Letzte Woche hat die FAZ berichtet, WELTBILD stehe vor der Insolvenz. Das ist falsch. Trotzdem ist die Lage sehr, sehr ernst. Deshalb hat die Geschäftsführung – auch unter dem Druck der kirchlichen Eigentümer – dramatische und radikale Schnitte beschlossen. Der sogenannte „Neuaufbau“ der Verlagsgruppe könnte mehrere Hundert KollegInnen ihren Job kosten. Die ersten betroffenen Bereiche stehen schon fest: In der Buchproduktion und im Laserdruckzentrum sollen bis zu 50% der MitarbeiterInnen gehen. Aber das ist erst der Anfang.
Als nächstes soll der Bereich CCC (Customer Care Center) unter die Lupe genommen werden. Das hat die Geschäftsführung dem Wirtschaftsausschuss des Betriebsrats bereits angekündigt. Allerdings ohne zu sagen, in welche Richtung die Reise geht. Von einer weiteren Ausdünnung des Personals bis hin zum kompletten Outsourcing ist alles denkbar.
Alle Bereiche sind betroffen
Auch die Bereiche Lager und Versand werden betroffen sein: Die befristeten Teilzeit-Verträge, die über 100 ehemalige LeiharbeitnehmerInnen vor zwei Jahren erhalten haben, werden nicht verlängert. Das gleiche gilt für die befristeten Verträge vieler WerkstudentInnen in diesen Bereichen.
Wer das Strategiepapier der Geschäftsführung aufmerksam liest, erkennt schnell, wohin die Reise geht: Das Geschäft soll ausschließlich am Online-Handel ausgerichtet werden. In der Folge sind alle KollegInnen in Gefahr, die sich um die Bestückung, die Gestaltung, die Herstellung und die Vermarktung unserer Kataloge kümmern: also Programm, Produktion, Werbung und Marketing.
Aber auch alle anderen Bereiche werden einer kalten betriebswirtschaftlichen Prüfung unterzogen. Derzeit ist die Unternehmensberatung KPMG im Hause unterwegs und durchleuchtet die Verlagsgruppe bis in den letzten Winkel. Ob Buchhaltung oder IT oder New Media: Jede Abteilung, jeder Arbeitsplatz wird untersucht und kritisch in Frage gestellt.
Die BeraterInnen werden schnell liefern, und das Ergebnis ist absehbar. Schließlich wird der Erfolg von Unternehmensberatungen in der Regel am ausgemachten Einsparpotential gemessen.
Was bedeutet das für die MitarbeiterInnen?
Die Folgen sind absehbar. Viele KollegInnen, die hier zum Teil über Jahrzehnte tolle Arbeit geleistet haben, könnten ihren Job verlieren. Denjenigen, die bleiben dürfen, wird die Arbeit der anderen aufgebürdet werden. Noch mehr Leistungsdruck, noch mehr Stress, noch mehr Ärger werden viele krank machen.
Dazu eine Pressemitteilung von ver.di, die zur Betriebsversammlung von Weltbild am 19.9. veröffentlicht wurde:
Presse-Mitteilung der ver.di zur Betriebsversammlung
Augsburg, 19.9.2013 – Zur Betriebsversammlung des Weltbild Verlages kamen auf Einladung des Betriebsrats über 1.000 MitarbeiterInnen. Nach den Insolvenzgerüchten in der FAZ wollten sie von Ihrer Geschäftsführung wissen, wie es wirklich um das Unternehmen steht.
Geschäftsführung hält sich bedeckt
Trotz präziser Fragen der BetriebsrätInnen und der Belegschaft, äußerte sich Geschäftsführer Carel Halff lediglich nebulös. Konkrete Zahlen waren auch auf mehrfache Nachfrage nicht zu erfahren. „Die Geschäftsführung spielt die Konsequenzen des Umbau-Prozesses gezielt herunter und versucht die Belegschaft einzulullen.“, so Timm Boßmann, Sprecher der ver.di-Betriebsgruppe.
Betriebsrat fordert Verzicht auf Entlassungen
Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz: „Weltbild muss den Umbau ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen.“ Dafür zeigte der Betriebsrat auch konkrete Wege auf. „Die MitarbeiterInnen haben Weltbild groß gemacht und haben viele Ideen, wie es weiter gehen kann.“ Die Mitarbeitervertretung will einen Prozess anstoßen, der alle KollegInnen mit einbindet. Die Beschäftigten klatschten stehend Beifall.
Kirche steht weiter in der Verantwortung
Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck erinnerte an die Verantwortung der kirchlichen Eigentümer: „Wir erwarten den klaren Auftrag der Bischöfe an die Geschäftsführung, den Umbau ohne Personalopfer zu bewerkstelligen.“ Die Kirche habe Jahrzehnte lang gut verdient, jetzt müsse man auch in schwierigen Zeiten zu den Beschäftigten stehen.
WELTBILD steckt in der Krise. Zweistellige Umsatzrückgänge und teure Investitionen haben die Kassen geleert.
Am Einsatz der MitarbeiterInnen fehlt es nicht: sie stemmen den Umstieg auf SAP, sie meistern den Einstieg ins eBook-Geschäft, sie sorgen für eine immer bessere Auslieferung. Bis alle Hebel greifen und neue Gewinne erwirtschaftet werden, braucht es aber Zeit und Geld zur Überbrückung.
Die Kirche kann helfen
Hier ist die Kirche gefragt. Schließlich ist WELTBILD ein katholisches Unternehmen, was die Bischöfe immer dann betonen, wenn es um inhaltliche Vorgaben geht. Verschiedene Zensur- und Porno-Skandale, die alle vom erzkonservativen Flügel der Kirche losgetreten wurden, haben die Marktposition von WELTBILD geschwächt. Auch die unprofessionell eingefädelten Verkaufsversuche haben unser Unternehmen nicht vorangebracht. Damit trägt die Kirche Mitverantwortung an der jetzigen Lage.
Christlich geben und nehmen
Auch hat die katholische Kirche viele Jahre lang Gewinne abgeschöpft. Mit Augenmaß, wie mensch den Eigentümern zugute halten muss. Aber schlecht verdient haben die Bischöfe nicht!
Die Kirche und WELTBILD sind seit Jahrzehnten verbunden und haben gut mit- und voneinander gelebt. Jetzt gilt es, das Versprechen „In guten wie in schlechten Zeiten“ einzulösen. Alles andere wäre unchristlich!
Ein Artikel unserer Kollegen vom Weltbild Verdi Infoblog.
Na dann Gute Nacht. Das gilt auch für uns.
AntwortenLöschenBei Hugendubel war ja auch eine Unternehmensberatung im Service Center zu Gange. Blüht uns das auch? Was passiert mit dem Call Center von Weltbild, was mit dem HSC?
Nur noch Online?
Werden die Weltbildläden geschlossen? Bei uns wird ja auch schon eine Filiale nach der anderen geprüft und zu gemacht.
Wie wirkt sich das alles auf uns aus? Klingt übel
http://www.boersenblatt.net/637514/
AntwortenLöschenhttp://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2013/09/18/rollt-die-entlassungswelle-heran.htm
Die Kirche ist gefragt. Ich trete aus, mir reichts etstmal.
AntwortenLöschenDa die Hugendubels anscheinend in der DBH nichts zu melden haben, müssen wir Druck auf die Bischöfe ausüben. In Augsburg kamen zur Demo 300 Kolleginnen und Kollegen. Und wer kam zur Demo vor Marx? Viel zu wenige! Die Belegschaft bei uns muß endlich ihren Hintern hochkriegen.
AntwortenLöschenjetzt wird gejammert bei Weltbild und angestellte bangen um ihre arbeitsplätze .. letztes jahr wurde noch demonstriert weil die angestellten mehr lohn wollten!! da kann ich nur sagen selber schuld!! ich finde voll kommen richtig das stellen gestrichen werden weil die meisten die bei Weltbild arbeiten einfach nur faul sind!!
AntwortenLöschen@Anonym 11:47
AntwortenLöschenWie kommst Du eigentlich dazu, Deine Kollegen und Kolleginnen bei Weltbild unverschämt zu beleidigen? In der gewerkschaft bist Du offensichtlich nicht, mitgestreikt hast Du offenbar auch nicht, aber als Trittbrettfahrer Weihnachtsgeld (Manteltarifvertrag), Gehaltserhöhung (Entgelttarifvertrag) und Beschäftigungssicherung (Zukunftstarifvertrag) eingesteckt. Oder hast Du darauf verzichtet? Wohl kaum. Dieser Kommentar ist echt das allerletzte!
In Limburg werden 40 Millionen für eine Palast verballert, in Rom legt sich Kardinal Marx eine Villa für 10 Millionen zu und bei Weltbild in Augsburg sollen Gehälter gekürzt und Leute gefeuert werden.
AntwortenLöschenIch kann gar nicht so viel essen wie ich bei diesem Kommentar kot... möchte.