Ein wichtiges
Erfolgsrezept der US-Wirtschaftspolitik - eigens geschaffen und
trefflich geeignet,
Reiche reicher und Arme ärmer zu machen - wird in Noam
Chomskys Requiem für den
amerikanischen Traum so beschrieben:
"Halte die Arbeiter in
Ungewissheit und sie lassen sich bestens an der Kandare halten.
Sie verlangen dann keine
höheren Löhne, keine besseren Arbeitsbedingungen und
auch nicht die
Freiheit, sich zusammenzuschließen ... Wenn man dafür sorgt,
dass die
Erwerbstätigen in Unsicherheit leben, werden sie nicht allzuviel
fordern. Sie werden
einfach froh sein, Jobs zu finden, und seien diese noch so
mies und ohne jede
soziale Absicherung."
Das Land, dessen
Verhältnisse hier kritisch aufs Korn genommen werden, mag
zwar weit weg sein.
Aber die Einschüchterungsstrategien der Unternehmer
funktionieren bei uns
kaum anders - und sind inzwischen auch im Buchhandel
bestens bekannt: wiege
die Arbeitnehmer in Unsicherheit, schüre unter ihnen
die Angst, ihre
Arbeitsplätze zu verlieren!
Gib alle Schuld dem Markt und der Konkurrenz! Sag ihnen,
du könnest sie künftig
nur entweder für ein geringeres Gehalt, als sie wollen
und brauchen, oder einfach
gar nicht mehr beschäftigen!
Stell sie dann vor die
Alternative: Lohnverzicht oder Arbeitslosigkeit! - und sie
werden das
vermeintlich kleinere Übel wählen.
Die Arbeitgeber tun
gern so, als ginge es dabei um den Erhalt unserer
Arbeitsplätze. Sie
schwingen sich öffentlich sogar zu Advokaten ihrer
Beschäftigten auf -
ohne dass irgendwer darüber lachen würde. Denn zur Taktik
gehört es, dem
gutgläubigen Publikum einzuhämmern, dass Gewerkschafter
und Gewerkschaften
nicht wirklich Vertreter und Verfechter der
Arbeitnehmerinteressen
seien, sondern lediglich Unruhestifter, vor denen man
diese schützen müsse:
ein leibhaftig organisierter Gottseibeiuns, der in den
Prekärlohnparadiesen
des Einzel- und Buchhandels die Belegschaft verführe,
leichtfertig vom
verbotenen Baum des Personalbudgets zu naschen.
Wahrhaft ein
Vorzeigestück derart perfider und perverser Propaganda ist die
vom Arbeitgeberverband
der Verlage und Buchhandlungen in Bayern letztes
Jahr herausgegebene
Tarifinformation. Dort werden "die kontroversen
Positionen" der
Tarifparteien folgendermaßen erklärt:
"Bei unverändert schwierigen
Rahmenbedingungen ist für die Arbeitgeber
... der Erhalt der Arbeitsplätze
weiterhin von entscheidender Bedeutung.
Die Gewerkschafthingegen beharrt
unverändert auf ihrer Forderung im
Entgeltbereich und damitauf nicht tragbaren
Kostensteigerungen.
Änderungen im Mantel wurden vonder Gewerkschaft
kategorisch abgelehnt."
Im Klartext: wir sagen
euch, wie das Spiel geht - das sind die Regeln - und der
nicht mitspielt,
spielt mit dem Feuer. Wenn wir euch beim Entgelttarif nichts
geben müssen und euch
vom Manteltarif etwas nehmen können, mag es sein,
dass ihr eure Stellen
behaltet, oder auch nicht! Wir bieten zwar keine Garantien,
aber vage
Hoffnung (bei voller Hose) darfst du haben, soviel dein Herz begehrt.
Denn
lieber den Strohhalm in der Hand als die Euros in derTasche!
Für die
Chefs ist dies nicht nur ein lohnender, sondern auch einsauberer Deal.
Sie
versprechen nichts und verpflichten sich weder vertraglichnoch moralisch,
anders
zu handeln als bisher.
Ihre Ziele bleiben
dieselben: Zentralisierung und Personalabbau! Wer sich nicht
einsparen lässt, weil
er gebraucht wird, soll wenigstens für weniger Geld
arbeiten. Was sie
sagen, sagen sie, um uns zu ködern oder uns zu drohen,
damit wir brav
Verzicht üben.
Wäre es ihnen mit der vorgeschobenen Sorge um Arbeitsplätze nämlich
ernst,
stünde ihnen frei, das in den Manteltarifvertraghineinzuschreiben.
Doch stattdessen
versuchen sie, den erweitertenKündigungsschutz
herauszustreichen. So macht man keine Arbeitsplätzesicherer, man verschlechtert
nur Arbeitsbedingungen und Löhne.
Jeden Cent, den der
Arbeitgeber uns nicht zahlen muss, wird er sehr wahrscheinlich
sogar
darauf verwenden, uns loszuwerden. Deshalb kann manallen Kolleginnen und
Kollegen, die noch ein Quäntchen Selbstachtungbesitzen, nur den
einen vernünftigen
Rat geben: lasst euch nicht länger insBockshorn jagen!
Stellt euch auf die Seite derer,
die sich trauen, für ihre undeure Sache zu kämpfen!
Das ist unser Erfolgsrezept - und es hat sich bewährt!
Genau so ist es. Man muss sich wirklich wundern, dass immer noch so viele glauben, sie würden ihre Arbeitsplätze retten, wenn sie die Füße still halten. Wir alle können doch jeden Tag sehen, dass das nicht stimmt.
AntwortenLöschenKann mir bitte mal jemand erklären, wann und wo sich dieses angebliche Erfolgsrezept bewährt haben soll. Schon das Zitat, mit dem der Beitrag anfängt, besagt doch eindeutig das Gegenteil. Meiner Ansicht nach zeigt diese haltlose Behauptung wieder mal, dass irgendwo südlich des Weißwurstäquators die Realität aufhört.
AntwortenLöschenDas kann ich Dir ganz einfach erklären: in Bayern gibt es einen Tarifvertrag mit Tariflohn, 37,5-Stunden-Woche, 150% Weihnachtsgeld, Spätöffnungszuschlägen, besonderem Kündigungsschutz für Ältere, vermögenswirksamen Leistungen und vieles mehr.
AntwortenLöschenDas kannst Du gerne mit Deiner Vergütungsordnung vegleichen und über die Unterschiede hier berichten.