Sonntag, 8. November 2015

Lügen und Verdrehungen: Weltbild-Geschäftsführer suchen Sündenbock

Stellungnahme des Weltbild-Betriebsrates

Am Donnerstag hat die Augsburger Allgemeine ein Interview mit den Weltbild-Geschäftsführern Sikko Böhm und Patrick Hofmann veröffentlicht. Vergangene Woche ließ der Insolvenzverwalter der ALSO-Logistics, Frank Kebekus, ein Rundschreiben im Betrieb aushängen. Beide Veröffentlichungen enthalten falsche Aussagen und wahrheitswidrige Verdrehungen. Sie dienen allein dazu, den Betriebsrat zu diffamieren und die Belegschaft zu spalten.

1. Der Arbeitgeber behauptet, dass seit 12 Monaten intensive Gespräch mit dem BR geführt würden. Wahr ist, dass die Beratungen bereits Anfang März vom Arbeitgeber abgebrochen wurden und einseitig der Weg über die Einigungsstelle gewählt wurde.

2. Als diese Einigungsstelle Ende Juli vor dem Abschluss stand, schickte Walter Droege die Logistik in die Insolvenz und kassierte das bereits fertig ausgehandelte Freiwilligen-Programm bei WELTBILD.

3. Seither gibt es keine konstruktiven Gespräche mehr: Der Arbeitgeber bedroht die Belegschaft und stellt unannehmbare Forderungen an den Betriebsrat. Mit der Insolvenz bei ALSO sollten Massenentlassungen ohne Sozialplan und Armutslöhne für die verbleibenden Beschäftigten durchgesetzt werden. Bei WELTBILD sollen weiterhin rund 60 KollegInnen gefeuert werden, ebenfalls ohne Sozialplan, weil aufgrund der Verlustübernahme von ALSO das Geld dafür fehlt.

4. Zu keinem Zeitpunkt seit der erneuten Insolvenz hat es einen durchfinanzierten Sozialplan für die ALSO-Belegschaft gegeben. Alle Angebote blieben vage und beruhten auf Telefongesprächen, deren Inhalt der Betriebsrat nur vom Hörensagen kannte.

5. Die Grundstücksgesellschaft ALSO-Mobility, die für einen Sozialplan haften müsste, verweigert das und versucht sich billig aus ihren vertraglichen Verpflichtungen herauszukaufen. Die Massenentlassungen sollen fast ausschließlich über öffentliche Gelder und die Reste des Kirchgeldes von 2014 finanziert werden. Damit bleibt für die von Entlassung bedrohten KollegInnen bei WELTBILD nichts mehr übrig.

6. Sobald der Arbeitgeber eine Finanzierung auf die Beine gestellt hat, können neue Verhandlungen über einen Sozialplan aufgenommen werden. Wenn Walter Droege die Beschäftigten ohne Abfindungen und Transfergesellschaft in die Arbeitslosigkeit schickt, dann tut er das, weil er das genau so will. Zu behaupten, ein Sozialplan scheitere am fehlenden Verhandlungswillen des BR, ist schlicht absurd.

7. Der Betriebsrat hat die Verhandlungen weder „blockiert“ noch sein „Blatt überreizt“. Er hat aber seine Aufgaben ernst genommen und die Interessen der Beschäftigten entsprechend der gültigen Gesetze konsequent vertreten. Auf der anderen Seite hat der Arbeitgeber immer wieder gegen grundlegende Pflichten aus dem Betriebsverfassungsgesetz verstoßen. Ebenso hat er fast alle Verträge gebrochen, die für den Betriebsübergang 2014 ausgehandelt und unterschrieben wurden.

8. Für WELTBILD gibt es bis heute kein schlüssiges Konzept, wie das Unternehmen am Markt dauerhaft erfolgreich sein könnte. Letzte Woche hat der letzte Marketing-Chef mit Buchhandels-Expertise das Unternehmen verlassen. Weitere Leistungsträger der Führungsebene haben ihren Weggang angekündigt. In den Abteilungen herrscht Chaos, MitarbeiterInnen sind zum Teil wochenlang mit Burnout krank geschrieben. Die Arbeit bleibt stapelweise liegen, weil in allen Bereichen KollegInnen fehlen. Trotzdem sollen weitere 60 rausgeschmissen werden. WELTBILD geht jeden Tag wertvolles Wissen verloren, und wir büßen Kompetenz und Attraktivität bei unseren KundInnen ein.

9. Zum Schluss noch eine Klarstellung zu den Aussagen Patrick Hofmanns über das LesensArt-Desaster. Der Augsburger Betriebsrat und sein Berater haben von Anfang an das Konzept als Luftnummer abgelehnt und sich vehement gegen den Verkauf an Wenk & Co ausgesprochen. Leider lag es nicht in der Macht des Augsburger Gremiums die Notschlachtung der Filialen zu verhindern. Der Arbeitgeber hat den zuständigen Gesamtbetriebsrat von WeltbildPlus über den Tisch gezogen und den Verkauf an Wenk durchgesetzt. Auf die Erfüllung der in diesem Zusammenhang verhandelten Interessenausgleiche wartet der GBR unseres Wissens bis heute. Das Ergebnis der undurchsichtigen Transaktion ist bekannt und wurde genau so vom Augsburger Betriebsrat öffentlich vorhergesagt.  

Mit den Lügengeschichten über den Betriebsrat erreicht die Auseinandersetzung um die Arbeitsplätze und -bedingungen bei WELTBILD einen neuen, unrühmlichen Höhepunkt. Der Arbeitgeber behindert die Betriebsratsarbeit und sucht einen Sündenbock. Weil den verbliebenen MitarbeiterInnen bei WELTBILD und ALSO immer klarer wird, dass die Kaputtspar-Strategie gerade final scheitert, soll dafür öffentlich der Betriebsrat verantwortlich gemacht werden. Das ist armselig.




Quelle: www.weltbild-verdi.de

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