Wir alle haben ein Interesse, dass Tarifverträge
gelten. Wir alle sollten uns daher organisieren und gewerkschaftlich
engagieren. Wenn Tarifverträge in Kraft sind, haben nur Gewerkschaftsmitglieder
Anspruch auf die vereinbarten Leistungen. Ihre Arbeitsverträge können dann
keine schlechteren Regelungen enthalten. Wenn Tarifverträge ausgelaufen oder
gekündigt sind, wirken sie nach, bis neue abgeschlossen werden.
Deshalb darf
uns jetzt der Arbeitgeber vorerst weder die Gehälter kürzen noch das Weihnachts-
und Urlaubsgeld, die Spätarbeitszuschläge oder den erweiterten Kündigungsschutz
einfach streichen. Das gilt verbindlich ebenfalls nur für die
Gewerkschaftsmitglieder, für die der Tarifvertrag gegolten hat.
Um in ihren
Betrieben gewerkschaftliche Aktivitäten zu unterbinden, zahlen Arbeitgeber
meist zwar auch Nichtmitglieder nach Tarif. Sie sollen glauben, dass sie ohne
Gewerkschaft genauso gut fahren. Doch das bringt ihnen keinen Nutzen, sondern
allen einen Schaden. Solange nämlich keine neuen und besseren Tarifverträge
abgeschlossen werden, weil wir zu schwach sind, sie zu erstreiken, arbeitest du
für dasselbe Geld, obwohl du dir immer weniger dafür kaufen kannst.
Außerdem
dürfte der Arbeitgeber bei anhaltender Tariflosigkeit kaum noch eine Veranlassung
sehen, uns gleich zu behandeln. Je größer aber die Mitgliederzahl und die
Durchsetzungskraft unserer Gewerkschaft im Arbeitskampf, desto mehr erreichen
wir für uns alle. Wer logisch denkt und konsequent ist, wird daher beitreten
und mitmachen.
Die laufende Tarifrunde dauert – ohne Aussicht auf ein Ergebnis
– seit 2017 an. Man spielt auf Zeit, um uns klein zu kriegen. Immer mehr
Kolleginnen und Kollegen fragen sich bereits, ob es überhaupt sinnvoll sei
weiter zu kämpfen.
Die Antwort lautet: Ja! – aber nur wenn du es tust!
Dass wir
gewinnen können, sieht man am besten daran, dass wir noch nicht verloren haben.
Wir waren bisher zwar nicht so stark, den Arbeitgeber zurück an den
Verhandlungstisch zu zwingen, stark genug jedoch, ihn am offenen Tarifausstieg zu
hindern, waren wir.
Unsere Aktionen und Anstrengungen der letzten Monate haben
einen mächtigeren Eindruck hinterlassen, als viele glauben. Die Chefs sind sich
ihrer Sache keineswegs mehr so sicher, wie es vielleicht scheinen mag. Sie
werden sichtlich unruhiger und misstrauischer.Was sonst hätte Hugendubel dazu
bewogen, entgegen allen früheren Aussagen unsere Gehälter außertariflich
anzuheben?
Weshalb wurden wir darüber ausgerechnet kurz vor dem letzten
Ostergeschäft informiert, wenn nicht in der leicht durchschaubaren Absicht, uns
zu beschwichtigen und von Streiks fernzuhalten?
Allein schon, dass der
Arbeitgeber hierfür Geld ausgegeben hat, ist ein Erfolg, der uns anspornen sollte, den
eingeschlagenen Weg zu Ende zu gehen.Damit wir ans Ziel kommen, müssen Streikbereitschaft
und Organisationsgrad allerdings noch steigen.
Das ist – ungeachtet dessen,
dass einige noch immer ihre Köpfe in den Sand stecken – auch schwierig, weil
die Beschäftigten des Buchhandels mittlerweile größtenteils in den
Niedriglohnsektor abgestürzt sind. So sehen manche von ihnen heute zwar die
Notwendigkeit, aktiv zu werden, aber sparen sich lieber den
Gewerkschaftsbeitrag. Gerade sie sollten jedoch wissen: es wäre mit uns nie
derart bergab gegangen, wenn nicht zu viele zu lange gewartet hätten, sich
dagegen gemeinsam zu wehren. Das war unser größter Fehler, und wir werden ihn
schwerlich ausbügeln, indem wir ihn wiederholen.
Jetzt ist die Zeit, das
Richtige zu tun. Noch besteht die Chance, unsere Tarife zu erhalten, und wir
müssen sie nutzen. Denn hiervon hängt ab, ob wir künftig Almosenempfänger oder
Vertragspartner der Arbeitgeber seine werden – keine Frage der Wertschätzung,
sondern der Selbstachtung.
Im Buchhandel haben Gewerkschaftsarbeit und
Tarifkonflikte zwar kaum Tradition. Nur wenige unter uns, die inzwischen mit
Begeisterung bei jeder Streikdemo auftauchen, hätten das vor zehn Jahren selbst
je für möglich gehalten. Und viele andere schrecken bis heute davor zurück,
obwohl sie wissen, um was es geht.
Aber diese Kolleginnen und Kollegen, die
noch mit sich ringen, sind Mitstreiterinnen und Mitstreiter von morgen. Wir
müssen mit ihnen das Gespräch suchen, um uns gegenseitig Mut zu machen.
Denn
der Kampf geht weiter und wird härter.
Wahre Worte, deutlicher geht es kaum!
AntwortenLöschenNotwendig ist es leider auch, es braucht noch viel mehr Unterstützung aus der Belegschaft.
Nicht wegducken, mitmachen!!! Für wen? Für uns alle, wir haben es verdient!!!