Montag, 27. Juni 2011

Die Zukunft von Hugendubel (7): Projekt Autodispo


Das Warenwirtschaftssystem - Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

EDV – Systeme sind eine komplexe Angelegenheit und wer das Handbuch nicht genauestens studiert, wird überrascht sein, was sich alles an nützlichen oder überflüssigen Funktionen darin verbirgt.
Mit dem bei Hugendubel eingesetzten Warenwirtschaftssystem verhält es sich genauso. Es hält die Möglichkeit der Autodisposition bereit, d.h. der automatischen Nachbestellung bei Unterschreitung der festgelegten Mindestbestände. Diese Funktion war immer schon vorhanden, wurde bis jetzt aber nicht aktiviert.


Mit dem Test des neuen, von Weltbild zusammengestellten Musiksortiments kam das Thema „Autodispo“ dann auf die Tagesordnung. Die Bewirtschaftung dieses neuen Segments sollte nach Ablauf des Tests nämlich über dieses Zusatztool im WWS erfolgen.
Hier zeigte sich nun, wie wichtig die Mitbestimmung der Betriebsräte ist, wenn es um neue Techniken geht. In der gültigen Gesamtbetriebsvereinbarung zum Einsatz des WWS wurde ausdrücklich vereinbart, dass bei wesentlichen Funktionsänderungen am System (und das ist die Freischaltung der Funktion „Autodispo“ in jedem Fall) vorher die Zustimmung des Gesamtbetriebsrats einzuholen ist.


Die Automatisierung - Technologische Arbeitslosigkeit?

Nun könnte man ja argumentieren, das mit der „Autodispo“ würde den mit Arbeit genug versorgten KollegInnen in den EinkäuferInnenbüros Entlastung bei einem Sortiment bringen, mit dem sie sich nun zusätzlich auseinandersetzen müssen. Das ist aber viel zu kurz gedacht. Erst einmal im Einsatz, fänden sich für das Tool sicherlich noch weitere nützlichen Anwendungen, z.B. bei weiteren Standardsortimenten. Und dann wird aus der Entlastung der BuchhändlerInnen Einkauf sehr schnell die Frage, wie viele man davon denn überhaupt noch benötigt.
Der Gesamtbetriebsrat hat dies natürlich im Auge gehabt und einen Test der „Autodispo“ abgelehnt. Gut so!

Das mit dem Musiksortiment klappt offensichtlich auch ohne. Geben wir uns aber keinen Illusionen hin: Auch im Einkauf wird die GL versuchen, weiter zu rationalisieren und Stellen zu streichen.
Aber dem muss man keinen Vorschub leisten...

2 Kommentare:

  1. Der Artikel trägt unter anderem das "Label" Zukunft.

    Wir alle werden nicht umhin kommen zu erkennen, dass die Zukunft anders aussehen wird, als wir uns das wünschen - und sie beginnt schneller, als wir darauf vorbereitet sind. Daran gibt es von Klimawandel bis Autodispo nichts zu rütteln.
    Rein technisch betrachtet braucht es keine Einkäuferinnen, um die Standardtitel mit festgelegtem Mindestbestand einzukaufen.
    Titel A ist ein Standardtitel für alle und Filiale B braucht davon X Exemplare mindestens im Haus, dann braucht es keinen klugen Kopf, um die Differenz zu erkennen und eine Bestellung auszulösen. Das müssen wir nicht gut, nicht buchhändlerisch oder wünschenswert finden, aber die Augen davor zu verschliessen, dass diese Tatsache Veränderungspotential birgt, tut nicht gut. Ein Hilfsmittel zur Erleichterung von Routinen wissentlich nicht einzusetzen, bedarf guter Gründe. Möglicherweise ist es sogar wünschenswert, sich anderen Aufgaben zu widmen (Sortimentspflege, Kunden) als dem Abarbeiten von Einkaufslisten.
    Ob Einkäuferinnenstellen gestrichten werden, Gehälter gekürzt oder eingefroren oder gar Personal abgebaut, ist eine andere Frage. Sollte das Thema Autodispo irgendwann auf den Tisch kommen, sollte dem GBR mehr dazu einfallen als "Nein, weil wollen wir nicht."

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  2. Wie schön könnte alles sein:

    Autodispo und WWS übernehmen stupide Tätigkeiten, die wöchentliche Arbeitszeit kann (bei vollem Lohnausgleich plus Boni) auf 20 Stunden reduziert werden, gut ausgebildete BuchhändlerInnen stehen zur ausführlichen Beratung bereit und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.

    Aber nein, es läuft natürlich anders, gaaaaaaaanz anders:

    Innovationen führen automatisch zu technologischer Arbeitslosigkeit, die arbeitslos gewordenen müssen ihre Ware Arbeitskraft zum Schleuderpreis anbieten, der Rest fällt unter das 1-Euro-Zwangsarbeitsregime der Arbeitsagentur.

    Und das alles, weil die Produktionsmittel Privateigentum sind und nicht zum Fortschritt der Menschheit, sondern zur Profitsteigerung für eine kleine Minderheit von Kapitaleignern eingesetzt werden. Übrigens nicht, weil diese Kapitaleigner so böse oder "raffgierig" sind oder weil es in ihrer "Natur" liegt, sondern weil das einfach das kapitalistische Grundprinzip der Konkurrenz ist (Marx).

    "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten (!)Unmündigkeit" Kant).

    Wär´doch eigentlich ganz einfach, oder?

    Wenn da nur nicht der ganze "Verblendungszusammenhang" (Adorno) wäre.

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