Mittwoch, 14. November 2012

Von der Zeitnot zum Zeitwohlstand




Zeit und Mobilität

Die allgemeine Erfahrung von Mobilität und Zeit liefert ein paradoxes Ergebnis, auf den Kern gebracht:

  • Noch nie war die uns verfügbare Lebenszeit so reichlich bemessen wie heute;
  • Noch die waren die zeitlichen Zwänge zur Überlebenssicherung so gering wie heute;
  • Noch nie war die mittlere verfügbare Geschwindigkeit so hoch wie heute
  • Und bei all dem leben wir heutzutage so gehetzt wie nie zuvor

Entwicklung der Zeitbestimmung

  • Die Sonne bestimmt die Zeit
  • Die Zeit der Menschen ist rhythmisch
  • Die Nacht bestimmt das Ende des Tages


Geschichte der Uhrzeit 

Die Geschichte der Uhrzeit beschreibt in der Regel die Geschichte der mechanischen Uhr. Im 13.Jahrhundert vermutlich in Oberitalien erfunden, verbreitete sich die mechanische Uhr entlang der Handelswege vorerst über ganz Europa.


„Unrentable Zeiten“ 

Mit der Formel „Zeit ist Geld“ wurde die Zeit ökonomisiert und zur knappen Ressource erklärt. Zeitvergeudung galt daher als erste und prinzipiell schwerste aller Sünden. Geschwindigkeit wurde zu einem Güterkriterium. Mit der Elektrifizierung und der künstlichen Beleuchtung begann auch die „Kolonisierung der Nacht“ – die Geburtsstunde der „Nonstop-Gesellschaft“ deren Programm das Außerkraftsetzen natürlicher Rhythmen war. „Alles - zur jeder Zeit – und überall“ wurde zur Losung.


Unsere innere Uhr

Die chronobiologische Forschung belegt, dass der Mensch nach mehreren biologischen Rhythmen lebt. Diese betreffen den Tagesverlauf genauso wie den Jahresverlauf. Also eine Art innerer Uhr.


Zeit ist nicht gleich Geld und…

Foto: Gerd Altmann / pixelio.de



„Zeit ist Geld“ formulierte Franklin von 200 Jahren.
Diese Gleichsetzung ist allerdings falsch, denn:

  • Zeit ist unwiederbringlich
  • Zeit ist unverzinslich

Stunde ist nicht gleich Stunde, denn:

  • Es ist nicht egal ob ich zwischen 10 Uhr und 11 Uhr arbeite,  oder zwischen 22 Uhr und 23 Uhr
  • Es ist nicht egal ob ich am Montag morgen oder am Sonntag nachmittag arbeiten muß
  • Es ist nicht egal ob eine Woche Urlaub über lange Zeit geplant ist oder von jetzt auf gleich gegeben wird


Zeitstrukturwandel durch wirtschaftlichen Wandel

  • Beschleunigung der ökonomischen Abläufe
  • Ausdehnung der Betriebszeiten
  • Entkoppelung von Betriebs- und Arbeitszeiten
  • Erhöhte Flexibilität individueller Arbeitszeiten


Folgen des Strukturwandel durch wirtschaftlichen Wandel:

Die sozialen Rhythmen des Alltagslebens lösen sich auf. Die Zeitbestimmung, Zeitordnungen werden individualisiert. Die Zeitkonflikte erhöhen sich. Die Zeitkoordination wird privatisiert und der Aufwand für diese Zeitkoordination steigt.

Güterwohlstand und Zeitwohlstand Zu bedenken ist Folgendes:
Der Güterwohlstand wächst, jedoch nicht die Lebensqualität!
Denn „immaterielle Güter wie Behausung, Geborgenheit, Zuwendung und Harmonie, Beachtung und Geltung, Fürsorge und Selbsterweiterung, Welterkenntnis und Weltgestaltung wachsen nicht mit. Da diese Güter nur durch eigene Tätigkeit wachsen, brauchen wir Zeit dazu. Diese wird aber zum Erreichen des Güterwohlstandes verbraucht durch:

„Mehrarbeit“ in allen Formen. Konsum als Werteorientierung. Die Zivilgesellschaft wird in den Produktionsprozess einbezogen. „Ikeaprinzip“ (Homebanking, Schnellrestaurants, Warentransport durch Kunden)


Was tun! 

  • Wir müssen unsere Rhythmen und die der Natur berücksichtigen
  • Alles zu seiner Zeit, bedeutet das richtige Zeitmaß finden. Alles hat seinen Zeitpunkt
  • Gegen die Monokultur der Beschleunigung brauchen den Wechsel von Bewegung und Pause in der Natur, aber auch bei uns
  • Ladenschluß begrenzt Konsumzeiten und ist einer der wesentlichen Schutzanker gegen die Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft
  • Wir brauchen gesellschaftliche Zeitrhythmen und Zeitanker, diese werden aber zuallererst in den Betrieben geschaffen und auch dort wieder aufgelöst



Quelle:
ver.di Bayern – Fachbereich Handel

1 Kommentar:

  1. Solidariät mit den Generalstreiks in Spanien, Portugal, Italien und Griechenland!


    14.11., ab 17 Uhr: Europäischer Streik- und Aktionstag;

    Berlin
    - Pariser Platz am Brandenburger Tor, 15:00
    Kundgebung und Demonstration, Solidaritäts-Manifestation mit Kulturprogramm
    Anschließend, 16:30 Uhr: Treff am Europäischen Haus, Unter den Linden, Ecke Wilhelmstraße. 17:00 Uhr: Demonstrationszug zahlreicher Solidaritätsinitiativen

    Frankfurt a. Main
    - DGB-Haus, Wilhelm-Leuschner-Strasse, 10:00
    Kundgebung vor dem DGB-Haus Frankfurt am Main
    Redner: Stefan Körzell, Bezirksvorsitzender
    Thorsten Schäfer-Gümbel, Vorsitzender der SPD LV Hessen

    Hamburg
    - Gänsemarkt, 17:00
    Kundgebung, anschließend Demo zum Griechischen Generalkonsulat in der Neuen ABC-Straße.


    München: Kundgebung Wittelsbacher Platz Muenchen. (ca. bis 19 Uhr)


    Stuttgart
    - Büchsen-/Ecke Kronprinzstraße, 16:00
    Kundgebung der IG Metall mit Beiträgen von Hans-Jürgen Urban, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, Uwe Meinhardt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Stuttgart, Angelica Jimenez-Romo, IG Metall Vorstandsverwaltung, Bernhard Löffler, DGB-Regionsvorsitzender Nordwürttemberg


    Wiesbaden
    - Mauritiusplatz, 16:00
    Infostand + Ab 18:00 Kundgebung auf dem Mauritiusplatz; Auf einer Riesenpostkarte werden Soli-Unterschriften gesammelt und überdimensionierte Zeitungen aus
    Pappe gelesen werden.


    Würzburg
    - Hauptbahnhof, 16:00
    Flugblattaktion, Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus der DGB Region werben für Alternativen zur herrschenden Politik in Europa und bekunden ihre Solidarität mit den Beschäftigten im Generalstreik an diesem Tag in Griechenland, Portugal und Spanien.

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