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ZUR DISKUSSION GESTELLT
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Die beiden Infoblog-Beiträge „Der Fall Amazon – ein Einzelfall?“ und „Onlineshopping à la Amazon: ‚Moderner Sklavenhandel’ - Höchste Zeit für Gegenwehr“ wurden vielfach kommentiert; am 18. Februar war dort zu lesen:
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Ich arbeite nun seit dreieinhalb Jahren bei der von
Hugendubel beauftragten Firma Weser Vertriebs Service.
Ich komme 6 mal in der
Woche zu euch, um die Bücherlieferungen auszupacken und möchte euch hiermit
über die Arbeitsverhältnisse bei Weser Vertriebs Service informieren.
Was die Arbeitszeiten angeht, weiß ich zwar, dass ich um 7:00 Uhr anfangen
muss, jedoch weiß ich nie bis wann ich arbeiten soll. Sehr oft werden wir nach
90 Minuten (!!!) nach Hause geschickt – und natürlich werden auch nur diese 90
Minuten bezahlt. Ich weiß also nie wieviel ich am Ende des Monats verdient
haben werde.
Wir werden ständig kontrolliert und aufgefordert schneller zu arbeiten, damit
wir noch weniger Zeit für die Arbeit brauchen und die Firma weniger zahlen
muss.
§12 des Teilzeit- und Befristungsgesetzes (TzBfG) legt
eindeutig fest: "Wenn die Dauer der täglichen Arbeitszeit nicht festgelegt
ist, hat der Arbeitgeber die Arbeitsleistung des Arbeitnehmers jeweils für
mindestens DREI aufeinander folgende Stunden in Anspruch zu nehmen".
Weil wir im Januar und Februar so wenig verdient haben, hat Weser Vertriebs
Service mich und andere Kollegen ebenfalls einfach von der Krankenkasse
abgemeldet ohne uns darüber zu informieren.
Ich habe mehrmals mit dem Personalchef von Weser Vertriebs Service gesprochen,
ihn über die Arbeitsbedingungen informiert und ihm die Arbeitsgesetze gezeigt.
Sein Kommentar dazu war, ich sollte doch dann einfach kündigen.
Diese Situation muss sich ändern; dafür werde ich zu rechtlichen Mitteln
greifen.
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"Rechtskonforme Durchführung aller Projekte" –
hiermit wirbt die Leiharbeitsfirma Weser Vertriebs Service GmbH (WVS) auf ihrer Homepage.
Wie sehen die Arbeitsbedingungen der bei Hugendubel
eingesetzten „Auspacker/innen“ von WVS – sowie der Beschäftigten weiterer mit
Weltbild/Hugendubel kooperierender Leiharbeitsfirmen – tatsächlich aus?
Es ist an der Zeit, hierüber zu diskutieren.
Ich kann das bestätigen, soweit ich es gesehen bzw. mich immer mal wieder mit den Kollegen von unserer Hugendubel Filiale unterhalten habe.
AntwortenLöschenEine WVS-Kollegin hat vorkurzem genau aus diesem Grund gekündigt!!! Bei Hugendubel ist jeden Tag unsicher wieviel Stunden man arbeiten darf und wieviel man verdienen wird. Sie wechselt zu einem Discounter. Da hat sie sichere Arbeitszeiten und verdient sehr viel mehr!!!!
AntwortenLöschenWarum ist die Situation so?
AntwortenLöschenNeoliberale Politik, insbesondere Rot-Grün mit Hartz IV und dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz haben die Grundlagen für mehr Leiharbeit, Dumpinglöhne und die Ausweitung des Niedriglohnsektors gesorgt. CDU/CSU/FDP haben dem ebenfalls zugestimmt. Das sollte man bei der Bundestagswahl im September nicht vergessen.
Was kann die Gewerkschaft tun?
Die IG Metall ist gerade dabei, den Leiharbeiteranteil (bei BMW waren es 20%) erfolgreich über Tarifpolitik (Equal Pay)zurückzudrängen. Voraussetzung dafür ist eine aktive gewerkschaftlich organisierte Belegschaft. Da sieht es im Buchhandel/Einzelhandel/Leiharbeit leider schlecht aus.
Was kann der Hugendubel-Betriebsrat tun?
Auf der Ebene eines Einzelunternehmns relativ wenig, da er für die Beschäftigten von WeserVertriebsService formal nicht zuständig ist.
Hugendubel benutzt das Outsourcing zum Lohndumping, da indirekt natürlich Druck auf höherbezahlte TGs ausgeübt ("Wir können es auch billiger haben").
Diese Tendenz wird sich mit der weiteren Abwertung der buchhändlerischen Arbeit noch verstärken. Um wie die IG Metall Equal Pay durchzusetzen, wäre ein höherer Organisationsgrad und eine kämpferischere, solidarischere Haltung der Beschäftigten im Buchhandel notwenig. Die ist nicht in Sicht, wie die Vorgänge beim letzten Warnstreik bei Hugendubel gezeigt haben.
Und die Beschäftigten der Weser Vertriebs Service?
Es führt kein daran vorbei, daß ihr euch organisieren müßt: sowohl innerhalb eures Unternehmens wie auch innerhalb der ganzen Leiharbeitsbranche. Das ist ein steiniger Weg, zu dem aber keine Alternative (um dieses Unwort zu benutzen) gibt. Erster Schritt: Gewerkschaftsmitglied werden. Zweiter schritt: Betriebsräte wählen.
Der erste Schritt wäre an dieser Stelle, den Arbeitsvertrag nach Ausschlussfristen zu kontrollieren, diese sind meist mit drei Monaten nach Fälligkeit angegeben. Dann sollte Arbeitnehmer/in den Differenzbetrag zu den drei Stunden ermitteln und diesen dann beim Arbeitgeber rechtlich geltend machen, zusätzlich mit Zahlungsaufforderung unter Frist.
AntwortenLöschenSollte der Arbeitgeber nicht reagieren, müsste Klage erhoben werden.
Achtung: Wird im Arbeitsvertrag auf die Tarifverträge IGZ oder BZA Bezug genommen, sind die Ausschlussfristen dem jeweiligen tarifvertrag zu entnehmen. Diese sind deutlich kürzer.
Wird auf den Tarifvertrag Bezug genommen, dennoch eine längere Ausschlussfrist vereinbart, gilt das Günstigkeitsprinzip.
Am besten Kontakt mit den zuständigen ver.di-Sekretären aufnehmen. Zeitarbeit fällt in den Fachbereich 13 "Besondere Dienstleistungen".
Ich bin ebenfalls seit mehr als drei Jahren für Hugendubel als Dienstleister (erst Teamwork, jetzt Weser Vertriebs Service) tätig und kann die katastrophalen Bedingungen meiner Vorredner nur bestätigen. Ich bin Teamleiterin und übe stänigen Druck auf WVS aus, bezüglich der Arbeitsbedingungen und des Entgeldes, je doch auch ohne Erfolg. Es kam auch bei mir die Aussage dann kündigen sie doch. Bei uns ist es mittlerweile so schlimm, dass die Kollegen um jede Minute Arbeitszeit kämpfen. Sie kommen bis zu einer viertel Stunde eher als Abreitsbeginn ist, damit sie als erstes bei der Zeiterfassung angemeldet sind und ein paar Minuten mehr haben. Mehrere Anweisungen von mir wir fangen gemeinsam an werden ignoriert. Das sind keine Zustände was ist das für ein Arbeitsklima!!!! Leben kann von dem Hungerlohn keiner!!! Zu mal es auch körperlich schwere Arbeit ist wir sind alles Frauen.
AntwortenLöschenDie Hugendubel-Leitung interveniert nicht, diese Zustände werden wohl akzeptiert. Es ist an der Zeit, die Presse zu informieren.
AntwortenLöschenich kann die genannten katastrophalen zustände nur bestätigen. man wird ständig kontrolliert und unter druck gesetzt,schneller zu arbeiten. zudem gewinnt man den Eindruck,daß die ohnehin geringen stunden willkürlich an die Mitarbeiter vergeben werden.Amazon ist beileibe kein Einzelfall,wobei hier sogar ein noch höherer Stundenlohn von mehr als 8 euro gezahlt wurde.Ein respektvoller Umgang zwischen der wvs und ihren Mitarbeitern in München ist nicht gegeben! ( Anrufe bei Krankheit,Urlaub bzw. Freizeit). Dieses Vorgehen ist zumindest fragwürdig.
AntwortenLöschenOffenbar erscheint es einigen Arbeitgebern als legitim,Leiharbeiter als frei verfügbare Masse ohne Anspruch auf Arbeitnehmerrechte zu betrachten. Steht man hier über dem Gesetz,weil man es mit der Unterschicht unter den Arbeitnehmern zu tun zu haben glaubt?
Meines Wissens war es T. Brunn, der für die GL den Einsatz der Leiharbeit geplant hatte. Wurde mit ihm schon einmal über die geschilderten Zustände gesprochen? Billigt er sie gar? Haben Betriebsräte sich um dieses Thema gekümmert oder sind sie der Meinung, dass die Firma Hugendubel hier nicht in der Verantwortung steht?
AntwortenLöschenDie Mitarbeiter der Hugendubel-Filialen reagieren teilweise gleichgültig, äußern aber auch ihr Entsetzen über die Zustände und die Art und und Weise, wie mit uns umgegangen wird. Ich schließe daraus, daß die Zustände durchaus bekannt sind. Ich habe aber nicht den Eindruck,daß der Betriebsrat sich hier zuständig fühlt. Im Zusammenhang mit der Amazon-Affäre fiel der Begriff einer faktischen Rechtlosigkeit einer bestimmten Schicht von Arbeitnehmern.I ch glaube, daß dies den Kern des Problems am besten beschreibt.Wo kein Kläger, da kein Richter. Entweder man kennt seine Rechte nicht oder man wird auf unterschiedliche Weise unter Druck gesetzt,auf diese zu verzichten. Vielleicht sind diese Zustände aber auch nur Ausdruck eines Problems,das unsere ganze Gesellschaft durchzieht. Wer zahlt, schafft an- so heißt es doch. So etwas wie den schönen Begriff der unternehmerischen Verantwortung für die Arbeiter habe zuletzt in der Schule gehört.Das ist bestenfalls eine märchenhafte Theorie, in der Praxis sieht es ganz anders aus. Was ich auch bei anderen Arbeitgebern schon so alles mitbekommen habe, das zieht einem die Schuhe aus. Man fragt sich so langsam, in welchem Land man eigentlich lebt. War das nicht das Märchenland, das einst den Traum der Sozialen Marktwirtschaft auf seine Fahnen geschrieben hatte...Hier sollte man buchstäblich den Buchdeckel schließen.
AntwortenLöschenDie Möglichkeiten des Hugendubel-BR, so gut er auch sein mag, sind sehr begrenzt wie Du richtig schreibst. Es führt kein Weg daran vorbei, daß ihr euch gewerkschaftlich organisieren müßt. Wendet Euch an den zuständigen Gewerkschaftssekretär/in des ver.di-Fachbereichs 13 (Besondere Dienstleistungen). Leider haben DGB und teilweise auch ver.di hier schwere Fehler gemacht und tun dies immer noch. Das muß sich ändern, der erste Schritt dazu ist aber gewerkschaftliche Organisation. Dann könnt ihr mitreden und mitgestalten.
LöschenDie neue Regelung für minijobs führt dazu,daß Arbeitgeber teilzeitjobs abschaffen und dadurch Sozialabgaben sparen. War das etwa das Ziel der Aktion? So auch die wvs,die nicht einmal bereit ist,den Mindestlohn von 7,89 zu zahlen. Gäbe es nicht die Übergangsregelung bis zum 31.12.14 für Altverträge, dann wären die bestehenden Teilzeitjobs jetzt gestrichen. Wie weit will die Politik solchen Firmen eigentlich noch entgegenkommen? Wann werden die Gewerkschaften endlich mal aufwachen? Die Feiertagsreden zum 1.Mai kann ich schon nicht mehr hören! Ihr werdet euch noch selbst überflüssig machen,wenn ihr nicht endlich bereit seit,den Schwachen eine Stimme zu geben.Wenn es so weitergeht,dann wird es irgendwann keine regulären Arbeitsverhältnisse mehr geben. Dann brauchen wir auch keine Gewerkschaft mehr.Hier werden Arbeitnehmer in ihren Rechten und auch in ihrer Würde mißachtet. Kein Anwalt wäre bereit,für diese Leute einen Finger zu krümmen,die verdienen einfach zu wenig.Man muß schon wirklich ein starkes Kreuz haben,um vor diesen Leuten seine Rechte durchzusetzen.Der Druck auf den Einzelnen ist so hoch,daß die Angst stärker ist als die Vernunft.Es ist eine Schande für Hugendubel, sich auf so etwas einzulassen und mit der Ausbeutung Schwacher Geld zu verdienen!
AntwortenLöschenDu hast mit sehr vielem Recht, was Ausbeutungsverhältnisse angeht, was die Rolle der Gewerkschaften angeht (die teilweise selber Zeitarbeitsfimen am Laufen haben)und was die Unternehmen angeht, die diese Formen des Lohndumpings gnadenlos ausnutzen und was die Politik angeht, die die Voraussetzungen dafür geschaffen haben.
LöschenIn einem Punkt muß ich Dir aber widersprechen. Wenn sich die Beschäftigten im Niedriglohgnsektor bzw. in der Leiharbeitsbranche nicht anfangen, sich gewerkschaftlich zu organisieren, wird sich nichts ändern. Selbst die beste Gewerkschaft kann nichts ausrichten, wenn die Betroffenen nicht bereit sind, aktiv zu werden. Bitte sprich mit deinen KollegInnen darüber und wende Dich an Deinen zuständigen Gewerkschaftssekretär (Fachbereich 13 "Besondere Dienstleistungen").
Ich bin mir auch sicher, daß sich auch die Infoblog-Redaktion für das Thema interessiert; schick doch einfach eine E-Mail an hugendubel.verdi@yahoo.de. Jede Info wird vertraulich behandelt.
Die leitenden Angestellten bei Hugendubel sind Gehirngewaschen und somit Eiskalt.
AntwortenLöschenBedauerlicherweise auch ein großer Teil seiner NOCH festangestellten Belegschaft inkl.
Betriebsrat.( Ich schreibe hier ausschließlich über die Filiale in Frankfurt am Main, Steinweg.
Wie es in anderen Filialen zugeht kann ich nicht beurteilen.)
Alles was von oder durch Hugendubel ausgeht, ist auch so beabsichtigt und genauestens ge-
plant.
Für Hugendubel ist der "KLEINE MANN" nur ein billiger Lohnsklave.
Diesen Subjekten wie N. und M. Hugendubel, Nitz&Co. samt ihrer untergebenen Lakaien, gehört
ein kräftiger Schuss vor den Bug.
Und ich bin mir sicher, das Hugendubel das erntet was er gesät hat.
Der Untergang zeichnet sich bereits schon ab.
Zum Leidwesen einiger Angestellten.
Ein Unternehmen, das seine hart arbeitenden Angestellten wie Sklaven behandelt und sie mit Füssen tritt hat es auch nicht anders verdient. Denn alles kommt früher oder später so zurück,
wie man es ausgesendet hat.
Ich bin auch der Meinung, ein Unternehmen, das nur noch mit unlauteren Methoden arbeitet, an
den Pranger gehört.
Meine Überlegung geht auch immer mehr in die Richtung mit meiner Geschichte eines Tages
an die Öffentlichkeit zu gehen. Nicht aus Rache, sondern zur Aufklärung,
Ich wünsche der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter der Firma Weser Vertriebs Service viel
Mut, Kraft und Erfolg bei weiteren Schritten.