Freitag, 18. Oktober 2013

Massive Streiks vor nächster Tarifverhandlung

Neuer Streikhöhepunkt im bayerischen Einzelhandel


München u.a. 18.10.2013. Im harten Tarifkonflikt um existenzsichernde Tarifverträge im bayerischen Einzelhandel kommt es am Freitag zu einem neuen Streikhöhepunkt: Beschäftigte aus weit über siebzig Betrieben sind zum Streik aufgerufen. ver.di rechnet mit knapp 1.000 Streikenden. Betroffen sind ausgewählte Betriebe von AEZ, Edeka, Esprit, H&M, Ikea, Kaufhof, Kaufland, Karstadt, Marktkauf, netto, real,- und Zara in München, Regensburg, Augsburg, Hof, Landshut, Memmingen und weiteren Orten in der Oberpfalz, in Unter- und Oberfranken, Nieder- und Oberbayern..

„Fünf der zehn reichsten Personen in Deutschland sind Konzernherren aus dem Handel. Auf der anderen Seite können viele Beschäftigte nicht von ihrer Arbeit leben und müssen ergänzende staatliche Leistungen beziehen. Schon das ist ein Skandal. Dass aber die Konzerne erst dramatische Kürzungen bei den Beschäftigten durchsetzen wollen, bevor sie über berechtigte Entgelterhöhungen verhandeln, schlägt dem Fass den Boden aus“, argumentiert Hubert Thiermeyer, ver.di Verhandlungsführer.


„Seit sechs Monaten kämpfen die Beschäftigten mit ungeheurem Mut und Ausdauer. Sie leisten tagtäglich gute Arbeit und kämpfen solidarisch für gute Arbeit und gutes Geld. Das verdient Bewunderung“, so Orhan Akman, ver.di Streikleiter in München..

„Die Leistungsverdichtung im Einzelhandel führt bei den Beschäftigten dazu, dass sie immer häufiger „auf dem Zahnfleisch“ aus der Arbeit kommen. Gleichzeitig haben sie immer weniger in der Tasche für das alltägliche Leben. Das muss ein Ende haben. Die Angriffe der Konzerne sind ein Angriff auf die Existenzsicherung der Beschäftigten“, sagte Monika Linsmeier, ver.di Streikleiterin in Niederbayern.

„Der Zorn und die Wut der Beschäftigten ist schon groß. Setzen die Konzerne aber ihre „Tarifpolitik mit der Brechstange“ weiter fort, wird der Konflikt sich ausweiten“, droht Manuela Schraut, ver.di Streikleiterin in Memmingen.

„Was die Konzerne „Modernisierung“ nennen ist schlicht und ergreifend Gier nach immer mehr Profit, finanziert durch die eigenen Beschäftigten“, so Peter König, ver.di Streikleiter in Unterfranken.

„Wenn sich bei den Tarifverhandlungen am Montag nichts bewegt, geht der Kampf weiter. Wir dürfen der Gier der Konzerne nicht nachgeben“, sagt Georg Luber, ver.di Streikleiter in der Oberpfalz.

„Gute Arbeit und Gutes Geld für Gute Leute ist eine zentrale Forderung der Streikenden bei uns“ erklärte Dominik Datz, ver.di Streikleiter in Oberfranken.

„Die Beschäftigten erwarten, dass die Arbeitgeber endlich ihre Blockadehaltung aufgeben und sich bei der nächsten Tarifverhandlung in Richtung eines akzeptablen Tarifabschlusses bewegen“, so Thomas Gürlebeck, ver.di Streikleiter in Augsburg.


Ihre Ansprechpartner/innen:

Für München, Orhan Akman Tel.: 0170/ 9164398
Für Oberpfalz, Georg Luber Tel.:0170/ 334 0876
Für Unterfranken, Peter König Tel. :0171/ 4540007
Für Augsburg, Thomas Gürlebeck Tel. :0171/ 4808882
Für Niederbayern: Monika Linsmeier Tel. :0160/ 90416674
Für Oberfranken: Dominik Datz Tel.: 0170 / 9105920
Für Memmingen, Manuela Schraut Tel.: 0160/ 90131802
Verhandlungsführer Hubert Thiermeyer Tel.: 0170/ 3341345



Hintergrund:

Tarifsituation Einzelhandel 

Nach Beschäftigtenbefragungen, an der sich über 2.000 Beschäftigte des bayerischen Einzelhandels beteiligt haben, hat die Große Tarifkommission am 12. März folgende Forderungen für den bayerischen Einzel- und Versandhandels beschlossen:

  • die Erhöhung der Tabellen für die Löhne und Gehälter um 6,5 %, mindestens jedoch um 140 € im Monat,
  • die Erhöhung der Tabellen für die Auszubildenden um 90 € im Monat,
  • bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrages von 12 Monaten.

In der ersten Tarifverhandlung am 7. Mai lehnten die bayerischen Arbeitgebervertreter ein Angebot ab. Sie forderten stattdessen Eingriffe in die Schutzregelungen für die Beschäftigten bei der Arbeitszeit, Einschnitte bei der Bezahlung der Verkaufstätigkeiten, Kürzungen bei den Nacht- und Spätzuschlägen sowie Billiglöhne für die Beschäftigten der Warenverräumung.

In der dritten Tarifverhandlung am 15. Juli legten die Arbeitgeber ein erstes Angebot von 2,5 % nach drei Nullmonaten für dieses Jahr und 1,5 % für nächstes Jahr vor – sie machen aber den Abschluss ihrer Gegenforderungen zur Vorbedingung.

Die Tarifverhandlungen gehen am 31. Oktober in die fünfte Runde und beginnen um 11.30 Uhr in München. Verhandlungsort ist das Hansa Haus in der Brienerstr. 39 in München.


11 Kommentare:

  1. Ich bin heute dabei!
    Zwischen 11.00 und 13.00 am Marienplatz, man kann also in seiner Pause zur Unterstützung vorbeischauen, wenn man in der Innenstadt arbeitet.

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  2. Als sozial kann man die Forderungen der Arbeitgeberseite nun wirklich nicht bezeichnen. Vielleicht sich selbst gegenüber um sich weiter die Taschen zu füllen. Schon allein die Forderung nach Billiglöhnen ist eine Frechheit sonders gleichen.

    Die Arbeitgeberseite versucht hier wohl das Rad der Zeit zurück zu drehen aber das einzige was sie damit erreichen werden ist sich den Zorn der Mitarbeiter zu zuziehen.

    Spätestens jetzt sollte jedem betroffenen Mitarbeiter klar geworden sein das es ohne Arbeitskampf nur in die falsche Richtung gehen kann.

    Nicht nachlassen ist also angesagt dann werdet Ihr es auch schaffen.

    Solidarische Grüße,

    Redaktion
    Logistik-Verpackung InfoBlog
    logistik-verpackung.blogspot.de

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  3. Ich habe gehört das die Streiks auch am Samstag den 19.10.2013 fortgeführt werden. Stimmt das?
    Drei Tage am Stück ist ein Novum hier in Bayern

    Peterle

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    1. Hm?
      Freitag streiken und Samstag streiken heißt für mich zwei Tage am Stück streiken.
      Rechnen könnt Ihr Almenjodler also auch nicht.

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    2. Wenn Du besser Informiert wärest würdes Du wissen das der Strreik am Donnerstag begonnen hat. Das ergibt dann drei

      Und wir Almenjodler können das große Einmal Eins besser als so manches anderes Bundesland

      Peterle

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    3. Proletarier aller Bundesländer, vereinigt euch!

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    4. Ich wünsche Dir auf deinem Weg alles Gute. Ich Denke wir können die Kommunikation hier beenden für jene die wichtigers zu sagen haben

      Hochachtungsvoll Peterle

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    5. Lieber Peterle,
      entschuldige bitte! Ich bin der Anonym mit dem Proletarier-Spruch und nicht der mit dem Almenjodler-Spruch. Ich wollte mich auch nicht über dich lustig machen, sondern ihn daran erinnern, dass wir als Arbeitnehmer gegen die Kapitalseite zusammenhalten sollten, statt untereinander irgendwelchen ethnischen Kleinkriege auf Steinzeitniveau auszutragen.

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  4. @Anonym 18:19 Uhr

    Deine periodischen Ausfälle gegen Kolleginnen und Kollegen, die am Standort München oder sonstwo in Bayern arbeiten, kannst Du Dir sparen. Es bleibt dennoch festzustellen, daß es in den letzten Jahren Streiks und Demos nur am Standort München gegeben hat. Warum ist das so? Warum tut sich in Deiner Filiale nichts? Da wäre eine Antwort von Dir mal interessant, anstatt ewig hier herumzumeckern.

    Ein Gegeneinander der Belegschaft hilft nur der GL, die sowieso recht erfolgreich nach dem Prinzip Teile und herrsche verfährt, siehe das jüngste Beispiel in Hannover. Wir können nur zusammen etwas erreichen: Belegschaft, Betriebsrat, Gesamtbetriebsrat und Gewerkschaft.

    PS: Ich lebe übrigens nicht in Bayern.

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  5. Sehe ich genauso. Die Neiddebatte auf höhere TG in Bayern (bzw. Berlin und FFM) ist Quatsch. Derjenige, der sich hier aufregt, sollte sich lieber fragen, warum man sich widerstandslos von der GL erpressen lässt. Wir müssen endlich anfangen solidarisch zu handeln, alle Kolleginnen und Kollegen an allen Standorten. Der GBR muss mit einer Stimme sprechen.

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  6. Ich war gestern bei der Demo dabei. Gute, solidarische Stimmung - sowas würde man sich auch bei Hugendubel wünschen. Aktualitätsbedingt ging es vor allem um die Situation bei XXXLutz und die Schliessung des Geschäfts auf der Thersienhöhe, von der 160 KollegInnen betroffen sind. Sie wurden am Samstagnachmittag ohne Vorwarnung zu einer Betriebsversammlung gerufen, wo ihnen mitgeteilt wurde, dass für sie ab Montag (!) Schluss ist. Sie bekamen ab sofort Zutrittsverbot, der Betriebrat konnte nicht einmal sein e Unterlagen rausholen, und das obwohl die Polizei gerufen wurde. Unglaublich, mit welchen Methoden diese, sorry, Scheiß-Kapitalisten mittlerweile arbeiten können. In dem Drecksladen werde ich jedenfalls nie mehr einkaufen.

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