Freitag, 20. September 2013

Abkassiert und abserviert

Was hat es mit der neuesten Schlagzeile auf sich, dass allen Kassenkräften bei Hugendubel in Hannover (ehemals Schmorl und von Seefeld) gekündigt wurde?

Wir sind dem nachgegangen und können nur mit Bedauern bestätigen, dass diese Nachricht der Wahrheit entspricht.
Alle MitarbeiterInnen, die dort an der Kasse gearbeitet haben sind ihre Jobs los. Ersetzt werden sie durch ein externes Unternehmen, welches diese Tätigkeit in Zukunft übernehmen soll. KassiererInnen, die im Gehaltsgefüge bei Hugendubel sowieso schon ganz unten stehen, werden nun von ArbeitnehmerInnen ersetzt, die noch „billiger“ sind. Hugendubel hat sich damit unter die Firmen eingereiht, die Dumpinglöhne bezahlen und denen langjährige, erfahrene Mitarbeiter in keinster Weise etwas wert sind.
Hauptsache billig.

Doch nicht nur die Kassenkräfte sind von diesen „Umstrukturierungen“ betroffen, sondern auch die restlichen MitarbeiterInnen in Hannover müssen sich in Zukunft warm anziehen.


Die Geschäftsleitung mit Nitz und Co. strebt ein neues Vergütungssystem an.
Anscheinend funktioniert es tatsächlich, durch Drohungen MitarbeiterInnen einzuschüchtern und so die angestrebte Lohndrückerei durchzusetzen. Der Betriebsrat in Hannover hat bedauerlicherweise der Vereinbarung über diese Vergütungsordnung zugestimmt. Die Geschäftsführung hingehen mußte keinerlei Arbeitsplatzgarantie geben bzw. hat keinerlei Kündigungsschutz angeboten.

Anschließend wurden den KollegInnen von der GL Änderungsverträge vorgelegt. Gearbeitet soll dort zukünftig statt 37,5 Stunden pro Woche in einer 40 Stundenwoche ohne Lohnausgleich, Sonderzahlungen sollen verringert, Weihnachts- und Urlaubsgeld minimiert und Tarifgruppen mitleidlos gesenkt werden. Ein Beispiel hierzu: Tätigkeiten mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad, umfangreicher Berufserfahrung und mit Verantwortung für einen Bereich sollen nur noch mit TG 3 vergütet werden. Gemeint ist hier die Abteilungsleitung. Von TG 4 ist überhaupt gar nicht mehr die Rede.
Auch Tarifverträge sollen zukünftig, keine Anwendung mehr finden, wenn es nach der GL geht.

Wir können uns vorstellen wie das Ganze ablief: „entweder unterschreibt ihr diese Vereinbarung und die Änderungsverträge oder der Laden wird komplett dicht gemacht“.
Druck ausüben, Angst machen, mit Arbeitsplatzverlust drohen und an die Loyalität der MitarbeiterInnen appellieren, haben schon viele zum Umdenken gebracht.


Doch was nützt all dieses Kleinbeigeben?


Wir möchten nur mal kurz an Unternehmen erinnern, wo MitarbeiterInnen auch verzichtet haben, mit dem guten Glauben damit ihre Arbeitsplätze zu retten und was hat ihnen das gebracht? Das Ende wurde eventuell etwas hinausgezögert, aber das Ende kam trotz allem unweigerlich. Letztlich haben diese gutgläubigen MitarbeiterInnen auch noch weniger Arbeitslosengeld in der Tasche. Doppelt abgestraft also.

Die meisten KollegInnen aus Hannover haben übrigens den Änderungsvertrag unterschrieben. Nur ein paar wenige sind tapfer und halten dagegen.


Ist dies erst der Anfang?

Leider: Ja!
Die Geschäftleitung ist bereits an andere BR-Gremien herangetreten und versucht auch hier ihr Glück.

Wir fragen uns: ist obiges Vorgehen der Geschäftsleitung überhaupt rechtens, da es sich doch um tarifliche Angelegenheiten handelt und hier die Gewerkschaft ver.di der Ansprechpartner sein sollte bzw. sein MUSS?
Die Gewerkschaft überlegt sich bereits Schritte, um dagegen vorzugehen.



Hier noch Presseartikel und Reaktionen auf das Agieren von Nitz & Co:

Börsenblatt - Kassiererinnen werden durch Zeitarbeiter ersetzt
http://www.boersenblatt.net/637573/template/bb_tpl_sortiment/ 

 
Hannoversche Allgemeine - Hugendubel kündigt Kassiererinnen
http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Hugendubel-kuendigt-Kassiererinnen 


 Der Facebook-Eintrag von Hugendubel zu dem Thema Kassenkräfte Hannover:
 https://de-de.facebook.com/BuchhandlungHugendubel

 (...) Zu den hier diskutierten Veränderungen in Hannover möchten wir euch mitteilen:
Wir sind uns der Auswirkungen dieser Maßnahme durchaus bewusst und können eure Reaktionen nachvollziehen. Die Veränderungen innerhalb der gesamten Buch- und Handelsbranche lassen uns jedoch keine andere Wahl, denn wir möchten am Standort Hannover unbedingt festhalten. Wir haben die Entscheidungen in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern getroffen und individuelle Lösungen gefunden, die von allen acht betroffenen Mitarbeitern als angemessen bewertet wurden. Die ausgesprochenen Kündigungen im Kassenbereich haben keine Auswirkungen auf das übrige Team. Eure Buchhändler in Hannover sind auch weiterhin für euch da (...)

19 Kommentare:

  1. Unglaublich. Und überflüssig.

    Warum wehrt sich nicht die gesamte Belegschaft?

    Gute Bezahlung und Sonderzahlungen und 37,5 Stunden-Woche sind auch nicht vom Himmel gefallen. Dies wurde durch starke Mitarbeitervertretungen und mutige Kollegen durchgesetzt.

    Hallo, Hugendubel-Geschäftsleitung - so rettet man keine Filialen. So treibt man nur seine Mitarbeiter in die Armut!

    Herr Nitz, ich schlage vor: Ab 1.10.2013 wird ihr Gehalt auf 1800 Euro brutto gekürzt und ab 1.1.2014 dürfen Sie ohne Abfindung das Unternehmen verlassen. Es tut mir leid, aber anders geht es nicht - Sie wissen ja, die wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist schlecht.

    Sie alle von der GL behandeln ihre Mitarbeiter zunehmend schlecht - ein Skandal.

    Doch - Wo bleibt der Aufschrei? Solidarität mit den Kollegen in Hannover!

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  2. "..........auch die restlichen MitarbeiterInnen in Hannover müssen sich in Zukunft warm anziehen."

    In Hannover? Ich fürchte sehr: Wir alle!!!!!

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    1. Ich fürchte das auch.

      Ich fühle mich schon wie eine Schlecker - Frau.

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    2. Ich glaube als nächstes sind wir Buchhändler dran ersetzten zu werden oder noch ein Tarifgruppe weniger Gehalt...

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  3. Es muß endlich aufhören, daß Betriebsrat und Belegschaft an einzelnen Standorten sich erpressen und über den Tisch ziehen lassen! Wo ist die Gesamtstrategie für alle Hugendubel-Beschäftigten? Was macht eigentlich der GBR? Und wieso hört man eigentlich von den von Massenentlassung bedrohten Ex-Weiland-KollegInnen über hauptnichts? Laßt Ihr alles mit Euch machen? Was habt ihr eigentlich noch zu verlieren? Der Vorhang fällt und wir sehen betroffen - alle Fragen offen.

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  4. Anscheinend regen sich Kunden mehr auf, als die Kollegen vor Ort. Wie kann denn so etwas sein?

    Wo bleibt der Protest der Mitarbeiter? Von Aktionen oder Demos hört man rein gar nix

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  5. Es sei hier nochmal an die Hausmeister bei Hugendubel erinnert, die ebenfalls abserviert und gegen Billigarbeitskräfte ausgtauscht worden sind. Das Prinzip-Aldi wird Schritt für Schritt umgesetzt. Und wer - insbesondere von den BetriebsrätInnen - glaubt, dass er/sie sich mit Unterwerfung an die GL-Forderungen sich den Kopf retten kann, ist auf dem Holzweg.

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  6. Ist es nicht so, dass unsere Kassenkräfte bereits kurz vor der Rente standen und sich ganz gütlich mit der GL geeinigt haben? Und ist es nicht auch so, dass das ganze bereits 3-4 Monate her ist? Aber im Wahlkampf ist das immer ein Aufschrei wert. Hat irgendeiner der hier schreibt mit den betroffenen gesprochen? Aber vielleicht will einer von uns ach so tollen Buchhändlern ja lieber an der Kasse sitzen? Nur mal so als Denkanstoß. Wenn man nicht die ganze Geschichte kennt, sollte man sich nicht zum Steigbügelhalter von Agitatoren machen.

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    1. Waren tatsächlich alle 8 kurz vor der Rente??

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    2. Achso, nur weil die KollegInnen angeblich schon älter sind, wollten sie entlassen und von billigen Arbeitskräften ersetzt werden?
      Also sollten sie froh sein gehen zu können? Und die GL hat ihnen damit einen Gefallen getan?
      Was soll dieser Quatsch?

      Aber auch wenn sie älter sein sollten rechtfertigt das nicht dieser Umgang mit ihnen. Und es rechtfertigt auch nicht, diese armen Billigkräfte einzusetzen, die mit Dumpinglöhnen abgespeist werden. Pfui sage ich nur. Und nur, weil das Ganze schon einige Wochen her ist und kein Mitarbeiter sich darüber mokierte und alle das mit stoischer Gelassenheit alles hingenommen haben, heißt das nicht, dass dies in Ordnung ist.
      Die einzigen, die anscheinend noch sehen, dass was im System hakt und sich beschweren, sind unsere Kunden. Ist das nicht seltsam?

      Die Leiharbeiter kann man ja ausbeuten, so lange es nicht unsere Mitarbeiter sind, oder wie?
      Geiz ist geil, oder was?

      Außerdem geht es hier nicht nur um die Kassiererinnen, sondern auch um Änderungsverträge, die uns alle bedrohen und abgepresst werden sollen.

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    3. Hast Du mit den betroffenen gesprochen oder bist einer der betroffenen? Wenn ja, sind wir hier alle dankbar für Nachrichten aus 1. Hand. Alles was aus 2. und weiteren Händen kommt ist unglaubwürdig.
      Meinen Informationen nach (aber auch diese sind aus 2. Hand) hat man sich vernünftig geeinigt und keine der betroffenen Kassenkräfte hatte ein Problem mit der gefundenen Lösung.

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    4. Hast Du mit den betroffenen gesprochen oder bist einer der betroffenen? Wenn ja, sind wir hier alle dankbar für Nachrichten aus 1. Hand. Alles was aus 2. und weiteren Händen kommt ist unglaubwürdig.
      Meinen Informationen nach (aber auch diese sind aus 2. Hand) hat man sich vernünftig geeinigt und keine der betroffenen Kassenkräfte hatte ein Problem mit der gefundenen Lösung.

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    5. Findest Du es in Ordnung wenn festangestellte Mitarbeiter durch billige Leiharbeiter ersetzt werden?

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    6. Die Hausmeister am Standort in München, die gegen Billigarbeitskräfte ausgetauscht wurden, standen nicht vor der Rente und diese Information habe ich im Gegensatz zu Dir aus erster Hand. Es gab auch keine "gütliche Einigung". Außerdem wurde der Betriebsrat von der GL erst im allerletzten Moment informiert, dadurch war eine Suche nach Ersatzarbeitsplätzen innnerhalb des Unternehmens praktisch unmöglich. Auch dies: Informationen aus erster Hand.

      Zum Thema ältere Mitarbeiter: unser BR-Vorsitzender in München hat auf einer Betriebsversammlung berichtet, daß die GL bundesweit mit Brachialmethoden versucht, ältere Kollegen aus der Firma zu mobben.
      Nitz war anwesend und hat dazu keinen Ton gesagt. Scheint also zu stimmen.
      Was heißt außerdem "kurz vor der Rente"? Die Abfindungen, die mir von betroffenen Kollegen bekannt sind,reichen höchstens für ein Jahr. Meistens ist die Summe noch niedriger. Was macht jemand, der 57 oder 61 ist? Der kriegt eine Armutsrente. Gütliche Einigung? Fehlanzeige!

      Bevor Du das nächste mal von "Agitatoren" sprichst, informiere dich lieber selber gründlich. Aber schlimmer noch als die GL ist das Verhalten der jeweiligen Kollegen vor Ort,z.B. Ex-Weiland die anscheinend alles mit sich machen lassen. Das ist das eigentlich deprimierende in dieser Firma.

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  7. Interessanter Artikel:
    http://www.sn-online.de/Nachrichten/Hannover/Uebersicht/Hugendubel-kuendigt-Kassiererinnen

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  8. Was zahlt hugendubel denn an die leiharbeitsfirma?? Das wird ein ordentlicher Batzen sein. Die Leiharbeiter werden ausgebeutet und die leiharbeitsfirma kassiert ab. Was spart man im Endeffekt durch das einstellen dieser Billiglöhner? Das wird eine lachhaft geringe Summe sein sag ich euch. Eine Summe mit der man kein Unternehmen vor dem Ruin retten wird. Das ist so lächerlich. Und die leiharbeitsfirma freut sich und hält eifrig die Hand auf.

    Wieder ist es nur das Personal das unter dem miesen und ideenlosen Management zu leiden hat. Da fasst man sich nur noch an den Kopf.
    Passt nur auf, bald werden wir alle ausgetauscht und ersetzt. Aber zuerst noch im Gehalt gedrückt

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  9. Hallo,
    ich bin eine Kollegin aus Rheinmain-gebiet. Ich nehme an das auch wir bald durch Leiharbeiter ersetzt werden. Es müssen wohl wieder mal die kleinen bluten. Unser Hauptkassierer ohne Führungskompetenzen, bekommt seit Jahren Tarifgruppe 4 plus eine Vertretung bei 4-5 Kassen in der Filiale. Ist das gerecht und fairer?

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  10. Ich bin nach 21 Jahren Betriebszugehörigkeit, mit den widerwärtigsten Methoden aus der Fa gemobbt worden, so das ich mir auch eine Anwältin nehmen musste. Die Fa Hugendubel hat noch nie Zuverlässige und harte Arbeit geschätzt. Loyale und Fleißige Mitarbeiter hat sich dieses Unternehmen schon lange nicht mehr verdient. Ich muss aber auch betonen, das ich Anfangs sehr stolz war für diese Fa arbeiten zu dürfen. .Ich habe bis zu der Zeit der Umstrukturierung des neuen "Geschäftsmodells", meine Arbeit mit Freude gemacht. Inzwischen bin aber Heilfroh, nicht mehr für diese Fa arbeiten zu müssen. In einem Betrieb, in dem Mobbing; auch vom BR ausgehend und Bossing an der Tagesordnung sind, zu arbeiten macht KRANK !!! Wenn die Verantwortlichen von Hudu nicht langsam begreifen, das man mit Einsparungen an den falschen Ecken (besonders bei dem Personal) ein so großes Unternehmen nicht auf Dauer aufrechterhalten kann, ist es nur noch eine Frage der Zeit bis es untergeht. Schlecker & Co. haben dies bereits schon eindrucksvoll veranschaulicht. Wenn H. Hugendubel sich das mit ansehen müsste, wie seine Inkompetenten Kinder sowie Nitz & Co. dieses Unternehmen runterwirtschaften, er würde sich im Grabe umdrehen. Zum Thema Zusammenhalt, kann ich nur sagen; die besteht zumindest in der Filiale in der ich beschäftigt war praktisch nicht. Nein, im Gegenteil, einer Bekriegt den anderen. Da würde es mich nicht wundern, wenn es unter den Mitarbeitern in kürze zu "Mord und Totschlag" käme. Abschließend möchte ich mich noch zu dem BR äußern: der BR bei Hudu, entscheidet meistens zugunsten der Geschäftsleitung und kämpft nicht wie es sein sollte für die Belegschaft. Grund ist ein massiver Druck von "OBEN" . ( So berichtete es mir seinerzeit ein ehemaliges BR-Mitglied) Was soll man dazu noch sagen oder besser was soll man von so einem Unternehmen noch halten ??? Außen Hui und innen Pfui !!! EINE GOTT SEI DANK EX-KASSIERERIN

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  11. Aus welcher Region bist Du? Welcher BR ist das?

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