Wie die gesamte DBH hat auch Hugendubel stark mit den rasanten Umbrüchen in der Buchhandelsbranche zu kämpfen. Die Krise ist nicht zu verleugnen und alle Zeichen stehen eindeutig auf Kostensenkungen und Personalkürzungen
Nun kann man der Geschäftsführung bei Hugendubel Einiges vorhalten, aber sicherlich nicht mangelnden Einfallsreichtum, wenn es darum geht, das Leben für die Beschäftigten noch „aufregender“ zu gestalten. Das Stichwort heißt „Vergütungsordnung“ und dahinter verbirgt sich nichts anderes als der dreiste Versuch, die ohnehin nicht üppigen Gehälter von uns BuchhändlerInnen weiter nach unten zu drücken.
Tarifvertrag nur in Bayern
Eigentlich scheint die Sache klar zu sein: wenn es ums Entgelt geht, verhandeln Arbeitgeber und Gewerkschaft (in unserem Fall ver.di) über einen Tarifabschluss. Wie gerade eben geschehen für den Buchhandel in Bayern. Dort ist Hugendubel tarifgebunden, zahlt seinen Beschäftigten Tarifgehälter und gewährt ihnen die Leistungen aus dem Manteltarifvertrag (z.B. ein Urlaubs- u. Weihnachtsgeld). Jenseits der weiß-blauen Grenze herrscht leider jetzt schon ein ziemliches Durcheinander, was die Gehälter betrifft. Dort existiert keine sog. „originäre“ Tarifbindung und das glauben die Herrschaften in der Hilblestraße ausnutzen zu können.
Mehr Arbeit für weniger Geld
Mit den Betriebsräten aus Bad Homburg, Berlin/Potsdam, Bochum, Darmstadt, Frankfurt (beide Filialen), Kassel, Konstanz, Mainz (beide Filialen), Neu-Isenburg, Siegen, Stuttgart, Viernheim und Wiesbaden will man sog. „Vergütungsordnungen“ vereinbaren. Deren Ziele sind ein Einfrieren und späteres Absenken der Gehälter, die Streichung von Zuschlägen und eine Erhöhung der Arbeitszeit. Vorexerziert wurde so etwas leider schon bei der Hugendubel-Tochter Schmorl & v. Seefeld in Hannover. Anschließend wurden den KollegInnen neue Arbeitsverträge vorgelegt und zumeist auch unterschrieben.
Bei dieser Masche wird völlig ignoriert, dass nach Meinung aller Betriebsräte bei Hugendubel eine solche Vereinbarung unzulässig ist. Es greift nämlich die sog. „Tarifsperre“ nach dem Betriebsverfassungsgesetz. Alles, was in einem Tarifvertrag üblicherweise geregelt wird (also insbesondere Gehälter und Arbeitszeit) dürfen Arbeitgeber und Betriebsrat gar nicht eigenständig regeln!
Es wird Druck gemacht
Weil sich die BetriebsratkollegInnen aus Berlin völlig zu recht gegen Verhandlungen über eine solche Vergütungsordnung gesperrt haben, hat die Geschäftsführung die Daumenschrauben angezogen. Per Arbeitsgerichtsbeschluss wurde eine Einigungsstelle eingesetzt, in der im Augenblick verhandelt wird.
Man kann es leider nicht weniger drastisch ausdrücken: Betriebräte bei Hugendubel sollen Beihilfe zum Lohnraub leisten!
Dagegen müssen wir uns mit allen Kräften wehren!
Es hilft nur Gegendruck!
Für die Betriebsräte heißt es, sich auf keinen Fall freiwillig doch auf Verhandlungen einzulassen. Wenn dann eine Einigungsstelle kommt, ist erst einmal die Frage zu klären, ob sie überhaupt zuständig ist (siehe oben). Verhindern lässt sich vermutlich nicht, dass unser feiner Arbeitgeber auf diesem Wege Verhandlungen erzwingt. Aber viele Einigungsstellen bedeuten viel Zeitaufwand und hohe Kosten.
Parallel dazu muss aber unbedingt auch politisch gehandelt werden! Wir sind aufgefordert, mit verd.i dafür zu kämpfen, dass dort, wo es sie bisher nicht gibt, endlich eine Tarifbindung erreicht wird. Denn wo es einen Tarifvertrag gibt, kommt niemand aus der Hilbestraße überhaupt erst auf die Idee mit der famosen „Vergütungsordnung“.
Die Flugblattaktion (siehe Artikel vom 14. Oktober) war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Weitere müssen folgen!
Es muss was gegen Lohndumping gemacht werden. INFORMIERT die Presse etc!
AntwortenLöschenPresse bringt doch nichts. Das ist den Firmenchefs zwar peinlich, aber hält sie nich davon ab, ihre Sauereien trotzdem durchzuziehen. Und die Leute lesen es und vergessen es wieder. Was sollten sie auch tun, wenn oft nicht einmal die betroffenen Kolleginnen und Kollegen selbst bereit sind, sich zu wehren.
AntwortenLöschenWenn sie Tarife haben wollen, müssen sie zusammenhalten und kämpfen. Ein saftiger Streik ist das einzige Argument, das beim Arbeitgeber wirklich zieht. Aber das geht nicht mit Leuten, die vorher auf den Arbeitsplan schauen, ob sie Zeit dazu haben.