Situationsbericht zu Berlin - Tauentzien
Für manch einen kam sie vielleicht nicht überraschend, diese Nachricht die den Kolleginnen und Kollegen in der Filiale an der Gedächtniskirche in Berlin vergangene Woche von der Geschäftsleitung überbracht wurde:Die GL möchte mit dem örtlichen Betriebsrat sehr bald einen Interessenausgleich und Sozialplan aushandeln, denn Ende März 2012 endet der Mietvertrag.
Die gesamte DBH stünde bereit - im Falles des Falles - so vielen KollegInnen wie möglich einen neuen Arbeitsplatz zu bieten. Zugleich wurde allerdings ausdrücklich - und auch glaubhaft - versichert, dass Hugendubel nach wie vor ein starkes Interesse am Standort habe - allerdings halt nicht mehr in Flaggschiff-Größe.
Und sie tun auch gut daran, den Standort halten zu wollen.
Der Tauentzien war die erste Hugendubel Filiale in der Hauptstadt, und überraschenderweise ist sie auch für viele Berliner die einzige, die sie kennen, trotz der fünf anderen Standorte in der Stadt. Nachdem Kudamm und Tauentzien vor dem Mauerfall noch als das Herz der City West bezeichnet werden konnten, mussten sie nach dem Mauerfall nicht nur mit der aufkommenden neuen Mitte Berlins konkurrieren, sondern hatten im Süden der Stadt mit der Steglitzer Schlosstrasse eine Einkaufsstrasse vor der Tür, die durch das Einzugsgebiet aus dem Umland an Kaufkraft wuchs - wie auch die Zahl ihrer Shopping Center. Dem Tauentzien blieb lediglich Löwenanteil an Touristen.
Doch selbst wenn der beliebte Boulevard jahrelang einen Dornröschenschlaf hielt, könnte das bald vorbei sein. Dieser Tage feiert der Kudamm sein 125jähriges Jubiläum, und die nächsten 12 bis 15 Monate könnten der Gegend um die Gedächtiskirche ein völlig neues Gesicht geben:
Das unter Denkmalschutz stehende sogenannte "Bikinhaus" soll bereits nächstes Jahr in neuem Glanz erstrahlen und sowohl kultureller als auch merkantiler Knotenpunkt werden. Einen Steinwurf entfernt entsteht das 118m hohe "Zoofenster", künftiger Standort nicht nur für ein vielstöckiges Waldorf Astoria, sondern auch diverse Ladenflächen. Für viele ausländische Investoren ist der Tauentzien/Kudamm die interessanteste Gegend in ganz Berlin. Und wenn Hugendubel nicht mehr vor Ort sein sollte, springt sicherlich jemand von der lieben Konkurrenz aus der Deckung, um das Revier zu beanspruchen.
So kann man nur hoffen und der GL wünschen, dass sie das Herz und auch das richtige Händchen beweist, in den nächsten Monaten eine angemessene Alternative zu finden, in der - wenn nicht alle - dann doch zumindest der Großteil der Kolleginnen und Kollegen arbeiten kann.
Es heisst jetzt Daumen drücken für den Tauentzien!
Der Ladenhüter
Diese GL hat ganz bestimmt nicht "das richtige Händchen", jedenfalls nicht beim Erhalt von Arbeitsplätzen. Ihr geht es einzig und allein um Kostensenkung auf der einen Seite (und auf diese Seite gehören wir, der "Kostenfaktor Personal", ebenso wie die Mietkosten) - und um Profitsteigerung auf der anderen Seite (hierhin gehören die Hugendubels, Nitz, Halff, usw.).
AntwortenLöschenDiesem Ziel wird die Filiale TAU samt Belegschaft "geopfert" werden, ebenso manch andere Berliner Filiale (siehe Blog-Artikel gestern!), ebenso Kassel und Nürnberg und Salvatorplatz ..... und Wohlthat .....
Ich befürchte, das Ende ist noch sehr lange nicht in Sicht!
Sehr sehr viele von uns werden in den nächsten 1-2 Jahren ihre Arbeitsplätze verlieren: Wir müssen uns jetzt wehren, streiken, den Sozialtarifvertrag durchsetzen!
Sehe ich ganz genauso. Ist doch ganz klar, was die wollen. Wir können auf gar nix mehr hoffen. Wir sind in der Umfrage vom Betriebsrat gefragt worden und haben doch ganz eindeutige Mehrheiten für die gemeinsame deutschlandweite Betriebsversammlung und für einen STV-Streik! Wann, wo, ich warte!
AntwortenLöschenUnd ich will nicht, dass "die GL mit dem örtlichen Betriebsrat einen Interessenausgleich und Sozialplan aushandelt" und ich dann mit irgendwelchen mickrigen Abfindungen auf der Straße sitze.
AntwortenLöschenIch will einen ordentlichen STV!!!!!!
Schlechter BR... Lieber mal ver.di mit der Forderung eines STV's unterstützen!
AntwortenLöschenHerz und richtiges Händchen bei der GL? Im Leben lacht kein Gaul. Es ist sehr schade um die lieben Ex- Kollegen am TAU. Alles liebe Menschen die sehr kompetent sind, but face facts.
AntwortenLöschen"Richtiges Händchen" und "Daumen drücken" ist wohl die total falsche Wortwahl! Sollen wir wie die paralysierten Kaninchen vor der Schlange ergeben erwarten, was die GL uns zugedacht hat? Warum so passiv?
AntwortenLöschenIch finde auch die Darstellung der TAU-Situation nicht analytisch genug. Sehr blumig wird erzählt, dass der Ku´Damm eine vielversprechende Einkaufsgegend wird. Aber es wird nicht berücksichtigt, dass das auch hohe Mieten bedeutet. Wie im ausgezeichneten Artikel vom Montag beschrieben, heisst das für die DBH, dass für eine kleinere Fläche in der Gegend vermutlich eine genauso hohe Miete wie jetzt bereits für die TAU-Grossfläche (wg. eines älteren, günstigeren Mietvertrages)bezahlt werden muss. Die Zeiten der Grossflächen sind aber vorbei, nicht nur bei uns, sondern auch bei Thalia (vgl. Buchreport, Börsenblatt).
Überhaupt nicht verstehe ich die Haltung des Berliner Betriebsrates. Warum hat man sich nicht im vergangenen Jahr für den STV engagiert? Diese Frage hätte ich endlich gerne mal von jemandem beantwortet, am liebsten von einer/m BR-Mitglied. Auch als BR hat man eine Rechenschaftspflicht gegenüber uns KollegInnen.
Anscheinend will man nur sein eigenes kleines Süppchen kochen. Wie der heutige Artikel "Ohne Kommentar" zeigt, geht es entweder solidarisch oder gar nicht. Wenn über Sozialplan und Interessenausgleich verhandelt wird, kann m.W. nicht getreikt werden. Damit fällt man allen anderen streikbereiten KollegInnen in den Rücken. Warum handelt man erst, wenn einem das Wasser schon bis zum Hals steht?
"Wer einzeln kämpft, wird zusammen vernichtet."
(Thukydides)
Der Tagesspiegel online:
AntwortenLöschenhttp://www.tagesspiegel.de/berlin/letztes-kapitel-fuer-hugendubel-in-der-tauentzienstrasse/4271452.html
...Der für Personal zuständige Hugendubel-Geschäftsführer Thomas Nitz bestätigte auf Nachfrage, der Standort gegenüber dem Breitscheidplatz werde nach dem Ablauf des Mietvertrags geräumt. Man suche aber „Alternativen auf reduzierter Fläche“ in der Nähe...
Bin ich froh nicht mehr für Hugendubel/DBH zu arbeiten!!!!
AntwortenLöschenSeit H. Hugendubel gestorben ist, wirtschaften seine Kinder Hugendubel zu Grunde.
Auch habe ich gehört, dass sogenannte 1€-Jobber die Ware auspacken und verräumen und von Tuten und Blasen keine Ahnung haben und die richtigen Buchhändler nur noch Däumchen drehen.
Allen verbleibenden Hugendublern wünsche ich dennoch maximale Erfolge!!
@SOL
AntwortenLöschenHm, ich weiss ja nicht, ob Du letztes Jahr viel von der Berliner Situation mitbekommen hast, aber die KollegInnen vom Betriebsrat hatten mindestens eine Betriebsversammlung mit dem Schwerpunktthema STV, bei der dafür geworben wurde und alle anwesenden KollegInnen Gelegenheit hatten Fragen zu stellen. Und auch jetzt, denke ich, kannst Du Dich sicherlich an jede KollegIn vom Betriebsrat wenden und wirst nach besten Wissen und Gewissen eine Antwort bekommen.
Und dass die Betriebsgruppe Berlin die ganze Zeit ein trauriges Schattendasein führte und Anfang des Jahres mangels Beteiligung auf Eis gelegt wurde, sollte vielleicht auch nicht unerwähnt blieben. Denn der BR hat bezüglich der Durchsetzbarkeit eines STV genauso wenig zu melden wie bei der Entscheidung über das Ja oder Nein zu einem Standort, das ist letzten Endes eine Sache der gewerkschaftlich organisierten KollegInnen u. a. in Berlin bzw. letzteres eine Entscheidung der Geschäftsleitung.
Was meinen Beitrag angeht, hast Du natürlich recht, er ist und sollte keineswegs analytisch sein und Zahlenakrobatik betreiben, sondern einfach nur eine leidenschaftliche Lanze für den Standort Tauentzien brechen. Dass meinen Wunsch nach Händchen und Daumen drücken ein trauriger Hauch von Ironie begleiten sollte, blieb wohl dank dem elektronischen Medium auf der Strecke.
Insofern nehme ich die Kritik herzlichst dankend an. ;)
Und nur eine U-Bahn-Station weiter, am Ernst-Reuter-Platz erfüllen sich die Umsatzwünsche der Geschäftsleitung der Buchhandlung in der Hardenbergstr.5 ebenfalls nicht. Der Druck durch die GL auf die Mitarbeiter wächst massiv, die Leistungen der Mitarbeiter müssen durch diese nebenbei protokolliert werden, Kosten werden reduziert, Verlagsvertreter werden ausgeladen, befristete Mitarbeiter müssen gehen weil sie sonst Festverträge bekommen müssten. Der Mietvertrag läuft 2013 aus, Perspektive für die Mitarbeiter unklar. Das ist leider nicht sehr viel besser als im DBH TAU-Land.
AntwortenLöschen@Charlottenburger Buchhändlerin:
AntwortenLöschenZur Info für Nicht-Berliner: Es geht um eine große Lehmanns-Filiale. Gerüchteweise habe ich (Hugendubel-Mitarbeiter in Berlin) auch schon gehört, daß der Laden am Ernst-Reuter-Platz nicht besonders gut läuft und sogar über eine Schließung nachgedacht wird.