Carel Halff und Maximilian Hugendubel im Buchreport-Interview über die Zukunft der DBH
(...)
„Deutet der gemeinsame Auftritt von Weltbild und dem Joint Venture DBH an, dass Weltbild jetzt den weiteren Takt vorgibt?
Halff: Weltbild und DBH sind heute eine gefühlte und gelebte Einheit: Unter den verschiedenen Marken und in kleinen Organisationseinheiten bearbeiten sie in einer eng abgestimmten Strategie den Markt.
Herr Hugendubel, Sie verantworten in der DBH die Vollbuchhandlungen. Wie weit stimmen Sie mit der Prognose von Herrn Halff überein, dass 40% der Handelsfläche für Bücher verschwinden werden?
Hugendubel: Das ist zu 100% richtig.
Was bedeutet das konkret für Hugendubel, Habel und Weiland?
Hugendubel: Wir schauen uns jede Filiale genau an. Jede Filiale, die dauerhaft am Markt erfolglos ist, hat keine Perspektive. Erstes Beispiel für dieses Vorgehen war die Schließung auf der Berliner Friedrichstraße.
(...)
Im Januar haben Sie im buchreport-Gespräch u.a. die Mietkosten angesprochen. Stehen neben Nürnberg weitere Standorte wegen auslaufender Mietverträge auf der Kippe?
Hugendubel: Mietkosten sind weiterhin ein Thema. Einige ganz wenige Standorte sehen wir uns deswegen derzeit genauer an. Wir führen aktuell Gespräche mit den Vermietern und suchen gemeinsame Lösungsoptionen. Welche Veränderungen es gegebenenfalls gibt, werden wir zuerst intern kommunizieren.“
Quelle: buchreport.express 27/2010
www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/2010/07/13/die-wucht-des-wandels.htm
Wir meinen dazu:
Das Interview ist in zweierlei Hinsicht aufschlußreich. Erstens wegen der darin enthaltenen Information.
Zweitens wegen der darin nicht enthaltenen Information. Beginnen wir mit letzterem.
Überhaupt nicht thematisiert im Interview vom 13. Juli 2010 wurde eine bemerkenswerte Tatsache, die man vorher in der FAZ vom 27. Juni 2010 lesen konnte: Die DBH hat ihre Eigenkapitalquote von 35% auf 50% erhöht. Die Eigenkapitalquote gibt den Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme einer Firma an. Zum Vergleich: Die Eigenkapitalquote von Douglas/Thalia liegt bei 40%. Man kann vermuten, dass diese Erhöhung mit Mitteln aus den 100 Millionen vorgenommen wurde, die aus dem Verkauf der Bol.com-Anteile erzielt wurden. Im Klartext heisst das: während der tiefsten Wirtschaftskrise in der deutschen Nachkriegsgeschichte verfügt das Unternehmen über enorme finanzielle Reserven, um seine Kapitalstruktur substantiell zu verbessern. Konkrete Zahlen über Unternehmensgewinne etc sind nicht bekannt. Exakt bekannt dagegen ist die Ziffer der finanziellen Summe, die daraus für die MitarbeiterInnen vorgesehen ist: Null.
Damit kommen wir zur im Interview enthaltenen Information, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt: Wenn Maximilian Hugendubel prognostiziert, dass 40% der Ladenfläche des stationären Buchhandels verschwinden werden, dann kann man davon ausgehen, dass sich diese Aussage auch auf das eigene Unternehmen bezieht. Die Methode, mit der man diese Flurbereinigung bewerkstelligen will, lässt sich exemplarisch am Fall Nürnberg beobachten: die Nicht-Verlängerung von auslaufenden Mietverträgen.
Fazit: Wir brauchen dringend einen Sozialtarifvertrag. Nie war er so wertvoll wie heute.
Quelle:
www.faz.net/s/RubC9401175958F4DE28E143E68888825F6/Doc~E5D36970C9242415781999078C2ADAB41~ATpl~Ecommon~Sco
Freitag, 3. September 2010
40%? – Hundertprozentig!
Labels:
Filialschließungen,
Sozialtarifvertrag,
WorteVonOben
4 Kommentare:
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Da sieht man mal wieder was der Mitarbeiter für die Firma wert ist: Nullkommanix"
AntwortenLöschenFalls jetzt auch noch 40% der Ladenfläche des Buchhandels verschwinden werden, kann man sich ja ausrechnen wieviel Mitarbeiter noch gebraucht werden. Alles klar. Danke
Also Leute, nun aber mal halblang: Die 40% gehen ja nicht verloren weil die Firmen ihre Mitarbeiter entlassen wollen. Die Entwicklung im Buchhandel ist alles andere als positiv. Und unter der Entwicklung leiden doch die Unternehmer genau so und müssend arauf reagieren. Ob sie das dann immer richtig machen ist natürlich eine andere Frage.
AntwortenLöschenEine Sache ist es,eine Filiale dicht zu machen, wenn sie nicht den Profitvorgaben entspricht. Das nennt man "unternehmerische Freiheit". Eine andere Sache ist es, die betroffenen Mitarbeiter monatelang hinzuhalten und ihnen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zugeständnisse abzuluchsen, obwohl die Entscheidung zur Schließung der Filiale längst gefallen ist. Das nennt man Täuschung.
AntwortenLöschenDanke "klares Wasser"! Zu der Vorspiegelung falscher Tatsachen kann ich zwar nichts sagen. Ich glaube aber sofort, daß sich die GL nicht offen und klar genug mitgeteilt hat. Und wahrscheinlich auch ziemlich spät. Wie so oft.
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