Mittwoch, 13. Juli 2011

MEDIEN-LINKS: "Wenn nicht jetzt, wann dann?" ...


...  so überschreibt die Süddeutsche Zeitung (11.07.2011) ihren Artikel zum Warnstreik vom 6.Juli bei Hugendubel - und berichtet über weitere Münchner Unternehmen und aktuelle Konflikte zwischen Firmen-Leitung und Firmen-Belegschaft - bzw. deren gewerkschaftlicher Interessensorganisation  ver.di :

Münchner Traditionsgeschäfte - 
Der Einzelhandel in München ist in Aufruhr
 

"Vergangene Woche legten zahlreiche Beschäftigte der  Buchhandlung Hugendubel  zwischenzeitlich die Arbeit nieder, um für einen  Sozialtarifvertrag  in ihrem Unternehmen zu demonstrieren."

http://www.sueddeutsche.de/r5t38b/97387/Wenn-nicht-jetzt-wann-dan.html

... an dieser Stelle sei nochmals daran erinnert: 

Die Buchhandelskette "Hugendubel" ist kein "Münchner Familienunternehmen" mehr!  

Die Geschwister Hugendubel sind nur noch "stark reduziert" - de facto weniger als zur Hälfte! - Herr über das namensgleiche "ehemalige Münchner Traditionsgeschäft" (welches jetzt - dies ist eigentlich nur folgerichtig - auch sein "Stammhaus" aufgibt und schließt)!

Die Richtlinienkompetenz für "Hugendubel" liegt ohne Frage bei WELTBILD-Chef Carel Halff, somit also beim äußerst kapitalstarken und eindeutig dominierenden DBH-Partner WELTBILD aus Augsburg - einem Unternehmen, das sich zu 100% im Besitz der katholischen Kirche befindet. 

Mit der DBH-Gründung 2006/2007 war das Ende des einstmaligen "Familienunternehmens Hugendubel" besiegelt; Maximilian und Nina Hugendubel haben sich damals von der Unabhängigkeit ihres Buchhandelsimperiums verabschiedet und sich in die Hände von WELTBILD (und somit der katholischen Kirche) begeben.


Und M.H., der "geschäftsführende Gesellschafter" der DBH-Marke "Hugendubel" meldete sich am 6. Juli, dem Tag der Münchner Hugendubel-Betriebsversammlung mit anschließendem Salvatorplatz-Warnstreik, in der Süddeutschen Zeitung zu Wort - und berichtete an diesem historisch bedeutsamen Tag über ein "unvergessliches Ereignis":


MÜNCHEN   6. JULI 2011  ---  screenshot

Doch schienen ihn weniger die Anliegen und das Schicksal der Hugendubel-Angestellten zu beschäftigen - als ein ganz anderes "Thema des Tages", zu dem er sich (platziert zwischen "Menschen von der Straße" und "Promis" aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Sport) - als "Familienmensch" präsentiert und meint: "Wenn es klappt, nehme ich jedenfalls meine Söhne mit". 
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/reaktionen-auf-olympia-entscheidung-es-ist-furchtbar-schade-1.1116866-16

Wir sind der Meinung: Angesichts der aktuellen Situation bei der DBH-Buchhandelskette "Hugendubel" gibt es für uns wahrlich wichtigere Dinge - als die Spekulation darüber, ob und wo "Hugendubel-Vater und -Söhne" im Jahre 2022 gemeinsam am Rande irgendwelcher Pisten stehen könnten! 

Daher unsere Frage an Maximilian Hugendubel:

Wie gehen Sie mit den Anliegen der Beschäftigten "Ihrer"
(hierzu siehe oben) Firma um, die sich - bereits für 2012 (!) - große Sorgen um ihre Jobs machen? 


"Wir Mitarbeiter fühlen uns nur noch verschaukelt - und als Kostenfaktor, der möglichst niedrig gehalten werden soll - oder der ganz entfernt werden soll."

... heißt es am 6. Juli in einem der Kommentare zum Börsenblatt-Artikel: 

Verdi ruft Hugendubel-Mitarbeiter zum Streik auf   

"Die Gewerkschaft Verdi lässt in Sachen Sozialtarifvertrag nicht locker: Um die Geschäftsführung der DBH-Tochter Hugendubel zurück an den Verhandlungstisch zu holen, ruft sie die Angestellten Münchner Filialen zum Warnstreik auf.
Die Begründung: 'Alle bisherigen Versuche, die Geschäftsleitung zu konstruktiven Verhandlungen zu bewegen, sind gescheitert.'"  

... und weitere Kommentator/innen meinen:

"Die 'dramatischen Umwälzungen' der Buchbranche allein auf dem Rücken der Mitarbeiter auszutragen, ist nicht wirklich zukunftsorientiert."
"Sogenannte 1-A-Lagen  plus  schickes Ambiente  plus  Konzentration auf Schnelldreher und Non-Books  plus  mehr Geschäftsführer  -  und das alles mit immer weniger Personal und Service  -  diese Strategie wird den Standort-Buchhandel der Filialketten sicher nicht retten."
 
"Wenn wir in die Zukunft sehen, sind weitere Schliessungen vorprogrammiert."  



Im Buchmarkt wird der Warnstreik vom 6. Juli beschrieben als eine Reaktion auf die bereits durchgeführten und geplanten Filialschließungen in Nürnberg, Wetzlar, Kassel, Krefeld, Berlin - sowie am Münchner Salvatorplatz (dem Hugendubel-Stammhaus).

Betriebsrat und Gewerkschaft ver.di fordern über den Abschluss eines Sozialtarifvertrages:
-  die restlichen Filialstandorte zu sichern
-  Versetzungen aufgrund der Schließungen sozial zu gestalten
-  Finanzierung von Umschulungsmaßnahmen 
-  Wahlmöglichkeit zwischen Abfindung und Weiterbeschäftigung. 

http://www.buchmarkt.de/content/47575-ver-di-kuendigt-warnstreik-bei-hugendubel-in-muenchen-an.htm


Ein klares Signal -
Hugendubel-Mitarbeiter wollen Tarifvertrag durchsetzen

... so überschreibt der Buchreport seine Berichterstattung zum 6. Juli - und fährt fort: 

Nach Angaben von Verdi haben 75 Hugendubel-Mitarbeiter an der Betriebsversammlung teilgenommen, davon seien 50 vor dem Stammhaus am Salvatorplatz in Streik getreten.

„Wir verhandeln nun seit zwei Jahren ohne erkennbares Ergebnis, resümiert Verdi-Vertreter Georg Wäsler. 

Da die Geschäftsleitung nach wie vor keine Bereitschaft zeigt, auf die Mitarbeiter zuzugehen, war es notwendig, die konventionellen Mittel zu verlassen und mit dem Streik ein klares Signal zu setzen.“   

Die Geschäftsleitung müsse erkennen, dass man die wirtschaftlichen Entwicklungen im Unternehmen und in der Branche allgemein nicht ohne Unterstützung der Belegschaft stemmen könne, so Wäsler weiter. Er hoffe, dass die Chefetage „das Signal erkannt hat“.

Verdi zeige weiterhin Verhandlungsbereitschaft, wenn sich aber innerhalb der nächsten drei Monate „kein Sinneswandel abzeichne“, werde die Arbeitnehmervertretung eine bundesweite Vernetzung der Hugendubel-Mitarbeiter anstreben. Zudem werde dann geprüft, ob „nicht auch deutlichere Arbeitskampfsignale in Frage kommen“.


Und ein "Buchhändler aus München" kommt im Buchreport als Kommentator zu folgendem - sehr überzeugenden - Schluss: 

Wir werden weiter für den Sozialtarifvertrag kämpfen!
 

10 Kommentare:

  1. Auch wenn die Hugendubels gar keine echten Firmen-Chefs mehr sind: Sie sind auf jedenfall veranwortlich für ihre Mitarbeiter!

    Der Skandal wird zusätzlich nur noch größer, wenn "unser" Unternehmen inzwischen eigentlich der katholischen Kirche gehört!

    Das weiß doch so gut wie niemand (und nicht mal, daß Weltbild der Kirche gehört, ist allgemein bekannt)!

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  2. Der Münchner Streik war ja wohl ziemlich erfolgreich. Und die Betriebsversammlung auch. Aber was ist los in Berlin oder in Kassel?

    Das müsste bald mal überall in ganz Deutschland richtig losgehen mit unserer Gegenwehr. Ich warte!

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  3. Warum wird hier eigentlich immer so über die Familie Hugendubel gespottet, wenn sie irgend etwas in der Öffentlichkeit machen was sich nicht mit der Not und dem Elend der gebeutelten Mitarbeiter zu tun hat. Man sollte es kaum glauben, aber die beiden haben vielleicht sogar ein Leben ausserhalb der Firma? Oder dürfen sie das nicht? Und das ist jetzt absichtlich ganz abseits von jeglicher beruflicher Qualifikation die ich mir nicht traue ihnen abzusprechen. Aber anscheinend kennen ja alle anderen hier alle Fakten und können daher die Entscheidungen der GL genau beurteilen. Die Amis haben da einen schönen Ausdruck. Monday morning Quaterback, so kommen mir hier die meisten vor.

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  4. Wenn ich den Text richtig lese, geht es nicht um eine Verspottung des Herrn Hugendubel, sondern um die Feststellung, dass der am selben tag statfindende Warnstreik kommentarlos übergangen wird. Wieso das besserwisserisch (= m.m.quarterback.) sein soll, weiss ich nicht.

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  5. Was ist mit dem ausführlichen Bericht über die BV? Bevor ihr Euer Echo in den Medien abfeiert, wäre es vielleicht sinnvoll, erst mal den angekündigten Bericht abzuliefern. Ich habe manchmal den Eindruck, dass es Euch vor allem um Medienpräsenz geht. Etwas mehr Selbstkritik wäre angebracht. Sooo viele Leute haben beim Warnstreik auch wieder nicht mitgemacht.
    Denkt mal drüber nach!

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  6. Was erwartest Du denn von dem Betriebsversammlungsbericht? In dem Jetzigen steht doch schon alles. Mehr gibt's eigentlich nicht zu sagen. Ich war da und ich wüsste nicht, was noch fehlt.

    Wieso sollen die Macher vom Blog Selbstkritik üben?
    Was hat das mit Selbstkritik zu tun?

    Der Streik war erfolgreich. Punkt.
    Man sollte sich eher freuen, dass viele Kollegen in die Zukunft blicken und den STV einfordern und dafür sogar protestieren.
    Kompliment an alle, die mitgemacht haben.

    Ich finde, dass von den auf der Betriebsversammmlung Anwesenden viele mitgemacht haben. Von 70 haben über 40 gestreikt!
    Und das aus der BV heraus.
    Wären mehr auf der Betriebsversammlung erschienen, wäre die Quote sicher noch besser gewesen.
    Da kann es nur heißen: andere Städte müssen nachziehen und München muß weiter dran bleiben. Es geht immer noch besser!

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  7. Die Firma Hugendubel kann sich die sog. 1-A-Lagen doch an vielen Standorten gar nicht leisten - selbst wenn sie auf die Mitarbeiter gänzlich verzichten würde. Und welches Sortiments-Konzept soll Kunden in die Läden locken, beim Stöbern findet man doch kaum noch etwas Besonderes, die Bestseller gibt es doch bereits auch in den Supermärkten. Ich verstehe diese Art von Geschäftsmodell nicht.

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  8. @Anonym 13.Juli 22:19
    Folgerichtig kommt es in Berlin demnächst wieder zu Kündigungen einer grossen Anzahl an Mitarbeitern. Eine massive Gegenwehr der betroffenen Mitarbeiter gegen eine seit Jahren nicht erfolgreiche Geschäftsstrategie müsste doch jedem einleuchten.

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  9. Besonders schön und motivierend für die Mitarbeiter ist auch, wenn Filialleiter über die Höhe der Personalkosten stöhnen. Dabei sind kaum noch Mitarbeiter in den Läden zu finden, so stark wurde ausgedünnt.
    Die vielen Kundenbeschwerden über nicht vorhandenes Personal erreichen die Führungsebene leider nicht.

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  10. Vermutlich hat die GL - allen anderslautenden Bekundungen zum Trotz - die Region Berlin schon abgeschrieben. Die katastrophale Unterbesetzung und die täglich sich häufenden Kundenbeschwerden sind ihr wurscht, das Wohlergehen der Mitarbeiter sowieso. Seit Jahren schon wird kaum noch etwas investiert. Hauptsache, die Kosten sinken immer weiter.

    Solange die Läden trotzdem noch Umsatz abwerfen, bleiben sie geöffnet. Sollte das irgendwann nicht mehr der Fall sein, weil sich die Kunden diese Zustände nicht mehr bieten lassen, dann hat man schon die Begründung für die Schließung parat: Angeblich wollen die Leute gar kein stationäres Einkaufserlebnis mehr, sondern lieber selbständig im Internet recherchieren und bestellen ("Multi Channeling").

    Diese Argumentation erinnert fatal an ähnliche Sprüche vieler Dienstleistungsunternehmen (Post, Banken, Bahn), die in den letzten Jahren Personal und Service abgebaut haben und dabei auch noch dreist behaupten, im Interesse ihrer Kunden zu handeln. Dann sollte man lieber so ehrlich sein, den Kunden zu sagen, daß auch sie zu teuer, zu aufwändig, zu anspruchsvoll sind und gefälligst in Zukunft kostenneutraler einzukaufen haben.

    Dss angestrebte Geschäftsmodell ist eine Kombination aus Amazon und Filialen in 1a-Lage, in denen nur noch Teilzeitaushilfen und Selbstbedienungsterminals stehen. Um dahin zu gelangen, sind weitere Massenentlassungen die Voraussetzung.

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