Wer sind die WELTBILD-Gesellschafter?
Wer verkauft Weltbild? Formal bestimmt der Aufsichtsrat die Modalitäten eines Verkaufs der Verlagsgruppe Weltbild GmbH (VGW), ihrer DBH-Beteiligungen und damit auch der Hälfte von Hugendubel. Real entscheiden jedoch die Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, deren Diözesen direkt oder über den Verband der Diözesen (VDD) als Gesellschafter zu 100% Eigentümer der VGW sind. Zu sehen ist das z.B. daran, daß der VGW-Aufsichtsratsvorsitzende Prälat Prof. DDr. Peter Beer als Generalvikar des Erzbistums München-Freising Kardinal Marx unterstellt ist.
Wer sind also die Weltbild-Gesellschafter? Welche Motive verfolgen sie? Und was hat der Papst damit zu tun?
Die deutschen Bischöfe: eine konservative Funktionselite
Die Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe in Deutschland sind - wie in der gesamten Weltkirche - das Resultat einer konsequenten konservativen Personalpolitik, die Papst Johannes Paul II. mit Beginn seines Pontifikats 1978 begann und die der jetzige Papst Benedikt XVI. seit 2005 fortführte. Von der Spitze ausgehend hat sie mittlerweile auch die Besetzung der theologischen Lehrstühle, die Direktorenposten in den Priesterseminaren und wichtige Laienberufe in der Kirche beeinflußt. Wer sich heute mit Anfang zwanzig zum Priesterberuf entschließt, hat in seinem Leben niemals eine andere Kirche als die gegenwärtig existierende kennengelernt.
Von der Aufbruchstimmung zu Zeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 60er und 70er Jahren hin zu einer offeneren und progressiveen Weltkirche hin, läßt sich nur noch in Geschichtsbüchern nachlesen.
Berge von Problemen: Strukturreformen,Papstbefehle und Laien-Konflikte
Wenn sich die deutsche Bischofskonferenz Endes dieses Monats zur Frühlings-Vollversammlung in Regensburg trifft, dann stehen einschneidende Themen auf der Tagesordnung: Kardinal Marx wird von der "Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung" betitelten Konferenz über sexuellen Mißbrauch in Rom berichten, man wird über die bei seinem Herbstbesuch speziell an die deutsche Kirche gerichtete Forderung des Papstes nach "Entweltlichung" und "Erneuerung" diskutieren. Im Mittelpunkt dürfte jedoch die Debatte um die Umsetzung der organisatorischen Strukturreformen stehen, mit der sich jeder Bischof herumschlagen muß: Priestermangel und Rückgang der Gläubigenzahl zwingen zu einer Zusammenlegung von kleineren, meist historisch gewachsenen Pfarrgemeinden hin zu größeren Seelsorge- und Verwaltungseinheiten, den sogenannten Pfarrverbänden. Anstatt daß man den zölibatsbedingten Priestermangel aufhebt oder wenigstens durch eine Stärkung der Laien (Wortgottesdienste) auszugleichen versucht, kritisieren viele Gläubge eine weitere Hierarchisierung und Entfremdung im Gemeindeleben.
Der Weltbild-Verkauf - ein Nebenkriegsschauplatz
Nach dem Demo-Marsch der Weltbild-KollegInnen zum Augsburger Dom und negativen Pressemeldungen über mangelndes Engagement von Kardinal Marx wird auch der Weltbild-Verkauf besprochen werden. In gewisser Weise handelt es sich beim Weltbild-Verkauf um einen Kollateralschaden von Problemen der Weltkirche: die Debatte um den sexuellen Mißbrauch hat im Vatikan nicht zu einem Überdenken der kirchlichen Sexualmoral geführt, sondern zu einem noch stärkeren Kontrollversuch der aus Papstsicht gefährlichen Sexualität. Man will alle Bedrohungspotentiale, die von ihr ausgehen könnten, mit eiserner Faust in den Griff kriegen. Deshalb fiel die Kampagne ultrakonservativer Kreise in der katholischen Kirche gegen vermeintliche "Porno"-Angebote im Weltbild-Sortiment auf so fruchtbaren Boden.
Die meisten Bischöfe dürften mittlerweile gemerkt haben, daß der vermutlich vom Papst im letzten Herbst bei seinem Deutschlandbesuch erteilte Befehl zum Weltbild-Verkauf sie kräftig in die Bredouille gebracht hat.
Die Bischöfe müssen die Suppe auslöffeln, die ihnen der Papst eingebrockt hat: Als Verkäufer, der verkaufen muß, haben sie gegenüber möglichen Käufern schlechte Karten; zugleich stehen sie wegen Gefährdung der Arbeitsplätze in der Kritk der Beschäftigten - und verschleudert soll das Ganze ja auch nicht werden, da man das Geld dringend in den Bistümern brauchen könnte.
Werfen wir einen Blick auf einige Akteure des Weltbild/DBH/Hugendubel-Verkaufs:
Bischof Konrad Zdarsa (Diözese Augsburg hält 11,7 % der Weltbild-Anteile)
Zdarsa gilt als farblos und zurückhaltend, was aber für jemanden, der den Trümmerhaufen, den sein Vorgänger Mixa hinterlassen hat, kein Nachteil sein muß. Mixa trat in den neunziger Jahren als konservativer Hardliner auf und pflegte einen recht luxuriösen Lebenstil. Zu Fall brachte ihn aber nicht das zerrüttete Verhältnis zur Mehrheit der engagierten katholischen Laien, sondern Vorwürfe wegen Gewalttätigkeit und Prügeleien an Jugendlichen am Beginn seiner Pfarrerslaufbahn. Von Zdarsa erhoffte man sich eine Wende zum Besseren, wofür anfangs auch einiges sprach: er feuerte den Mixa-Berater Dirk Hermann Voß und pfiff einen Pfarrer zurück, der meinte, als Autor für die neurechte Wochenzeitung Junge Freiheit schreiben zu müssen.
Der "Euphorie folgte aber bald Skepsis", wie die Süddeutsche die Lage in Augsburg umschrieb.
Die Strukurreform der Pfarreien spaltete die Diözese, nach und nach zeigte sich sein hierarchischer Führungsstil und als er die Gläubigen aufforderte, zur Eucharistie-Zeier in weit entfernte Pfarrverbands-Kirchen zu fahren, "weil sie zum nächsten Baumarkt ja auch kilometerweit fahren würden", war das Maß voll.
Kardinal Reinhard Marx (Erzdiözese München-Freising hält 13,2 % der Weltbild-Anteile)
Marx gilt als der kommende Mann des deutschen Episkopats. Ein Fehler wie der "Baumarkt"-Satz seines Amtsbruders Zdarsa wäre dem begnadeten Kommunikator und wendigen Talkshow-Gast Marx niemals unterlaufen. Er profilierte sich am Beginn seiner Kirchenkarriere als einer der wichtigsten katholischen Sozialethiker und vergaß nie zu erwähnen, wenn es gerade paßte wie im Münchner DGB-Haus, daß sein Vater ein engagierter Gewerkschafter gewesen sein.
Marx gilt als der kommende Mann des deutschen Episkopats. Ein Fehler wie der "Baumarkt"-Satz seines Amtsbruders Zdarsa wäre dem begnadeten Kommunikator und wendigen Talkshow-Gast Marx niemals unterlaufen. Er profilierte sich am Beginn seiner Kirchenkarriere als einer der wichtigsten katholischen Sozialethiker und vergaß nie zu erwähnen, wenn es gerade paßte wie im Münchner DGB-Haus, daß sein Vater ein engagierter Gewerkschafter gewesen sein.
Positiv fiel Marx auch bei der Behandlung der kirchlichen Mißbrauchsfälle auf. Er griff als einer der wenigen Kirchenfürsten hart und schnell durch und war um eine konsequente Aufarbeitung bemüht. Mit seinem äußerlich und im Titel ähnlich aufgemachten Buch "Das Kapital" wollte Marx gar seinem Trierer Namensvetter Karl Marx Konkurrenz machen und dem Marxismus eine christlich inspirierte Soziale Marktwirtschaft entgegensetzen. Bei näherer Lektüre stellte sich recht schnell heraus, daß das Werk eher auf den öffentlichen Effekt hin kalkuliert ist, als daß es wirklich einen ernsthaften Beitrag zur Krise liefern könnte. Auch die Auszeichnung "Soziale Marktwirtschaft 2011" könnte sich als Bumerang erweisen, wenn nämlich den vollmundigen Worten harte Fakten folgen müssen.
Kenner der Szene beschreiben ihn als einen "Dynamiker". So startete er gleichzeitig drei Mega-Projekte: eine heftige Restrukturierung und personelle Umbesetzung des Erzbischöflichen Ordinariats, die Pfarreien-Strukturreform und ein "Dem Glauben Zukunft geben" betiteltes Zukunftsreform. Alle Katholiken der Diözese waren darin eingeladen, mitzudenken und mitzuplanen. Aber bald zeigte der gern sich jovial gebende und leutselig auftretende Borussia Dortmund-Fan Marx, daß er wie alle anderen auch einen knallhart konservativen Kurs fährt, nur eben cleverer verpackt. Denn eine wirkliche Partizipation der Gläubigen wollte auch der Kardinal nicht und so machte sich bald Demotivation und Frustration breit.
Und Kardinal Meisner?
Das Erzbistum Köln hat seine Anteile vor einigen Jahren an die VDD verkauft und ist somit nur indirekt an Weltbild beteiligt. Man darf aber sicher sein, daß er auch weiterhin ein gewichtiges Wort mitsprechen wird.
Bischof Gerhard Ludwig Müller (Diözese Regensburg hält 5,7 % der Weltbild-Anteile)
Bischof Müller ist Verfasser eines Standardwerkes zur Dogmatik und wird als neuer Leiter der Kongregation für die Glaubenslehre in Rom gehandelt. Wie fast alle seine Bischofskollegen gilt er als konservativ. Müller repräsentiert allerdings eine besonders autoritäre Variante. Das Verhältnis zu den Laien in seiner Diözese gilt als vollkommen zerrüttet. Sie kritisieren vieles an ihrem Bischof, auch daß er mit Kirchengeldern Prozesse gegen den atheistischen Publizisten Michael Schmidt-Salomon führt, dem er nach einem dreijährigen Rechtsstreit unterliegt.
Mißbrauchsfälle in seiner Diözese wurden mehrfach vertuscht, aus anderen Bistümern abgeschobene Pädophile setzte er in seinem Bistum wieder in Funktionen ein ohne die örtlichen Pfarrgemeinderäte zu informieren. Gegen die von engagierten Katholiken gegründete Schwangerenberatung Donum Vitae machte er Front. Dem ehemaligen bayerischen Kultusminister und Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, hans Maier, verbot er, in kirchlichen Einrichtungen aus seiner Autobiographie zu lesen. Positiv hervorzuheben ist sein Einsatz gegen Auftritte der rechtsradikalen NPD: „Demonstrationen gegen die allgemein anerkannten Menschenrechte dürfen nach meiner Meinung nicht erlaubt werden,“ so der Bischof.
Erzbischof Ludwig Schick (Diözese Bamberg hält 5,7 % der Weltbild-Anteile)
Obwohl Schick als früherer Weihbischof in Fulda die rechte Hand des konservativen Hardliners Bischof Dyba gewesen ist und selbstverständlich auch konservative Positionen vertritt, gilt er dennoch als moderat ohne autoritäre Führungsallüren. Leider versagte Schick bei der Behandlung der Mißbrauchsfälle in seinem Bistum. Mit Otto Münkemer, dem Domkapitular und Personalchef des Erzbistums, mußte der bisher in Deutschland ranghöchste Kleriker wegen Mißbrauchs zurücktreten.
Schick hat versucht, die Opfer in unguter Weise ruhigstellen wollen und sich dadurch sogar die harte Kritik der eher konservativen Lokalzeitung Fränkischer Tag zugezogen, die ihm Verschleppung vorwarf.
Bischof Müller ist Verfasser eines Standardwerkes zur Dogmatik und wird als neuer Leiter der Kongregation für die Glaubenslehre in Rom gehandelt. Wie fast alle seine Bischofskollegen gilt er als konservativ. Müller repräsentiert allerdings eine besonders autoritäre Variante. Das Verhältnis zu den Laien in seiner Diözese gilt als vollkommen zerrüttet. Sie kritisieren vieles an ihrem Bischof, auch daß er mit Kirchengeldern Prozesse gegen den atheistischen Publizisten Michael Schmidt-Salomon führt, dem er nach einem dreijährigen Rechtsstreit unterliegt.
Mißbrauchsfälle in seiner Diözese wurden mehrfach vertuscht, aus anderen Bistümern abgeschobene Pädophile setzte er in seinem Bistum wieder in Funktionen ein ohne die örtlichen Pfarrgemeinderäte zu informieren. Gegen die von engagierten Katholiken gegründete Schwangerenberatung Donum Vitae machte er Front. Dem ehemaligen bayerischen Kultusminister und Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, hans Maier, verbot er, in kirchlichen Einrichtungen aus seiner Autobiographie zu lesen. Positiv hervorzuheben ist sein Einsatz gegen Auftritte der rechtsradikalen NPD: „Demonstrationen gegen die allgemein anerkannten Menschenrechte dürfen nach meiner Meinung nicht erlaubt werden,“ so der Bischof.
Erzbischof Ludwig Schick (Diözese Bamberg hält 5,7 % der Weltbild-Anteile)
Obwohl Schick als früherer Weihbischof in Fulda die rechte Hand des konservativen Hardliners Bischof Dyba gewesen ist und selbstverständlich auch konservative Positionen vertritt, gilt er dennoch als moderat ohne autoritäre Führungsallüren. Leider versagte Schick bei der Behandlung der Mißbrauchsfälle in seinem Bistum. Mit Otto Münkemer, dem Domkapitular und Personalchef des Erzbistums, mußte der bisher in Deutschland ranghöchste Kleriker wegen Mißbrauchs zurücktreten.
Schick hat versucht, die Opfer in unguter Weise ruhigstellen wollen und sich dadurch sogar die harte Kritik der eher konservativen Lokalzeitung Fränkischer Tag zugezogen, die ihm Verschleppung vorwarf.
Und Kardinal Meisner?
Das Erzbistum Köln hat seine Anteile vor einigen Jahren an die VDD verkauft und ist somit nur indirekt an Weltbild beteiligt. Man darf aber sicher sein, daß er auch weiterhin ein gewichtiges Wort mitsprechen wird.
Hier eine Übersicht aller Gesellschafter:
http://www.weltbild.com/unternehmen/ueber-uns/organe/gesellschafter/
Können wir denn von diesen Kirchenfürsten erwarten, daß ihnen wirklich an unserem Schicksal und unserer Zukunft gelegen ist (bei Weltbild wie bei Hugendubel)? Da hätte ich meine großen Zweifel!
AntwortenLöschenWer sich die hier versammelten konservativ-autoritären Figuren näher angeschaut hat und den Umgang der katholischen Kirche mit den Mißbrauchsopfern verfolgt hat, weiß, daß Gottes Mühlen langsam mahlen.
AntwortenLöschenFür uns bedeutet das: mehr Druck, sowohl von Belegschaft/Betriebsrat als auch über Medien/Öffentlichkeit. Die einzige Achillesferse von Marx ist die Sorge ums sein Image.
Hier müssen wir ansetzen. Denn wir stehen vor dem Problem, daß wir es im gegensatz zu den Kollegen bei Weltbild mit zwei Eigentümern zu tun haben, der Kirche und den Hugendubels, d.h. selbst wenn die Kirche will, muß sie immer noch den anderen Eigentümer überreden.
Wer der Meinung ist, daß wir mit höflich formulierten Briefen an seine Eminenz Kardinal Marx zum Ziel kommen werden, ist auf dem Holzweg.
AntwortenLöschenDerartige Bittschreiben werden von der erzbischöflichen Administration auf "Wiedervorlage 2030" gesetzt. Ohne Öffentlichkeit und eine aktiven BR/Belegschaft wird sich nichts bewegen.
Warum kauft Verdi, zusammen mit anderen Gewerkschaften nicht einfach Weltbild auf ? Dann bleiben die Arbeitsplätze erhalten und es werden noch mehr Leute eingestellt. Alle erhalten eine Höhergruppierung bei Tariflohn. Das Fillialnetz wird ausgebaut. - Eine schöne, tolle, funktionierende Arbeitnehmerlandschaft. Oder bin ich da etwa auf dem Holzweg ;))
AntwortenLöschenHaste mal ´ne Milliarde?
AntwortenLöschenIm Ernst: Die Kirche könnte einmal mit gutem Beispiel vorangehen, ihren weichen Worten Taten folgen lassen und den Konzern als Stiftung in die Hände der Mitarbeiter übergeben. Aber beim Geld hört bekanntlich der Spaß auf.