Kommentar der Infoblog-Redaktion zum Abschluß des Manteltarifvertrages
Es war wie immer. Eine Aktion der KollegInnen von Weltbild am 17. September hat den Verhandlungen den nötigen Nachdruck verliehen und sie zum Abschluß geführt. Konkret heißt das: Eine gewerkschaftlich organisierte Weltbild-Lageristin mit Tarifgruppe I holt für den Hugendubel-Kollegen mit Tarifgruppe III, der womöglich noch nie in seinem Leben Gewerkschaftsmitglied gewesen ist, die Kohle(n) aus dem Feuer.
Liebe Kolleginnen und Kollegen hier bei Hugendubel: Das ist beschämend und ein Armutszeugnis! Bei dem Kampf um den Sozialtarifvertrag wird kein Weltbild-Kollege mal eben zur Warnung für den Arbeitgeber den Computer runterfahren und damit das DBH-System stören. Den STV müssen wir ganz alleine erreichen.
Insbesondere die BetriebsrätInnen bei Hugendubel sollten sich mal langsam Gedanken darüber machen, wie diese Misere beendet werden kann.
Die Kolleginnen und Kollegen, die sich um solche Fragen nicht scheren und die diese Zeilen hier höchstwahrscheinlich niemals lesen werden, sollten sich wenigstens einmal selbst die Frage stellen, wie eigentlich so ein Manteltarifvertrag zustande kommt. Wie stark das Gehalt erhöht wird, ob das Weihnachtsgeld gestrichen wird oder welche Zulagen wegfallen, ist in erster Linie eine Machtfrage. Wer schlecht organisiert ist, alles hinnimmt und nicht kämpft, hat eben auch keine Macht.
Es ist wirklich schade, daß die GL so schlau ist und den Manteltarifvertrag auch den Nicht-Gewerkschaftsmitgliedern zahlt. Es wäre nämlich wirklich lustig, sich vorzustellen, wie diese Kolleginnen und Kollegen dann einzeln im Büro des Personalchefs antanzen und um ihren Lohn kämpfen müßten.
Es wäre ein heilsamer Schock.
Donnerstag, 7. Oktober 2010
Kohle ins Feuer
Labels:
Manteltarifvertrag,
Standpunkt
4 Kommentare:
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Ein gängiges Argument, sich nicht zu solidarisieren und gewerkschaftliches Engagement zu unterstützen ist:
AntwortenLöschenIch will doch für DEN nicht die Kastanien aus dem Feuer holen.
Und es stimmt.
Auf den herausstehenden Nagel haut man drauf, sagt man in Japan.
Den Kopf hinzuhalten für jemanden, den man eigentlich nicht leiden mag, ist nicht verlockend.
Für anonyme Flutopfer mal 10 Euro zu spenden geht schneller und ist ein billiges gutes Gewissen.
Aber es ist der falsche Ansatz und man sollte einen größeren Zusammenhang herstellen.
Natürlich nervt es auch mich auch, wenn ich in meiner spärlichen Freizeit durch das Gewerkschaftshaus schlappe und sehe auf den Gängen die abgeräumten Kanapeeplatten vom Partyservice (ungelogen!).
Da kommt mir schnell mal der Gedanke, sind das hier auch nur alles Bonzen, die sich auf meine Kosten einen schönen Lenz machen?
Oder die angehenden Stadtverordneten der Linken, die Phrasendreschmaschine (progressive Seite nach oben) in der einen und das Megafon in der anderen Hand.
Eigentlich ganz wie unsere Mikromanager, nur die Klamotten sind anders.
ABER:
Meinen Arbeitsplatz habe ich nur noch dadurch, dass der Gesetzgeber der puren Willkür einen Riegel vorschiebt.
Das ist von unschätzbarem Wert!
Wir sind so verwöhnt in vielen Dingen, dass wir uns nicht bewusst machen, dass diese Privilegien einst hart erstritten wurden.
Den Menschen, die das erst ermöglichten, sollte man Respekt zollen und diese Errungenschaften nicht leichtfertig in den Müll werfen. Laut Verdi-Flyer waren es übrigens (natürlich!) Bücherwürmer, die das alles in Gang brachten. Also stolz den Kopf hoch!
Und darum: Mitmachen!
Auch wenn es anstrengt, nervt, frustriert.
Und man müde ist.
Nur noch die nächste Runde.
Und dann die nächste.
Und vielleicht mal in das neue Buch von Precht geschaut.
Ein wirklich gelungener Artikel!
AntwortenLöschenFür uns kämpfen können nur WIR selber. Mit Unterstützung der Gewerkschaft.
Wir müssen endlich aktiv werden. Solidarisch handeln und den Sozialtarifvertrag unterstützen.
Schließlich sind WIR es, die den STV wollten, WIR, die davon profitieren und es sind schließlich und endlich WIR die uns dafür einsetzen müssen.
Also liebe Kollegen: Tut was, engagiert Euch
Sir Vivor kann ich in mancher Hinsicht gut verstehen. Wenn man die Nadelstreifenanzüge beim Shaking Hands sieht (links der Kapitalvertreter, rechts der Gewerkschaftsfunktionär), dann kriegt man die blanke Wut. Ich würde auch sofort aus der Gewerkschaft austreten, wenn, ja wenn ich eine bessere Organistion fände. Die gibt es aber vorläufig nicht. Ich denke, wir müssen uns unsere Organisation wieder zurückerobern. Mehr Basisdemokratie, mehr Kontrolle der Gewerkschaftsspitze von unten, Basisdruck eben. Denn der gesamte Gewerkschaftsapparat ist für uns da, nicht wir für sie, damit sie einmal im Jahr am 1. Mai eine Kulisse für ihre Sonntagsreden haben. Wir müssen aus dieser Organsiation wieder das machen, wofür sie einmal gegründet worden war: eine kämpferische, solidarische und demokratische Organisation zur Verteidigung der Interessen der lohnabhängig Beschäftigten.
AntwortenLöschenDie demokratischen Werkzeuge sind bei ver.di genügend vorhanden, dieses Jahr sind übrigens Organisationswahlen. Das Problem ist doch, dass sich oft nicht genug Leute finden die dort mitarbeiten und es einige Gremien (wie z.B. Jugendfachkreise) gar nicht gibt. Und dann bleibt den Hautpamtlichen nicht anderes möglich als ihre eigene Meinung zu vertreten. Hauptamtliche dürfen sich in exestierenden Fachkreisen stimmrechtltich gar nicht äußern.
AntwortenLöschenGibt es ein (jugend)Fachkreis nicht, wird dieser auch nicht im Bezirksvorstand vertreten, hat weniger Möglichkeiten im Landes- bzw. Bundesvorstand. Kettenreaktion.
Wir brauchen einfach mehr aktive Mitglieder.
Wenn es nur um reinen Aktivismus geht, rate ich dir zur FAU (http://www.fau.org). Die starten gute revolutionäre Aktionen gegen Arbeitgeber und Großkapital, ihnen wurde aber dieses Jahr die Tariffähigkeit aberkannt.
B.