Oder: Wer propagierte den Weltbild-Verkauf?
Seit Jahren trommelten ultrakonservative Kreise innerhalb der katholischen Kirche für einen Verkauf des Weltbild-Konzerns. Eine zentrale Figur ist dabei der Kölner Kardinal Joachim Meisner. Im November vergangenen Jahres hatte er endlich sein Ziel erreicht - die Bischofskonferenz verkauft nun definitiv die Verlagsgruppe Weltbild GmbH. Wir informieren Euch in diesem Artikel über einige Hintergründe dieser reaktionären Netzwerke und den Querverbindungen des Kardinals zu fundamentalistischen Strömungen in der katholischen Kirche.
Die graue Eminenz der deutschen Bischofskonferenz
Joachim Kardinal Meisner, wie der offizielle katholische Titel lautet, wurde von Papst Johannes Paul II. 1980 zum Bischof von Berlin berufen, bereits 1983 zum Kardinal befördert und 1989 zum Erzbischof von Köln ernannt. Zahlreiche Theologen aus ganz Deutschland sprachen sich in der Kölner Erklärung „Wider die Entmündigung – für eine offene Katholizität“ sowohl gegen das vom Vatikan diktierte Wahlverfahren als auch gegen die für einen anti-liberalen Kurs stehende Person Meisners aus. Die Befürchtungen sollten sich im Laufe der Jahre bestätigen:
Abtreibung verglich er mit dem Holocaust, den Biologen und Atheisten Richard Dawkins mit den Nationalsozialisten, außerdem ging er gegen bekennende homosexuelle Theologen wie David Berger vor.
Er vertrat die These, daß dort, wo "Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird (...) die Kultur entartet", womit er es auf Platz 3 beim Unwort des Jahres schaffte. Deshalb attackierte er auch die Gestaltung der Kirchenfenster im Kölner Dom durch Gerhard Richter, einen der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Der Kölner Stadtrat Carl Ludwig nannte Meisner einen "Hassprediger", der Zentralrat der Juden bezeichnete ihn als einen "notorischen geistigen Brandstifter“.
Er vertrat die These, daß dort, wo "Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird (...) die Kultur entartet", womit er es auf Platz 3 beim Unwort des Jahres schaffte. Deshalb attackierte er auch die Gestaltung der Kirchenfenster im Kölner Dom durch Gerhard Richter, einen der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Der Kölner Stadtrat Carl Ludwig nannte Meisner einen "Hassprediger", der Zentralrat der Juden bezeichnete ihn als einen "notorischen geistigen Brandstifter“.
Obwohl das Erzbistum Köln bereits 2008 auf Geheiß Meisners seine Anteile am Weltbild-Konzern an den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) übertragen hatte, reichte das dem Kardinal nicht. Auf der Bischofskonferenz im November 2011 in Würzburg war der konservative Hardliner die treibende Kraft beim Verkaufsbeschluss. Die Financial Times Deutschland beschrieb seinen Einfluß innerhalb der katholischen Kirche Deutschlands so: "In den letzten Jahren installierte er seine Anhänger an wichtigen Stellen der deutschen Kirchenhierarchie. Die Bischöfe von Würzburg, Hildesheim und Berlin waren allesamt zuvor Weihbischöfe in Köln unter Meisner.Die jetzige Abkehr der Bischöfe von Weltbild untermauert Meisners Macht."
Opus Dei: Gottes Werk (und Pinochets Beitrag)
Im Erzbistum Köln setzte dieser reaktionäre Felsen der Humorlosigkeit in der Brandung rheinischen Frohsinns seinen ultrakonservativen Kurs mit Rückendeckung des Papstes seit mehr als zwei Jahrzehnten konsequent durch. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Opus Dei (dt. Werk Gottes), eine 1928 von Josemaría Escrivá in Madrid gegründete Laienorganisation der römisch-katholischen Kirche in Form einer dem Vatikan direkt unterstehenden Personalprälatur. Die konservative und streng hierarchisch aufgebaute Organisation wirkt im Bereich der Seelsorge und der geistlichen Bildung von Laien und hat weltweit 87.000 Mitglieder. Der Hauptsitz des Opus Dei ist Rom.
Die Mehrzahl der Mitglieder sind sogenannte Supernumerarier, eine kleinere Gruppe sind die Numerarier, die ehelos nach strengen Vorschriften (Selbstgeißelungen) in ordensähnlichen Gemeinschaften leben und innerhalb der Organisation Führungsfunktionen innehaben. Männer sind von Frauen streng getrennt, um sich deren "verführerischer Kraft" nicht aussetzen zu müssen. Opus Dei versteht sich als Elite und versucht vor allem, Akademiker zu rekrutieren, um damit seinen Einfluß innerhalb der Kirche, aber auch in der Gesamtgesellschaft auszuweiten. Die Organisation hat eigene Universiäten in Spanien und Peru sowie eine nach dem Vorbild der Harvard Business School aufgebaute eigene Management School in Barcelona.
Historisch interessant: während der Dikatur Francos in Spanien waren zeitweise elf von 18 Ministern Mitglieder oder Sympathisanten des Opus Dei. Während der Militärdiktaur Pinochets in Chile saßen Opus Dei-Leute in leitenden Regierungsfunktionen. 2002 wurde Escrivá von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen. Zahlreiche Bischöfe vor allem in Lateinamerika sind OD-Mitglieder, ebenso der langjährige Pressesprecher des Vatikan, Joaquín Navarro-Valls.
"Du bist zum Führer geboren!"
Köln ist ein wichtiges Zentrum der Organisation, die von Kardinal Meisner nach Kräften gefördert wird.
Laut einer Predigt Meisners vom 19. Januar 2002 sei der Dom in Köln „fast eine Escrivá-Gedenkstätte“
und er fügte wörtlich hinzu: „(...) ich bin meinen Vorgängern, Joseph Kardinal Frings und Joseph Kardinal Höffner, von Herzen dankbar, dass sie die damals hier ausgestreute Saat dann auch in unsere Erzdiözese Köln eingebracht haben, indem das Opus Dei, das Werk Escrivás, bei uns Fuß fassen konnte. Seine Gefährten und Gefährtinnen sind aus dem Leben und Wirken unserer Erzdiözese und unseres Vaterlandes heute nicht mehr wegzudenken.(...)“ (Quelle: Wikipedia).Presseberichten zufolge förderte Meisner die Stellung von Opus Dei in seinem Kölner Umfeld auch aktiv durch seine Personalpolitik. Der Direktor des erzbischöflichen Priesterkollegs, Markus Hofmann, einige Kirchenjuristen sowie Angehörige des Priesterrats des Erzbistums sind Opus Dei-Mitglieder. Außerdem habe er zusammen mit seinem Generalvikar, Dominik Schwaderlapp, die Ablösung eines liberalen Pressesprechers durch ein Mitglied von Opus Dei forciert. Der neue Pressesprecher Stephan Georg Schmidt sei dabei auch neuer Chefredakteur der Kirchenzeitung in Köln. Erst nach Schmidts Ernennung erfuhren die Kölner Katholiken, dass er Supernumerarier ist. Schmidts Ehefrau Maria wiederum gehört zur konservativen "Apostolatsbewegung Regnum Christi", die mit den "Legionären Christi" verbunden ist.
Kardinal Meisner persönlich hatte sie zur Mitarbeit ermuntert. Zudem arbeitete sie im Förderverein des vom Kölner Opus-Dei-Netzwerk unterstützten Mädchengymnasiums Jülich. Im Juni organisierte Maria Schmidt für 1600 Teilnehmer die Kinderbetreuung des "Forums Deutscher Katholiken" in Fulda, ihr Mann agierte als Moderator. Das "Forum" ist ein alljährliches Treffen fundamentalistischer Gruppierungen, mit dabei der deutsche Opus-Dei-Chef Bockamp. Alles gemäß der Caminos genannten Weisungen des Opus Dei-Gründers Escrivá für seine Gefolgschaft: "Du - ein Dutzendmensch werden? Zum grossen Haufen gehören? Du bist zum Führer geboren!" (Quelle: Spiegel)
Die "Legionäre Christi" wiederum sind eine römisch-katholische Kongration päpstlichen Rechts von Priestern und Brüdern, die 1941 von Marcial Maciel (1920–2008) in Mexiko gegründet wurde und die vorwiegend in der Kinder-, Jugend- und Familienseelsorge sowie im katholischen Bildungswesen gearbeitet hat. Nach dem Tod des Gründers, um dessen Person man einen sektenähnlichen Personenkult trieb, wurde bekannt, daß er zahlreiche Kinder sexuell mißbraucht hatte, mehrere Kinder mit verschiedenen Frauen gezeugt hatte und sein theologisches Hauptwerk "Psalter meiner Tage" ein komplettes Plagiat war.
St. Pantaleon und die Randgruppenbetreuung für Reiche
Bei seinem Deutschland-Aufenthalt 2005 traf sich Papst Benedikt XVI. in Köln mit Seminaristen und Priestern, die in der Priesterausbildung tätig sind, in der Pfarrei St. Pantaleon, eine der ältesten Kölner Innenstadtkirchen. Dieses Treffen fand auf "ausdrücklichen Wunsch von Papst Benedikt XVI." in genau jener Kirche statt. "Der Entschluss reifte offenbar in der Zeit, als die Herz-Reliquie des hl. Pfarrers von Ars, für einige Tage in der Privatkapelle des Papstes war", erfährt man auf der Homepage der österreichischen Gliederung des Opus Dei. Dort steht auch, wer die zuständigen Priester für St. Pantaleon sind:
"Pastor Dr. von Steinitz und Subsidiar Dr. Schunck gehören zum Klerus der Personalprälatur Opus Dei. Hinsichtlich ihrer Arbeit als Pfarrgeistliche stehen sie allein im Dienst des Erzbistums Köln, dem sie auch allein dafür verantwortlich sind. Im Pfarrhaus leben sie mit einigen Laien zusammen, die gleichfalls dem Opus Dei angehören. In Köln betreut das Opus Dei seine Mitglieder und Freunde an verschiedenen Stellen, darunter an der Kirche St. Pantaleon. Die seelsorgliche Tätigkeit umfaßt vor allem Beichtgelegenheit und Stunden geistlicher Einkehr."
Opus Dei und auch die Pfarrei St. Pantaleon verfügen über reichlich finanzielle Mittel. Dafür sorgen zum einen die freiwilligen Abgaben der OD-Mitglieder wie auch enorme Spenden von Unternehmen und Hochadel bei den allmonatlichen Einkehrtagen und Sponsorentreffen eines "Freundeskreises St. Pantaleon". "Bei speziellen Veranstaltungen", so recherchierte der SPIEGEL 2006, "strömt diese Opus-Zielgruppe zusammen, aus Köln, Bonn und Düsseldorf. Auf dem ehemaligen Klostergelände parken dann dunkle Limousinen, teils mit Chauffeur. "Sie machen eben Randgruppenarbeit", spottet ein früheres Gemeindemitglied. "In der Randgruppe der Reichen eben."
Quellen:
www.opusdei.at/art.php?p=10715
Was soll uns dieser Bericht denn an neuen Erkenntnissen bringen. Ein bischen Sozialneid und Hetze. Dieser Bericht reiht sich ein in die ähnliche anti-kirchliche Artikel die in den gängingen Mainstreammedien täglich verbreitet werden. Das ist nur mehr zum gähnen. --
AntwortenLöschenDer Opus Dei ist ja immer wieder Gegenstand von Verschwörungstheorien. Letztendlich sind es katholische Christen, die ihren Glauben überaus ernst nehmen.
AntwortenLöschenDie christenfeindliche Agitation des Sozialismus spiegelt sich auch hier im Artikel wieder. Äußerst primitive Behauptungen, bei denen von Verfehlungen Einzelner auf ganze Gruppen geschlossen wird. Das ist plumpe sozialistische Hetze, mehr nicht.
Man möge sich mit dem Opus Dei oder den Legionären Christi auseinandersetzen und wird sehr fromme und gutherzige Menschen finden, die für ihre Ideale einstehen.
Es zeugt von geringer Argumentationskraft, Kritik an bestimmten Zuständen pauschal als "Sozialneid" oder "sozialistische Hetze" abzuqualifizieren wollen. Denn die im Artikel präsentierten Fakten scheinen ja alle zu stimmen, oder?
AntwortenLöschenErzbischof João Bráz De Aviz, Mitglied der Römischen Kurie und Leiter der Kongregation für die Ordensleute, kritisierte die Legionäre Christi scharf, einige nordamerikanischen Bistümer haben jede Aktivität verboten und der Papst setzte eine Apostolische Visitation ein.
Seriösen italienischen und amerikanischen Medien zufolge besitzen die Legionäre Christi ein Vermögen von 25 Milliarden Euro. Wo kommt das Geld her? Bekommen die Armen etwas davon?
Was würde Jesus Christus zu dieser Kirche der Reichen und Mächtigen sagen?
Gott sei Dank gibt es innerhalb der Kirche nicht nur Opus Dei und die Legionäre, sondern noch andere Christen, die diesen Namen auch verdienen.
Na und wenn mein Nachbar ein fettes Auto fährt und ich wäre darauf neidisch, dann ist das Auto deshalb auch ein Fakt und der Neid würde trotzdem existieren.
AntwortenLöschenTrotzdem bleibt deinem Nachbarn das fette Auto und du hast dann immer noch keins, sondern nur deinen Neid und dein Nachbar hat neben dem Auto auch noch die Genugtuung dir eins reingetan zu haben (wenn er es denn wirklich wollte). -- Klar leben wir in einer Neidgesellschaft, aus der Gleichmacherei entsteht. Gleichmacherei jedoch nicht auf dem höchsten Niveau, sondern auf dem geringst möglichen. Nur das aus so einer Gesellschaft eine ganze Menge Leute aussteigen, die sich nicht kollektivieren lassen wollen. -- Auch ich bin lieber individuell und eine eigene Persönlichkeit als ein Teil einer kollektiven, langweiligen Masse, auch wenn ich kein "fettes Auto mit Chauffeur" habe oder ein sonstiges "priviligiertes" Leben. -- Aber vielleicht ist ja gerade eine Persönlichkeit zu sein und kein kollektiviertes Wesen ein ganz besonderes Privileg !
LöschenIch weiß nicht ,was diese ganze Pseudo-Diskussion über Neid soll, außer vom eigentlichen Thema abzulenken. Die Kirche hält blumige Sonntagsreden über katholische Soziallehre, aber wenn es darauf ankommt, bleibt nichts davon übrig. Es wird behauptet, daß man in den kirchlichen Unternehmen einen angeblichen "Dritten Weg" geht- in der Praxis herrscht der ganz normale Kapitalismus. Insbesondere Kardinal Marx ist ein Beispiel für eine solche Doppelmoral: erst nimmt einen Preis als besonders sozialer Unternehmer an, dann ist er aber zu feige, der Belegschaft von Weltbild und Hugendubel auf der Bbetriebsversammlung Rede und Antwort zu stehen. Er ist nicht mal imstande, auf einen Brief des Münchner Betriebrates vom Juli 2011 (!) bis heute zu antworten.
AntwortenLöschenEs ist bezeichnend und traurig zugleich, dass der oder die, die gegen diesen Artikel hetzen, über das Schicksal der Beschäftigten bei Weltbild/DBH/Hugendubel noch kein einziges Wort verloren haben.
AntwortenLöschenSchämt Euch.
Der Worte sind aber darüber schon genug gewechselt. Jetzt müssen Taten her und das sind bei mir und vielen Kollegen und Kolleginnen nun mal Bewerbungsschreiben. Die Möglichkeiten der eigenen Person auf dem Arbeitsmarkt abchecken und gucken ob und wo was zu welchem Preis geht. Woanders wird einem auch nichts geschenkt - aber mal gucken wo es welches Angebot gibt. Jetzt können wir das noch sehr entspannt machen, da wir nicht gekündigt sind und auch die Filliale noch nicht auf dem Abschuß steht.
LöschenBin mal gespannt, ob Kardinal Marx zur Betriebsversammlung am 6. Februar kommt, oder ob er sich drückt: "An ihren Taten wedet ihr sie erkennen".
AntwortenLöschenDiese ganze Porno-Debatte war doch nur vorgeschoben, um mit dem Weltbild-Verkauf endlich Kasse machen zu können. Aber dann sollen sie gefälligst auch Kohle für unseren Zukunfts- bzw. Sozialtarifvetrag rüberwachsen lassen.
AntwortenLöschenHeute abend in Berlin: eine Info-Veranstaltung über "Die kirchliche Rechte":
AntwortenLöschenSchritt für Schritt öffnet Joseph Ratzinger alias Benedikt XVI. der kirchlichen Reaktion Tür und Tor. Das äußert sich in der Rehabilitation antisemitischer Elemente ebenso wie in neuen Chancen für Organisationen wie die Priesterbruderschaft St. Pius X. oder Opus Dei, die immer stärker Morgenluft wittern. Antimoderne, antiemanzipatorische Kräfte wie christliche Lebensschutzvereine, die das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, die Gleichstellung von Lesben und Schwulen und jede Kritik an patriarchalen Verhältnissen bekämpfen, profitieren davon.
Dies gilt keineswegs nur für die katholische, sondern auch für die evangelische Kirche. Dort machen Evangelikale erfolgreich mit Massenveranstaltungen von sich reden, gründen Schulen, in denen die Evolutionslehre in Frage gestellt wird, und manche von ihnen befürworten die Prügelstrafe. Ein Überblick über die christliche Rechte in
Deutschland und ihre aktuelle Entwicklung geboten.
Veranstaltet durch: KulturBucht e.V.
20:00 Uhr
Bahía de Cochinos
Wittener Str. 122
44575 Castrop-Rauxel
Weitere Infos: www.bahiadecochinos.de