Dienstag, 5. Juli 2011

Solidaritätsaufruf: Reich-Ranicki, Grass und Enzensberger fordern die Buchhändler zum Gewerkschaftsbeitritt auf


"Die Verhältnisse im Buchhandel können den Schriftstellern nicht gleichgültig sein."

... sagen namhafte deutschsprachige Autoren und Autorinnen - und haben die nachfolgende Erklärung unterzeichnet:


Buchhändler -
dies sind nicht nur die Inhaber einer Buchhandlung -
sondern auch ihre Angestellten.

"Wer deren Alltag nur ein wenig kennt, der weiß, welcher Abstand zwischen sozialer Leistung und sozialer Lage in diesem Beruf klafft."

"Tarifverträge, die in anderen Berufen angemessene Bezahlung und erträgliche Arbeitsbedingungen sichern, sind im Buchhandel fast unbekannt."

"Wir Autoren begrüßen es deshalb, wenn Buchhändler sich jetzt im Deutschen Gewerkschaftsbund organisieren. Wir möchten sie dazu ausdrücklich ermutigen."


"Uns Autoren kann es nicht gleichgültig sein, wenn der Buchhandel in der Öffentlichkeit nur durch seine Unternehmerverbände repräsentiert wird."



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Die Erklärung haben fünfundsechzig deutschsprachige Schriftsteller/innen unterzeichnet: 

... von ... B  
(wie Heinrich Böll)

... bis ... Z
(wie Carl Zuckmayer)

 
Die HBV (Gewerkschaft "Handel, Banken und Versicherungen") ist 2000/2001 
in der "Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di" aufgegangen 

http://geschichte.verdi.de/vorlaeufer/hbv
http://de.wikipedia.org/wiki/Vereinte_Dienstleistungsgewerkschaft

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ver.di GESCHICHTE Dossiers
„1968 - Gesellschaft und Gewerkschaften im Umbruch – Eine Chronik“ 
...  dann dort im laufenden  "Chronik"-Text  (1967  --  1968  --  1969)   unter:

1968     --     19. bis 24. September     --     Frankfurter Buchmesse

 schließlich  der  LINK  zur  

pdf-Datei
https://geschichte.verdi.de/stichworte/1968/chronik/++co++c4c6d0a6-300b-11de-7830-0019b9e321cd

„Erklärung von Autorinnen und Autoren für die HBV:
Die Verhältnisse im Buchhandel können den Schriftstellern nicht gleichgültig sein“


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Diese historische Erklärung der Schriftsteller/innen ist angesichts der bedrohlichen Tendenzen im Buchhandel, die gerade auch durch die Geschäftspolitik der DBH (Weltbild/Hugendubel) besonders forciert werden, wieder höchst aktuell geworden. 

Die Geschäftsleitungen von Hugendubel und Weltbild scheinen alles daran zu setzen, dass solch deutliche Worte von Autor/innen erneut äußerste Dringlichkeit erlangen:

Buchhändler/innen, tretet der Gewerkschaft bei - und kämpft für erträgliche Arbeitsbedingungen!
Lasst euch von den Schriftsteller/innen dazu "ausdrücklich ermutigen"!

Diskutieren wir miteinander: 
hier im Blog ...   
in den Filialen ...   
auf Betriebsversammlungen  ...

(die nächste Möglichkeit dazu gibt es am morgigen 6.Juli 2011 ,
an einem sehr passenden Veranstaltungsort:  dem Münchner Literaturhaus!)



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INFOBLOG-DOKU-AKTUELL

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11 Kommentare:

  1. Das wäre natürlich was, wenn jetzt noch einmal etwas ähnliches zustande käme. Aber: wie soll das geschehen? Interessieren sich die heutigen Autoren überhaupt für uns unbedeutende Buchhändler (die sowieso nichts mehr zu sagen haben!)?

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  2. Was soll peinlich sein? Versteh ich nicht! Erklär mal!

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  3. @Anonym 21:41 Uhr

    Wir warten weiter auf Antwort: Was soll peinlich sein?

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  4. Ja was wohl, den Eindruck einer aktuellen Erklärung mit einem Aufruf von 1968 zu erwecken. Aber ist schon gut, wir werden uns nicht verstehen. Heute habe ich gerade erst die Zahlen gehört.
    "Frankfurt/Main. Der Verkauf von Büchern über das Internet steigt weiter rasant. Im vergangenen Jahr wurden 1,35 Milliarden Euro (plus 14 Prozent) im Online-Geschäft umgesetzt. Damit hat sich der Umsatz der Internetanbieter innerhalb von fünf Jahren verdoppelt, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Freitag in Frankfurt berichtete. Der Marktanteil wurde zugleich auf 13,8 Prozent ausgebaut. Das Wachstum geht auf Kosten des traditionellen Buchhandels, dessen Umsatz und Marktanteil weiter zurückgingen. Dieser liegt jetzt bei 50,6 Prozent."

    Aber es ist sicherlich das richtige Signal mal richtig auf den Putz zu hauen und sich diesem Trend entgegenzustellen. Ihr könnt bestimmt die Welt aus den Angeln heben, es kommt nur auf den richtigen Hebel an ...

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  5. und weiter im Börsenblatt.... „Betroffen von dieser Entwicklung ist derzeit insbesondere der Sortimentsbuchhandel, auch wenn er mit einem Umsatzanteil von über _50 Prozent_ immer noch der _wichtigste Vertriebsweg_ für Bücher ist“,

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  6. @anonym 9:07:
    Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Du Dein Post meinst. Ich deute es so, dass Du der Meinung bist, dass >50% (ich meinen mich an 50,6% zu erinnern) immer noch genug sei. So kann man es auch sehen, aber Fakt ist auch das sinkende Umsätze bei gleichbleibenden Kosten ein Problem darstellen. Heute schreibt die FAZ am Sonntag dazu sinngemäß (aus dem Gedächnis), dass der Sortimentsbuchhandel mit seinen minimalen Margen bei dieser Entwicklung vor einer besonderen Herausforderung stünde.

    Aber vielleicht hat ja einer der schlauen Leute hier (Gewerkschaft und/oder BR) dazu eine schlaue Idee wie man dieser Entwicklung entgegentreten kann. Ganz sicher nicht in dem man die Kostenstruktur einfach beibehält. Aber dazu habe ich ja im vorletzten Post etwas gesagt.

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  7. Ich meinte damit, dass man den Satz 'Der Sortimentsbuchhandel immer noch der wichtigste Vertriebsweg ist' nicht unterschlagen bzw. unterschätzen darf.
    Es wird zwar viel über die Schiene Internet vertrieben, aber man sollte daran arbeiten, den stationären Buchhandel wieder attraktiv zu machen. Direkte Beratung vor Ort, Fachkompetenz usw.
    Internet kann nicht alles sein.
    Deshalb ist dieser Aufruf immer noch aktuell!

    Meine Antwort war die Antwort auf Anonym 22.11

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  8. Ich verstehe aber immer noch nicht. Ich habe beide Antworten geschrieben, 8.7. 22:11 und 10.7. 17:13.

    es wird doch immer auf die schmalen Margen hingewiesen (wenn die Buchhändler überhaupt noch Gewinn machen. D.h. Rücklagen sind vermutlich keine vorhanden. Woraus soll man dann denn in die Direkte Beratung vor Ort und Fachkompetenz investieren? Das ist ja alles mit mehr Personal verbunden. Wo soll das Geld dafür denn herkommen. Man kann es als Keynsianisches deficit-spending betrachten, also als Investition in eine prospere Zukunft. Nur wenn sich die Experten einig sind, dass der stationäre Buchhandel eben nur noch einer unter mehreren Vertriebskanälen sein wird, dann führt das deficit- spending eben direkt in die Insolvenz.

    Vielleicht ist es ja eben die Gesundschrumpfung, die Schließung von unrentablen Filialen, Aufgabe von unprofitablen Geschäftsmodellen und das besinnen auf Kernkompetenzen was das Mittel der Wahl ist.

    Ohne gute Ideen werdet Ihr da nicht weiterkommen und eine einfach unkonstruktive Blockadehaltung wird den eingeschlagenen Weg nur verlängern und leider noch viel härter machen.

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  9. @Anonym 8.Juli, 22:11 (nebenbei an alle Anonyme: wie wäre es, wenn ihr euch einen eigenen Namen einfallen lasst, als immer nur das einfallslose Anonym?)

    Der Aufruf wird als "peinlich" zitiert. Was soll daran peinlich sein? Dass dazu aufgerufen wird, in die Gewerkschaft einzutreten? Oder ist es peinlich, einen Aufruf als kenntlich gemachtes historisches Zitat zu bringen? Erstens zeigt dass nur, dass sich im Hinblick auf die gewerkschaftliche Organisation und das politische Bewußtsein der Buchhändler in den letzten Jahrzehnten wenig geändert hat. Oder ist es peinlich, weil ironisch ein historisches Zitat verwendet wird? Wenn ja, dann wäre die gesamte Literatur der Postmoderne peinlich.
    Was also soll an all dem peinlich sein?

    Und was hat der Hinweis auf die steigende Bedeutung des Internets mit dem Aufruf zur gewerkschaftlichehn Organisation zu tun? Es ist klar, dass das weitere Arbeitsplätze kosten wird. Sollen wir deswegen im vorauseilenden Gehorsam unser Gehalt kürzen oder uns ohne Sozialtarifvertrag möglichst billig und schnell aus der Firma werfen lassen? Meinst Du das?

    Das DBH-Management versucht, mit verstärkter Zentralisierung, Rationalisierung und Automatiserung ihren Profit zu halten und zu steigern. Innovative Konzepte, die die Mitarbeiter einbinden, ihre kreativen Ideen nutzen und den beruf des Buchhändlers nicht zum Billigjob degradieren, sucht man vergeblich. Dazu hört man von Dir nichts. Das einzige, was Du empfiehlst, ist, sich bei der nächsten Massenentlassung möglichst still zu verhalten.

    Das einzige, was hier peinlich ist, ist Dein Kommentar.

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