Tarifverträge des Buch- oder des Einzelhandels galten früher bei Hugendubel in zahlreichen Filialen wie eine Selbstverständlichkeit. Heute geht's mit der Geltung von Tarifverträgen eher wie "Kraut und Rüben" zu: in Bayern (ausgenommen die Tochtergesellschaft Ganghofer), Frankfurt und Berlin wird beispielsweise der bayerische, in Thüringen der dortige Tarifvertrag angewandt. Doch die meisten Filialen sind davon völlig "abgeschnitten", "hängen in der Luft". Das könnte und sollte sich ändern, wenn es nach 19 von 33 Betriebsräten in den Filialen des Unternehmens ginge.
Die Geschäftsleitung hat allerdings andere Pläne. Sie möchte mit den Betriebsräten so genannte Betriebsvereinbarungen "Vergütungsordnung" abschließen. In Hannover schreckte sie dabei nicht davor zurück, heftig die "Standortkeule" zu schwingen, also mit der Schließung zu drohen, um sogar gesetzwidrige Regelungen in eine solche Vereinbarung aufzunehmen. Beispielsweise wurde der dortige Betriebsrat gezwungen, einer Anhebung der Wochenarbeitszeit von 37,5 auf 40 Stunden und einer Verringerung des Weihnachtsgeldes zuzustimmen, obwohl er dies nach Betriebsverfassungsgesetz überhaupt nicht hätte vereinbaren dürfen.
Diesem (gesetzwidrigen) Vorgehen treten die Betriebsräte dere 19 Filialen entgegen und schlagen einen besseren Weg vor: den der Tarifbindung über Verhandlungen mit ver.di. Dadurch bliebe die tarifliche soziale Sicherheit nicht auf bestimmte Buchhandlungen beschränkt, sondern würde bundesweit für alle gelten - und selbstverständlich allen nützen! Die Betriebsräte wissen, dass dies kein einfacher, in aller Regel auch kein schneller Weg zum Ziel sein wird. Sie beginnen ihn mit der Information der Beschäftigten in den Filialen und der gemeinsamen Meinungsbildung über die Sinnhaftigkeit sowie Notwendigkeit von Tarifverträgen. Sobald die Bereitschaft wächst und erkennbar groß genug ist, sich für die Tarifbindung in den Filialen aktiv einzusetzen, dann folgt der nächste Schritt.
Meldung im Börsenblatt: http://www.boersenblatt.net/639955/
Montag, 14. Oktober 2013
Hugendubel: Betriebsräte wollen Tarifbindung für alle
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Betriebsrat,
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Tarifflucht
14 Kommentare:
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"Diesem (gesetzwidrigen) Vorgehen treten die Betriebsräte der 19 Filialen entgegen"
AntwortenLöschen19 von 33 Betriebsräten treten dem entgegen. Was ist mit den anderen 14? Sind die Filialen mit Tarifbindung nicht beteiligt? Was ist mit Kiel, Hamkens hat dort schon vor Jahren Tarifflucht begangen, jetzt gibt es Massenentlassungen? Oder Berlin? Vielleicht kann mich jemand aufklären.
"Der Betriebsrat wurde gezwungen"? Wie denn das? Wieso wurde einer Verringerung des Weihnachtsgeldes und einer Anhebung der Arbeitszeit zugestimmt? "Zwingen" kann man dem BR nicht, und schon gar nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die das unterschrieben haben. Unter Druck setzen ja, zwingen nein. Liebe Blog-Redaktion klärt mich auf.... Bin selber BR und kenne mich aus. Irgendwas stimmt da nicht...
AntwortenLöschenWieso hat sich der BR erpressen lassen? Wo ist der Widerstand?
AntwortenLöschenWieso hat der BR tariflichen Dingen zugestimmt? Hat man nicht mit verdi gesprochen?
Was sind denn das für BRs?
Erst lässt man sich erpressen, aber das Ende wird so oder so kommen. Verzicht hat noch nie etwas gebracht. Höchstens weniger Geld auf dem Arbeitsamt, wenn es dann so weit ist
Da der BR eine Arbeitnehmervertretung ist frage ich mich natürlich ob die Arbeitnehmer die diesen BR gewählt haben auch mit dieser Entscheidung einverstanden sind.
AntwortenLöschenDieses gesetzwidrige Verhalten des BR rechtvertigt vielleicht sorgar eine Auflösung dieses Betriebsrats wegen grober Amtspflichtverletzung.
Das müßte aber dann die Gewerkschaft entscheiden ob Sie dagegen vorgeht.
Hinnehmen kann man solch eine Entscheidung nicht da eine Abwärtsspirale immer schwer wieder auf zuhalten ist.
Solidarische Grüße,
Redaktion
Logistik-Verpackung InfoBlog
logistik-verpackung.blogspot.de
Soweit ich weiß, ist dieser Blog von Verdi, nicht vom Betriebsrat. Warum manche Dinge in dieser Meldung so formuliert wurden, wie sie formuliert wurden, kann wohl am Besten der Betriebsrat erklären, der diese Meldung ja schließlich an die Presse rausgegeben hat.
AntwortenLöschenEs ist richtig. Ein Betriebsrat kann rechtlich nicht vom Arbeitgeber gezwungen werden, eine Unterschrift unter eine Vereinbarung zu setzen. Der BR hat immer die Möglichkeit, eine Verhandlung mit dem AG scheitern zu lassen und dann eine sogenannte überbetriebliche Einigungsstelle anzurufen. Soweit ich informiert bin, hat Ver.di dringend von einer Unterschrift unter diese Vereinbarung für Hannover abgeraten und war bei den Verhandlungen anwesend. Aber wie die Realität leider nun mal ist .... nicht alle Betriebsräte sind kämpferisch, konfliktfähig und durchsetzungsstark. So hat der BR denn unterschrieben.
AntwortenLöschenWieso nehmen nur alle immer an, der BR sei per se der bessere Mensch als der Rest der Belegschaft? Nicht falsch verstehen, ich heiße das Verhalten des BR keinesfalls für richtig und gut. Aber die Belegschaft in Hannover scheint doch genauso feige und unterwürfig zu sein. Egal welche Vereinbarung der BR unterschrieben hat, eine Änderung des Arbeitsvertrages bedarf der Zustimmung jedes einzelnen Mitarbeiters. Der Arbeitgeber ist z.B. nicht berechtigt, die vertraglich festgelegte Wochenarbeitszeit eines Mitarbeiters einseitig zu verändern. Auch eine Unterschrift des BR gibt ihm nicht diese Legitimation. D.h. im Klartext, die Beschäftigten haben wohl, bis auf ganz wenige Ausnahmen, bereits die Änderung ihres Arbeitsvertrages unterschrieben.
Und eins ist auch klar. Solidarität und der Kampf für die Arbeitnehmerinteressen setzt eine kämpferische und solidarische Belegschaft voraus und einen Betriebsrat, der, mit der Belegschaft im Rücken, die Rechte und Interessen der Arbeitnehmer stringent und konsequent durchsetzt.
Das Eine bedingt das Andere.
Gut gebrüllt, Löwe!
LöschenWir werden dann sehen, wie viel weniger feige und unterwürfig die Belegschaft an anderen Standorten im Land ist, wenn sie entsprechende Änderungsverträge präsentiert bekommen. Denn genau das wird der Fall sein. Also natürlich nicht in tu felix Bavaria aber in der Hauptstadt, Rhein-Main und so weiter.
Was die Ansichten von Betriebsräten angeht, frage auch ich, was denken die verbleibenden 14 Betriebsräte. Sind für die 40Stundenwoche oder haben keine Meinung oder was?
Ist diese Aktion vom Gesamtbetriebsrat ausgegangen? Eigenartig finde ich, daß der Münchner Betriebsrat München nicht daran beteiligt ist. Wieso nicht?
AntwortenLöschenMünchen hat Tarifbindung...
AntwortenLöschenNa dann ist München ja fein raus...
LöschenBei dem Warenwert, den das Sortimentsmanagement uns am unverkäuflichen und viel zu hohen Mengen in die Läden schickt, kann die Firma nicht zu wenig Geld haben.
AntwortenLöschenWarum sollten wir verzichten?
Da müssen unglaubliche Reserven vorhanden sein.
Anders kann ich mir das, was seit einigen Wochen an Ware kommt, nicht erklären.
Man glaubt die sind in irgendeinem Kaufrausch.
Man will jetzt wieder mehr Umsatz machen. Der Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn wurde im BWL-Studium nicht gelehrt, gähn
AntwortenLöschenNa dann Gute Nacht du lieber Buchhandel!
AntwortenLöschenEs haben sich zunächst v.a. diejenigen Betriebsräte zusammengefunden, die demnächst das "Vergnügen" haben könnten, so wie derzeit in Berlin mit der GL über eine Vergütungsordnung (sprich Lohnabsenkung) verhandeln zu müssen. Natürlich sind wir Münchner mit den betroffenen KollegInnen solidarisch. Wenn es um Aktionen geht, so bin ich mir sicher, wird der Münchner BR wie gewohnt dabei sein. Da schon im nächsten Frühjahr die nächsten Tarifverhandlungen in Bayern vor der Tür stehen, gibt es für uns sicherlich genug Gelegenheit, aktiv zu werden!
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