Hugendubel-Belegschaft fordert von Kardinal Marx Stellungnahme
Der Weltbild-Verkauf betrifft nicht nur die Kolleginnen und Kollegen in Augsburg, betroffen sind auch alle Belegschaften innerhalb des DBH-Konzerns, da die Kirche ihren 50%-Anteil daran ebenfalls verkaufen möchte: Hugendubel, Weltbildplus, Jokers, Weiland, Schmorl &von Seefeld...
Den Zukunftstarifvertrag, den die kämpferische Weltbild-Belegschaft jetzt fordert, verfolgen wir bei Hugendubel in Gestalt des Sozialtarifvertrages schon seit 2009. Nachdem die GL Verhandlungen mit der Sozialtarifkommission verweigerte, eine Belegschafts-Liste mit 400 Unterschriften ignorierte, Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat platzen und den um Vermittlung bemühten OB-Kandidaten Dieter Reiter abblitzen ließ, schrieben die Münchner Betriebsrätinnen und Betriebsräte am 21. September 2011 folgenden Brief an Kardinal Marx:
„Seiner Eminenz
„Seiner Eminenz
Dem Hochwürdigsten Herrn
Reinhard Kardinal Marx
Sehr geehrter Herr Kardinal,
da die katholische Kirche als Miteigentümerin des DBH-Konzerns über die Verlagsgruppe Weltbild GmbH, wie wir annehmen, einen gewissen Einfluss auf die wirtschaftlichen und unternehmenspolitischen Entscheidungen hat, die in unserer Firma getroffen werden, wenden wir uns mit unserem Anliegen an Sie.
Es ist Ihnen sicherlich bekannt, dass die MitarbeiterInnen der Buchhandlung Hugendubel seit zwei Jahren in erheblichem Umfang von Personalabbau und Filialschließungen betroffen sind.
Unter dem Eindruck der Kündigungswelle von 2009 hat eine breite Mehrheit unserer KollegInnen sich daher für den Abschluss eines Sozialtarifvertrages zwischen unserem Arbeitgeber und unserer Gewerkschaft ver.di ausgesprochen, um für den Ernstfall in Zukunft besser abgesichert zu sein. Darin vorgesehen sind vor allem:
- Kurzarbeit statt Entlassungen
- Wahlfreiheit: neuer Arbeitsplatz oder Abfindung
- Unterstützung beim Arbeitsplatzwechsel
- Bessere Chancen auf Wiedereinstellung
- Höhere Abfindungen
Als Betriebsräte unterstützen wir diese Ziele nach Kräften – besonders auch deshalb, weil sich unsere eigenen Verhandlungen über Sozialpläne angesichts bevorstehenden Stellenabbaus immer wieder als äußerst schwierig und langwierig erwiesen haben.
Unser Arbeitgeber ist auf unsere Forderungen jedoch nicht eingegangen. Stattdessen lehnt er es bis heute kategorisch ab, sich mit Vertretern der Gewerkschaft, auch aus dem eigenen Haus, an einen Tisch zu setzen. Selbst ein Vermittlungsangebot aus dem Münchner Rathaus wurde sofort zurückgewiesen.
Wir wissen, dass es – sozusagen – nicht in das „Stellenprofil“ eines Kardinals der Römischen Kirche passt, sich öffentlich mit Betriebsräten und Gewerkschaften zu solidarisieren. Das erwarten wir auch gar nicht. Dass Sie aber selbst in Ihrem Buch „Das Kapital“ für einen menschlicheren Kapitalismus plädieren, gibt uns die Hoffnung – und es ist in dieser Angelegenheit wohl unsere letzte - , Sie könnten Ihren Einfluss geltend machen, damit zwischen den Konfliktparteien zumindest ein ernsthaftes Gespräch zustande kommt.
Wir möchten Sie daher im Interesse aller unserer KollegInnen bitten, sich hierfür einzusetzen.
Hochachtungsvoll
Uwe Kramm
Vorsitzender des Hugendubel-Betriebsrats München“
Nach einem Monat sandte das Erzbischöfliche Ordinariat eine Empfangsbestätigung und verwies auf Papstbesuch und Bischofskonferenz, die eine Beantwortung bisher nicht zugelassen hätten:
Für die Entscheidung, Weltbild und DBH zu verkaufen, genügten zwei Tage, für die längst fällige Antwort auf den Brief der Beschäftigten reichen offenbar zwei Monate nicht aus. Wir erwarten von Ihnen, Herr Kardinal Marx, insbesondere eine Antwort darauf, was Sie unter den "sozialen Implikationen" verstehen, die laut Ihrer Aussage einen Verkauf von Weltbild, DBH und Hugendubel flankieren sollen.
Wir erwarten auch von Ihnen, dass Sie und die katholische Kirche ihrer sozialen Verantwortung als Eigentümer gerecht werden und die rasche Unterzeichnung eines Sozialtarifvertrages für alle Beschäftigten bei Hugendubel, Weltbild etc. auf den Weg bringen.
In Erwartung Ihrer baldigen Antwort,
mit freundlichen Grüßen
Besorgte Kolleginnen und Kollegen von Hugendubel
In Erwartung Ihrer baldigen Antwort,
mit freundlichen Grüßen
Besorgte Kolleginnen und Kollegen von Hugendubel
Cool
AntwortenLöschen"Ein Kapitalismus ohne Menschlichkeit, Solidarität und Gerechtigkeit hat keine Moral und auch keine Zukunft."
AntwortenLöschenAus: Reinhard Marx, Das Kapital.Ein Plädoyer für den Menschen.
Die Kolleginnen und Kollegen bei Weltbild in Augsburg haben ihn zu ihrer Betriebsversammlung am Montag eingeladen. Mal sehen, ob er kneift.
AntwortenLöschenKlare Verträge statt weicher Worte!
AntwortenLöschenGute Aktion! Wer hätte gedacht, welche wichtige Rolle Kardinal Marx mal für Hugendubel spielen würde...
AntwortenLöschenMarx und die Kirche müssen sich jetzt stellen!
AntwortenLöschenKeine Zerschlagung der DBH, kein Ausverkauf an Heuschrecken! Sozialtarifvertrag jetzt!
Wir werden sehen, ob der Kardinal die von ihm propagierte Soziallehre in der Praxis umsetzt, oder ob alles nur eitles Geschwätz ist.
Wir warten auf Ihre Antwort, Kardinal Marx!
STV = NOW!
AntwortenLöschenver.di und Betriebsrat machen in Augsburg mobil.
AntwortenLöschenWann geht´s bei uns los? ich bin dabei!
Ich bin gespannt, ob er auf der Weltbild Betriebsversammlung erscheinen wird.
AntwortenLöschenEigentlich sollte er dann auch gleich auf die nächste Hugendubel Betriebsversammlung kommen. Wir gehören alle zusammen und haben jetzt auch fast die gleichen Probleme.
Auf diesem Blog findet sich wirklich alles: Erst Kirchen-Bashing wegen des "Filterskandals", Häme wegen der Erotik und jetzt dieses Schreiben. Wenn Euch die katholische Kirche so unangenehm ist, freut Euch doch über den Verkauf!
AntwortenLöschenMal wieder jemand der überhaupt nix kapiert hat
AntwortenLöschen@Anonym 15:25
AntwortenLöschenDu scheinst hier einiges durcheinander zu bringen. Dieser Infoblog hat immer konsequent g e g e n jede Form von Zensur gekämpft. F ü r
Zensur sprachen sich nur katholische Fundamentalisten aus.
Zweitens: Wenn sich Kardinal Marx mit seinen Äußerungen zur Moral im Kapitalismus weit aus dem Fenster lehnt, dann ist es vollkommen korrekt, ihn als Hugendubel-Miteigentümer an seinen eigenen moralischen Maßstäben zu messen.
@Anonym 15:25
AntwortenLöschenErstens: Der von Weltbild übernommene "Kirchenfilter" wurde kritisiert, weil für katholische Ideologen unliebsame Titel der Zensur zum Opfer fielen.
Vorher waren diese Titel auf www.hugendubel.de alle normal lieferbar; außerdem bin ich Mitarbeiter bei Hugendubel und nicht bei Weltbild oder der Kirche angestellt.
Was soll also Deine Kritik? Bist Du für den Kirchenfilter?
Zweitens: Da die Firma Hugendubel zur Hälfte der Kirche gehört, tragen die deutschen Bischöfe neben der Eigentümerfamilie Hugendubel auch die Hälfte der Verantwortung für die Zukunft der MitarbeiterInnen.
So klar, so einfach ist das.
Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen von Weltbild können wir es diesmal schaffen.
AntwortenLöschenZusammen kämpfen!
"Seiner Eminenz
AntwortenLöschenDem Hochwürdigsten Herrn
Reinhard Kardinal Marx"
- lieber Herr Kramm, küssen Sie ihm auch den Ring, wenn Sie ihn treffen ?
Ich würde mal sagen, die Anrede Herr Marx reicht vollkommen, wir sind ja nicht mehr im Mittelalter, oder jedenfalls die meisten von uns.