Freitag, 10. September 2010

Blick durch die Linse – vier unterhaltsame Possen

Ein Diebstahl

Endlich dürfen wir einen Videoüberwachungsraum betreten und die vielen laufenden Bildschirme betrachten. Menschenmassen bewegen sich in den verschiedenen Ecken der Verkaufsräume, an den Regalen stehen vereinzelt Kunden.

Wie beispielsweise dieser im grauen Anzug gekleidete Herr um die vierzig, mit den beiden Büchern in der Hand. Elegant lässt er die Titel „Quintentod statt Quantenheilung“ und „Losungen für Kleinkriminelle“ in die Innentaschen seiner Jacke verschwinden. Nun macht er sich bequem auf den Weg zum Ausgang. Klarer Fall für den Hausdetektiv.

Wenngleich vom Kleinmeister gekonnt vorgetragen, mündet das Ganze doch in Strafanzeige und Hausverbot.

Erste Hilfe

Werfen wir nun einen Blick durch die Linse, zu einer vollbesetzten Leseinsel. Niemand dort beachtet die zierliche Frau, die gerade mittels Tapeziermesser ihre Sammlung von Koch-rezepten ergänzen möchte. Was gerade noch mit einem glatten Schnitt begann, endet im Desaster, nachdem die Klinge abrutscht und die Dame im Angesichte ihres eigenen Blutes bewusstlos zusammenbricht. Die Videokamera bleibt erstarrt stehen, da der Sicherheitsdienst sich sofort auf den Weg zu einem Ersthelfer macht. Betrachten wir noch ein Weilchen die am Boden liegende Frau ………

Im Hintergrund bildet sich eine lange Warteschlange an der Kasse, während oben genannte Helfer die menschenleere Leseinsel betreten und sich um die zur Patientin mutierte, vermeintliche Kundin kümmern. Etwas Zeit war für den Zweit- oder Dritthelfer notwendig, den Erste-Hilfe-Kasten aufzutreiben, mit dem dieser nun die Szene betritt. Die sich im Krankenstand befindliche, weibliche Person wird zu guter Letzt vom örtlichen Sanitätsdienst abgeholt.

Keine wirklich schöne oder preiswürdige Szene, jedoch Beweis für die Tatkraft der handelnden Personen vor Ort, die größeres Blutvergießen, auch hinsichtlich des Teppichs, verhindert haben.

Ein Münchner Original

Viel Betrieb herrscht laut Bildschirm 5 in der Bavarica-Abteilung (Regionalia für Bayern und München). Dem älteren, typischen Münchner Original mit den zwei Gamsbärten, der einer kompetenten Buchhändlerin hinterherhinkt, ist von den Lippen folgendes abzulesen: „Halt, Froilein! I kunn ned so schnoill, i kunns ned daschnaufa!“ In der Übersetzung: „Halt, Fräulein! Ich kann mit ihnen nicht Schritt halten, mein Atem reicht nicht aus!“ Schon hat der Herr seinen Gehstock gegriffen, um die schüchterne Kollegin durch einhaken am Oberarm zurückzuhalten. Die Videokamera ist aber nun über diese Szene hinweg und dreht sich Richtung Geländer, wo unserem Blick ein Sturz in die Tiefe droht. Rechtzeitig hat der Videograph allerdings den Film zurückgedreht, um sich das Ganze noch einmal anzusehen.

Im Berliner Videozentrum wird dieser Vorgang mit Sicherheit als Tätlichkeit eingestuft, daher empfiehlt es sich, den Fachleuten vor Ort das Feld zu überlassen. Dies gilt insbesondere dann, wenn man es mit fremden Kulturen zu tun hat. In unserem speziellen Fall hat der echt bayrisch-katholische Hirte sein verlorengegangenes Schaf eingefangen. Gott sei Dank hat er sie nicht an der Fessel erwischt. Alles in allem ein unterhaltsames Münchner Schmankerl.

Mangelnder Lokalkolorit

Ein letztes Mal folgen wir der Kamera durch die Räumlichkeiten. Am rechten Bildrand taucht die Kante eines Infos auf und es ist zweifelsfrei ein Ellbogen darauf zu erkennen. In freudiger Erwartung, die Person zu identifizieren, die gerade mit der Nachpolitur des Infos beschäftigt ist, werden wir plötzlich mit vielen schwarzen Balken konfrontiert, die Info und Personen dort verdecken. Getrost kann die Kamera angehalten werden, um das „Schwarz“ in all seinen Farbtönen und seiner ganzen Trostlosigkeit zu verfluchen. Längere Betrachtung und damit einhergehende tiefe Depressionen, schreien nach Veränderung.

Farbe muss ins Bild ! Was für Berlin die Farben blau-weiß, sind für Frankfurt die Farben rot-schwarz-weiß. Weiß-blaue Rauten könnten den schwarzen Ton an den Münchner Bildschirmen ersetzen. Hier sind die Verantwortlichen gefordert, durch echten Lokalkolorit das Dunkel zu vertreiben.

Kehren wir noch einmal an die Balken auf dem Monitor zurück. Der Kollege von der Sicherheit lässt die Kamera weiterlaufen. Das Dunkel schwindet und am linken Bildrand ist gerade noch ein Rest des Infos zu sehen, bevor in den Verkaufsräumen die Lichter ausgehen.

Ach ja ! Feierabend ! Hätte ich fast vergessen.

3 Kommentare:

  1. Was wollen uns der/ die Autoren mit dieser "Glosse" sagen? Sorry, keine Ahnung.

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  2. Ich finds ganz gut, daß man manchmal nicht alles 100%ig erklärt, damit es auch ja garantiert der letzte kapiert. Dem anonymen Poster um 7:06 möchte ich damit aber keineswegs Dummheit oder ähnliches unterstellen. Dieser Hinweis nur zur Klärung, bevor es hier Mißverständnisse gibt.

    Danke für die Glosse!

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  3. Ich kapier es auch nicht wirklich. Aber es ist mal angenehm was "Unspektakuläres" zu lesen

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