Freitag, 3. Mai 2013

Die Bibliothek der verbotenen Bücher (2)



Mitte März hatten wir Euch bereits an dieser Stelle zwei prominente Titel vorgestellt, die auf www.hugendubel.de nicht zu bestellen sind. Sie sind von Weltbild zensiert worden. Unsere Kunden können sie somit nicht auf der Internetseite erhalten. 



Sicher lässt sich dieses Projekt mit der Liste verbotener Bücher beliebig ausdehnen; zwei nette Beispiele von Titeln der eigentlich relativ harmlosen Unterhaltungsliteratur, die auf unserem zukunftsweisenden Internetauftritt nicht zu bibliographieren sind, seien im Folgenden genannt.



Zunächst mal einer der neuesten Cartoonbände von Walter Moers: „Jesus total“ (eigentlich eine zusammengefasste Wiederveröffentlichung von: „Es ist ein A…, Maria“ und „Du bist ein A… mein Sohn!“), kurz Weihnachts- und Ostergeschichte in einem, kompakt, griffig, lustig, sogar mit dem Warnhinweis (!) versehen: „Dieses Buch könnte Ihre religiösen Gefühle verletzen“.

Für alle durchs Ostergeschäft in personell unterbesetzten Läden gepeinigten Kollegen, auch solche in der Glaubenskrise, zur Entspannung zu empfehlen, wenn auch jetzt leider zu spät für die Feiertage.



Zweites Beispiel: Chester Browns Graphic Novel „Ich bezahle für Sex“. Zwar finden sich andere Titel des Autors auf Hugendubel.de, auch die englische Ausgabe („Paying for it“), wo natürlich nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, worum es geht. 

Es geht um die autobiographische Darstellung einer mehrjährigen, von Beziehungsmüdigkeit geprägten Lebenskrise des Autors; da er nach der Trennung von seiner Geliebten nicht auf ein Sexualleben verzichten, andererseits dieses aber möglichst unproblematisch und ohne die ihm aus der Vergangenheit vertrauten und verhassten Besitzansprüche und Machtspiele geniessen will, knüpft er Kontakte zu Prostituierten an. Dabei wird bald klar, dass auch diese Begegnungen keineswegs „beziehungslos“ sind, vom zwischenmenschlichen Austausch und der Nähe teilweise authentischer als manche konventionelle „Partner“beziehung-einige der Frauen sind über längere Zeit ebenfalls sein exklusiver Sexualkontakt. Sicher sind das Thema und des Autors Haltung nicht jedermanns Sache, aber es ist eine ernsthafte, künstlerisch gelungene  -  und in der Darstellung kaum voyeuristisch-pornographische – Auseinandersetzung mit der ethischen Problematik der „käuflichen Liebe“ (s. auch der längere unbebilderte Sachtext-Anhang). 
   
Klar sind die in beiden Büchern angesprochenen Themenbereiche (Zotiger Humor im religiösen Kontext bzw. bezahlter Sex) für den aufrechten katholischen Fundamentalisten (im 21. Jahrhundert, d.h. 250 Jahre nach der Aufklärung!) harte Reizthemen. Aber seien wir doch ehrlich: die Knete für den Schund möchten wir trotz unserer Skrupel (s. „Shades of Grey“) gern einsacken („non olet“)!!! 


Da lobt man sich im wehmütigen Rückblick z.B. die seinerzeit konsequente Haltung kleiner Buchhändler – wahrscheinlich gibt es von denen die wenigsten heute noch - , die wider alle wirtschaftliche Vernunft Dieter Bohlens autobiographische Ergüsse  nicht ans Lager nehmen wollten (wozu man sachlich auch stehen kann wie man will)! 


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Anmerkung der Infoblog-Redaktion: 
Dieser Beitrag erreichte uns von einem Kollegen, der unserem Aufruf gefolgt ist, hier im Blog mitzuwirken. Wer ebenfalls etwas im Blog berichten möchte, z.B. über seine Erfahrungen erzählen oder über andere Themen schreiben möchte, der sende bitte eine E-Mail an die Redaktion: hugendubel.verdi@yahoo.de Wir behandeln jede Zusendung absolut vertraulich und wahren Eure Anonymität.   
Wir informieren Euch - Ihr informiert uns. 

 



4 Kommentare:

  1. Die Sensibilität der Zensoren scheint etwas einseitig zu sein, immerhin gibt es im Online-Sortiment Titel wie den von Heinrich Bernig, "SS-Kavallerie im Osten" aus dem Arndt-Verlag (Nachdruck des Originals von 1942). Ausserdem zeigt sich in der Bibliographie eine gewisse Rechtschreibschwäche.

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  2. Wolfgang Fleischer: "Das letzte Jahr der Waffen SS"

    "Wolfgang Fleischer hat sein Buch „Sachsen 1945“ über die letzte Kriegsphase im Freistaat in der Edition Tyr veröffentlicht. Diese Edition ist Bestandteil des Riesaer Verlags „Deutsche Stimme“ (DS), der wiederum der NPD gehört".

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