Dienstag, 7. Januar 2014

Auch wir haben nichts zu verschenken!

Es hat mal wieder sehr geweihnachtet im Musterland der Spar- und Niedriglohnpolitik – und bei Hugendubel und Ganghofer irgendwie auch!

Vom Walde draußen her ist allerdings keiner gekommen. Wenn man sich die Gehaltsentwicklung im Buchhandel während der letzten Jahre so ansieht, glaubst du zwar, du stehst im Wald. Aber da wieder rauszukommen und in irgendeine Normalität wieder reinzukommen, das ist verdammt schwierig und wird immer schwieriger.

Das ist nicht wie Weihnachten – da wird einem nichts geschenkt! Wir können bald schon froh sein, wenn uns unser Arbeitgeber nichts wegnimmt. Das gilt zumindest für die, bei denen er es nicht schon getan hat. Die übrigen werden sich einen anderen Grund suchen müssen, froh und munter zu sein. Kosten darf es aber nichts.

Kosten darf ja zurzeit überhaupt nichts etwas – und wir schon gleich gar nicht. Auf Teile des Gehalts verzichten – und das nicht etwa zeitweise, sondern für immer? Weniger Urlaubs- und Weihnachtsgeld? Weniger Urlaub? Wenn es dick kommt: weniger Arbeitslosengeld? Wenn ein Baby kommt: weniger Elterngeld? Später dann weniger Rente? All das sollen wir schlucken. Aber eine Arbeitsplatzgarantie gibt es dafür nicht. Genaugenommen gibt es überhaupt nichts dafür.

Es hatte daher einen bitteren Hintersinn, als unsere Betriebsräte der Geschäftsführung kurz vor Weihnachten ein Päckchen mit 452 Protestunterschriften zukommen ließen. Auch wir haben nichts zu verschenken, sollte das heißen.

„Wir, die Beschäftigten“ – so war in dem beigefügten Schreiben an die Geschäftsführung zu lesen – „stehen hinter unseren Kolleginnen und Kollegen in allen Betrieben der Buchhandlung Hugendubel, die um eine Tarifbindung und den Abschluss von Tarifverträgen kämpfen.

Die Praxis, Betriebsräte unter Druck zu setzen, damit sie in rechtswidriger Weise Vergütungsordnungen zum Nachteil unserer Kolleginnen und Kollegen abschließen, zeugt nach unserer Ansicht von einer Rücksichtslosigkeit, die mit dem Bild eines guten Arbeitgebers unvereinbar ist.

Wir erklären daher unsere Solidarität mit den Beschäftigten und Betriebsräten in Bad Homburg, Potsdam, Bochum, Darmstadt, Frankfurt, Greifswald, Hamburg, Ingolstadt, Kassel, Konstanz, Lübeck, Mainz, Schwerin, Siegen, Stuttgart, Viernheim und Wiesbaden.

Gemeinsam mit ihnen fordern wir Sie auf, zu den Regeln eines fairen Umgangs mit allen Beschäftigten im Unternehmen zurückzukehren.“

Noch nie haben so viele von uns sich so geschlossen, bereitwillig und deutlich für das gemeinsame Interesse aller Kolleginnen und Kollegen ausgesprochen – und sie haben gut daran getan. Denn ohne unsere Arbeit gäbe es keine Buchhandlung Hugendubel und hätte nie eine gegeben. Wenn den Herrschaften der Geschäftsführung das bisher nicht klar war, wurde es Zeit, darauf aufmerksam zu machen.

Doch die wirklichen Kämpfe stehen noch bevor. Worauf es jetzt ankommt, ist, dass wir dann auch bereit sind, unsere Interessen gemeinsam durchzusetzen. Niemandem wird es helfen, sich auszubeuten oder herumschubsen zu lassen, nur um am Ende vor dem Nichts zu stehen, das ein personalpolitisch offenbar blindwütig, plan- und ziellos agierender Arbeitgeber uns zum Dank dafür in Aussicht stellt.



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