Ein Kommentar der Infoblog-Redaktion
Beginnen wir mit dem Ende.
Ein „Showdown“, wie die Abendzeitung meinte, fand auf der Münchner Betriebsversammlung am 24.11.2010 nicht statt. Allein schon deswegen, weil die beiden Protagonisten, Hugendubel-Personalchef Thomas Nitz und Ver.di-Sekretär Georg Wäsler, gegen Mittag zu anderen Terminen eilen mussten. Ein etwas unglücklicher Zeitplan hatte den wichtigsten Tagesordnungspunkt, die Diskussion um den Sozialtarifvertrag, ganz an den Schluß geschoben.
So blieb nicht mehr ausreichend Zeit, um offene Fragen zu klären. Man fühlte sich ein wenig wie im Literarischen Quartett, wenn Reich-Ranicki den Schlusssatz spricht: „Und so sehen wir betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen. ...“.
Was war in den drei Stunden dieses Vormittages also passiert?
Nach Themen wie Videoüberwachung, Familienfreundlichkeit im Betrieb, Gesundes Arbeiten und Ausführungen zum Konzernbetriebsrat, ergriff Ver.di-Sekretär Georg Wäsler das Wort. Einem knappen Rückblick auf den kürzlich abgeschlossenen Manteltarifvertrag folgte dann sein Statement zum Sozialtarifvertrag. Er demonstrierte die Auswirkungen eines fehlenden Sozialtarifvertrages nicht nur mit den bekannten Argumenten, sondern auch mit einer kleinen, aber wirkungsvollen Aktion:
So bat er mitten in seinem Referat die anwesenden Beschäftigten mal kurz unter ihren Stuhl zu schauen, ob dort ein kleiner Notiz-Zettel klebt. Und tatsächlich fanden etliche KollegInnen einen kleinen, gelben Post-It-Zettel, standen auf und illustrierten damit als lebendiges Beispiel für gefährdete Arbeitsplätze die These des Weltbild/DBH-Geschäftsführers Carel Halff, wonach langfristig 40% der Buchhandelsfläche in Deutschland verschwinden werde. Einzige und äußerst schwache Reaktion der GL: das Zitat sei aus dem Zusammenhang gerissen.
Nach Wäslers Rede übergaben Mitglieder der Ver.di-Hauskommission für einen Sozialtarifvertrag die fast 400 Unterstützungs-Unterschriften der Belegschaft mit einer Schleife als vorweihnachtliches Geschenk hübsch verpackt an Dr. Maximilian Hugendubel. Das ist für eine gewerkschaftliche Initiative in einem Unternehmen mit einem eher geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrad eine beachtliche Zahl.
Die Teilnahme von Dr. Hugendubel und anderen leitenden Führungskräften an einer vom Betriebsrat einberufenen Betriebsversammlung sollte für jede Geschäftsleitung eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Daß dies in einem Branchenblatt wie dem Buchreport eigens positiv vermerkt worden ist, spricht Bände über die Entwicklung der Unternehmenskultur unserer Firma in den letzten Jahren.
Danach kam immer noch keine direkte Antwort der GL zum Sozialtarifvertrag, sondern freundlich-konziliante Ausführungen von Dr. Hugendubel zur allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Man wurde trotzdem nicht recht schlau daraus: einerseits ist die Firma bestens für die Zukunft "aufgestellt", andererseits gibt es von Monat zu Monat ökonomische "Achterbahnfahrten". Ihm fiel vermutlich gar nicht auf, wie er damit (unfreiwillig) ein wichtiges Argument für den Abschluß eines Sozialtarifvertrages lieferte.
Ein Punkt, der offiziell nicht auf der Tagesordnung stand, aber trotzdem permanent diskutiert wurde, war dieser Infoblog. So schob auch Hugendubel wieder die Schuld für gegenwärtige und zukünftige Unternehmensprobleme dem Infoblog in die Schuhe.
Wenn morgen in China ein Sack Reis umfällt: der Blog war´s! Das ist schön bequem, aber sachlich falsch und außerdem unter der Belegschaft immer unglaubwürdiger. Herr Dr. Hugendubel, Ihre Behauptung, daß der Infoblog das Ende des Stachus verkündet habe, ist eine Falschinformation und wird durch dauernde Wiederholung deshalb nicht wahrer!
Wir hatten am 28.Oktober 2010 in diesem Infoblog "sieben keineswegs amüsante Fragen" an die GL gestellt, die bis auf zwei Ausnahmen bis heute nicht beantwortet wurden. Die beiden Ausnahmen sind die Antworten zu Stachus und Salvatorplatz, als dem Druck von Öffentlichkeit und Belegschaft nicht mehr ausgewichen werden konnte. Von der GL wird seitdem in der Öffentlichkeit und vor der Belegschaft ständig auf die "geschäftsschädigenden Äußerungen" durch den Infoblog verwiesen. Das ist falsch. Bevor diese GL-Behauptung ungeprüft von KollegInnen übernommen wird, sollte man einfach mal selbst lesen, was in unseren 7 Fragen - als Fragen, nicht als Behauptungen! - tatsächlich formuliert worden ist.
Wir hatten zu Beginn dieses Kommentars Reich-Ranicki mit dem "Vorhang zu und alle Fragen offen"-Zitat gebracht. Dieses Zitat ist eine abgewandelte Stelle aus Brechts "Der gute Mensch von Sezuan". Brecht hätte vermutlich nichts dagegen, wenn wir seinen Gedicht-Titel "Fragen eines lesenden Arbeiters" leicht abwandeln, vielleicht so:
Fragen einer arbeitenden Buchhändlerin
Wann könnte das Stammhaus am Münchner Salvatorplatz dicht gemacht werden, Frau Hugendubel?
Wie lange noch existiert die Filiale am Berliner Tauentzien als „Flaggschiff“, Herr Hugendubel?
Was geben Sie den Nürnberger Kollegen mit auf den Weg, wenn diese allesamt auf der Straße stehen, Herr Nitz?
Welche Zukunft hat das Haus am Stachus, Herr Brunn?
Wo liegen die Optimierungschancen der Filiale Kassel, Herr Höllermann?
Wieso eigentlich will die katholische Kirche uns alle verkaufen (und: an wen), Herr Halff?
Die siebte Frage: Wer kann – unter diesen Umständen – Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag noch guten Gewissens verweigern, wurde als einzige von dem befragten Ver.di-Sekretär Stefan Kraft beantwortet. Auf die Beantwortung der restlichen Fragen warten wir noch immer.
Wie man schwarz auf weiß lesen kann, wurde hier also niemals eine Schließung des Stachus behauptet.
Sind diese Fragen geschäftsschädigend? Nein, das sind alles berechtigte Fragen von MitarbeiterInnen zu ihrer Zukunft. Die Dynamik, die sich dann in der Presse entwickelt hat, hat ihre Ursache in der völlig verkorksten Informationspolitik der GL. Wer es genauer nachlesen will, kann sich die Infoblog-Beiträge vom 2. und 5. November (nochmals) anschauen.
Es kann daher als gutes, notwendiges und deutliches Signal gewertet werden, daß der BR-Vorsitzende Uwe Kramm im Namen des gesamten Betriebsrates eine Distanzierung vom Infoblog ablehnte.
Zurück zum Thema Sozialtarifvertrag.
GL-Mitglied Thomas Nitz versuchte sich nach dem Vortrag von Dr. Hugendubel dann doch noch an einer Antwort auf die Forderung der Belegschaft nach einem STV. Irritierend für viele Anwesende war dabei die Melange aus autoritärem Auftreten und mimosenhafter Empfindlichkeit gegenüber aufkommender Kritik.
Eine Entschuldigung wegen seiner unverfrorenen Falschaussage vom August gegenüber der STV-Kommission, eine selbstkritische Einschätzung der Informationspoltik der GL oder gar ein Verhandlungsangebot zum STV, das diesen Namen verdient? Alles Fehlanzeige!
Nachdem er zunächst in bekannt aggressiver Manier auf den Infoblog einprügelte, lieferte er anhand der Begriffe "Schutz" und "Bedrohung" eine für viele nicht unbedingt nachvollziehbare Argumentation, warum ein Sozialtarifvertrag nicht notwendig sei. Schließlich bot er doch noch Verhandlungen über eine unveränderte Verlängerung des am 31.12. 2010 auslaufenden Sozialplans an, aber nicht mit der Ver.di-Haustarif-Kommission, sondern höchstens mit dem Betriebsrat.
Wer darin ein Dialog-Angebot, gar ein Entgegenkommen der GL sieht, täuscht sich.
Denn worin besteht der Unterschied zwischen Sozialplan und Sozialtarifvertrag?
Die wesentlichen Unterschiede zum angestrebten Sozialtarifvertrag sind das niedrigere Niveau der Abfindungen und das Fehlen einer Regelung zur Kurzarbeit. Auch sagt der Sozialplan nichts zur Zumutbarkeit eines anderen Arbeitsplatzes aus.
Dieser Schachzug hat für die GL einige Vorteile, hier die zwei wichtigsten: Für einen Sozialplan kann nicht getreikt werden, d.h. im Gegensatz zum STV hat man kein Druckmittel in der Hand. Die STV-Konditionen würden voraussichtlich besser ausfallen als die im Sozialplan enthaltenen.
Wenn man an die Nitz-Aussage vom August denkt ("Ihre Aufforderung zu Verhandlung eines Sozialtarifvertrags habe ich erhalten. Die „dringliche Notwendigkeit im Hinblick auf drohende Filialschließungen“ kann ich nicht erkennen"), dann hat sich die GL um einige Zentimeter bewegt, will aber weiterhin die Bedingungen diktieren.
Außerdem ganz wichtig: die Kolleginnen und Kollegen der STV-Kommission, die seit nunmehr eineinhalb Jahren mit großem Engagement, Geduld und Hartnäckigkeit für den STV kämpfen - dafür an dieser Stelle einmal ein herzliches Dankeschön! - kommen aus Unternehmensbereichen in ganz Deutschland und treten deswegen auch für eine bundesweite Gültigkeit des STV ein. Eine denkbare Beschränkung eines wie immer gearteten Sozialplanes auf z.B. die Region München wäre daher nicht nur unsolidarisch gegenüber den STV-Kommissions-Mitgliedern und der Belegschaft außerhalb Münchens, sondern schlicht und einfach äußerst kurzsichtig.
Für uns als Beschäftigte und Gewerkschaftsmitglieder kann so eine "Lösung" keine Option sein!
Zurück zum weiteren Verlauf dieses denkwürdigen Vormittags.
Das Modell "Good Cop, Bad Cop", mit der die Schönfärberei der Lage für die Mitarbeiter betrieben werden sollte, schien auch für einen Moment zu funktionieren. Aber es wurde im Laufe der Diskussion durch sehr persönliche Erfahrungsberichte von Mitarbeitern aus verschiedenen Filialen völlig konterkariert. Hier blitzte in den betroffen machenden Statements kurz die über lange Jahre angestaute Wut und Enttäuschung darüber auf , wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Firma behandelt werden.
Trotzdem soll nicht verschwiegen werden, daß es unter den KollegInnen auch Stimmen gab, die einen "Dialog ohne Betriebsrat" in "ungezwungener Atmosphäre" forderten. Liebe KollegInnen, um mal eine Sache klar zu stellen, auch wenn wir hier im Infoblog gelegentlich Kritik äußern: Der Betriebsrat macht einen guten Job! Das Aushandeln von Interessensgegensätzen im Betrieb ist nun mal keine vergnügungssteuerpflichtige Wellness-Veranstaltung! Wer für eine vermeintliche "Harmonie" Konflikten aus dem Weg geht und seine berechtigten Interessen aufgibt, wird immer den Kürzeren ziehen; das gilt im Privatleben wie auch in einem Unternehmen.
Die Austragung von Tarifkonflikten ist zudem elementarer Bestandteil unserer Wirtschaftsordnung und im Grundgesetz verankert. Die Gewerkschaft steht nicht für "Politik von Außen", wie es die GL permanent suggerieren will, sondern ist zentraler Pfeiler der Tarifautonomie und kann durch keine Form von "Betriebsgemeinschaft" ersetzt werden, auch wenn das manchem Arbeitgeber lieber wäre. Aber probiert es doch einfach aus und verhandelt das nächste Mal bei einem guten Glas Wein mit der GL eine saftige Gehaltserhöhung für alle. Viel Erfolg dabei!
Die Mitglieder der Infoblog-Redaktion sind in der überwiegenden Mehrheit langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von verschiedenen Standorten, Filialen und Abteilungen. Diese Gemeinsamkeit teilt die Redaktion mit einer anderen Gruppe in unserer Firma: den Führungskräften. Wie sie haben wir in der Vergangenheit eine andere Unternehmenskultur erfahren und schätzen gelernt, als die, die in den letzten Jahren dominant gewesen ist. Diese Firma hatte früher eine partnerschaftliche, auf wirklichen Dialog setzende und die Mitarbeiter wertschätzende Unternehmenskultur. Die Mitarbeiter waren das Kapital der Firma.
Wir wissen, daß viele von den Führungskräften - und hier sind die ALs und FLs gemeint, die einen guten Einblick in das Tagesgeschäft haben und den Kontakt zum Bodenpersonal noch nicht verloren haben - die Entwicklung in unserem Unternehmen durchaus kritisch beobachten. Wir appellieren an Sie, Ihre besondere Loyalität zur Firma nicht mit blindem Gehorsam zu verwechseln, sondern mutig gegenüber Ihren Vorgesetzten auf Fehlentwicklungen hinzuweisen. Auch dies gehört zu einer Führungsqualität und setzt nichts weniger um als die einmal schriftlich fixierten Unternehmens-Richtlinien.
Der Infoblog hat in den letzten Monaten ein Forum für Information und Meinungsaustausch geboten und vielleicht einige Denkprozesse angestoßen. Wir sind für freie Meinungsäußerung (bei Beachtung der Netiquette-Spielregeln) und tolerieren in diesem Infoblog deswegen - zugegeben manchmal zähneknirschend - auch lupenreine Arbeitgeberpositionen. Es fällt uns zwar schwer zu glauben, daß es sich hier um normale Mitarbeiter-Statements handelt, aber sei´s drum. Es gilt nach wie vor der Satz von Rosa Luxemburg: "Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden".
Weiterer Druck wird notwendig sein, damit die Mitarbeiter und ihre gewählten Vertreter (wozu wir nicht nur den Betriebsrat, sondern auch die STV-Kommission zählen) wieder auf Augenhöhe mit der GL reden können und von ihr respektvoll behandelt werden. Wir hoffen, daß der Verlauf der Betriebsversammlung wenigstens den Anfang eines Umdenkens markiert.
Hinter dem Titel dieses Kommentars steht ein Fragezeichen. Nach dem Verlauf der Betriebsversammlung hält sich unser Optimismus bezüglich eines Kurswechsels in Grenzen. Ein Kurswechsel wäre aber nicht nur wünschenswert, sondern auch dringend notwendig.
Kämpfen wir alle gemeinsam dafür, daß wir hinter dem Wort Kurswechsel bald ein Ausrufezeichen setzen können!
Ein „Showdown“, wie die Abendzeitung meinte, fand auf der Münchner Betriebsversammlung am 24.11.2010 nicht statt. Allein schon deswegen, weil die beiden Protagonisten, Hugendubel-Personalchef Thomas Nitz und Ver.di-Sekretär Georg Wäsler, gegen Mittag zu anderen Terminen eilen mussten. Ein etwas unglücklicher Zeitplan hatte den wichtigsten Tagesordnungspunkt, die Diskussion um den Sozialtarifvertrag, ganz an den Schluß geschoben.
So blieb nicht mehr ausreichend Zeit, um offene Fragen zu klären. Man fühlte sich ein wenig wie im Literarischen Quartett, wenn Reich-Ranicki den Schlusssatz spricht: „Und so sehen wir betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen. ...“.
Was war in den drei Stunden dieses Vormittages also passiert?
Nach Themen wie Videoüberwachung, Familienfreundlichkeit im Betrieb, Gesundes Arbeiten und Ausführungen zum Konzernbetriebsrat, ergriff Ver.di-Sekretär Georg Wäsler das Wort. Einem knappen Rückblick auf den kürzlich abgeschlossenen Manteltarifvertrag folgte dann sein Statement zum Sozialtarifvertrag. Er demonstrierte die Auswirkungen eines fehlenden Sozialtarifvertrages nicht nur mit den bekannten Argumenten, sondern auch mit einer kleinen, aber wirkungsvollen Aktion:
So bat er mitten in seinem Referat die anwesenden Beschäftigten mal kurz unter ihren Stuhl zu schauen, ob dort ein kleiner Notiz-Zettel klebt. Und tatsächlich fanden etliche KollegInnen einen kleinen, gelben Post-It-Zettel, standen auf und illustrierten damit als lebendiges Beispiel für gefährdete Arbeitsplätze die These des Weltbild/DBH-Geschäftsführers Carel Halff, wonach langfristig 40% der Buchhandelsfläche in Deutschland verschwinden werde. Einzige und äußerst schwache Reaktion der GL: das Zitat sei aus dem Zusammenhang gerissen.
Nach Wäslers Rede übergaben Mitglieder der Ver.di-Hauskommission für einen Sozialtarifvertrag die fast 400 Unterstützungs-Unterschriften der Belegschaft mit einer Schleife als vorweihnachtliches Geschenk hübsch verpackt an Dr. Maximilian Hugendubel. Das ist für eine gewerkschaftliche Initiative in einem Unternehmen mit einem eher geringen gewerkschaftlichen Organisationsgrad eine beachtliche Zahl.
Die Teilnahme von Dr. Hugendubel und anderen leitenden Führungskräften an einer vom Betriebsrat einberufenen Betriebsversammlung sollte für jede Geschäftsleitung eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Daß dies in einem Branchenblatt wie dem Buchreport eigens positiv vermerkt worden ist, spricht Bände über die Entwicklung der Unternehmenskultur unserer Firma in den letzten Jahren.
Danach kam immer noch keine direkte Antwort der GL zum Sozialtarifvertrag, sondern freundlich-konziliante Ausführungen von Dr. Hugendubel zur allgemeinen wirtschaftlichen Lage. Man wurde trotzdem nicht recht schlau daraus: einerseits ist die Firma bestens für die Zukunft "aufgestellt", andererseits gibt es von Monat zu Monat ökonomische "Achterbahnfahrten". Ihm fiel vermutlich gar nicht auf, wie er damit (unfreiwillig) ein wichtiges Argument für den Abschluß eines Sozialtarifvertrages lieferte.
Ein Punkt, der offiziell nicht auf der Tagesordnung stand, aber trotzdem permanent diskutiert wurde, war dieser Infoblog. So schob auch Hugendubel wieder die Schuld für gegenwärtige und zukünftige Unternehmensprobleme dem Infoblog in die Schuhe.
Wenn morgen in China ein Sack Reis umfällt: der Blog war´s! Das ist schön bequem, aber sachlich falsch und außerdem unter der Belegschaft immer unglaubwürdiger. Herr Dr. Hugendubel, Ihre Behauptung, daß der Infoblog das Ende des Stachus verkündet habe, ist eine Falschinformation und wird durch dauernde Wiederholung deshalb nicht wahrer!
Wir hatten am 28.Oktober 2010 in diesem Infoblog "sieben keineswegs amüsante Fragen" an die GL gestellt, die bis auf zwei Ausnahmen bis heute nicht beantwortet wurden. Die beiden Ausnahmen sind die Antworten zu Stachus und Salvatorplatz, als dem Druck von Öffentlichkeit und Belegschaft nicht mehr ausgewichen werden konnte. Von der GL wird seitdem in der Öffentlichkeit und vor der Belegschaft ständig auf die "geschäftsschädigenden Äußerungen" durch den Infoblog verwiesen. Das ist falsch. Bevor diese GL-Behauptung ungeprüft von KollegInnen übernommen wird, sollte man einfach mal selbst lesen, was in unseren 7 Fragen - als Fragen, nicht als Behauptungen! - tatsächlich formuliert worden ist.
Wir hatten zu Beginn dieses Kommentars Reich-Ranicki mit dem "Vorhang zu und alle Fragen offen"-Zitat gebracht. Dieses Zitat ist eine abgewandelte Stelle aus Brechts "Der gute Mensch von Sezuan". Brecht hätte vermutlich nichts dagegen, wenn wir seinen Gedicht-Titel "Fragen eines lesenden Arbeiters" leicht abwandeln, vielleicht so:
Fragen einer arbeitenden Buchhändlerin
Wann könnte das Stammhaus am Münchner Salvatorplatz dicht gemacht werden, Frau Hugendubel?
Wie lange noch existiert die Filiale am Berliner Tauentzien als „Flaggschiff“, Herr Hugendubel?
Was geben Sie den Nürnberger Kollegen mit auf den Weg, wenn diese allesamt auf der Straße stehen, Herr Nitz?
Welche Zukunft hat das Haus am Stachus, Herr Brunn?
Wo liegen die Optimierungschancen der Filiale Kassel, Herr Höllermann?
Wieso eigentlich will die katholische Kirche uns alle verkaufen (und: an wen), Herr Halff?
Die siebte Frage: Wer kann – unter diesen Umständen – Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag noch guten Gewissens verweigern, wurde als einzige von dem befragten Ver.di-Sekretär Stefan Kraft beantwortet. Auf die Beantwortung der restlichen Fragen warten wir noch immer.
Wie man schwarz auf weiß lesen kann, wurde hier also niemals eine Schließung des Stachus behauptet.
Sind diese Fragen geschäftsschädigend? Nein, das sind alles berechtigte Fragen von MitarbeiterInnen zu ihrer Zukunft. Die Dynamik, die sich dann in der Presse entwickelt hat, hat ihre Ursache in der völlig verkorksten Informationspolitik der GL. Wer es genauer nachlesen will, kann sich die Infoblog-Beiträge vom 2. und 5. November (nochmals) anschauen.
Es kann daher als gutes, notwendiges und deutliches Signal gewertet werden, daß der BR-Vorsitzende Uwe Kramm im Namen des gesamten Betriebsrates eine Distanzierung vom Infoblog ablehnte.
Zurück zum Thema Sozialtarifvertrag.
GL-Mitglied Thomas Nitz versuchte sich nach dem Vortrag von Dr. Hugendubel dann doch noch an einer Antwort auf die Forderung der Belegschaft nach einem STV. Irritierend für viele Anwesende war dabei die Melange aus autoritärem Auftreten und mimosenhafter Empfindlichkeit gegenüber aufkommender Kritik.
Eine Entschuldigung wegen seiner unverfrorenen Falschaussage vom August gegenüber der STV-Kommission, eine selbstkritische Einschätzung der Informationspoltik der GL oder gar ein Verhandlungsangebot zum STV, das diesen Namen verdient? Alles Fehlanzeige!
Nachdem er zunächst in bekannt aggressiver Manier auf den Infoblog einprügelte, lieferte er anhand der Begriffe "Schutz" und "Bedrohung" eine für viele nicht unbedingt nachvollziehbare Argumentation, warum ein Sozialtarifvertrag nicht notwendig sei. Schließlich bot er doch noch Verhandlungen über eine unveränderte Verlängerung des am 31.12. 2010 auslaufenden Sozialplans an, aber nicht mit der Ver.di-Haustarif-Kommission, sondern höchstens mit dem Betriebsrat.
Wer darin ein Dialog-Angebot, gar ein Entgegenkommen der GL sieht, täuscht sich.
Denn worin besteht der Unterschied zwischen Sozialplan und Sozialtarifvertrag?
Die wesentlichen Unterschiede zum angestrebten Sozialtarifvertrag sind das niedrigere Niveau der Abfindungen und das Fehlen einer Regelung zur Kurzarbeit. Auch sagt der Sozialplan nichts zur Zumutbarkeit eines anderen Arbeitsplatzes aus.
Dieser Schachzug hat für die GL einige Vorteile, hier die zwei wichtigsten: Für einen Sozialplan kann nicht getreikt werden, d.h. im Gegensatz zum STV hat man kein Druckmittel in der Hand. Die STV-Konditionen würden voraussichtlich besser ausfallen als die im Sozialplan enthaltenen.
Wenn man an die Nitz-Aussage vom August denkt ("Ihre Aufforderung zu Verhandlung eines Sozialtarifvertrags habe ich erhalten. Die „dringliche Notwendigkeit im Hinblick auf drohende Filialschließungen“ kann ich nicht erkennen"), dann hat sich die GL um einige Zentimeter bewegt, will aber weiterhin die Bedingungen diktieren.
Außerdem ganz wichtig: die Kolleginnen und Kollegen der STV-Kommission, die seit nunmehr eineinhalb Jahren mit großem Engagement, Geduld und Hartnäckigkeit für den STV kämpfen - dafür an dieser Stelle einmal ein herzliches Dankeschön! - kommen aus Unternehmensbereichen in ganz Deutschland und treten deswegen auch für eine bundesweite Gültigkeit des STV ein. Eine denkbare Beschränkung eines wie immer gearteten Sozialplanes auf z.B. die Region München wäre daher nicht nur unsolidarisch gegenüber den STV-Kommissions-Mitgliedern und der Belegschaft außerhalb Münchens, sondern schlicht und einfach äußerst kurzsichtig.
Für uns als Beschäftigte und Gewerkschaftsmitglieder kann so eine "Lösung" keine Option sein!
Zurück zum weiteren Verlauf dieses denkwürdigen Vormittags.
Das Modell "Good Cop, Bad Cop", mit der die Schönfärberei der Lage für die Mitarbeiter betrieben werden sollte, schien auch für einen Moment zu funktionieren. Aber es wurde im Laufe der Diskussion durch sehr persönliche Erfahrungsberichte von Mitarbeitern aus verschiedenen Filialen völlig konterkariert. Hier blitzte in den betroffen machenden Statements kurz die über lange Jahre angestaute Wut und Enttäuschung darüber auf , wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Firma behandelt werden.
Trotzdem soll nicht verschwiegen werden, daß es unter den KollegInnen auch Stimmen gab, die einen "Dialog ohne Betriebsrat" in "ungezwungener Atmosphäre" forderten. Liebe KollegInnen, um mal eine Sache klar zu stellen, auch wenn wir hier im Infoblog gelegentlich Kritik äußern: Der Betriebsrat macht einen guten Job! Das Aushandeln von Interessensgegensätzen im Betrieb ist nun mal keine vergnügungssteuerpflichtige Wellness-Veranstaltung! Wer für eine vermeintliche "Harmonie" Konflikten aus dem Weg geht und seine berechtigten Interessen aufgibt, wird immer den Kürzeren ziehen; das gilt im Privatleben wie auch in einem Unternehmen.
Die Austragung von Tarifkonflikten ist zudem elementarer Bestandteil unserer Wirtschaftsordnung und im Grundgesetz verankert. Die Gewerkschaft steht nicht für "Politik von Außen", wie es die GL permanent suggerieren will, sondern ist zentraler Pfeiler der Tarifautonomie und kann durch keine Form von "Betriebsgemeinschaft" ersetzt werden, auch wenn das manchem Arbeitgeber lieber wäre. Aber probiert es doch einfach aus und verhandelt das nächste Mal bei einem guten Glas Wein mit der GL eine saftige Gehaltserhöhung für alle. Viel Erfolg dabei!
Die Mitglieder der Infoblog-Redaktion sind in der überwiegenden Mehrheit langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von verschiedenen Standorten, Filialen und Abteilungen. Diese Gemeinsamkeit teilt die Redaktion mit einer anderen Gruppe in unserer Firma: den Führungskräften. Wie sie haben wir in der Vergangenheit eine andere Unternehmenskultur erfahren und schätzen gelernt, als die, die in den letzten Jahren dominant gewesen ist. Diese Firma hatte früher eine partnerschaftliche, auf wirklichen Dialog setzende und die Mitarbeiter wertschätzende Unternehmenskultur. Die Mitarbeiter waren das Kapital der Firma.
Wir wissen, daß viele von den Führungskräften - und hier sind die ALs und FLs gemeint, die einen guten Einblick in das Tagesgeschäft haben und den Kontakt zum Bodenpersonal noch nicht verloren haben - die Entwicklung in unserem Unternehmen durchaus kritisch beobachten. Wir appellieren an Sie, Ihre besondere Loyalität zur Firma nicht mit blindem Gehorsam zu verwechseln, sondern mutig gegenüber Ihren Vorgesetzten auf Fehlentwicklungen hinzuweisen. Auch dies gehört zu einer Führungsqualität und setzt nichts weniger um als die einmal schriftlich fixierten Unternehmens-Richtlinien.
Der Infoblog hat in den letzten Monaten ein Forum für Information und Meinungsaustausch geboten und vielleicht einige Denkprozesse angestoßen. Wir sind für freie Meinungsäußerung (bei Beachtung der Netiquette-Spielregeln) und tolerieren in diesem Infoblog deswegen - zugegeben manchmal zähneknirschend - auch lupenreine Arbeitgeberpositionen. Es fällt uns zwar schwer zu glauben, daß es sich hier um normale Mitarbeiter-Statements handelt, aber sei´s drum. Es gilt nach wie vor der Satz von Rosa Luxemburg: "Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden".
Weiterer Druck wird notwendig sein, damit die Mitarbeiter und ihre gewählten Vertreter (wozu wir nicht nur den Betriebsrat, sondern auch die STV-Kommission zählen) wieder auf Augenhöhe mit der GL reden können und von ihr respektvoll behandelt werden. Wir hoffen, daß der Verlauf der Betriebsversammlung wenigstens den Anfang eines Umdenkens markiert.
Hinter dem Titel dieses Kommentars steht ein Fragezeichen. Nach dem Verlauf der Betriebsversammlung hält sich unser Optimismus bezüglich eines Kurswechsels in Grenzen. Ein Kurswechsel wäre aber nicht nur wünschenswert, sondern auch dringend notwendig.
Kämpfen wir alle gemeinsam dafür, daß wir hinter dem Wort Kurswechsel bald ein Ausrufezeichen setzen können!
Filialleiter und Abteilungsleiter, die die GL auf Fehlentwicklungen hinweisen? Ein frommer Wunsch - kann man sich in der jetzigen Firmenkultur eigentlich kaum vorstellen. Hinter vorgehaltener Hand kann man viel erzählen.
AntwortenLöschenHoffen wir nur, dass sie wenigstens die doch auffällig zunehmende Unzufriedenheit der Kunden, die in den Filialen z.T. verzweifelt nach Mitarbeitern, vielleicht auch kompetenter Beratung suchen, weiterleiten. Wenn schon die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter nicht von großem Interesse sind, sollte den Führungskräften (aller Ebenen: GL, FL, AL) doch irgendwie an ihren Kunden gelegen sein. Die Firma lebt von ihnen.
Schon mal dran gedacht dass die AL dieselben Arbeitsbedingungen haben? ;-)
AntwortenLöschen@Anonym 08:35
AntwortenLöschenTeilweise sogar noch schlechtere Arbeitsbedingungen, zwar etwas mehr Gehalt, zumindest nach 5 Jahren, aber sonst werden die ALs eher von RL/GL "verheizt". Auch wenn viele das vielleicht so nicht registrieren. Im Berliner Raum ist es auf jeden Fall so.
Denke dass das gar niemand registriert. Weil sie nicht in das allgemeine Gezetere einstimmen.
AntwortenLöschen@Anonym 12:12h
AntwortenLöschenIch habe das Gefühl, dass das "allgemeine Gezeter" gar nicht so allgemein ist...
@Anonym 31210 11:05
AntwortenLöschenALs haben überall einen schweren Stand. Weil sie grundsätzlich zwischen den Stühlen sitzen... Sie verstehen die Probleme der Kollegen, müssen aber trotzdem die Position der Firma vermitteln. Mancher merkt erst jetzt, daß diese Position ganz sicher kein Honigschlecken ist und nicht immer Freude bereitet.
Mir gibt es im Moment ein gutes Gefühl, erfolgreich mit meinem Team zusammen zu arbeiten, für möglichst gute Stimmung zu sorgen und die Probleme nach oben zu kommunizieren. Mehr kann ich leider nicht leisten....
Danke für den Artikel. Ich war vor Ort, der Bericht deckt sich mit meinen Eindrücken.
AntwortenLöschenWas mir noch aufgefallen ist: ich habe von der Führungsriege 6 Anwesende gezählt, vom Betriebsrat nur 5. Was war mit den anderen los?
Es war immerhin eine wichtige Versammlung.
Dann noch eine Frage: Von wem kommt eigentlich der Vorschlag zur Begrenzung des Sozialplans auf München? Von der GL? Dem Betriebsrat? Der Belegschaft?
Das sollte auf jeden Fall verhindert werden, weil es auf eine Spaltung der Belegschaft hinausläuft.
Weil der Sozialplan bisher auch nach Regionen begrenzt war.
AntwortenLöschenAußerdem darf man nicht vergessen, dass es nicht in allen Filialen Betriebsräte gibt, wodruch wir z.B. in Stuttgart ein scheiß Arbeitsmodell haben (4-Wochenmodell). Dies würde sich auch auf die Gültigkeit eines abgeschlossenen Sozialplans auswirken. Allerdings bezweifel ich die Rechtmäßigkeit eines Sozialplans, welcher schon vor der eigentlichen Maßnahme abgeschlossen wurde. Ein Sozialplan kann nicht vorher verhandelt werden, wir haben derzeit keine Verjandlungsmasse!
Ein Sozialplan wird immer situationsgerecht angepasst und verhandelt, die Bedingungen eines Sozialplans enstehen aus den Maßnahmen des Arbeitsgebers. Wir können jetzt aber noch nicht in die Zukunft sehen und sagen, was wann wie passieren wird. Daher ist hier ein Sozialtarifvertrag angebrachter, welcher die Rahmenbedingungen festlegt. Ein Sozialplan kann im Nachhinein immer noch mit dem BR verhandelt werden, dieser würde dann einerseits die Regeln des STV enthalten, aber detaillierter und an die Maßnahme des AG angepasst werden.
Einen Sozialplan vor einer durch den AG geplanten Maßnahme zu verhandeln ist arbeitsrechtlicher Selbstmord.
Daher: STV
Ich habe wirklich keine Ahnung von sowas, bitte klärt mich auf: was hat das Arbeitszeitmodell mit einem Sozialplan zu tun?
AntwortenLöschenDie Verhandlungen über einen STV sind natürlich sehr wichtig, darüberhinaus sollten aber andere "Baustellen" nicht vergessen werden.
AntwortenLöschenVon einem "Kurswechsel" kann ansatzweise erst dann gesprochen werden, wenn die Folgen der letztjährigen Massnahmen, die Probleme z. B. vor Ort in den Filialen (Arbeitsüberlastung, genervte Kunden etc.) wahrgenommen werden, ernst genommen werden - und dann konstruktiv nach Lösungen gesucht wird, in denen sich Wertschätzung der Mitarbeiter wie auch der Kunden zeigt.
Frage: Wurde in Stuttgart das 4-Wochenmodell einfach "diktiert"?
guten morgen! zuerst einmal möchte ich darauf hinweisen, daß ein STV ein vertrag zwischen gewerkschaft und AG ist. ich sehe für die DBH auch keinen bedarf, mit einer gewerkschaft einen vertrag abzuschließen, nur weil die mit Eurer hilfe gerne einen fuß im unternehmen hätte. darüber hinaus bedeutet ein STV ein outsourcen der verantwortung des BR an Verdi. genau dieses outsourcen (siehe "auspacker")wird ja gerne der GL vorgeworfen und ich weiß auch nicht, warum Verdi besser als unser BR sein sollte. ich persönlich schätze die arbeit von unserem BR sehr hoch ein un bin gegen den STV.
AntwortenLöschendarüber hinaus könnte sich stuttgart sicherlich hilfe beim BR holen, man braucht nämlich keinen BR in der Filiale, sondern nur mitarbeiter, die den mund aufmachen und bei bedarf den BR dazu holen. und ein STV löst dieses problem auch nicht....
Der letzte Kommentar ist an Blödheit wirklich nicht zu überbieten. Sorry, für die drastische Formulierung, aber mir kommt da echt die Galle hoch.
AntwortenLöschenWas heißt denn da "Einen Fuß in der Tür"?
Das hat Verdi eh schon lange dank des normalen Tarifvertrages. Der wurde nämlich auch nicht vom Betriebsrat ausgehandelt, sondern von der Gewerkschaft, solltest Du das noch nicht wissen. Warum wird der Gewerkschaft eigentlich immer vorgeworfen, sie hätte gerne einen "Fuß in der Tür"???
Ich glaube, Du schätzt den Grund falsch ein, warum sich Verdi für den STV ausspricht. Da wird in Zukunft keiner im GL-Büro sitzen und bei allen Entscheidungen mitreden. Es gibt durch den STV keinen zusätzlichen Geschäftsführer namens Verdi.
Verdi und der Großteil der Belegschaft möchte den STV, damit wir für zukünftige Kündigungswellen (und die kommen, egal, was die GL momentan sagt, in den nächsten Jahren - alleine durch auslaufende Mietverträge, die nicht verlängert werden) besser abgesichert sind. Und mit Absicherung ist nicht gemeint, daß der Arbeitsplatz sicherer ist. Sondern die Konditionen bei einer Kündigung besser sind und somit eine längere Absicherung NACH der Kündigung vorhanden ist (durch höhere Abfindungen etc...)
Die Frage ist: warum bist Du gegen den STV? Weil Du meinst, daß der Sozialplan ausreicht? Daß es reicht, wenn der Betriebsrat NACH Aussprache der Kündigung mit der GL über die Konditionen eines neuen Sozialplans verhandelt? Sind das wirklich Deine Gründe?
Dann sprich mal den Betriebsrat an, von dem Du ja anscheinend viel hältst, die werden Dir da was ganz anderes erzählen... Ich kenne KEINEN EINZIGEN Betriebsrat, der mit dem ausgehandelten Sozialplan letztes Jahr voll und ganz zufrieden war. Das Ergebnis war für die Kürze der Zeit sicher nicht schlecht, aber besser geht es immer.
Und red am besten noch mit Kolleginnen und Kollegen, deren Vertrag im Zuge der Kündigungswelle im letzten Jahr entweder gekündigt oder nicht verlängert wurde. Die Konditionen, die da in der Entlassung stehen (Abfindung, etc...) sind UNTERIRDISCH!
Ich möchte Dich gerne sehen, wenn Du sowas unterschreiben musst. Wäre es Dir etwa nicht lieber, bessere Konditionen in Deiner Kündigung stehen zu haben, sollte sie denn kommen?
Und noch einmal: der Sozialplan, der aktuell noch bis Ende des Jahres gilt, gilt nur für MÜNCHEN!!! Solltest Du in München angesiedelt sein und deswegen sagen: ein STV ist nicht nötig! Dann kann ich nur sagen: unsolidarischer gehts ja wohl nicht!
Nur weil einen die Kündigungen nicht selbst betreffen, entschließt man sich, gegen den STV zu schreiben?
Dann bedank Dich mal ganz schnell bei Weltbild. Die haben durch ihre Streiks und Arbeitsunterbrechungen nämlich DEINE Tariferhöhung erkämpft, von der auch Du profitierst.
Selbst den Arsch für andere nicht in die Höhe kriegen aber von anderen erkämpfte Verbesserungen natürlich gerne entgegennehmen.
Vielleicht sind Dir Kündigungen einfach egal, weil DU davon nicht betroffen bist. Sitzt Du etwa in der GL und beschließt selbst darüber? Dann ist mir klar, daß Du einen STV für nicht notwendig hältst. Die GL ist manchmal so leicht zu durchschauen (und behaupte jetzt nicht, daß Du ein normaler Mitarbeiter bist. Genausowenig wie ich Dir das beweisen kann, kannst Du mir das Gegenteil beweisen)
Ein STV ist einem Sozialplan vorzuziehen. Die Argumente, die dafür sprechen, sind in diversen Kommentaren hier im Blog und oben im Artikel schon breit erklärt worden.
Wer es so nicht sehen will, dem kann wohl nicht geholfen werden. Ich bin nur froh, daß die Mehrheit der Belegschaft anders denkt (siehe Unterschriftenliste)
Ich kann Anonym 11.47 Uhr nur voll und ganz zustimmen!
AntwortenLöschen"mit einer gewerkschaft einen vertrag abzuschließen, nur weil die mit Eurer hilfe gerne einen fuß im unternehmen hätte"
Ich fasse es wirklich nicht!
Wenn Du Verdi nicht im Unternehmen haben möchtest, dann verzichte doch bitte ganz schnell auf die erkämpften Tariferhöhungen, auf das 13,5 Gehalt und die vielen anderen Dinge, die im Tarifvertrag stehen!
Außerdem wurde der STV von Kollegen und Kolleginnen aus dem eigenen Unternehmen erarbeitet (mit Hilfe von Verdi). Diese Kollegen/Innen wurden von Mitarbeiter/innen gewählt!
Wenn der STV durchkommt, dann bin ich dafür, daß Kollegen/innen, die lieber einen Sozialplan (mit schlechteren Bedingungen) haben möchten, diesen gerne haben können.
Aber ich wette, daß bei einer Kündigung keiner der Kollegen/Innen, die jetzt laut schreien: "wir wollen keinen STV", auf bessere Abfindungen verzichten werden, oder?
Also ich finde es immer wieder estaunlich, dass jeder hier sofort ein Mitglied der GL sein soll oder zumindest von denen dazu angestachelt wurde, entsprechende Kommentare zu schreiben.
AntwortenLöschenWas soll das denn immer? Traut Ihr Euren Kollegen nicht zu, dass sie anderer Meinung sind, als Ihr selbst?
Jeder, der nicht Eure Meinung vertritt, ist gleich die GL höchstpersönlich oder schreibt i.A.?
Mir wurde auch schon vorgeworfen, ich sei von der GL. Da würde ich gerne nur mit den Schultern zucken, ich kannte sie bis vor kurzem nur von Fotos.
ach, der austausch mit Euch würde viel mehr spaß machen, wenn Ihr Euch nicht immer wiederholen würdet! nein, ich gehöre nicht zur GL (würde Euch nur in Eurer sellbsteinschätzung bestätigen, wenn Nitz & Co hier heimlich inkognito schreiben würden *lacht), sondern habe mir diese meinung zu Euch und Verdi selbst gebildet. sry, Ihr seid aber scheinbar kleingeister, die neben sich keine andere meinung ertragen. schade, dachte daß wir alle etwas von einem meinungsaustauch haben könnten! werde mich auch nicht aus dem blog verabschieden wie andere vor mir, sondern weiter in Euren wunden bohren und spaß daran haben!! lol
AntwortenLöschenDu irrst: hier werden durchaus andere Meinungen akzeptiert, sonst wäre Dein Kommentar schon längst von dieser Seite gelöscht worden.
AntwortenLöschenAber andere Meinungen werden eben nur akzeptiert und nicht angenommen, sondern dagegengesprochen.
Und das muß bei einer Diskussion erlaubt sein. So wie Du anderer Meinung bist, mußt Du das auch den anderen zugestehen.
Du wunderst Dich ja nicht wirklich drüber, daß auf einer von Verdi-Gewerkschaftern betriebenen Seite Stimmen laut werden, die sich FÜR einen STV aussprechen, oder? Bzw. bei einem Kommentar, der dagegen ist, entsprechend reagieren und zurückschreiben?
Was erwartest Du? Daß plötzlich alle sagen: Stimmt! Der Mann hat absolut recht! Wir brauchen keinen STV. Die GL ist genug mitarbeiterfreundlich. Die werden uns schon nicht kündigen. Und wenns doch dazu kommt, entschädigen sie mich sicher ausreichend?
Ich muß lachen, sorry, aber das ist einfach zu amüsant...
Und wundere Dich nicht, wenn Du als GL eingeschätzt wirst mit Deiner Meinung. Sie vertritt nun mal zu 100% die Arbeitgeber-Position. Wenn mir jemand inhaltlich mit einem NPD-Parteiprogramm kommt, stecke ich ihn eben auch in die NPD-Kiste und vermute jetzt nicht, daß er bei den Grünen ist.
Und wenn Du sagst, der Austausch hier würde mehr Spaß machen, wenn WIR uns nicht ständig wiederholen würden, dann kann ich eben nur sagen: danke, das Kompliment geb ich gerne zurück.
Es ist ja sogar so, daß von Gewerkschaftsgegner-Seite keine Argumente kommen, warum man NICHT für den STV sein sollte. Im Gegenteil. Von Euch kommt doch nur dummes Rumgeschimpfe, aber KEINE ARGUMENTE!!!!
Da find ich das, was Verdi hier bringt, doch eindeutig überzeugender.
"Wenn mir jemand inhaltlich mit einem NPD-Parteiprogramm kommt, stecke ich ihn eben auch in die NPD-Kiste und vermute jetzt nicht, daß er bei den Grünen ist."
AntwortenLöschenDer Vergleich hinkt aber ;-)
Inhaltlich kannst du ihn dahinstecken, aber deshalb unterstellst du ihm nicht sofort Udo Voigt persönlich zu sein oder von ihm angestachelt zu sein.
Du gehst dann einfach davon aus, dass er die NPD befürwortet (seine eigene freie Meinung) und aus.
Während hier immer unterstellt wird, alle kritischen Kommentare kommen von der GL selbst oder von Mitarbeitern, die dazu angeleitet wurden.
lieber r.f., du läßt ja andere argumente garnicht erst gelten. da ist es völlig egal, wie man argumentiert. und die npd hier als vergleich anzubringen kommentiere ich lieber nicht... ich habe gesagt, warum ich gg den STV bin. abgesehen davon schürt ihr gemeinsam mit Verdi hier die angst der mitarbeiter, um mitglieder zu werben. selbstlos ist Verdi ganz sicher nicht, sondern braucht mitglieder bzw. geld. denn ein gemeinnütziger verein ist Verdi ganz sicher nicht...
AntwortenLöschenUmsonst ist nicht mal der Tod.
AntwortenLöschenWenn man gewisse Leistungen in Anspruch nehmen möchte, dann ist es wohl selbstverständlich, daß man auch einen Beitrag leisten muß.
Wenn Du kein ADAC-Mitglied bist, kannst Du auch nicht erwarten, umsonst abgeschleppt zu werden.. oder?
Diese Stellungkriege nerven!
AntwortenLöschennur behauptet der adac nicht ständig, daß ich schon bald einen abschleppwagen brauchen werde weil schreckliches auf mich zukommen wird. adac, npd - eure vergleiche hinken und sind zT grenzwertig. abgesehen davon haut ihr gerne die begrifflichkeiten in diesem blog durcheinander: da werden mitarbeiter angeblich "menschenverachtend" behandelt (bsp fehlen immer noch), die firma scheffelt "big money" (zahlen stehen noch aus) und ein "großer teil" (360 stimmen für STV) werden zu einem großteil (was mehr als 50% wären, oder?). leute anderer meinung werden der blödheit bezichtigt etc. reizender sprachgebrauch, wirklich!
AntwortenLöschenMehr Argumente wären gut! Die vermisse ich vor allem bei den STV- bzw. Verdi-Gegnern. Also strengt Euch an!
AntwortenLöschen@Anonym 16:07
AntwortenLöschenDie NPD als Vergleich lässt Du lieber unkommentiert. Besser ist das wohl. Ich glaub, Du hast es nämlich nicht richtig verstanden.
Nur noch mal zur Verdeutlichung: ich habe die GL nicht mit der NPD verglichen (solltest Du das vermutet haben) Ich habe hier ledigliche gegensätzliche Meinungen aus politischen Lagern als Beispiel genannt. Selbstverständlich vergleiche ich nicht die NPD mit der GL.
@T.R.
Naja, soooo hinken tut der Vergleich garnicht. Jemand mit einer gewissen Meinung einem gewissen Lager zuzuordnen, das tut jeder, denke ich. Und so eben auch ich.
Ich rechne die Kommentare dem Lager der GL zu, da gehören neben H. und N. aber auch noch viele andere dazu (meiner Meinung nach auch Regionalleiter, Filialleiter, etc...)
Und so mache ich es auch bei Personen, die mir mit einer Meinung kommen, die ich dann z.B. dem Lager der Grünen zuordne. Diese Personen ordne ich dann eben den Grünen zu (oder NPD oder SPD oder CDU oder Linke, je nach Meinung)
Deswegen sage ich nicht unbedingt, es sind immer die Oberbosse bzw. Parteivorsitzenden, aber eben doch nicht der einfache Filialmitarbeiter, der 40 Stunden an der Kasse steht, sondern eben jemand aus den höheren Etagen, also GL.
Du kannst jetzt sagen: nur weil jemand SPD-nahe Meinungen vertritt, heißt das noch nicht, daß er in den höheren Etagen der SPD sitzt.
Das ist vollkommen korrekt. Aber genauso, wie jemand, der SPD-Meinungen vertritt, zum SPD-Lager gehört (unabhängig von seiner Position innerhalb der Partei), steht jemand, der GL-Meinung vertritt (und damit eben Arbeitnehmer-UNfreundliche Meinungen) nicht auf der Arbeitnehmer-Seite sondern auf der Arbeitgeber-Seite. Kannst Du nachvollziehen, was ich damit meine?
Noch einmal: wer GEGEN einen Sozialtarifvertrag ist, steht für mich auf der Arbeitgeber-Seite.
Weil es von Arbeitnehmer-Seite meiner Meinung nach keinen vernünftigen Grund gibt, gegen einen STV zu sein. Er schränkt die Arbeitnehmer nicht ein, er kürzt kein Gehalt, er erhöht nicht die Arbeitsstunden.
Der STV ist dafür ausgerichtet, den arbeitnehmern bessere Konditionen bei einer Kündigung zuzugestehen. Und wer gegen bessere Konditionen bei KÜndigungen ist, steht für mich auf Arbeitgeber-Seite (auch wenn Du nicht direkt ein Arbeitgeber bist, stellst Du Dich in diesem Punkt gegen die Arbeitnehmerseite)
Zu dem Vorwurf, ich würde andere Meinungen "nicht gelten lassen", kann ich nur nochmal sagen: das machen die anderen ja auch nicht. Ich höre mir diese Meinungen an, empfinde sie aber als falsch (so wie das die STV-Gegner ja bei meiner Meinung auch tun)
Ich sehe da keinen Unterschied zwischen STV-Befürwortern und -Gegner.
Nur den einen: ich vermisse bei den Gegner oft (nicht immer! Aber oft!) eine wirkliche Argumentation.
Sicher argumentieren die STV-Befürworter nicht auch immer alles bis aufs kleinste, aber da sind mir die Argumente halt sonnenklar. Das wurde hier im Blog ausführlich behandelt, auf den Betriebsversammlungen, bei den Aushängen, auf dem Flyer, bei persönlichen Gesprächen. All das fehlt mir von der Gegenseite.
Vielleicht, weil es keine wirklich gute Argumentation gibt, die alle Punkte gut berücksichtigt?
"Kannst Du nachvollziehen, was ich damit meine?"
AntwortenLöschenJa, denn dann hast du dich vorher etwas unglücklich ausgedrückt ;-) Jetzt schreibst du das so, wie es korrekt ist, nämlich dass du den entsprechenden Kommentatoren nicht "unterstellst", von der GL zu sein (die wahrscheinlich Sonntag Abend was anderes zu tun hat, als hier zu lesen und zu kommentieren ;-))
Ich für meinen Teil bin es nicht, ehrlich!
Alle Unklarheiten beseitigt :-)
Außerdem ist das ja nur eine "Nebendiskussion". Trotzdem wichtig, finde ich.