So sehr uns viele Werbesprüche auf die Nerven gehen: manchmal drücken sie einfach am besten quasi universell gültige Wahrheiten aus. Wer obigen Satz partout nicht unterschreiben möchte, möge sich doch einfach mal vorstellen, wie es im real existierenden Hugendubel aussähe, gäbe es keine Interessenvertretungen für die Beschäftigten. Dann könnte unser fürsorglicher Arbeitgeber beinahe schalten und walten wie er möchte, Arbeitszeiten würden gnadenlos „arbeitnehmerfreundlich“ flexibilisiert und das bisherige Gehaltsniveau erschiene uns alsbald nur noch wie ein Märchen.
Wie es im Unternehmen weitergeht, hängt also nicht unbeträchtlich auch von den Betriebsräten ab. Eine Verantwortung, um die sie sicherlich niemand beneidet, mit der sie aber auch nicht alleingelassen werden dürfen. Ein Betriebsrat ist nur so gut wie die Belegschaft, die hinter ihm steht!
Wie stellt sich die Situation der Mitbestimmung bei Hugendubel momentan dar, und wie sieht der Blick in die Zukunft aus?
Betriebsrat
Bedingt durch die teilweise sehr kleinen Filialbelegschaften sind viele Betriebsräte Einfrau- bzw. Einmann-Veranstaltungen. Sie sind vor Ort im Wesentlichen auf sich gestellt und müssen ständig den Spagat vollbringen, einerseits kostbare Zeit für ihre BR-Arbeit freizuschaufeln, andererseits wie alle anderen KollegInnen auch dazu beitragen, den Laden am Laufen zu halten. Eine Entspannung ist hier nicht in Sicht.
Immer wichtiger wird es auch, die Betriebsratsarbeit zu planen. Angesichts der zahlreichen Anforderungen und Erwartungen, die sich den BR ständig stellen, müssen Themen priorisiert, Aufgaben verteilt und Zuständigkeiten eindeutig geregelt sein. Immer komplexere Probleme bedingen es auch, dass sich die Betriebsräte des Öfteren professionelle Hilfe von außen holen müssen. Das tun sie wohlgemerkt nicht aus eigener Bequemlichkeit, sondern um gute Ergebnisse zu erzielen. Das gefällt dem Arbeitgeber natürlich nicht, kann er doch so seine faktische Übermacht nicht zur Geltung bringen.
Neben der teils unbefriedigenden Arbeitssituation der einzelnen Betriebsräte gibt es in Sachen Mitbestimmung leider auch einen zweiten Wermutstropfen: noch immer existieren einige betriebsratsfreie Betriebe bei Hugendubel. Amberg, Augsburg, Kassel Königsgalerie und Paunsdorf heißen die weißen Flecken auf der Hugendubel – BR – Landkarte. Im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen im Buchhandel und übrigen Einzelhandel stehen wir zwar sehr gut da, was die Zahl der Interessenvertretungen anbelangt, aber damit dürfen wir uns nicht zufrieden geben. Ob es in absehbarer Zeit gelingt, in oben genannten Filialen Betriebsräte zu installieren, hängt in erster Linie davon ab, ob sich dort jemand findet, der es machen will. Ausgang ungewiss.
Gesamtbetriebsrat
Eine immer wichtigere Rolle in Sachen Mitbestimmung spielt der Gesamtbetriebsrat, in den alle Hugendubel – BR ihre VertreterInnen entsenden. Bedingt durch die Anfang des Jahres erfolgte Fusion mit Habel ist ein großes Gremium mit über 30 Mitgliedern entstanden. Verständlich, dass es da nicht immer leicht fällt, eine gemeinsame Linie zu finden. Was aber im Großen und Ganzen immer gelungen ist. Auch hier gilt: Planung und gute Organisation ist alles!
Dabei sollte man nicht glauben, der GBR wäre eine Art Staubsauger, der alle Themen an sich ziehen und die Betriebsräte vor Ort arbeitslos machen will. In vielen Dingen hat sich aber gezeigt, dass es besser ist, eine Gesamtlösung anzustreben als die Dinge im Kleinen zu regeln. Für was sich der Gesamtbetriebsrat auf keinen Fall hergeben wird, ist es, dem Arbeitgeber die Arbeit dadurch zu erleichtern, indem er nur noch einen Verhandlungspartner hat. Immer wieder ist die Tendenz zu beobachten, dass unsere GL darauf drängt, nur mit dem GBR statt mit allen Betriebsräten reden zu müssen. Den Gefallen werden wir ihr aber keinesfalls tun!
Konzernbetriebsrat
Noch ein wenig im Schatten steht das jüngste Mitbestimmungsgremium, der Konzernbetriebsrat der DBH. Hier treffen sich Betriebsräte der unter dem Dach des Konzerns versammelten Unternehmen. Das sind neben Hugendubel die DBH Warenhaus (ehemalige Karstadt-Buchabteilungen), Weiland, Weltbild+/Jokers und Wohlthat Berlin. Vielfach, so zeigt es sich, gibt es überall die gleichen Probleme und es ist enorm hilfreich, wenn man auf die Lösungen zurückgreifen kann, die andernorts schon erfolgreich gefunden wurden. Positiv ist zu vermerken, dass bei Weiland die Zahl der Betriebsräte deutlich zugenommen hat und bei WB+/Jokers derzeit einige BR-Wahlen laufen. Ein wenig muss der KBR allerdings um die Aufmerksamkeit der DBH-Verantwortlichen kämpfen, es lässt sich der Eindruck nicht leugnen, man versuche in der Albrechtstraße das Gremium nach Möglichkeit zu ignorieren.
Als Prognose für die Zukunft sei gewagt, dass der Konzernbetriebsrat an Bedeutung gewinnen wird.
Nicht zuletzt deshalb, weil die meisten Unternehmensleitungen nur noch begrenzt selbst handeln dürfen und immer mehr Entscheidungen auf die Konzernebene verlagert werden. Problem dabei: der Wichtigkeit des Gremiums KBR stehen nicht die notwendigen Mitbestimmungsrechte gegenüber. Da bleibt eine harte Nuss zu knacken.
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