Freitag, 28. Juni 2013

Kein Mensch ist illegal!

Es begann als normale Demonstration und endete mit einer Besetzung: Im Anschluss an die Non-Citizen-Demo (Nicht-Bürger) haben am Samstag in München rund 100 staatenlose Flüchtlinge den Rindermarkt besetzt. Sie sind in den Hungerstreik getreten und fordern die Regierung dazu auf, sich mit ihrem Schicksal zu befassen.

55 Personen befinden sich aktuell im trockenen Hungerstreik (Durststreik). Eine schwangere Frau und drei Kinder befinden sich vor Ort, jedoch nicht im Hungerstreik. 16 durststreikende Personen sind seit
Dienstag bereits kollabiert. Am Mittwoch fand ein Treffen mit Vertreter_innen der bayerischen Regierung, des BAMF, des Bayerischen Innenministeriums und des Sozialministeriums und einem Delegierten der streikenden Asylsuchenden statt, jedoch ohne Resultat.




Mehr als 400 Menschen haben sich am Samstagnachmittag an der Non-Citizen-Demonstration in München beteiligt. Gemeinsam zogen die zumeist staatenlosen Flüchtlinge mit Parolen wie »No Border! No Nation! Stop Deportation!« oder »Kein Mensch ist illegal!« vom Karlsplatz/Stachus über den Hauptbahnhof in Richtung Gewerkschaftshaus. Bei einer Zwischenkundgebung vor dem Gewerkschaftshaus wurden unter anderem der Lagerzwang für Flüchtlinge, die Residenzpflicht und die Versorgung mit Essenspakten kritisiert. »Wir brauchen unsere Rechte und wir brauchen unsere Freiheit«, brachte einer der Flüchtlinge die Forderungen auf den Punkt. »Bleiberecht für alle«, »Lager machen krank«, »Um Europa keine Mauer« und »Keine Staatsgrenzen zwischen Mutter und Kind« war während der Demo auf den mitgeführten Schildern zu lesen.


Asylsuchende auf dem Rindermarkt (München) im Hungerstreik


Zunächst verlief die Demonstration dann auch ganz gewöhnlich: Die Flüchtlinge zogen nach der ersten Kundgebung zu einer zweiten am Sendlinger-Tor-Platz und von dort aus weiter in Richtung Rindermarkt, wo die Veranstaltung nach erneuten Reden ursprünglich ihr Ende finden sollte. Doch es kam anders - und der Protest nahm eine unerwartete Wendung.

Kurzerhand besetzten die Flüchtlinge den Rindermarkt. Aktivisten bauten Metallstangen zu einem Dreieck auf und befestigten dort ein Banner mit der Aufschrift »We will rise! Refugee strike!«.





Wir dokumentieren im Folgenden den Aufruf zur Demonstration “No Nation, No Border!” am 22.06.2013 um 13.00 Uhr am Stachus (München):


"Ich rebelliere, deswegen existiere ich

Nach mehr als fünfzehn Monaten des Zorns und Frustration derer die von der bürgerlichen Gesellschaft ignoriert und vergessen wurden – Hier sind wir.

Wir, die Asylsuchenden in den kapitalistischen Gesellschaften Europas, positionieren uns als Non-Citizens: Non-Citizens die in Ungleichheit zu Citizens und außerhalb von Europas auf Staatsbürger_innenschaft basierenden Gesellschaftsstrukturen leben müssen. Citizens, dank ihrer Citizen-Position in der Gesellschaft, genießen alle Grundrechte, das Recht auf Arbeit, das Recht auf Bildung, das Recht sich frei zu bewegen, und das Recht den Wohnsitz frei zu wählen. Wir, die Non-Citizens, haben keinen Zugang zu diesen Grundrechten und die Behauptungen der so-genannten demokratischen Regierungen Europas die Menschenrechte zu würdigen, halten der Realität nicht stand. Diese Rechte existieren nicht für uns da wir nicht Citizens sind, Menschen die dazugehören, die in diesen lächerlichen Menschenrechtsdiskurs fallen. Um unseren Status des Überlebens in einen des Lebens umzuwandeln, um Mensch zu werden und die gleichen Rechte wie andere Menschen zu haben, müssen wir von der Position des Non-Citizens in die des Citizens übergehen.

Alles begann mit dem Selbstmord von einem von uns, Non-Citizens, in einem Lager für Asylsuchende. Die Wut auf diesen vom Staat gelenkten Mord materialisierte sich in dem ersten Non-Citizen Widerstands-Zelt auf einer Straße in dieser entfremdeten Konsum-Gesellschaft des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Die Wut breitete sich auf 7 Städte aus, auf 7 Widerstands-Zelte, ohne dass die Regierung reagierte, und nach und nach begingen mehr und mehr unserer Zellennachbarn Selbstmord in den Lagern, Morde die der Staat zu verantworten hat.

Und dennoch wuchs und wuchs unser Glaube an die einzige Alternative wie ein Feuer in der Brust – Kampf und starker Widerstand gegen diskriminierende Gesetze. Unsere Stimmen, nach 6 Monaten Widerstand auf den Straßen, und dem Protest-Marsch nach Berlin, überschritten imaginäre Grenzen und hallten weit; mittlerweile auch nach Wien, Amsterdam und Den Haag.

Trotz all dessen erfahren wir immer wieder von Non-Citizen Selbstmorden, täglichen Deportationen und wissen dass keine fundamentalen Gesetzesveränderungen eingetreten sind, weder durch Deutsche noch Europäische Regierungen.

Heute sind wir überrascht. Wir sind überrascht dass Regierungen, die sich auf strukturelle und gesetzliche Unterdrückung verlassen, davon ausgehen dass Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts Unterdrückung akzeptieren und ohne Limit über sich ergehen lassen. Sie sollten wissen dass unser Wille die Situation zu ändern keine Grenzen kennt und wir Widerstand als einzige Möglichkeit ansehen unsere Menschlichkeit zu erhalten.

Wir wollen uns nicht mehr vor Deportations-Albträumen fürchten müssen; wenn wir am Morgen aufwachen, wollen wir uns nicht eingemauert in den isolierten Lagern wiederfinden müssen. Wenn wir uns auf den Straßen bewegen, genau wie jede andere Person dieser Gesellschaft, weigern wir uns die unterdrückende Residenzpflicht zu akzeptieren.

Am 22. Juni werden wir uns in München versammeln und das Recht aller Non-Citizens einfordern Citizens zu werden in dieser Citizen-Gesellschaft und kund tun dass unsere Antwort auf diese strukturelle Diskriminierung, um Veränderung zu bringen, nur lauter und anhaltender Widerstand sein kann."

30 Kommentare:

  1. Solidarität mit den Flüchtlingen!

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    1. Ich kenne keinen einzigen dieser Flüchtlinge.
      Bevor ich nicht weiß, ob sie zu Hause politisch verfolgt werden oder uns einfach erpressen wollen, sehe ich keinen Grund zur Pauschalsolidarität. Was kommt denn als nächstes: Hungerstreik für Scharia oder Frauenbeschneidung?

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    2. Von Leuten wie Dir ist weder Solidarität noch "Pauschalsolidarität" zu erwarten. Ein Satz wie "Hungerstreik für Scharia oder Frauenbeschneidung" ist nur noch daneben.

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    3. Die religiösen Fundamentalisten bei uns wollen keine Scharia, die haben bereits einen Kirchenfilter.

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    4. @Anonym 18:43

      Deine rechten Stammtischparolen kannst Du Dir sparen.

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  2. Alles ist daneben wenn man hier im Blog kritisch ist ;-) weils einfach nicht erwünscht ist.
    Aber auch ich muss sagen ich kenne die näheren Umstände nicht, also halte ich mich mit meiner Meinung zurück.

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    1. Ich kann mich gerne wiederholen: Rechte Stammtischparolen wie das Geschwätz von der "Scharia" haben nichts mit Kritik zu tun, sondern sind: rechte Stammtischparolen.

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    2. Du kannst es wiederholen, bis Du umfällst, davon wird es nicht richtiger. Wenn Kritik nur aus einer Richtung kommen darf, ist die Meinungsgleichschaltung in diesem Land bereits weiter fortgeschritten, als gedacht.

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    3. Von einer "Meinungsgleichschaltung" kann ich hier in diesem Blog nichts sehen. Du hast hier mehrfach deine Meinung geäußert. Wo wurdest Du zensiert? Und das ist im Kontext von Hugendubel, wo Meinungen, die dem rechten Rand der katholischen Kirche nicht passen wie kirchenkritische,linke,schwule oder neuerdings sogar kritische CSU-Abgeordnete eine ganze Menge.

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    4. Der Blog zensiert nicht. Habe ich auch nie behauptet.
      Wäre etwas gewagt, wenn es macht und zugelich der Buchauswahl des Mutterkonzerns Zensur vorwirft. (Zu Recht übrigens).
      Eine nicht geringe Anzahl von Schreibenden in diesem Blog hat jedoch eine sehr festgefügte Meinung dessen, was in diesem Blog geschrieben werden soll.
      Die Vielfalt von Existenzen, der im wirklichen Leben gehuldigt wird, darf also im Blog nicht stattfinden. Sei links oder halt's Maul? Find ich nicht gut! Wenn nur bei Hugendubel arbeiten darf, der links von den SPD-Komikern steht, hätte ich das gerne schriftlich aus der Zentrale.

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  3. Ich kenne den Grund auch nicht wirklich, warum in Hungerstreik getreten wird. Sind das politische Flüchtlinge, Wirtschaftsflüchtlinge oder was?

    Hier bei uns wird der Asylantrag per Gesetz entschieden. Soll die Bundesregierung mit dem Hungerstreik erpresst werden? So geht das ja auch nicht.
    Wir leben hier in einer Demokratie. Ich bin auch der Meinung, dass deren Asylantrag so nicht erpresst werden darf.
    Es gibt nun mal viele Asylanträge und Hoppladihopp werden diese Anträge nicht bearbeitet. Das geht der Reihe nach.

    Außerdem habe ich heute gelesen, dass der Ehemann einer Hungerstreikenden in Stadelheim sitzt und sie jetzt möchte, dass dieser rauskommt. Wieso sitzt der im Gefängnis?

    Bevor ich nicht alles weiß, über die Hintergründe genau informiert bin, kann ich mich hierzu nicht äußern.

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    1. Das sehe ich ganz anders. Von "Hoppladihopp" kann wohl überhaupt keine Rede sein. Vielleicht solltest Du Dich erst mit der Materie befassen, bevor Du hier kommentierst.

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    2. Ich bin immer noch der Meinung, dass es nicht sein kann, dass die Bundesregierung durch Hungerstreiks erpresst wird. Egal was hier einige andere Kommentatoren von sich geben.
      Immerhin gibt es das Recht der freien Meinungsäußerung. Da hilft es obigen Kommentator auch nichts, anderen seine Meinung aufdrängen zu wollen.
      Ich bleibe bei meiner Einstellung.

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  4. "Bevor ich nicht alles weiß, über die Hintergründe genau informiert bin, kann ich mich hierzu nicht äußern"

    Wieso äußerst Du Dich dann, wenn du nichts weißt?

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    1. So viel weiß ich ganz bestimmt, dass es nicht sein kann, sich erpressen zu lassen.

      Ich wusste nicht, dass man erst einen Doktor in Jura und Volkswirtschaft machen muss, bevor man sich äußern darf und kann.
      Wenn es schon so weit ist, dann ist es nicht besonders weit her mit Demokratie und freier Meinungsäußerung.

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    2. Zuerst schreibt man mehrfach, daß man nichts weiß und jetzt schreibt mann mehrfach, daß es hier keine Meinungsfreiheit gäbe. Wenn dem so wäre, wäre Dein Kommentar schon längst gelöscht.

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    3. Es geht hier nicht darum, dass die Redaktion keine andere Meinung gelten lässt und Kommentare löscht. Was sie ja auch nicht tut.
      Es geht darum, dass wenn man anderer Meinung ist, man sofort von anderen Kommentatoren massiv angegriffen wird. Es wird hier keine andere Meinung zugelassen und auf dieser Basis ist es schwer zu diskutieren.
      Diskussionen finde ich gut und notwendig, aber nicht, wenn man krampfhaft versucht, den Kollegen seine Meinung aufzudrängen.
      Es ist nun mal so, dass man nicht immer gleicher Ansicht ist. Darüber kann man sich hier austauschen und auch mal streiten, aber dieses rechthaberische Niedergewalze, macht keinen Spass. So vergrault man Leser.

      Ansonsten finde ich den Blog gut, lese ihn gerne und stimme den meisten Beiträgen voll zu.

      Nur bei diesem Thema hier ist das nicht so.

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  5. Gewerkschaftlich organisierte BuchhändlerinSamstag, 29. Juni 2013 um 15:56:00 MESZ

    Wie verzweifelt müssen Menschen sein, wenn sie für das Asylrecht einen Hunger- und Durststreik auf sich nehmen? Und was für Kommentare können sie hier lesen? Man sieht so richtig die Bürokratengesichter vor sich, wie sie ganz langsam ihre Akten sortieren, während die Leute draußen verrecken.

    Ich unterstütze die Forderung der Flüchtlinge nach einer zügigen Bearbeitung ihrer Asylanträge. Die zermürbende Dauer der jahrelangen Asylverfahren ist nicht weiter hinnehmbar. Menschen über Jahre hinweg im Unklaren über ihren rechtlichen Status zu lassen sei rechtswidrig, wie auf höchstrichterlicher Ebene mehrfach festgestellt wurde. Während der Verfahren gelten unmenschliche Arbeitsverbote und Beschränkungen der Freizügigkeit.

    Das Asylrecht ist speziell in Bayern durch die besonders restriktive Politik der CSU zu einer leeren Worthülse verkommen. Der ›Asylkompromiss‹ von 1993 hat das Asylrecht faktisch abgeschafft und muss dringend revidiert werden. Man muß auch Widerstand leisten gegen rassistische Ressentiments, mit denen AsylbewerberInnen hierzulande immer wieder überzogen werden.

    Notwendig ist die Abschaffung der unmenschlichen Gemeinschaftsunterkünfte sowie die Aufhebung der Residenzpflicht für AsylbewerberInnen. Arbeitsverbote sind aufzuheben und eine flächendeckende medizinische Versorgung ist zu gewährleisten.

    Es ist positiv, dass sich mittlerweile einige Politiker von SPD, Grünen und Linkspartei mit den Flüchtlingen solidarisiert haben, sogar die bayerische FDP hat die Haltung der zuständigen Ministerin Haderthauer kritisiert.

    Kein Mensch ist illegal! Solidarität mit den Flüchtlingen!

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    1. Ich unterstütze ebenfalls die Foderung der Flüchtilinge nach einer zügigen Bearbeitung ihrer Asylanträge. Was konsequenterweise, daß diejenigen, deren Antrag abgelehnt wird, wieder gehen. Falls es noch niemandem aufgefallen ist, es gibt schon ausreichend perspektivlose Menschen ohne ausreichende Grundversorgung in diesem Land. Ich bin nicht sicher, ob es eine Lösung sein kann, jeden der will ohne Zulassung herkommen zu lassen, zu behaupten, niemand sei illegal und der Rest würde sich schon finden.
      Interessant auch, daß der Blog von Staatenlosen spricht, während die nicht zwingend für rechtslastige Artikel bekannte TAZ sich immerhin die Mühe gemacht hat, die Nationalitäten der überwiegenden Mehrheit der Menschen herauszubekommen. Den Paß wegwerfen und behaupten, man sei staatenlos, ist auch eine Lösung.

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    2. @ gewerkschaftlich organisierte Buchhändlerin

      Und wie sieht deine Solidarität aus? In einem schnell dahin getippten Satz? Oder gibst DU ihnen ein Heim bei dir, damit sie aus der Gemeinschaftsunterkunft raus kommen?
      Zahlst du ihnen ihren Lebensunterhalt?
      Verzichtest du auf deinen wackeligen Job bei Hugendubel und überlässt ihn den Flüchtlingen?
      Wenn nein, warum nicht?
      Nur fordern und "Solidarität" schreien ist leicht.

      Ich tue oben genanntes übrigens auch alles nicht. Aber ich rufe auch nicht sofort nach Solidarität, ohne mir uber die Hintergründe Gedanken zu machen.

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  6. Hier steht - genießen die Citizen Grundrechte wie Recht auf Arbeit, Recht auf Bildung, Recht den Wohnsitz frei zu wählen.
    Was die 2,86 Millionen registrierten Arbeitslosen zum Thema Recht auf Arbeit sagen?
    Wie wir ja alle wissen, sind viele Menschen in dieser Arbeitslosenstatistik überhaupt nicht erfasst und diese Zahl ist an sich noch viel höher.

    Wenn nicht einmal die eigenen Bundesbürger ihre Rechte wahrnehmen können und ihnen nicht einmal die Möglichkeit gegeben wird, wie soll dies dann noch zusätzlich mit den Flüchtlingen gelingen?

    Es tut mir leid, dies sagen zu müssen, aber alle Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen den Status Asylant zu geben, wird einfach nicht möglich sein. Auch wenn man dies noch zu gerne möchte. Das geht nun einmal nicht.

    Die Anerkennung als Asylant durch Hungerstreik zu erzwingen, finde ich persönlich nicht in Ordnung.

    Was sagen die zig Flüchtlinge, die auch auf die Bearbeitung ihrer Anträge warten und nicht dieses Mittel ergreifen?

    Heute sagte ein Flüchtling im Interview: alles was jetzt und demnächst hier passiert, sei die Schuld der Regierung.

    Meiner Meinung nach kann Erpressung kein Weg sein und über diese Aussage habe ich mich etwas geärgert.

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  7. @Gewerkschaftlich organisierte Buchhändlerin
    Ich stimme Dir voll zu und kann jeden Satz von Dir nur unterstreichen!
    Gewerkschaft steht für Internationalismus und Solidarität. Besonders in Deutschland gibt es durch den Faschismus eine besondere Verpflichtung, was die Behandlung von Flüchtlingen angeht.

    Zum Thema Meinungsfreiheit: Ein rassistischer und islamophober Kommentar wie der von Anonym Freitag 18:34 hat mit Meinungsfreiheit nichts zu tun, sondern ist dumpfe Stammtischpropaganda. Ich finde es auch ziemlich lächerlich, wenn die, die hier massenweise gegen unsere Gewerkschaft, gegen den Blog oder Kommentare posten, von "Meinungsgleichschaltung" sprechen und Meinungsfreiheit fordern. Hier in diesem Gewerkschaftsblog könnt ihr Eure Meinung frei äußern.

    Es wäre schön, wenn Ihr Euch auch woanders für Meinungsfreiheit so stark machen würdet. Vor unserer Haustür in unserer Firma zum Beispiel. Hugendubel unterdrückt mit seinem Kirchenfilter kritische Bücher. Nicht nur schwule und lesbische Kolleginnen und Kollegen empfinden das als homophob.
    Dazu hört man hier bezeichenderweise gar nichts.

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    1. Hier in dieem Gewerkschaftsblock könnt Ihr Eure Meining frei äußern, solange sie dem Schema der gwerkschaftlich organisierten Blockwarte entspricht.
      Ansonsten könnt Ihr sie äußern und müßt Euch der Ächtung aussetzen, auch wenn Ihr täglich für die Firma Hugendubel Euren Job macht und Eure politische Heimat nicht links von Mao und Lenin seht.
      Und weil weil Verdi-Mitglied gerade schon die beiden Themen verquickt - wie ist denn das mit den homophoben Muslimen und den muslimophoben Restdeutschen. Wer hat denn da nun Recht?

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    2. So so, der "Gewerkschaftsblock". Ja nee, is klar. Gibt ja auch Blogade-Politik und Blog-Schokolade.

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  8. Wenn man das hier nach langer Zeit wieder einmal liest, weiß man sofort, warum man sich das normalerweise spart ^^
    Ich bin der Meinung, dass die Ziele niemals die Mittel heiligen/rechtfertigen. Und Erpressung oder Gewalt dürfen aus Prinzip nicht zum Ziel führen, egal wie ehrenhaft dieses sein mag. Ich bin mir der Problematik der Asylsituation durchaus bewusst und mir ist klar, wie verzweifelt ein Mensch sein muss, um seine Kinder und sich in so eine Situation zu begeben. Man kann hoffen, dass sich die Gesetzgebung jetzt durch die Öffentlichkeit zu schnellerem Handeln gezwungen sieht, aber Pauschal-Aufnahme von Asylbewerbern darf es auch nicht geben.

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  9. @Anonym 23:10

    Dein Hinweis auf "homophobe Muslime und muslimophoben Restdeutsche" ändert nichts daran, daß der Kommentar von Anonym Freitag 18:34 rassistisch und islamophob ist. Genauso rassistisch übrigens wie laut Süddeutscher die Passanten, die die hungerstreikenden Flüchtlinge als "Neger" und "Kanaken" beschimpften.

    Nachdem hier absurderweise von "Meinungsgleichschaltung" die Rede war: auf meine Frage nach der Unterdrückung der Meinungsfreiheit durch den Kirchenfilter bei Hugendubel habe ich interessanterweise bis heute noch keine Antwort bekommen. Anscheinend möchte man sich um dieses Thema drücken.

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  10. In dieser Woche erschien in der SZ ein ausgezeichneter Kommentar von Heribert Prantl, der auf den politischen Kontext des Hungerstreiks der Flüchtlinge, nämlich auf die de facto Abschaffung des Asylrechts von 1993, hinwies. Es ist beruhigend, so eine Stimme zu hören, die sich wohltuend von rechten Stammtischparolen abhebt.

    Erwin Pelzig alias Frank-Markus Barwasser organisierte eine Aktion, bei der 8000 Euro für den "Infobus für Flüchtlinge e.V." zusammen kamen.
    Tolle Aktion!

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  11. Das Asylrecht ist weder de iure noch de facto abgeschafft.
    Es wurden Einschränkungen geschaffen, die zum Teil den europäischen Regelungen entspringen (die doch alle so toll finden, wie auch den Euro) und zum Teil Mißbrauch eindämmen sollen. Die Opposition hat damals diesen Kompromis mitgetragen. Ganz so stammtischmäßig rechts waren die Entscheidungen also nicht.
    Solange niemand, auch Hr. Prantel wahrscheinlich nicht, eine Idee hat, wie wir eine theoretisch sehr sehr große Anzahl von Wirtschaftsflüchtlingen in unser System integrieren, in dem jetzt schon eine Menge Menschen für eine sehr kleine Menge Geld arbeiten, sollte der Aspekt der Einschränkung dieses Mißbrauchs nicht ausgeblendet werden.
    Keinen Job zu haben ist hart, ist aber eben kein Grund für Asyl.

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  12. Aus dem Kommentar von Heribert Prantl in der SZ vom 26.Mai 2013:

    "Aus einer Asylgarantie wurde eine Abschiebungsgarantie: Vor 20 Jahren hat der Bundestag das Asylrecht faktisch abgeschafft. Heute zahlen Deutschland und EU viel, damit Asyl dort hinkommt, wo die Vertriebenen herkommen. Damit schützen sie ihre Grenzen, aber nicht die Flüchtlinge. (...)

    Das Mittelmeer ist ein Friedhof, ein Friedhof auch der Menschenrechte. Die Flüchtlinge fliehen, weil sie nicht krepieren wollen; sie werden behandelt wie Einbrecher, man schützt sich vor ihnen wie vor Terroristen. Europa schützt seine Grenzen, aber nicht die Flüchtlinge.

    "Wir wählen die Freiheit": Das war einst der Wahlspruch des ersten deutschen Kanzlers Konrad Adenauer. Der Wahlspruch der Flüchtlinge von heute ist das auch. Die deutsche Politik hat auf diesen Wahlspruch vor genau 20 Jahren mit der Änderung des Asylgrundrechts geantwortet - um Flüchtlingen den Weg nach Deutschland radikal zu versperren. Am 26. Mai 1993 wurde im Deutschen Bundestag zum ersten Mal ein Grundrecht, das Asylgrundrecht, geändert. Nein, Änderung ist falsch. Es wurde nicht geändert, es wurde faktisch abgeschafft. Aus dem alten stabilen Grundrecht des Artikels 16 Absatz 2 wurde Artikel 16 a, ein Grundrechtlein. Die aus leidvoller NS-Geschichte geborene kompromisslose Schutzgarantie wurde gestrichen und an seine Stelle eine seitenlang-quallige, ins Grundgesetz deplatzierte Verwaltungsverordnung gesetzt; aus der Asylgarantie wurde eine Abschiebungsgarantie. Und dieser Anti-Asyl-Mechanismus, den der Bundestag vor zwanzig Jahren nach jahrelangem beschämenden und brandgefährlichen Streit beschloss, wurde sodann, auf deutsches Betreiben, zum Vorbild für die EU. (...)

    Am 26. Mai 1993 wurde der alte Artikel 16 Absatz 2 gestrichen. Drei Tage später wurde in Solingen die türkische Familie Genc von Neonazis verbrannt. Leserbriefe empörten sich über das "Getue um ein paar tote Türken". In dieser Atmosphäre wuchsen in Zwickau die Rechtsextremisten des NSU zu Mördern heran."

    Dem ist nichts hinzuzufügen.



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