Freitag, 1. Juli 2011

Talking Heads

Zum Start einer neuen Reihe

"Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden".
Dieser Satz stammt von Marx. Karl, nicht Reinhard. Damit dies so bleibt, gibt es Massenmedien.
Und da Meinungen nicht von selbst entstehen, wird nachgeholfen, sind Multiplikatoren notwendig. Deshalb wird es in dieser kleinen Reihe, die in unregelmäßiger Folge erscheinen wird, leider nicht um die gleichnamige New Wave Band um ihren charismatischen Sänger David Byrne gehen, sondern tatsächlich um die Talking Heads in den Polit-Talkshows, um die Sprechenden Köpfe also, die - von unseren Gebühren bezahlt - ganz zufällig als ihre "Experten"-Meinung immer die Meinung der herrschenden Klasse unter´s Volk zu bringen haben. Heute zum Auftakt kein einzelner Talking Head, sondern eine ganze Sendung: Anne Will.

Was ist das für ein Tag der Arbeit?

Eine gute Frage. Auch wenn sie die Leitfrage zur Sendung Anne Will vom 1. Mai 2011 ist:
"Malochen lohnt nicht - Was ist das für ein Tag der Arbeit?". Aber bevor wir urteilen, sehen wir uns lieber die Gästeliste an:

Gesine Schwan, SPD-Politikerin, Politologin, Ex-Bundespräsidentenkandidatin
Norbert, Blüm, Bundesarbeitsminister a.D.
Johannes Vogel, Arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion
Christian Rickens, Redakteur beim "Manager Magazin"
Werner Mang, Schönheitschirurg

Moment mal. Halten wir fest: Es handelt sich um die Sendung zum 1. Mai. Kampftag der Arbeiterklasse.
Nicht eingeladen als Hauptgast in die Sendung ist ein normaler lohnabhängig Beschäftigter.
Nicht eingeladen in die Sendung als Hauptgast ist ein Vertreter der Gewerkschaft.

Aber halt. Wir waren etwas vorschnell. Und wahrscheinlich beschlich auch den verantwortlichen Redakteur der Sendung ein irritierendes Gefühl. Denn am Katzentisch durfte ein Vertreter der Arbeiterklasse teilnehmen und für zwei Minuten sein Leid klagen. Es handelte sich um einen türkischstämmigen Busfahrer und stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden. Er arbeitet zum Dumpinglohn bei einer ausgelagerten Firma und verdient - einschließlich Kindergeld und des Zuverdienstes seiner Ehefrau als Putzfrau 1700 Euro netto.

Als der Schönheitschirurg, der diese Summe wahrscheinlich am Tag, wenn nicht in der Stunde verdient, dies hört, empfiehlt er dem Busfahrer, daß es für ihn und seine Familie doch besser wäre, wenn er 2400 Euro verdienen würde.

Problem gelöst.

Na also, geht doch.








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