Montag, 2. Dezember 2013

Weltbild bejubelt den Kindle: "Vollendetes Lesevergnügen!"

Beim Kampf um die Marktührerschaft im digitalen Lesen wird mit harten Bandagen gekämpft.
Amazon bietet eine Einsteigerversion des Kindle für 49 Euro an, Thalia macht sich mit einer ziemlich cleveren Kampagne über den Kindle lustig ("Der Kindle auf der Flucht"). Auch Weltbild hat sich für das Tolino-Marketing eine Super-Idee ausgedacht: den Blog (!) www.ebook-reader.de.

"eBook-Reader.de", so die Selbstauskunft, "ist Ihr Blog mit allen interessanten und wichtigen Informationen rund um das Thema eBooks und eReader. Wir stellen Ihnen neue eBook-Reader Modelle vor, informieren Sie über die besten eBook-Schnäppchen und stehen Ihnen auch bei Problemen mit Ihrem eBook-Reader mit Rat und Tat zur Seite. Zudem helfen wir Ihnen auch bei der Kaufentscheidung für einen eReader..."

So weit, so gut. Dass es sich bei dem Blog um einen von Weltbild lancierten Blog handelt, fällt dem normalen Leser nicht auf. Es sei denn, er verfügt über Buchhandelskenntnisse und schaut ins Impressum:
"ebook-reader.de ist ein Service der Verlagsgruppe Weltbild GmbH".

Da der Weltbild-Tarnkappen-Blog Neutralität vorgaukelt, kommt es deshalb zu folgender "Test"-Wertung:
"Vollendetes Lesevergnügen” heißt es schon in der Überschrift des Artikels über den Amazon Kindle Paperwhite. Im Text spart Weltbild dann nicht mit Schmeicheleien: Die Inbetriebnahme sei “sehr leicht und unkompliziert”, das Design wirkt “sehr edel”, “Schriftbild, Kontraste und Schärfe lassen (…) kaum Wünsche offen”. Höhepunkt: “Die Funktionen des Kindle Paperwhite sind äußerst vielfältig. Besonders lobenswert ist die Shopanbindung, dank welcher man sich schnell und unkompliziert eBooks von Amazon herunterladen kann.”  Weltbild-Mitarbeiter "Felix" kommt zu folgenden "Gesamturteil":

"Zusammenfassend kann man sagen, dass der Amazon Kindle Paperwhite eBook-Reader nicht umsonst zu einem der beliebtesten überhaupt gehört. Auch auf testberichte.de findet man ausnahmslos positive Stimmen."


"Zweifelhafte Firmenpolitik"

Selbstverständlich wird auch das eigene Produkt Tolino in höchsten Tönen gelobt: "...der tolino bietet einfach alles, was Vielleser von einem eBook-Reader erwarten.”  Pech nur, wenn der unbedarfte Leser die Weltbild-Jubelarie auf den Kindle glaubt und prompt das Konkurrenzprodukt kauft.

Dieses absurde Eigentor von Marketing deckte das Online-Magazin www.lesen.net vor einigen Tagen auf.
"Nachdem wir bei Weltbild anfragten", so die Redakteure des Online-Magazins, "ob die Seite wie im Impressum ausgezeichnet wirklich vom Augsburger Unternehmen betrieben wird (wir konnten es nicht glauben, zumal die Domain einer Münchener Limited gehört), wurde der wohlwollende Kindle-Paperwhite-”Testbericht” vom Netz genommen. Er ist aber noch über den Google Cache lesbar. Nach wie vor online ist der Testbericht zum hauseigenen Tolino Shine, dem in bester journalistischer Manier bescheinigt wird, “eine durchaus ernst zu nehmende Konkurrenz für den Kindle aus dem Hause Amazon” zu sein."

"Ob man sich", so die Redaktion von www.lesen.net unter der Kapitelüberschrift "zweifelhafte Firmenpolitik", "mit pseudo-journalistischen Angeboten glaubhaft ausgerechnet gegen den vermeintlich gesichtslosen Konkurrenten Amazon abgrenzen kann – wir haben unsere Zweifel."

Wir auch.



19 Kommentare:

  1. Besonders schön ist ja der Hinweis, seinen Kindern einen tolino zu besorgen, weil man da so schön drauf lesen kann, grins.... Schon mal was von Büchern gehört?

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  2. Warum muss Werbung überhaupt immer Kinder vorschieben? Offenbar darf man sich als erwachsener nichts kaufen.

    Ansonsten werde ich ab heute aufhören, mich zu fragen, was mit dieser Firma los ist.

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  3. Trifft sich gut, denn ich habe auch schon aufgehört, mich zu fragen, was mit diesem Blog hier los ist. Wenn nur noch das das zentrale Wesen von Verdi ist, Hugendubel/DBH/Weltbild/etc. öffentlich schlecht zu reden, dann bin ich wirklich überfordert und sprachlos.

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    1. Was gibt's denn Gutes über die Firma zu berichten?

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    2. Wie wäre es, zur Abwechslung mal nichts zu sagen?

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    3. @Anonym 13:38 "öffentlich schlecht reden"

      Es gibt nicht mehr konkurrenzfähige Lieferzeiten bei Internetbestellungen zur Abholung in die Filiale, Vormerkungen klappen nicht, die Filial-Vorrätigkeitsanzeige für die neuen Tablets liefert trotz Hinweis tagelang Falschinformationen, im Hochsommer werden Weihnachtsmöpse angepriesen etc, pp.

      Wer solche Vollprofis in der Firma hat, der braucht Amazon nicht mehr als Feind.
      Das besorgt das Weltbild-Management schon selbst.
      Aber das Groteskeste ist dann, wenn irgendein GL-Lakai versucht, alles dem Blog in die Schuhe zu schieben. Geht´s noch?

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  4. @Anonym 13.38

    Lies doch zur Abwechslung mal die Hugendubel-Unternehmensgrundsätze durch:

    „Dem Mitarbeiter darf aus einer Anregung, Beschwerde oder Kritik kein Nachteil erwachsen. Die Furcht vor ‚Revanche’ des Vorgesetzten unterdrückt Kreativität, Phantasie und Arbeitsfreude der Mitarbeiter; sie werden dann nicht mehr wagen, Kritik an bestehenden Zuständen zu üben und sich in Resignation zurückziehen. Ein solches Verhalten schadet dem Unternehmen und gefährdet seine Innovationsfähigkeit.“

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  5. Eines der Grundprobleme seit Jahren bei Hugendubel: Anregungen und Kritik von Kolleginnen und Kollegen wird als lästig abgetan. Das einzige was interessiert: möglichst viel an Belegschaft wegrationalisieren und das Geschäft möglichts schnell ins Internet verlagern. Schlimm, wenn selbst das so unprofessionell wie dieser Tarn-Blog gemacht wird.

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  6. Da hätt a bisserl "Zensur" doch gar ned schaden können...

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    1. Die Sprache eines bundesweiten Blogs sollte Deutsch sein. Wenn Ihr das nicht könnt, hättet Ihr keine Buchhandlungen außerhalb Eures bayerischen Reservats aufkaufen sollen.

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    2. Jawoll, mein Führer!
      Falls Du es nicht wissen solltest: die Hugendubel-GL spricht lupenreines hochdeutsch.
      Der Personalchef wurde sprachlich zwischen Hannover und Haburg sozialisiert.

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    3. Warum dulden sie dann dieses alpenländische Gestammel in ihrer Belegschaft?

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    4. @Anonym 17:15

      Tja, worüber regt man sich hier auf?
      Darüber, dass der korrektes deutsch sprechende Hanseat Hamkens Tarifflucht begangen und jahrelang nur Hungerlöhne gezahlt hat? Darüber, dass die vorschriftsmässiges deutsch sprechende Hugendubel-GL Massenentlassungen durchzieht?
      Nein, natürlich nicht. Sondern man regt sich eber eine (!) im Dialekt geschriebene Zeile auf und fordert eine Sprachpolizei an. Wieso nicht eine Gedankenpolizei wie bei Orwell?
      Sonst ist aber alles in Ordnung, oder?
      Es ist beschämend und empörend, dass zum vielfach vorhandenen Standesdünkel mancher BuchhändlerInnen gegenüber VerkäuferInnen und KassiererInnen jetzt auch noch ein aus narzisstischer Kränkung gespeister Sprachdünkel dazugekommen ist.
      Bornierte Leute wie Dich verspeisen die Kapitalisten dieser Welt zum Frühstück - auf feinstem Porzellan und mit formvollendeten Tischmanieren. Teile und herrsche.

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    5. Schon vergessen, dass Hugendubel ein Münchner Unternehmen ist? Wieso sollte dann kein bayerisch gesprochen werden?

      "I glaub´ dir brennt der Huat. Schau, dass´d Land g´winnst du Depp"

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  7. Servus KollegInnen!
    Wenn ich soetwas lese, bin ich froh, daß ich es hinter mir habe.

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    1. Das ist doch jetzz mal ein echt hilfreicher Kommentar. ......

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  8. Warum sollte man in einem E-Book Blog nicht sagen was der Wahrheit entspricht, zumal der Kindle mit 49 Euro wirklich ein Superschnäppchen ist. Ach ja und falls der Blog überhaupt LeserInnen hat, die sích nicht hauptberuflich mit dem Thema E-Reading beschäftigen , was bei einem Alexa-Ranking von irgendwo bei 35000 kaum passieren dürfte, könnte es ja auch einfach sein das Weltbild einen Blog nicht unbedingt flankierend zum Tolino-Verkauf einsetzten wollte. Aus Sicht der Filialen ist es Wesentlich bescheuerter das Thema so anzugehen wie es Hugendubel und Thalia angehen, ein Produkt mit großem Kosten- und Personalaufwand in den Filialen zu verkaufen, das nichts zum Deckungbeitrag der Filiale beiträgt. Oder anders gesagt, mir als Filialmitarbeiterin kann es egal sein ob der Kunde seinen Tolino nach 2 Stunden Beratung bei mir kauft oder sich bei Amzon einen Kindle bestellt, meinen Arsch rettet ersteres nicht, dafür hätten aber die Bücher die ich in der gleichen Zeit durch Beratung verkauft hätte, etwas zu Deckungbeitragsverbesserung meiner Filiale beigetragen

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  9. Kann man sich vorstellen, dass Amazon einen Blog zum Thema E-Book-Reader startet, dem man nicht ansieht, wer ihn macht und in dem der Tolino gepriesen wird? Wohl kaum. Das was Weltbild da veranstaltet, ist einfach unprofessionell und durch die Pseudo-Neutralität letztendlich eine Irreführung der Kunden.

    Was Tolino, Internet, etc angeht, kann ich Dir nur zustimmen: die Filialen sind angewisen, Versandbestellungen über das Internet abzuwickeln, mit aller macht wird die Digitalisieirung und damit die Reduzierung des stationären Sektors vorangetrieben. Dazu kommt der Kirchenfilter und nicht mehr wettbewerbsfähige Lieferzeiten. Ob die Hugendubels überhaupt noch etwas zu melden haben in der Firma, die ihren Namen trägt? Man darf zweifeln.

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