Ein Kommentar
Fünf Finger sind eine Faust
Wer liest, mit welchen Unverschämtheiten und
Scheinangeboten die Arbeitgeber im Bayerischen Buchhandel neuerdings bei
Tarifverhandlungen aufwarten, muss sich tatsächlich fragen, weshalb Leute mit
wenig Geld bei uns in Deutschland als "sozial schwach" betitelt
werden. Wenn überhaupt jemand sozial schwach ist, dann solche
Arbeitgeber - und so wie es leider aussieht, nichtzuletzt der unsere!
Wir Buchhändlerinnen und Buchhändler sollen nicht nur
immer mehr schuften und dabei immer flexibler werden, sondern wir dürfen - geht
es nach den Arbeitgebern - auch noch dafür bezahlen. Ihr Verhandlungsführer,
der zugleich bei Hugendubel Geschäftsführer ist, kommt in jeder
Verhandlungsrunde mit stets derselben Forderung daher: wir sollten jetzt endlich
für weniger Geld arbeiten. Denn genau hierauf liefe eine Lohnerhöhung von zwei
Prozent im Entgelttarif hinaus, wenn sie mit der Streichung unserer
Spätzuschläge im Manteltarif erkauft würde: ein Verlustgeschäft ohnegleichen,
das auf gar keinen Fall in Betracht kommt!
Das ist natürlich auch den Arbeitgebern klar; es wird
bloß nicht offen ausgesprochen. Sähe ja echt irgendwie aso aus - und könnte
böse am Lack kratzen, wenn im Börsenblatt oder Buchreport stünde,
Hugendubel sei an Verhandlungen mit unserer Gewerkschaft nicht länger
interessiert und wolle das Thema Tarifbindung nun ein- für allemal vom Tisch
haben. Da spielt man vor der Öffentlichkeit doch lieber den gesprächsbereiten
Musterunternehmer und innovativen Zukunftsvisionär, um ihr nach eingehender Nabelschau
der Arbeitgeberweisheit letzten Schluss zu verkünden: dass Tarifleistungen wie
Spätzuschläge heutzutage einfach "nicht mehr zeitgemäß" seien.
In der oft und gern zitierten Populärfassung für
Menschen, die mit Gedanken eher sparsam umgehen, klingt das etwa so: "Wer
im Handel arbeitet, arbeitet eben bis 20 Uhr und hat schließlich gewusst,
worauf er sich einlässt." Wir müssen ehrlich zugeben: wäre die
Altersstruktur in unseren Läden nach Jahren Befristungswahnsinn und
Personalabbau nicht so versaut, dass du dort inzwischen fast nur noch Leute
antriffst, die sich bereits vor Ausweitung des Ladenschlusses für den
Buchhandel entschieden haben, würde dieser Satz sogar stimmen. Der Witz ist
bloß: dass aus ihm trotzdem keineswegs folgt, dass wir uns mit schlechteren
Löhnen zufrieden geben müssten.
Mit demselben Schwachsinnsargument könnte jemand
verlangen, Fr. Merkel oder Hr. Steinmeier sollten den Mindestlohn kriegen: die
wussten schließlich ebenfalls, worauf sie sich einließen. Haut nicht hin, weil
Bundeskanzlerin oder Bundespräsident nicht jede/r kann? Mag sein! Doch ganz so
selbstverständlich, wie ein Bürozeitenpublikum, das um 17 Uhr heimgehen und
unterwegs schnell noch einkaufen will, immer meint und tut, ist es dann auch
wieder nicht, dass andere dafür länger arbeiten. Wir erbringen eine
Dienstleistung, die denen nützt, die sie nicht erbringen möchten. Warum sollte
das nicht entsprechend gewürdigt und vergütet werden?
Es gibt nämlich nicht nur Firmeninteressen; es gibt auch
Arbeitnehmerbedürfnisse. Man zahlt an der Supermarktkasse nicht damit, dass man
einen Arbeitsplatz hat, sondern mit dem Geld, das man für seine Arbeit bekommt.
Die meisten arbeiten daher, um leben zu können - statt zum Zeitvertreib!
Unternehmer und Ökonomen sprechen zwar ständig von Sachzwängen:
gebetsmühlenartig wird eine wirtschaftliche Notwendigkeit beschworen, die es
verbiete, angemessene Löhne zu zahlen. Aber wer weiß denn am besten, was
Sachzwänge sind? Doch wir, die bei stetig steigenden Preisen saftige Mieten
aufbringen, sich einkleiden und ernähren müssen.
Wir können uns schlicht nicht leisten, magere und
magerste Gehaltserhöhungen mit Zins und Zinseszins zu refinanzieren. So bleibt
uns am Ende nur eine Alternative: entweder Solidarität, Arbeitskampf und Streik
oder sozialer Absturz! Denn von selbst wird jetzt nichts mehr gut. Wir allein
haben es in der Hand!
100% richtig!!!!!
AntwortenLöschenStriken,streiken,streiken,streiken,streiken!
AntwortenLöschenInteressanterweise gibt es im Einzelhandel nach wie vor Tarifverträge, die genau dieselben Spätzuschläge festschreiben wie die unseren. Was heißt also hier veraltet und unzeitgemäß? Wenn überhaupt irgendetwas von gestern ist, dann unsere Arbeitgeber im Buchhandel.
AntwortenLöschenGenau.Ich will mehr Geld für meine Arbeit. Sofort. GL: Ihr beutet uns aus.
AntwortenLöschenImmer wieder streiken!
AntwortenLöschenLasst uns streiken! So geht das nicht mehr weiter.
AntwortenLöschen