Faktencheck: Die katholische Kirche und der Weltbild-Konzern
Am vergangenen Freitag ging die in Fulda stattfindende Herbsttagung der Deutschen Bischofskonferenz zu Ende. Eines der Hauptthemen war die durch Insolvenz-Gerüchte verschärfte Krise der Verlagsgruppe Weltbild GmbH. Bereits am Mittwoch erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende, Generalvikar Prälat DDr. Peter Beer:
„Die Gesellschafter haben sich intensiv und differenziert mit der aktuellen Problemlage um die Verlagsgruppe Weltbild GmbH beschäftigt. Sie haben sich über die Situation von der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat und externen Sachverständigen berichten lassen. Die Gesellschafter bemühen sich um eine Lösung für den Fortbestand des Unternehmens. Entsprechende Schritte und ein Zeitplan sind besprochen worden. Der Aufsichtsrat ist beauftragt, die Schritte und den Zeitplan umzusetzen.
Die Gesellschafter sind sich der Verantwortung bewusst, die sie zusammen mit dem Unternehmen gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben.“
Konkrete Aussagen über die Stiftungskonstruktion und den anvisierten Zeitplan für deren Umsetzung, geschweige denn zur Zukunft der Beschäftigten des Weltbild-Konzerns bekam man nicht.
Die Infoblog-Redaktion hat im folgenden einige Hintergründe recherchiert.
1. Wer streute das Insolvenz-Gerücht?
Am 10. September 2013 geschah in der FAZ höchst ungewöhnliches. Gleich vier Artikel erschienen zu Weltbild: der für die katholische Kirche zuständige Redakteur Daniel Deckers veröffentlichte einen Aufmacher-Artikel auf der Titelseite sowie im Politik-Teil einen Kommentar unter der Überschrift "Zusammenbruch". Im Wirtschaftsteil der FAZ steuerte der Redakteur Georg Giersberg ebenfalls einen Artikel und einen Kommentar ("Das Weltbild wackelt") bei. Als Vorabmeldung wurde die Meldung über Agenturen an alle wichtigen Medien verbreitet.
Von wem kam das Gerücht? FAZ-Redakteur Giersberg läßt keine Zweifel aufkommen: "aus dem Kreis der Eigentümer", d.h. aus den Reihen der Bischöfe!
2. Welche Fraktionen gibt es innerhalb der bischöflichen Eigentümer?
Grob gesagt stehen sich zwei Gruppen gegenüber: Kardinal Marx als Repräsentant des Erzbistums München-Freising mit 13,2 % größter Anteilseigner, dann der Bischof von Augsburg sowie weitere Bischöfe, die aus sozialen Gründen und aus Furcht vor einem Imageschaden für die Kirche einen Verkauf bzw. eine Zerschlagung des Weltbild-Konzerns ablehnen.
Dem gegenüber steht eine rechtskatholische Fraktion unter Führung des Kölner Kardinals Meisner, der von den Bischöfen aus Aachen, Münster und Trier unterstützt wird. Da das Sortiment von Weltbild ihnen nicht in den fundamentalistischen Kram passte, forcieren sie seit Jahren einen Verkauf und dürften auch für die Verzögerung bei der Umsetzung der Stiftungslösung verantwortlich sein. Die Pornographie-Vorwürfe haben im aktuellen Weltbild-Sortiment keine reale Grundlage mehr, da Weltbild (und damit auch der Online-Shop von Hugendubel) sein Sortiment rigide von erotischen, esoterischen und atheistischen Titel gesäubert hat.
Weltbild zahlt dafür einen hohen wirtschaftlichen Preis (vgl. hierzu den Infoblog-Artikel Wieviel Umsatz kostet uns der Kirchenfilter?)
3. Welche Rolle spielt Kardinal Marx?
Kardinal Marx warf den Fundamentalisten deswegen "organisierte Unverantwortlichkeit" vor. Allerdings sind die Fronten nicht ganz so klar wie es scheinen mag, da laut Matthias Drobinski, Kirchenexperte der Süddeutschen Zeitung, die Bischöfe " an einem Tag mal so, an einem anderen Tag mal so reden".
Es ist deshalb durchaus möglich, daß die Information nicht von den Rechtsfundamentalisten um Meisner kam, sondern evtl. sogar aus dem Umfeld von Marx, um im Vorfeld der Bischofskonferenz die Blockadehaltung aufzubrechen und eine Entscheidung herbeizuführen. Angesichts der hohen Intrigendichte innerhalb der katholischen Kirche wird man die Wahrheit wohl niemals erfahren.
Marx selber strebt den Vorsitz der katholischen Bischofskonferenz an, die im Frühjahr 2014 frei wird, weil Erzbischof Zollitsch sein Amt dann niederlegen wird. Die Chancen stehen gut, da der Kardinal zu dem halben Dutzend Berater gehört, die der neue Papst Franziskus um sich geschart hat. Gleichzeitig versucht Marx sein Image als führender deutscher Sozialethiker der Kirche zu schärfen (vgl. dazu unseren Artikel Der Freund der Arbeiter). Negativ-Schlagzeilen wg. Massenentlassungen eines im kirchlichen Besitzes befindlichen Unternehmens kann er deswegen nicht brauchen. Sein wichtigster Konkurrent für den Posten ist der Berliner Erzbischof Woelki, der zwar als ehemaliger Weihbischof von Kardinal Meisner aus der rechten Ecke kommt, aber neuerdings den Dialog mit Homosexuellen sucht und durch einen - im Gegensatz zu Marx- fast asketischen Lebenstil Punkte sammelt.
4. Wieviele Arbeitsplätze sind bei Weltbild betroffen?
In der Weltbild-Betriebsversammlung in Augsburg am 19. September beantwortete Halff konkrete Nachfragen zu eventuellen Kündigungen nur ausweichend oder nebulös.
Ebenso nichtssagend ist die Pressemitteilung von Weltbild-Aufsichtsratschef Beer (vgl. oben).
Die Frankfurter Rundschau, die sich auf "Insider-Informationen" beruft, spricht von 250 Stellen, die am Standort Augsburg abgebaut werden sollen. Nicht enthalten in dieser Zahl seien die von der Reduzierung des Kataloggeschäfts oder von Filialschließungen bei Weltbildplus/Jokers betroffenen Kolleginnen und Kollegen.
5. Was wird aus der Multi-Channel-Strategie?
Im Statement der Weltbild-Geschäftsführung vom 19. September 2013 ist vom Online- und Digitalgeschäft die Rede, "das von Katalog und Filialen weiterhin flankiert wird". In der ursprünglichen Multi-Channel-Strategie ist der stationäre Bereich aber nicht "flankierend", sondern in der Konzeption als eine absolut gleichwertige Säule vorgestellt worden.
Das läßt auf eine noch schnellere und noch umfangreichere Reduzierung des stationären Sektors mit dem damit verbundenen Arbeitsplatzabbau schließen.
Was tun?
Die Umwandlung in eine Stiftung sagt noch nichts aus über die Zukunft unserer Arbeitsplätze. Auf die Bischöfe muß mehr Druck ausgeübt werden, damit sie sich nicht aus ihrer sozialen Verantwortung davonstehlen. Von den Ereignissen bei Weltbild ist Hugendubel mindestens ebenso betroffen. Wir als MitarbeiterInnen bei Hugendubel dürfen die Aktivitäten nicht allein den KollegInnen bei Weltbild überlassen.
Wir müssen selber aktiv werden!
Je eher, desto besser.
In der Weltbild-Betriebsversammlung in Augsburg am 19. September beantwortete Halff konkrete Nachfragen zu eventuellen Kündigungen nur ausweichend oder nebulös.
Ebenso nichtssagend ist die Pressemitteilung von Weltbild-Aufsichtsratschef Beer (vgl. oben).
Die Frankfurter Rundschau, die sich auf "Insider-Informationen" beruft, spricht von 250 Stellen, die am Standort Augsburg abgebaut werden sollen. Nicht enthalten in dieser Zahl seien die von der Reduzierung des Kataloggeschäfts oder von Filialschließungen bei Weltbildplus/Jokers betroffenen Kolleginnen und Kollegen.
5. Was wird aus der Multi-Channel-Strategie?
Im Statement der Weltbild-Geschäftsführung vom 19. September 2013 ist vom Online- und Digitalgeschäft die Rede, "das von Katalog und Filialen weiterhin flankiert wird". In der ursprünglichen Multi-Channel-Strategie ist der stationäre Bereich aber nicht "flankierend", sondern in der Konzeption als eine absolut gleichwertige Säule vorgestellt worden.
Das läßt auf eine noch schnellere und noch umfangreichere Reduzierung des stationären Sektors mit dem damit verbundenen Arbeitsplatzabbau schließen.
Was tun?
Die Umwandlung in eine Stiftung sagt noch nichts aus über die Zukunft unserer Arbeitsplätze. Auf die Bischöfe muß mehr Druck ausgeübt werden, damit sie sich nicht aus ihrer sozialen Verantwortung davonstehlen. Von den Ereignissen bei Weltbild ist Hugendubel mindestens ebenso betroffen. Wir als MitarbeiterInnen bei Hugendubel dürfen die Aktivitäten nicht allein den KollegInnen bei Weltbild überlassen.
Wir müssen selber aktiv werden!
Je eher, desto besser.
Irgendwie poppt das nicht: Online-Geschäft - und das Ganze auch weltanschaulich bleifrei, gefiltert und unsexy! Werden da nicht ein paar so alte Ferkel lieber wo anders bestellen? Gab es da nicht noch irgend so einen Anbieter? - Ich glaube, der Firmensitz war nicht am Lech, sondern irgendwo am Amazonas, weil die Leute dort nicht so viel anhaben?
AntwortenLöschenNoch eine Ergänzung zum kirchlichen Hintergrund:
AntwortenLöschenIm Herbst 2011 gab der damailige Papst Benedikt an die deutschen Bischöfe den Befehl zum Verrkauf von Weltbild. Alle spurten, einschließlich Kardinal Marx. Hintergrund war die Idee einer "Entweltlichung" der Kirche, rechtskonservative Kreise im Vatikan hatten Druck gemacht.
Wer sich nur ein bißchen in der Branche auskannte, wußte, daß ein Verkauf nur möglich ist, wenn der Konzern zerschlagen wird, seine Filetstücke (Online-Geschäft) herausgetrennt werden und der Rest (stationärer Bereich) abgestoßen wird. Dieses dilettantische Vorgehen hätte katastrophale Konsequenzen für die Arbeitsplätze gehabt. Da sich kein verkaäufer fand, erfand marx zur gresichtswahrung und um den Vatikan zufriedenzustellen das konzept einer Stiftung, wobei sich an den realen Machtverhältnissen letztendlich nichts geändert hätte.
Um bei der Wahrheit zu bleiben: den Verkauf haben wir bei WELTBILD verhindert. Durch unseren "Aufstand" haben wir mögliche Käufer nachhaltig abgeschreckt. Deshalb musste nach einer Alternative gesucht werden, wenn man nicht völlig das Gesicht verlieren wollte. Marx' Idee mit der Stiftung war gut – und würde den Beschäftigten Sicherheit bieten.
LöschenIm Dunkeln lässt es sich bekanntlich gut munkeln. Als FAZ Redakteur würde ich meine Informanten gegebenenfalls auch immer von der Seite kommen lassen wo es wahrscheinlich ist, das auf Grund der Menge der Menge der Beteiligten klar ist das mein Informant nicht identifiziert werden kann......
AntwortenLöschenHebt man jetzt mal das ganz von Dunkel irgendwelcher konservativ progressiver Verschwörungstheorien, auf eine rein wirtschaftliche Ebene und stelle sich vor bei den Gesellschaftern handele sich nicht um die Kirche, sondern um ein Unternehmen, dessen Kerngeschäft ein vollkommen anderes ist, das über Jahrzehnte ein Großteil der Gewinne in Weltbild/Hugendubel belassen hat, weil man das Geld auch nicht unbedingt benötigte; weil seine Geschäftsführer glaubhaft machen konnten, das man mit erfolgreichen Konzept in einen attraktiven Markt tätig sei wo auf ewig die Bäume in den Himmel wachsen würden, wo man zu dem zu den Marktführern gehören würde, wenn man nur genug Geld zur weiteren Expansion hätte. Man stelle sich nun vor die Gesellschafter kämen in ihrem Kerngeschäft in Schwierigkeiten, ein Kerngeschäft, dass ein relativ einzigartiges ist, Umsätze und Erträge stimmen nicht mehr, Strukturen und Personal werden in schmerzhaften Prozessen angepasst. Leider gibt es „plötzlich“ bei Weltbild/Hugendubel massive Probleme, die Geschäftsführer haben viel zulange an einer Strategie festgehalten, die vollkommen am Markt vorbei geplant war. Weltbild/Hugendubel ist zu dem in einem Markt tätig ist, wo es viele vergleichbare Anbieter gibt, einige davon deutlich besser und deutlich attraktiver und erfolgreicher. Plötzlich wollen die Geschäftsführer Geld von den Gesellschaftern, Geld dass die Gesellschafter, auf Grund von eigenen Strukurproblemen nicht haben, vor allem wesentlich mehr Geld als die Gesellschafter jemals als Gewinnauschüttung bekommen haben. Überdies haben die Geschäftsführer von Weltbild/Hugendubel kein Konzept, dass am Markt wirklich Erfolg haben könnten, denn sonst würden sich sicherlich Käufer finden. Oder die Geschäftsführer würden das Unternehmen selber den Gesellschafter abkaufen, ein Vorgang der sonst relativ oft vorkommt...
Sorry liebe Leute aber ich sehe es nicht als Aufgabe von Kirche, meinen Arbeitsplatz der wegen sich veränderter Märkte und wegen sich in der Krise als komplett unfähig zeigender Geschäftsführer keine Zukunft haben wird, zu sichern.
Der Artikel verdeutlicht gut die machtpolitischen Hintergründe innerhalb der Kirche, die ökonomischen Aspekte kommen dabei etwas zu kurz.
AntwortenLöschenDie Kirche hat jahrzehntelang finanziell von Weltbild profitiert, machen mußte sie dafür nichts das hat das Weltbild-Management zusammen mit der Belegschaft erwirtschaftet. Wenn sie dabei nicht wie eine Heuschrecke den allerletzten Profit herausgequetscht hat, dann ist das für mich kein großer Verdienst, sondern eine Selbstverständlichkeit. Wobei man nicht vergessen darf, daß die Arbeitsbedigungen z.B. bei Weltbildplus nie besonders christlich gewesen sind. Nachzulesen hier im Blog.
Selbstverständlich kann sich die Kirche auch nicht einfach aus ihrer Verantwortung stehlen wie dies im obigen Kommentar zugestanden wird. Die Kirche ist per Selbstdefinition nun mal kein normaler Arbeitgeber, auch wenn das durch die stümperhaften Verkaufsversuche nicht immer deutlich wurde.
Kommen wir zur finanziellen Lage. Sie ist ernst, aber keineswegs kurz vor der Insolvenz. Laut FAZ-Wirtschfatsredakteur Rainer Hank geht es um ein Volumen von ca 70 Millionen Euro. So what? Der Otto-Konzern hat gerade auf dem kapitalmarkt 250 Miliionen aufgenommen ( bei ca 1 Milliarde Gesamtschulden) und niemand spricht von Onsolvenz. Amazon hat seine Dididende radikal gekürzt und kein Aktionär regt sich auf. Warum? Weil sie wissen, daß Investitionen notwendig sind.
Genauso verhält es sich bei Weltbild (und letztich auch bei uns): die Kirche kann sich spätestens mit der Stiftung aus der Unternehmer-Rolle nicht davonstehlen und wenn es "nur" um unsere Arbeitsplätze geht. Wer für 10 Millionen einen Palast in Rom kaufen kann, der kann Weltbild keine Investitionen für die zukunft verweigern.
Als Aktionär von Amazon wäre ich nicht auf eine Dividende angewiesen. Hätte ich mir 2008 Aktien von Amazon gekauft, bekäme ich mehr als das 6 fache des damals eingesetzen Kapitals, Dividende scheint mir da nebensächlich zu sein. Hätte Amazon aber in den vergangenen Jahren in ähnlichen Ausmaß seine Umsatzziele verfehlt wie Weltbild wäre der Aktienkurs sicherlich ganz schnell flöten...
AntwortenLöschenWeltbild wäre gar nicht so groß geworden, wenn die Gesellschafter in einem normalen, nicht Heuschrecken-Maß Erträge aus dem Unternehmen entnommen hätten. Bei Weltbildplus übrigens wurde noch bis weit in die 2000er der Bayerische Buchhandelstarif angewandt. Weltbild hat in den vergangenen Jahren Verluste in größerem Ausmaß unter anderem auch durch verfehlte In- und Auslandsexpansion gemacht hier seien als Beispiel nur Polen erwähnt, oder bei der Tochter DBH die DBH-WarenhausGmbH oder Wohlthat...
Die Tatsache dass sich kein Käufer fand, zeigt ganz deutlich das das Unternehmen weder in den Lage ist, eine im Handel übliche Rendite zu erwirtschaften, (und die Renditeerwartung ist in diesem Bereich nun wirklich nicht sehr hoch) noch ein Konzept hat, das wirklich zukunftsträchtig ist und in das es sich zu investieren lohnt. Und wenn man ein tragfähiges Konzept hätt, könnte man sich die 70 Millionen auch am Markt besorgen, aber wieviele Millionen waren es im vergangenen Jahr, wieviele Millionen werden es im kommen Jahr sein?
Wie gesagt es ist leicht Dinge auf angebliche kirchenpolitische Differenzen zu schieben. Alleine schon die Tatsache Bischöfe so unterschiedlicher kirchenpolitischer Ausrichtung wie Genn, Ackermann, Mussinghoff und Meisner zu unterstellen sie wollen kein weiteres Weltbildengagement allein wegen der dort angeblich verkauften Pornos ist lächerlich. Die Bistümer Trier, Aachen und Münster haben in den letzten Jahren oft nur Dank Entnahmen aus den Rücklagen einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können. Gemeindefusionen, Schließung notwendiger, gutfrenquentierter, diözesaner Einrichtungen, Gehaltsverzicht, Personalabbau im größerem Umfang sind an der Tagesordnung, für all dies mussten die Bischöfe massive Kritik in ihren Bistümern einstecken. (Ein Gemeindepfarrer im Bistum Aachen verdient nach 15 Jahren Tätigkeit gerade mal 400 Euro brutto mehr als ich, der ich mich noch glücklich schätzen kann, in der TG 3 des Bayerischen Buchhandelstarif eingruppiert zu sein). Das Bischöfe keine Lust mehr haben Geld in marodes Unternehmen zu stecken, scheint mir verständlich. Ich persönlich fände da ein Ende mit Schrecken alle mal lieber als Siechtum und Durchhalteparolen, als ein weiter so, unter dem Verzicht auf tarifliche Standards, als die Ausweitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse etc, etc. Einen Ruf haben die Bischöfe derzeit eh nicht zu verlieren. Und auch die Gewerkschaften haben ja das Ende von coop und Neuer Heimat überlebt....
@Anonym 0:43
AntwortenLöschen"Ich persönlich fände da ein Ende mit Schrecken alle mal lieber"
Was soll denn das heißen? Doch wohl die Zerschlagung von Weltbild/DBH/Hugendubel.
D.h. Filetstücke mit wenigen Mitarbeitern bleiben übrig, ein Großteil des stationären Bereichs geht unter. Warum ein lohnabhängig Beschäftigter seinen eigenen Untergang forciert, ist mir ein Rätsel.
Oder sitzt Du irgendwo auf einem sicheren Posten in der Hilblstr. ?
Die Strategie der Belegschaft müßte genau auf das Gegenteil hinauslaufen, nämlich die Eigentümer (Kirche und Hugendubels) an den Verhandlungstisch zwingen, um ein Geschäftsmodell zu entwickeln, daß sowohl die Zukunft des Unternehmens wie die unserer Arbeitsplätze sichert. Im Unternehmen ist soviel Kompetenz vorhanden, die sinnlos und stumpfsinnig wegzentralisiert und wegrationalisiert wird. Außerdem muß dringend ein Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung her.
Aber das geht nur zusammen: Belegschaft, Betriebsrat, Gewerkschaft. Das feige Weducken muß endlich aufhören.
Noch ein Satz zum Priestergehalt: "nach 15 Jahren Tätigkeit gerade mal 400 Euro brutto mehr als ich"; mir kommen gleich die Tränen. Das Gehaltsniveau von katholischen Priestern entspricht durchschnittlich der Besoldungsklasse A 13 bis A 14. Grundgehalt A 14 Endstufe: 4.708,29 EUR.
Das ist dann doch deutlich mehr als TG-3 plus 400 Euro.
Zwei Seelen schlagen ach in meiner Brust, dass des Hugendubelmitarbeiters und das des ganz gewöhnlichen engagierten Katholiken, der sieht, wie viele einzigartige, lebendige (natürlich auch tote und sterbende) Strukturen in meiner Kirche gerade Sparmaßnahmen zum Opfer fallen, (im Bistum Aachen etwa wurden innerhalb von 5 Jahren das Personal im pastoralen Dienst um mehr als die Hälfte oder um im Hugendubelsprech zu bleiben mehr als 450 MAKs reduziert. Auf der anderen Seite sehe ich Weltbild-Hugendubel, wo ich beim besten Willen nicht erkennen kann welche Exitenzberechtigung dieses Unternehmen haben sollte, wenn Investoren nicht an das Unternehmen glauben. Das ja auch MitarbeiterInnen InvestorInnen sein könnten wird ja allzu gerne auch verschwiegen. Außerdem habe ich aus meiner Zeit vor Hugendubel schon Erfahrung damit, wie es ist, wenn die Brötchengeberin in Konkurs geht. Nein ich arbeite auch nicht in der Hilblestrasse, obwohl die diejenigen sind, die sicherlich am meisten eine Insolvenz zu fürchten haben, weil Zentrale Dienste hat ein potentieller Übernehmer schon, und ich glaube nicht dass sich die Menschen in der Hilblestrasse in den letzten Jahren durch besonders große Kreativität und Erfolg auszeichneten, wenn mal vom Tolino absieht. Als Katholik nervt es mich, wie derzeit und wie in den nächsten Jahren ständig die kirchlichen Gesellschafter an ihre moralische Verantwortung erinnert wird und werden, von Leuten die sonst eine gesunde Distanz zur Kirche haben, nur weil zufällig einige Bistümer Gesellschafter des Unternehmens sind, in dem man arbeitet. Als Kirchenmitglied finde ich es echt ärgerlich, dass kirchliche Gesellschafter ein Unternehmen am laufen halten, in dem mein Tarifgehalt derzeit dadurch ermöglicht wird das ein Teil meiner früheren Arbeit durch Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen erledigt wird und dass dies in den nächsten Jahren noch zunehmen wird zeigt das Beispiel Hannover. Und noch viel weniger Lust habe ich darauf, dass kirchliche Gesellschafter in den nächsten Jahren ein Unternehmen am Laufen halten, in dessen stationärem Geschäft das Tarifgehalt zur absoluten Ausnahme werden wird, in der Flexibilität um den Preis der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf an der Tagesordnung sein wird, (was übrigens bereits bei der der derzeit noch erfolgreichen Konkurrenz von Osiander und Rupprecht an der Tagesordnung ist.) Als Buchhändler kann ich nicht sehen, worin das besondere und einzigartige bei Hugendubel sein soll, dass weiteres finanzielles Engagement der kirchlichen Gesellschafter rechtfertigen soll. Geld für einen üppigen Sozialplan o.k, aber dann sollte Schluss sein....Aber wie wir ja seit der herbstlichen Bischofskonferenz wissen, wird es kein Ende mit Schrecken geben, sondern ein Schrecken ohne Ende.
AntwortenLöschenSolange Marx 10 Millionen für eine Villa in Rom und Tebartz-van Elst in Limburg 31 (!) Millionen für seinen Bischofssitz in Limburg ausgibt, habe ich keinerlei Verständnis dafür, daß man ein Unternehmen, an dem tausende von Arbeitsplätzen hängen, aus ökonomischen oder durchgeknallt fundamentalistischen Gründen über die Klinge springen lassen will.
AntwortenLöschenNoch weniger verstehe ich allerdings, warum man das Ende seiner Firma förmlich herbeibetet:
"aber dann sollte Schluss sein....".