Mittwoch, 29. Juli 2015

Weltbild: ALSO-Logistik planvoll in die Pleite

Heute morgen informierte ALSO-Geschäftsführer Reiner Wenz den Betriebsrat über den Insolvenzantrag der Logistik. Die ALSO AG verweigert der Augsburger Tochter jede weitere Finanzierung. 

Gleichzeitig meldet eben diese ALSO AG ein Umsatz-Plus von 11,9 % gegenüber Vorjahr auf insgesamt 3,67 Milliarden Euro Umsatz. Auch der Gewinn vor Steuern stieg trotz der Verluste in Augsburg von 30,5 Mio. auf 36,2 Mio. Dem gegenüber stehen Verluste bei ALSO in Augsburg von 4 Mio. im ersten Halbjahr. Die  Insolvenz ist damit eine freie Entscheidung der Gesellschafter der ALSO AG, deren Kopf und Mehrheitsgesellschafter Walter Droege ist.

Parallelen zwischen LesensArt und ALSO

Nach der undurchsichtigen Insolvenz bei LesensArt ist die Plan-Insolvenz von ALSO der nächste Schritt im Masterplan von Droege. Der Milliardär verfolgt offenbar weiter das Ziel, den Markenkern von WELTBILD zu isolieren und daraus schnellen Gewinn zu ziehen. So wurde die Insolvenz der ALSO gezielt herbeigeführt: 1. Durch das Abziehen der Aufträge von WELTBILD, indem das Werbebudget extrem reduziert und gleichzeitig der Einkauf bei Großhändlern forciert wurde, die selbst ausliefern. 2. Durch die Verhinderung des Drittgeschäfts, indem dafür notwendige und bereits vereinbarte Investitionen nicht getätigt wurden.


Der Zeitpunkt kurz vor dem nächsten Treffen der Einigungsstelle legt die Vermutung nahe, dass Droege um den Sozialplan herumkommen möchte, den seine VertreterInnen in der Einigungsstelle bereits vorgelegt hatten. Dieser Entwurf enthielt genau dieselben Regelungen, die von der Gewerkschaft im Sozialtarifvertrag 2014 ausgehandelt worden waren. Möglicherweise versucht Droege nun eine ähnliche Taktik wie beim Verkauf der WELTBILD-Filialen an LesensArt und der darauf folgenden Pleite: Die Mitarbeiterinnen und deren Familien sind dem Milliardär keinen Euro wert.

Wie geht es die nächsten Wochen weiter?

PLAN-Insolvenz heißt, dass die Geschäftsführung (Reiner Wenz) im Amt bleiben soll, unterstützt durch den Sachwalter einer Insolvenzverwaltung, der ihn im Namen der Gläubiger kontrolliert. Der Betrieb wird aufrecht erhalten. Derzeit kümmert sich ein  Anwalt aus Düsseldorf um die Organisierung des Insolvenzgeldes. Eigentlich wäre heute die Gehaltszahlung fällig gewesen, voraussichtlich müssen die KollegInnen der ALSO mit einer 1 Woche Verzögerung rechnen. Grundsätzlich ist das Einkommen der Menschen für 3 Monate gesichert.

Der Betriebsrat hat heute wenige Stunden nach dem Gespräch mit Wenz eine erste Betriebsversammlung durchgeführt und die KollegInnen über die Ereignisse informiert. Fest steht bereits, dass Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck von ver.di die Ansprüche der Belegschaft im einzurichtenden Gläubiger-Ausschuss vertreten wird. Alles weitere ist momentan offen. Der Betriebsrat wird sich mit seinen Beratern und Anwälten besprechen und auch Kontakt mit Arndt Geiwitz aufnehmen. Zunächst muss ausgelotet werden, was realistische Ziele und Möglichkeiten in dieser schwierigen Situation sind, dann wird sofort die Belegschaft informiert. Der Termin für die Betriebsversammlung am kommenden Dienstag bleibt deshalb bestehen.




Pressemitteilung von ver.di:


Heute Morgen hat Reiner Wenz, Geschäftsführer der ALSO Logistic Services, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht gestellt. Der Logistik-Dienstleister bildet einen gemeinsamen Betrieb mit der WELTBILD in Augsburg. Beide Unternehmen gehören mehrheitlich dem Düsseldorfer Milliardär Walter P. Droege. Er hatte das Unternehmen erst im September 2014 von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz übernommen.

Aus Sicht der Gewerkschaft ver.di wurde die erneute Insolvenz gezielt herbeigeführt: „Das ist der Versuch des Milliardärs Walter Droege, sich auf Kosten der Allgemeinheit weiter zu bereichern“, sagt Thomas Gürlebeck, ver.di-Sekretär für den Handel in Augsburg. „Droege wälzt alles auf den Steuerzahler ab: Insolvenzgeld, Arbeitslosengeld, Sozialversicherungen.“

„Das der ALSO-Konzern, zu dem auch die Augsburger Logistik gehört, zeitgleich mit dem Insolvenzantrag, gestiegene Jahresgewinne von über 36 Millionen Euro meldet und im gleichem Atemzug die Augsburger Verluste von ca. 4 Millionen im ersten Halbjahr als Grund für die Insolvenz angibt, ist skandalös“, sagt Gürlebeck. Grund genug für Gewerkschaftssekretär Gürlebeck misstrauisch zu werden: „Wir werden das Insolvenzverfahren genau beobachten. Wenn Droege in seiner Gier die Grenzen der Legalität überschreitet, wird das nicht folgenlos bleiben.“

 Bei WELTBILD/ALSO in Augsburg sind die Menschen schockiert. Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz: „Die Kolleginnen und Kollegen haben in der schwierigen Situation seit der ersten Insolvenz ihr Letztes gegeben. Die Leute sind einfach nur noch fertig und enttäuscht: Niemand versteht, wie Walter Droege das einfach so mit ihnen machen kann.“ Fitz weiter: “Das die Geschäftsführung von ALSO es bis heute nicht umsetzen wollte, mandantenfähig zu werden sowie das zwingend erforderliche Drittgeschäft in Augsburg zu platzieren, ist die größte Ursache dieser Insolvenz. Keinerlei tragfähige Geschäfte wurden dem Betriebsrat vorgestellt, die die Zukunft des Unternehmens gesichert hätten. Die Vorschläge der Arbeitnehmerseite wurden abgetan. Dafür, dass die Manager dazu entweder nicht willens oder in der Lage waren, sollen jetzt die Lageristen mit ihrer Existenz bezahlen.“

Zumal die Insolvenz aus Sicht der Belegschaft nicht nachvollziehbar ist: „Es ist ja nicht so, dass die ALSO in Augsburg ohne Vermögen dasteht. Ihr gehören Gebäude und Maschinen im Millionenwert“, berichtet ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann.

Ver.di und Betriebsrat werden, wie auch schon in der Vergangenheit, alles daran setzen, die Zukunft der Beschäftigten in Augsburg als Ganzes zu sichern. Weltbild Retail und ALSO Logistic sind ein Gemeinschaftsbetrieb und können nur gemeinsam existieren und erfolgreich sein.


Quellen:

http://weltbild-verdi.blogspot.de/2015/07/droeges-nachster-schachzug-also.html
http://weltbild-verdi.blogspot.de/2015/07/verdi-droege-macht-kasse-auf-kosten-der.html

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