Mittwoch, 17. August 2011

Bleibt Stuttgart doch KNV/KNO-Logistik-Standort? - Belegschaft und Betriebsrat kämpfen - und erhalten Unterstützung durch Politik



Wird das KNV-Geschäftsleitungsvorhaben "Umzug in die Mitte Deutschlands" - 

mit der beabsichtigten "Aufgabe der Standorte"
Stuttgart (1 000 Arbeitsplätze) und Köln (500 Arbeitsplätze) - 


durch den hartnäckigen Widerstand von Belegschaft und Betriebsrat zu Fall gebracht? 

Wird doch nichts aus dem KNV-Umzug in "Deutschlands Mitte"?
Foto: wikipedia
 
Ganz offensichtlich können aktiver Einsatz und Kampf für die Interessen der Arbeitnehmer/innen durchaus von spürbarem Erfolg gekrönt sein: 

Die Chancen, ...


... die derzeitigen KNV-Standorte Stuttgart und Köln (und somit insgesamt 1 500 Arbeitsplätze) zu erhalten, steigen. 

Das Engagement der Betriebsräte von KNV/KNO für die vom Jobverlust bedrohten Beschäftigten zahlt sich aus.

In Stuttgart reagieren Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung in zunehmendem Maße sehr positiv auf den öffentlichen "Hilferuf" der KNV/KNO-Arbeitnehmervertretung und ihre überzeugende Argumentation (inklusive konstruktiver Vorschläge) für einen Standorterhalt.


Das Beispiel KNV/KNO zeigt: Geschäftsleitungs-Strategien, die allein renditeorientiert auf dem Rücken der Angestellten ausgetragen werden sollen, lassen sich durchaus im Sinne der Belegschaft be- und verhindern; der Schritt des Betriebsrats an die Öffentlichkeit war erfolgreich und hat die Aufmerksamkeit auf die Probleme und Anliegen der Belegschaft gelenkt. 

Die KNV/KNO-Geschäftsleitung ist jetzt mit den Reaktionen auf das öffentlich artikulierte und (nun nicht mehr nur betriebs- oder branchenintern!) diskutierte Interesse am Erhalt der bedrohten Arbeitsplätze konfrontiert; die Beschäftigten erfahren Verständnis, Unterstützung und Solidarität "von außen" - vermehrt auch durch wichtige Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung. Und dies ist sehr, sehr viel wert! 


Wir Kolleg/innen von Hugendubel wünschen unseren Stuttgarter "Kämpfer/innen" weiterhin viel Erfolg bei ihrem vorbildlichen Widerstand - der auch uns zeigt: 
Nicht einfach alles hinnehmen, sich nicht wie Lämmlein zur Schlachtbank führen lassen, aktiven korrigierenden Einfluss auf die arbeitnehmerfeindlichen Entscheidungen der letztlich gar nicht so "allmächtigen" Unternehmensleitung nehmen!



Betriebsrat wehrt sich gegen den Umzug von Koch Neff
titelt der Buchreport

Wie berichtet, will die KNV-Gruppe Barsortiment und Auslieferung in die Mitte Deutschlands verlagern. Der Betriebsrat wehrt sich gegen den Umzug und sucht nun den Schulterschluss mit der Stadt Stuttgart.

Die Geschäftsleitung habe nicht ernsthaft geprüft, ob der bestehende Standort in Stuttgart-Vaihingen erhalten bleiben könne, heißt es in einer Mitteilung der Arbeitnehmervertretung. Weder mit der Verwaltung der Stadt Stuttgart noch mit entsprechenden Ministerien des Landes Baden-Württemberg hätten ernsthafte und konkrete Gespräche stattgefunden.


In der vergangenen Woche haben die Betriebsräte deshalb mit der Wirtschaftsförderung, dem Stadtplanungsamt und dem Baurechtsamt gesprochen. Fazit des Betriebsrats: „Es kamen viele konkrete Fakten auf den Tisch, die deutlich machten, dass bei etwas politischem Willen ein Wegzug aus Stuttgart für die Realisierung des Bauvorhabens nicht erforderlich ist.“ 

Der Betriebsrat-Vorsitzende Gerhard Schönfeld fordert die Führungsebene deshalb auf, den von ihm gebahnten Weg weiterzugehen und Baupläne für Stuttgart einzureichen.


 
Ähnliches meldet der BuchMarkt unter der Überschrift:
Betriebsrat von KNO hofft auf Verbleib und Neubau doch in Stuttgart-Vaihingen 

Da weder mit der Verwaltung der Stadt Stuttgart noch mit entsprechenden Ministerien des Landes Baden-Württemberg ernsthafte und konkrete Gespräche stattgefunden hätten, hofft Betriebsrat-Vorsitzender Gerhard Schönfeld jetzt, dass die Geschäftsleitung "den nun gebahnten Weg weitergehen“ werde.




Aus dem Text der Pressemitteilung des Betriebsrats von KNO VA:
Neubau von KNO doch in Stuttgart-Vaihingen?
Wie berichtet, plant die Geschäftsführung der Firmen KNV und KNO VA den Gesamtkomplex Logistik "auf der grünen Wiese" in der Mitte Deutschlands neu zu bauen. 
Davon sind in Stuttgart 1000 Arbeitsplätze betroffen und in Köln 500.
Allerdings hatte die Geschäftsführung im Vorfeld ihrer Entscheidung für die Standortverlagerung offensichtlich keinerlei konkrete Überlegungen (geschweige denn Planungen) angestellt, um die Möglichkeiten für eine Realisierung des Vorhabens am bestehenden Standort ernsthaft zu prüfen. 

"Weder mit der Verwaltung der Stadt Stuttgart noch mit entsprechenden Ministerien des Landes Baden-Württemberg haben bisher ernsthafte und konkrete Gespräche stattgefunden. Vielmehr mutmaßt die KNV/KNO- Geschäftsleitung, dass das Bauvorhaben sowieso nicht hier zu realisieren wäre“, so der stellvertretende Betriebsrat-Vorsitzende Gerhard Schönfeld.
Die KNO-Betriebsräte hatten in dieser Sache einen eigenen Gesprächstermin (11.8.2011) mit den Abteilungsleitern bzw. Stellvertretern des Amtes für Wirtschaftsförderung, des Stadtplanungsamtes und des Baurechtsamtes erreicht. 
Die Tatsache, dass die kommunale Verhandlungsdelegation so hochrangig besetzt war, wertet der Betriebsrat als gutes Zeichen für das Bemühen der Stadt Stuttgart, die Arbeitsplätze am jetzigen Standort in Stuttgart-Vaihingen zu erhalten.
„Es kamen viele konkrete Fakten - wie Bauhöhe, Bauvolumen und Erweiterungsflächen
- auf den Tisch, die deutlich machten, dass bei etwas politischem Willen ein Wegzug aus Stuttgart für die Realisierung des Bauvorhabens nicht erforderlich ist.“

„Allerdings muss die Geschäftsleitung jetzt konkrete Pläne einreichen“, meint BR Schönfeld. „Die GL muss ihre Hausaufgaben schon selbst machen. Ein Betriebsrat kann nun mal keine Baupläne beim Amt einreichen. Die Geschäftsleitung kann den nun gebahnten Weg weitergehen.“


vgl auch die zurückliegende Berichterstattung im Infoblog: 

http://hugendubelverdi.blogspot.com/search/label/KNV

8 Kommentare:

  1. Sehr gut machen die KNV-ler das. Ist wirklich ein tolles Beispiel dafür, daß Widerstand gegen eine mächtige GL möglich ist. Daß man nicht sofort einknicken muß, weil es ja "eh keine Alternative" zu diesen Wahnsinns-Entlassungen geben würde und man eh nichts tun könnte!

    Vor allem die Außen-Unterstützung (Medien, Öffentlichkeit, Politik) ist besonders wichtig.

    ES GIBT ALSO ALTERNATIVEN ZUM "SCHAUFELN AM EIGENEN GRAB"!

    Habt Ihr das gehört, Kollegen und (Berliner) Betriebsräte??

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  2. Das sollten wir uns wirklich zum Vorbild nehmen - denn (wieder mal):
    "Wer nicht kämpft, hat schon verloren!"

    Also:
    STV statt Sozialplan!
    Streik statt Schmusekurs!
    gemeinsame bundesweite Hugendubel-Offensive statt ängstlich-eigenbrötlerischer "Grabschaufel"-Aktionen!

    Und, Blog-sei-Dank, ist die breite Öffentlichkeit bei uns sowieso schon mit "im Boot"!

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  3. Mir wurde erklärt, wenn es einen STV gibt, gilt dieser nur für Verdi Mitglieder. Ist das richtig? Bin ich somit gezwungen in die Gewerkschaft einzutreten (jetzt bitte keine Belehrungen warum man drin sein sollte, das ist eine Entscheidung, die jedem selbst zusteht und ich werde darauf nicht eingehen) und warum ist dann der BR nicht für alle Kollegen da, egal ob Verdi Mitglied oder nicht? Denn wenn es so ist, dass ein STV nur für die Mitglieder da ist, dann ist mein BR doch für mich nicht mehr zuständig im Fall der Fälle oder stehe ich jetzt völlig daneben?
    Ratlose Grüße

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  4. @Anonym 19:53

    Theoretisch gilt der STV nur für ver.di-Mitglieder, praktisch verhält es sich wie bei jeder Gehaltserhöhung: die von der Gewerkschaft durch Tarifverhandlung oder Arbeitskampf erreichte Lohnerhöhung gilt offziell auch nur für Gewerkschaftsmitglieder, wird aber von den Unternehmern auch an Nicht-Gewerkschaftsmitglieder gezahlt, weil man einen höheren gewerkschaftlichen Organisationsgrad vermeiden will. Genauso würde es beim STV auch laufen.
    Zu Deiner nächsten Frage: Natürlich ist der BR für alle ArbeitnehmerInnen da, egal ob bei ver.di oder nicht. Du musst allerdings die verschiedenen Bereiche unterscheiden: ein BR kann im Gegensatz zur Gewerkschaft keinen Arbeitskampf führen, als BR darf er nicht zum Streik aufrufen. Als BR kann er z.B. Verhandlungen um einen Sozialplan führen, muaa aber dabei letztlich auf das Entgegenkommen der GL und der Arbeitsgerichte hoffen. Einen Streik, z.B. für den STV wie in München, kann nur die Gewerkschaft bzw. die Gewwerkschaftsmitglieder vor Ort führen. Ein Warnstreik von ein paar Stunden ist relativ unkompliziert, einen "richtigen " Streik, der Tage dauert, muss eine relativ hohe Mehrheit der ver.di-Mitglieder beschliessen. Entgegen einem von Führungskräften immer noch verbreiteten Märchen dürfen aber alle mitstreiken, auch Nicht-Gewerkschaftsmitglieder.
    Einen Unterschied gibt es doch: Gewerkschaftsmitglieder bekommen Streikgeld (wenn der Streik ein e bestimmte Mindestdauer währt).
    Ich hoffe, Dir hiermit einige Informationen geliefert zu haben. Falls meine Ausführungen in details nicht korrekt sein sollten, bitte ich um Verbesserung. In München dauerte der Warnstreik eine Stunde; es haben auch viele KollegInnen, die nicht bei ver.di Mitglied sind, sich solidarisch verhalten und mitgestreikt. Dafür bekam man eine Stunde Lohn abgezogen. Ich denke, das kann jeder verkraften.
    Ich weiss, Du hast Dir Ratschläge verbeten, aber vielleicht denkst Du doch nochmal darüber nach, Gewerkschaftsmitglied zu werden. Wir können nur etwas erreichen, wenn wir handlungsfähig sind. Die Gegenseite schenkt uns nichts und wird uns in Zukunft nichts schenken.
    Es gibt an Gewerkschaften vieles zu kritisieren, aber erstens haben wir nichts besseres und zweitens gibt es durchaus demokratische Gestaltungsmöglichkeiten der Mitglieder.
    Denk´ mal darüber nach.

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  5. Das wurde hier schon zig mal erörtert, aber gut, hier nochmal:

    Das ist wie beim Manteltarifvertrag.
    Auch dieser gilt eigentlich nur für Gewerkschaftsmitglieder, wird aber auf alle Mitarbeiter angewendet. Somit profitierst Du auch hier schon von allen Vorteilen, wie z.B. Tariferhöhungen, die eigentlich nur Verdi Mitgliedern zustehen.

    Mitglieder der ver.di haben Ansprüche auf tarifvertragliche Leistungen
    Arbeitgeber gewähren auch Beschäftigten tarifliche Leistungen, die selbst nicht Mitglied einer Gewerkschaft sind. Solche individuellen Zusagen können Unternehmen jederzeit kündigen und sind daher viel weniger wert als ein tarifvertraglicher Anspruch. Einen Rechtsanspruch auf die tarifvertraglichen Leistungen können nur Gewerkschaftsmitglieder geltend machen.

    Die Einhaltung der Tarifverträge überwachen Betriebsräte in Zusammenarbeit mit ver.di.

    So wird es auch mit dem STV sein. Die Punkte im STV stehen nur Gewerkschaftsmitgliedern zu, werden dann aber wohl auch auf alle Kollegen angewendet werden.

    Wenn der AG dies nicht tut, wird die Eintrittswelle in die Gewerkschaft bestimmt riesengroß sein und DAS wird der AG nicht wollen. Dadurch würde die Gewerkschaft noch mehr gestärkt werden (besonders in seinem Betrieb) und den AG in eine schwächere Position rücken. Das wird wohl nicht im Sinne des AGs sein.

    Die Gewerkschaft im Hintergrund, mit seinen Möglichkeiten, seinen vielen Mitgliedern, hat eine größere Kraft, als der BR. Das wird wohl jedem klar sein. Sie unterstützt den BR in der täglichen Arbeit. 

    NUR die Gewerkschaft kann auch zum Streik aufrufen. Das darf der BR nicht.

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  6. Für ganz wichtig halte ich beim STV die Wahlmöglichkeit zwischen Arbeitsplatzangebot und Abfindung, d.h. man kann einen Job, der eine Tarifgruppe niedriger, mit weniger Stunden oder in einer anderen Stadt ist, ablehnen, ohne seinen möglichen Anspruch auf eine Abfindung zu verlieren. Wenn alles im STV geregelt ist, muss man es im Ernstfall nicht vor Gericht erkämpfen. Die GL hat ihre guten Gründen, den STV mit allen Mitteln verhindern zu wollen.

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  7. Der stationäre Buchhandel wird in den nächsten Jahren weiter zurückgehen, Filialen werden geschlossen, Hauptbetroffene werden jüngere KollegInnen sein, die noch nicht solange bei der Firma sind.

    Umso weniger verstehe ich Euer ziemliches Desinteresse: am BR, am Blog, an ver.di...

    Was ist los mit Euch?
    Aufwachen, Leute!

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  8. Ok ganz lieben dank! Vielleicht überlege ich es mir jetzt wirklich. Eigentlich habt ihr Recht. Aber ich hatte mich so geärgert dass ich ausgetreten bin.

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