen Unternehmen.....

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  10. Was haben Hugendubel und Co aus unserem Beruf gemacht?
    Insgesamt 17 Jahre habe ich für Hugendubel gearbeitet. Bis 2003 war das auch recht gut so.
    Ich habe die Vielfältigkeit meines Berufes sehr geschätzt. Den Novitäteneinkauf, Verhandlungen mit Verlag und Vertretern, Disposition, Präsentation, Verkauf, Personalführung, Personalplanung,
    eben all das, was ich in der Ausbildung gelernt hatte.
    2005 als ich aus Elternzeit zurückkam, war ich schockiert, was sich in der Zeit verändert hatte.
    Durch den Entzug von Kompetenzen, Einteilung des Personals in Einkäufer, Verkäufer, Führungspersonal, Management wurde zur Buchverkäuferin „degradiert“ wer nicht gerade einen der „höher“ gestellten Posten ergattern konnte.
    Das umfassendes Wissen der BuchhändlerInnen und ihre Erfahrung war nicht mehr gefragt.
    Natürlich sollte damit eine tarifliche Umgruppierung einhergehen, der sich aber Belegschaft und Betriebsrat erfolgreich widersetzt haben.
    Seitdem wurden in Nürnberg keine BuchhändlerInnen mehr eingestellt.
    Unausgebildetes Verkaufspersonal konnte ja zum niedrigeren Tariflohn eingestellt werden.
    „Freundlichkeit vor Kompetenz“ war die Devise der Geschäftsleitung.
    Frust die Folge bei den Angestellten.
    Die Schließung der Filiale wundert bei der Geschichte nicht – Schlecker und Co haben`s ja vorgemacht, wie es geht. Wie man unliebsames und „teures“ Personal los wird.
    Die BuchhändlerInnen die zuletzt im Verkauf gearbeitet haben, bekommen jetzt vom Arbeitsamt Stellen bei Discountern angeboten!
    Liebe KollegInnen besinnt Euch drauf, was ihr gelernt habt. Besteht auf ein absolut qualifiziertes Arbeitszeugnis in dem Eure Arbeiten und Erfahrungen vor der „Reform“ umfassend dargelegt und bewertet werden.
    Leider hat sich zudem gezeigt, dass die Nürnberger Verteter von Verdi nicht eben sehr sorgfältig bei der Einschätzung der Bewertung von Zeugnissen sind. Sei es aus Nachlässigkeit oder Zeitmangel des zuständigen Gewerkschaftssekretärs – lasst eure Zeugnisse am besten unabhängig prüfen.
    Das ist ja das einzige, was viele von uns nach 10 oder 20 Jahren bei Hugendubel in der Hand haben.
    Ich hatte Glück konnte Hugendubel vor diesem Desaster verlassen und mich beruflich und inhaltlich deutlich verbessern. Dieses Glück wünsche ich allen betroffenen KollegInnen auch.
    Von Heinrich Hugendubels Erben bin ich sehr enttäuscht. In Sachen Personalführung kann man sicherlich nicht mehr falsch machen, als sie es getan haben. Schade um eine ehemals sympathische Buchhandelskette.

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