GL fürchtet sich vor Kommunistischem Manifest
Was ist los? Hat die Berliner Hugendubel-Belegschaft nach Lektüre des Kommunistischen Manifests
in einem revolutionären Akt unter Anleitung geschulter Führungskader des örtlichen Betriebsrates die Hugendubels und die Kirche enteignet und die Firma kollektiviert? Selbstverständlich nicht, man möchte doch keinesfalls die harmonische Gesprächsatmosphäre mit der GL trüben.
Was ist also passiert? Der Geschäftsführer der Tageszeitung junge Welt, Dietmar Koschmieder, gab in einem Artikel vom 16. Februar bekannt, daß "eine Buchhandlungskette (...) ihre Nennung als Veranstaltungspartner bei der von junge Welt veranstalteten Lesung des Kommunistischen Manifestes mit dem bekannten Schauspieler Rolf Becker im Berliner Heimathafen Neukölln (untersagt)". Die "Buchhandlungskette" heißt Hugendubel. Anscheinend war die Nennung des Firmennamens bei anderen Lesungen kein Problem gewesen. Aber das Kommunistische Manifest? Das geht natürlich nicht.
Wehe, wenn katholische Fundamentalisten oder die Glaubenskongregation im Vatikan davon erfährt -
Dann ist nämlich der Teufel los!
Da gibt es nur ein kleines Problem: Während über die Lesung (was ist eigentlich mit dem Kartenvorverkauf in der Hugendubel-Filiale am Hermannplatz?) von Rolf Becker - übrigens aktives ver.di-Mitglied und einer der wenigen deutschen Schauspieler mit einer klaren politischen Haltung - der Bannfluch verhängt wurde, kann man das Teufelszeug auf der Hugendubel-Homepage anstandslos kaufen:
Dort wird das bolschewistische Machwerk in höchsten Tönen angepriesen:
"Das politische Gründungsdokument des Marxismus, dessen analytische Kraft heute unter den Bedingungen eines globalisierten Kapitalismus erst wirklich zum Tragen kommt: grandios eindringlich gelesen von Schauspieler Rolf Becker mit dem Elan des Analytisch-Visionären und der Klarheit einer aktuell notwendigen Kapitalismuskritik."
Was ist jetzt schon wieder falsch gelaufen? Wer von den Zensoren (und natürlich Zensorinnen) hat wieder mal geschlafen? Läuft in dieser Firma eigentlich alles schief? Klappt nicht mal mehr eine kleine, armselige Distanzierung von der Lesung eines Schauspielers?
Oder steckt doch die Dialektik eines genialen Masterplans von Carel Halff dahinter? Denn erinnern wir uns an den Fall Shades of Grey: Eigentlich verstößt dieses Werk gegen die moralischen Prinzipien der katholischen Kirche, wird aber wegen seiner "Marktrelevanz" trotzdem verkauft. Das Kommunistische Manifest ist mit dem Katholizismus auch nicht kompatibel, wird trotzdem verkauft...
Das kann eigentlich nur bedeuten, daß es "Marktrelevanz" besitzt und sich unter den Werktätigen wie geschnitten Brot verkauft. Wenn man die Sache also bis zum Ende durchdenkt, dann heißt das:
Die Weltrevolution steht unmittelbar bevor!
Und zur Überbrückung für die kurze Zeitspanne bis dahin empfiehlt die Infoblog-Redaktion den Besuch der Lesung von Rolf Becker:
EINTRITT
VVK 13 €, ermäßigt 9 €
AK 15 €, ermäßigt 11 €
KARTEN
Tickethotline 030. 61 10 13 13
VVK im Heimathafen Neukölln Büro
Karl-Marx-Straße 141, Vorderhaus, 3. Stock
Infos 030. 56 82 13 33
VVK ohne Gebühr für ausgewählte Veranstaltungen im Heimathafen
Hugendubel am Hermannplatz
Mo. bis Sa. von 10 bis 20 Uhr
ONLINE KARTEN
koka36.de
TERMINE
Samstag, 02.03.2013, 19:00 Uhr
Fehlt noch, dass das "Manifest" und überhaupt alle gesammelten Schriften (MEW) der Jungs aus unseren Katalogen gestrichen werden (Import dann nur noch über Kuba)!
AntwortenLöschenAuch im Weltbild-Shop ist diese "kommunistische CD" gelistet:
AntwortenLöschenhttp://www.weltbild.de/3/17436022-1/hoerbuch/das-kommunistische-manifest-audio-cd.html
Dazu muß man wissen: hugendubel.de wird direkt von Weltbild betrieben! Da haben die Onlineshop-Zensoren tatsächlich nicht aufgepaßt! Noch dazu wird auf der Seite die Gewerkschaftszeitung ver.di-publik zitiert:
Löschen»Das Gespenst kehrt zurück: In 80 Minuten gelingt es der Hörfassung, jedem an der Gesellschaft und ihrem Wohlergehen interessierten Menschen die Entstehung des Kapitalismus der modernen Gesellschaft wissenschaftlich, aber verständlich zu erklären. Muss jeden Globalisierungsgegner brennend interessieren: zwei Stunden unterhaltsame und lehrreiche Signale ans hungrige Gehirn.«
Hugo Chávez presente!
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