Heute morgen informierte ALSO-Geschäftsführer Reiner Wenz den
Betriebsrat über den Insolvenzantrag der Logistik. Die ALSO AG
verweigert der Augsburger Tochter jede weitere Finanzierung.
Gleichzeitig meldet eben diese ALSO AG ein Umsatz-Plus von 11,9 %
gegenüber Vorjahr auf insgesamt 3,67 Milliarden Euro Umsatz. Auch der
Gewinn vor Steuern stieg trotz der Verluste in Augsburg von 30,5 Mio.
auf 36,2 Mio. Dem gegenüber stehen Verluste bei ALSO in Augsburg von 4
Mio. im ersten Halbjahr. Die Insolvenz ist damit eine freie
Entscheidung der Gesellschafter der ALSO AG, deren Kopf und
Mehrheitsgesellschafter Walter Droege ist.
Parallelen zwischen LesensArt und ALSO
Nach der undurchsichtigen Insolvenz bei LesensArt ist die Plan-Insolvenz
von ALSO der nächste Schritt im Masterplan von Droege. Der Milliardär
verfolgt offenbar weiter das Ziel, den Markenkern von WELTBILD zu
isolieren und daraus schnellen Gewinn zu ziehen. So wurde die Insolvenz
der ALSO gezielt herbeigeführt: 1. Durch das Abziehen der Aufträge von
WELTBILD, indem das Werbebudget extrem reduziert und gleichzeitig der
Einkauf bei Großhändlern forciert wurde, die selbst ausliefern. 2. Durch
die Verhinderung des Drittgeschäfts, indem dafür notwendige und bereits
vereinbarte Investitionen nicht getätigt wurden.
Der Zeitpunkt kurz vor dem nächsten Treffen der Einigungsstelle legt die
Vermutung nahe, dass Droege um den Sozialplan herumkommen möchte, den
seine VertreterInnen in der Einigungsstelle bereits vorgelegt hatten.
Dieser Entwurf enthielt genau dieselben Regelungen, die von der
Gewerkschaft im Sozialtarifvertrag 2014 ausgehandelt worden waren.
Möglicherweise versucht Droege nun eine ähnliche Taktik wie beim Verkauf
der WELTBILD-Filialen an LesensArt und der darauf folgenden Pleite: Die
Mitarbeiterinnen und deren Familien sind dem Milliardär keinen Euro
wert.
Wie geht es die nächsten Wochen weiter?
PLAN-Insolvenz heißt, dass die Geschäftsführung (Reiner Wenz) im Amt
bleiben soll, unterstützt durch den Sachwalter einer
Insolvenzverwaltung, der ihn im Namen der Gläubiger kontrolliert. Der
Betrieb wird aufrecht erhalten. Derzeit kümmert sich ein Anwalt aus
Düsseldorf um die Organisierung des Insolvenzgeldes. Eigentlich wäre
heute die Gehaltszahlung fällig gewesen, voraussichtlich müssen die
KollegInnen der ALSO mit einer 1 Woche Verzögerung rechnen.
Grundsätzlich ist das Einkommen der Menschen für 3 Monate gesichert.
Der Betriebsrat hat heute wenige Stunden nach dem Gespräch mit Wenz eine
erste Betriebsversammlung durchgeführt und die KollegInnen über die
Ereignisse informiert. Fest steht bereits, dass Gewerkschaftssekretär
Thomas Gürlebeck von ver.di die Ansprüche der Belegschaft im
einzurichtenden Gläubiger-Ausschuss vertreten wird. Alles weitere ist
momentan offen. Der Betriebsrat wird sich mit seinen Beratern und
Anwälten besprechen und auch Kontakt mit Arndt Geiwitz aufnehmen.
Zunächst muss ausgelotet werden, was realistische Ziele und
Möglichkeiten in dieser schwierigen Situation sind, dann wird sofort die
Belegschaft informiert. Der Termin für die Betriebsversammlung am
kommenden Dienstag bleibt deshalb bestehen.
Pressemitteilung von ver.di:
Heute Morgen hat Reiner Wenz, Geschäftsführer der ALSO Logistic
Services, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht gestellt. Der
Logistik-Dienstleister bildet einen gemeinsamen Betrieb mit der WELTBILD
in Augsburg. Beide Unternehmen gehören mehrheitlich dem Düsseldorfer
Milliardär Walter P. Droege. Er hatte das Unternehmen erst im September
2014 von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz übernommen.
Aus Sicht der Gewerkschaft ver.di wurde die erneute Insolvenz gezielt
herbeigeführt: „Das ist der Versuch des Milliardärs Walter Droege, sich
auf Kosten der Allgemeinheit weiter zu bereichern“, sagt Thomas
Gürlebeck, ver.di-Sekretär für den Handel in Augsburg. „Droege wälzt
alles auf den Steuerzahler ab: Insolvenzgeld, Arbeitslosengeld,
Sozialversicherungen.“
„Das der ALSO-Konzern, zu dem auch die Augsburger Logistik gehört,
zeitgleich mit dem Insolvenzantrag, gestiegene Jahresgewinne von über 36
Millionen Euro meldet und im gleichem Atemzug die Augsburger Verluste
von ca. 4 Millionen im ersten Halbjahr als Grund für die Insolvenz
angibt, ist skandalös“, sagt Gürlebeck. Grund genug für
Gewerkschaftssekretär Gürlebeck misstrauisch zu werden: „Wir werden das
Insolvenzverfahren genau beobachten. Wenn Droege in seiner Gier die
Grenzen der Legalität überschreitet, wird das nicht folgenlos bleiben.“
Bei WELTBILD/ALSO in Augsburg sind die Menschen schockiert.
Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz: „Die Kolleginnen und Kollegen haben
in der schwierigen Situation seit der ersten Insolvenz ihr Letztes
gegeben. Die Leute sind einfach nur noch fertig und enttäuscht: Niemand
versteht, wie Walter Droege das einfach so mit ihnen machen kann.“ Fitz
weiter: “Das die Geschäftsführung von ALSO es bis heute nicht umsetzen
wollte, mandantenfähig zu werden sowie das zwingend erforderliche
Drittgeschäft in Augsburg zu platzieren, ist die größte Ursache dieser
Insolvenz. Keinerlei tragfähige Geschäfte wurden dem Betriebsrat
vorgestellt, die die Zukunft des Unternehmens gesichert hätten. Die
Vorschläge der Arbeitnehmerseite wurden abgetan. Dafür, dass die Manager
dazu entweder nicht willens oder in der Lage waren, sollen jetzt die
Lageristen mit ihrer Existenz bezahlen.“
Zumal die Insolvenz aus Sicht der Belegschaft nicht nachvollziehbar ist:
„Es ist ja nicht so, dass die ALSO in Augsburg ohne Vermögen dasteht.
Ihr gehören Gebäude und Maschinen im Millionenwert“, berichtet
ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann.
Ver.di und Betriebsrat werden, wie auch schon in der Vergangenheit,
alles daran setzen, die Zukunft der Beschäftigten in Augsburg als Ganzes
zu sichern. Weltbild Retail und ALSO Logistic sind ein
Gemeinschaftsbetrieb und können nur gemeinsam existieren und erfolgreich
sein.
Quellen:
http://weltbild-verdi.blogspot.de/2015/07/droeges-nachster-schachzug-also.html
http://weltbild-verdi.blogspot.de/2015/07/verdi-droege-macht-kasse-auf-kosten-der.html
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