Für Siegfried Völlger
Wer hier wohnt,
kämpft im Rhythmus und dann.
Wer Muskeln nutzt, erfindet Geld.
Und fließt im Rhythmus und dann,
der macht aus Gegenstand Geld,
die ganze Erde wird blank. Geldunter.
Dieser Winter friert nicht gleichmäßig,
jede Mark bringt bei Kälte Temperatur.
Sicher friert der arme Mensch da,
der sich Währung formuliert:
Sein Wörterschatz hat das Zeug zum
Systemstar. fast D-Mark, nicht wahr?
Ein scharfes Wort hat das Zeug zum
Systemstar. Fast D-Mark, nicht wahr?
Wer hier wohnt, kämpft im
Rhythmus und dann.
Die ganze Erde wird blank. Geldunter.
Sichert friert die ganze Sackstraße,
die sich Währung formuliert.
Eine Mark im Sinn und einer das Gehirn
zu treten, wirkt so gut wie Bundesrepublik:
Ein armer Stern legt sich ins Zeug
auf Teufel komm raus aus der Sackstraße,
Traum von gerechter Terminator will jetzt
lieber Geld, als bestes Werkzeug und dann
schlechtes Geld mit gutem Geld erschlagen.
Er möchte lieber Geld, als bestes Werkzeug und
dann schlechtes Geld mit gutem Geld erschlagen.
Wer hier wohnt, kämpft im Rhythmus und dann.
Die ganze Erde wird blank. Geldunter.
Tobias Levin, "Geldunter"
aus dem Album Reformhölle der Hamburger Band Cpt.Kirk& (1992)
Vielen Dank - Gedichte braucht man immer!
AntwortenLöschenVERFLUCHT
Walfischgroße Schlammlawinen,
Hagelknödel, zentnerschwer;
unhandliche Schmatzmaschinen,
Pfützennudeln, Schmalz und Schmer!
Haufenweise fette Schwaden,
Tümpel voller Butzenschleim,
Krümel, Brösel, Glitsch und Maden,
Schlauben, Fusseln, Hänschenklein!
Solche Unflatapparate!
Krümel – war schon? – dann halt Dreck!
Modder, Schrott und Kochsalate -
Leute, lauft doch nicht gleich weg!
Bleibt doch hier! Es kommt noch schlimmer!
Reicht’s Euch? Habt ihr schon genug?
Alle weg! So ist es immer.
Mist! Das ist des Dichters Fluch!
F.W. Bernstein
Aus: Die Gedichte
3888973406
Alles Gute für Sie!
AntwortenLöschenAuch von mir "Alles Gute"!
AntwortenLöschenMein Leben ist wie leise See
AntwortenLöschenMein Leben ist wie leise See:
Wohnt in den Uferhäusern das Weh,
wagt sich nicht aus den Höfen.
Nur manchmal zittert ein Nahn und Fliehn:
Aufgestörte Wünsche ziehn
Darüber wie silberne Möwen.
Und dann ist alles wieder still. . .
Und weißt du was mein Leben will,
hast du es schon verstanden?
Wie eine Welle im Morgenmeer
Will es, rauschend und muschelschwer,
An deiner Seele landen.
Rainer Maria Rilke
Gehen und Bleiben
AntwortenLöschenWer gehen muß, wo gern er bliebe,
Den trifft der Schmerz mit schwerem Hiebe;
Doch auch des Schmerz ist nicht geringe,
Wer bleiben muß, wo gern er ginge.
Einen Job in der Belle hätte man wirklich anbieten können
AntwortenLöschenLebt wohl
AntwortenLöschenLebt wohl, es kann nicht anders sein!
Spannt flatternd eure Segel aus,
Laßt mich in meinem Schloß allein,
Im öden geisterhaften Haus.
Lebt wohl und nehmt mein Herz mit euch
Und meinen letzten Sonnenstrahl;
Er scheide, scheide nur sogleich,
Denn scheiden muß er doch einmal.
Laßt mich an meines Sees Bord,
Mich schaukelnd mit der Wellen Strich,
Allein mit meinem Zauberwort,
Dem Alpengeist und meinem Ich.
Verlassen, aber einsam nicht,
Erschüttert, aber nicht zerdrückt,
Solange noch das heil'ge Licht
Auf mich mit Liebesaugen blickt.
Solange mir der frische Wald
Aus jedem Blatt Gesänge rauscht,
Aus jeder Klippe, jedem Spalt
Befreundet mir der Elfe lauscht.
Solange noch der Arm sich frei
Und waltend mir zum Äther streckt
Und jedes wilden Geiers Schrei
In mir die wilde Muse weckt.
Annette von Droste-Hülshoff
"Popmusik ist die Lyrik des 20. Jahrhunderts", sagte mal jemand.
AntwortenLöschenVielleicht daher kein Zufall, daß Bob Dylan seit Jahren Geheimfavorit für den Literatur-Nobelpreis ist.
Hier noch ein Song des Lyrikers und Sängers Tobias Levin: "Puscher"
https://www.youtube.com/watch?v=fmDj9VDCl7Y
Guillaume Dufay (1400-1474)
AntwortenLöschenAdieu ces bons vins de Lannoys.
Adieu dames, adieu bourgeois,
Adieu celle que tant amoye,
Adieu toute playssante joye,
Adieu tout compagnons gallois.
Je m’en vois tout arquant des nois,
Car je ne truis feve ne pois,
Dont bien souvent au cuer m’ennoye.
De moy serés par plusiers fois,
Regrets par dedans les bois,
Ou il n’y a sentier ne voye;
Puis ne scaray que faire doye
Se je ne crie a haute vois:
Adieu ces bons vins de Lannoys...
http://www.youtube.com/watch?v=4esGXmuz4Qg&list=RD4esGXmuz4Qg#t=18
Zufällig ist mir eine zeitgenössische Übersetzung in die Hände gefallen:
LöschenPfüade guada Wein aus Lannoys.
Pfüad eich Weiba, pfüade Stodmensch,
Pfüade, de, auf de i so stä.
Pfüade pfundige Gaudi,
Pfüad eich gallische Späzis.
I hau ob an Buckl voi Nüss,
Weil i koane Bohnen und koane Erbsen pack,
Bei dene s mia imma schlecht werd.
Und efda hab i bei mia,
a Rei mitt‘n im Hoiz,
Koan Steig host und nix sigst;
Dann woas i nimma was i macha soi
Wen i ne laud aussi schrei:
Pfüade guada Wein aus Lannoys...
iazad!
LöschenDie Buchvertreiber
AntwortenLöschenBrecht meint:
Es geht sowieso nicht ums Buch
Sondern nur um seinen Preis.
Also vertreiben die Buchvertreiber
Des Preises wegen
Das Buch vom Platz.
Es geht auch nicht um die Buchmenschen
Sondern um deren Preis.
Damit er sinkt,
vertreiben die Buchvertreiber auch Buchmenschen
denn, wie gesagt, es geht um den Preis.
Noch geht es um das Haus
Es geht um seinen Preis
Darum vertreiben die Hausvertreiber
Auch schon mal die Buchvertreiber
Und mit ihnen die Buchmenschen
Und letzten Endes das Buch.
Denn es geht um den Preis.
Genial!
LöschenWas für eine klangvolle Übersetzung - mit einem gewissen exotischen Touch, welcher der Patina dieses alten Texts wunderbar nahekommt!
AntwortenLöschenDas könnte beispielsweise eine gute (ruhige) letzte Zugabe auf einem LaBrassBanda-Konzert sein ... ein Traum ...