Freitag, 21. Januar 2011

Skandal im Sperrbezirk

Zensur auf www.hugendubel.de: "Und wie geht es jetzt weiter?"

Ein Titel-Filter, verursacht durch Weltbild und grobmaschig wie ein Beichtstuhlgitter, ist für www.hugendubel.de nicht akzeptabel.

Doch wer ergreift denn nun die Initiative um dem Spuk ein Ende zu bereiten?
 
Die Konzernleitung könnte sich darauf verständigen, den Filter ganz oder zumindest für den Konzernteil Hugendubel abzuschaffen. Nicht effektiv wäre es, das Projektteam zum Internetauftritt bei Hugendubel im Regen stehen zu lassen; immer auf der Suche nach bibliographischen Lücken. 
 
Es ist übrigens auch nicht die Aufgabe der Blogredaktion ständig auf einzelne Titel aufmerksam zu machen. An dieser Stelle sei all jenen gedankt, die uns mit ihrer Recherche unterstützt und mit einer Vielzahl von Titeln versorgt haben. Zum vorerst letzten Mal noch ein paar Beispiele:  
 
  • Onfray, Michel: Wir brauchen keinen Gott ISBN 3492249493
  • Frerk, Carsten: Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland ISBN 3932710398
  • Pulford, Nicola de: Geheime Zaubersprüche ISBN 3809422169
  • Ansha: Weiße Magie ISBN 3442217660
  • Mala, Matthias: Weiße Magie, Machtvolle Zauberkraft für ein glückliches und erfolgreiches Leben ISBN 3453701119
  • Labouche, Charlotte: 101 Plätze, an den Sie Sex haben sollten bevor Sie sterben ISBN 3868820256
  • Passig, Kathrin: Die Wahl der Qual ISBN 3499624087
  • Varrin, Claudia: Die Kunst der weiblichen Dominanz ISBN 3896027107
  • Baigent, Michael: Die Gottes-Macher ISBN 3404642260
  • Burstein, Dan: Das Geheimnis der Maria Magdalena ISBN 3442154146
  • Die geheime Bruderschaft; Dan Browns Illuminati entschlüsselt ISBN 344215359X
  • Jäckel, Karin: Er war ein Mann Gottes ISBN 340461612X

Alle oben aufgeführten Artikel sind in den Bibliographien im Laden zu finden. Auf www.hugendubel.de bis zum 21.01.2011 um 7:00 Uhr trotz eindeutiger ISBN nicht.

Wer bringt nun endlich Licht ins Dunkel ?
Das Statement von Herrn Maximilian Hugendubel im Börsenblatt jedenfalls nicht.
Genauso wenig der Aushang der Geschäftsleitung. Beschäftigen wir uns damit doch einmal etwas näher.

Auf den Zensur-Vorwurf reagierte die GL im wesentlichen mit drei Argumenten:
  1. Prinzipiell kann jeder lieferbare Titel bestellt werden
  2. Hugendubel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
  3. Bei gesperrten Titeln wird immer auf rechtsradikale oder pädophile Titel verwiesen
Eine Klarstellung vorweg: selbstverständlich befürwortet die Infoblog-Redaktion die Sperrung faschistischer oder pädophiler Titel. Darum geht es aber nicht.

Zum ersten Argument:

Es stimmt, dass jeder lieferbare Titel bestellt werden kann; wenn der Titel auf der Homepage aber nicht auftaucht, dann muss man v o r h e r wissen, dass es den Titel überhaupt gibt.

Zum zweiten Argument:

Der Begriff der "Vollständigkeit" ist irreführend; zum einen, weil die zensierten Titel v o r der Integration in das WELTBILD-System ganz normal lieferbar gewesen sind; zum anderen, weil sie über KNV ohne jeglichen Mehraufwand ganz normal lieferbar wären - wenn man es denn wollte. Wieso sollte Hugendubel keine Titel zu liefern imstande sein, die man bei Thalia, der Mayerschen oder bei Osiander finden und bestellen kann?

Zum dritten Argument:

Mit dem Hinweis auf die Sperrung von rechtsradikaler und pädophiler Literatur wird einerseits von der Frage nach der Zensur kirchen- und kapitalismuskritischer bzw. schwul-lesbischer Titel abgelenkt, andererseits eine besondere Sorgfalt suggeriert.

Warum Sahra Wagenknecht oder Michel Onfray nicht auftauchen, bleibt nach wie vor unbeantwortet.

Wie steht es aber mit der angeblichen Sperrung rechtsradikaler oder pädophiler Titel?

Machen wir die Probe auf's Exempel.
Pädophile Titel sind offensichtlich nicht im Programm. Das Thema ist im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ein "heißes Eisen". Ein Titel wie das "Schwarzbuch Kirche" von Michael Hebeis, der sich kritisch mit dem verhalten der Kirche beschäftigt, bleibt gleich mit im Zensur-Netz hängen. Schade.

Und was ist mit Nazi-Literatur?

Der Arndt-Verlag - wie jeder erfahrene Buchhändler weiß - zählt nach einer Einschätzung der schleswig-holsteinischen Verfassungsschutzbehörde zu den bekanntesten Verlagen des rechtsextremistischen Spektrums. Sein Verleger Dietmar Munier hat seit Jahrzehnten einen festen Platz im rechtsextremistischen Verlagsbereich inne.

Auf hugendubel.de ist z.B. folgender rechtsradikaler Titel zu finden:
  • Göring , Emmy: An der Seite meines Mannes ISBN 3887412826
Im Klartext: Die geschichtsverfälschenden Memoiren von Görings Witwe kann man problemlos bestellen, seriöse Sachbücher zum Thema "Regenbogenfamilie" nicht.

Das ist ein Skandal im Skandal.

Übrigens ist die Internetseite der Firma Hugendubel GmbH & Co KG die Spielwiese von Frau Nina Hugendubel.

Aus diesem Grunde hat die Blog-Redaktion Frau Hugendubel nachfolgende Fragen per E-Mail gestellt: 
  1. Warum wurde auf der Hugendubel-Internetseite zensiert?
  2. Wer ist dafür verantwortlich?
  3. Wieso werden binnen weniger Stunden, die von uns beanstandeten Titel, kommentarlos wieder freigeschaltet?
  4. Wieso gibt es immer noch Titel, die auf der Internetseite gesperrt sind?
  5. Wie wird es mit der Zensur in Zukunft weitergehen?
Leider blieb sie die Antworten bis heute schuldig.
Aber: Antworten wären wünschenswert!

Wir bleiben für Euch dran!



6 Kommentare:

  1. Liebe GL, ihrem Aushang zur Folge haben alle oben aufgezählten Werke pornografischen oder pädophilien Inhalt...?!

    Besonders der Titel "Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland" fällt auf, na, wie viel steht über Weltbild und die DBH drin?

    Das Anhängen besonderer Eigenschaften war immer Mittel der Zensur oder Verfolgung, Ihr Aushang ist auf dem Niveau eines Wandanschlages in Nazideutschland, in welchem die wichtigsten Merkmale jüdischer und politischer Gegner erklärt werden.

    Daraus lässt sich schließen:
    Sie sparen zu viel Geld, entweder Sie ziehen einen Kommunikationsberater hinzu oder Sie lassen solche Schreiben in Zukunft von einer Presseagentur fertigen.


    B.

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  2. Das witzlose an der Sache ist ja, dass die Damen und Herren in der Hilblestraße eine Presseagentur haben, die sowas eigentlich verfassen könnten.

    Wenn die den letzten Aushang mitformuliert haben, würd ich mal sagen: die sind überbezahlt und völlig fehlbesetzt in dieser Agentur.

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  3. bisher hat mich diese ganze zensur-diskussion ja einfach nur gelangweilt.
    aber wenn äusserungen der gl mit nazipropaganda gleichgestellt werden, hört der spass auf. das ist einfach nur völlig daneben und ein niveau, mit dem ich nichts zu tun haben möchte.

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  4. Vergleiche mit Nazi-Deutschland sind doch immer etwas heikel, vielleicht wäre da ein wenig Zurückhaltung angebracht.
    Wie lautet denn nun aber der Aushang der Geschäftsleitung? So kann sich der neugierige Beobachter selbst zunächst einen Eindruck auch über das Niveau der Auseinandersetzung seitens der Hugendubel-Chefs verschaffen, um dann etwas fundierter am Verbal-Keulen-Schwingen teilzunehmen.

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  5. Unerträglich ist, wie die Geschäftsleitung versucht, sich herauszuwinden. Auch wenn man sich jetzt vielleicht bemüht, die Weltbild-Zensur zu umgehen (und das ist ja durchaus zu begrüssen): das Zensur-Problem soll lediglich die Folge einer Anstrengung gegen Nazi-Literatur und Pädophile sein! Lächerlich! Das ist eine Beleidigung der Intelligenz der Mitarbeiter. Oder bin ich zu dumm, das zu verstehen? Was für eine Haltung zeichnet sich hier gegenüber den Mitarbeitern ab?
    Ich bin empört.

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  6. Es gibt einen neuen Aushang der GL: die Probleme mit der Produktdatenbank sollen beseitigt sein. Schön zu hören. Danke.

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