ver.di kritisiert
rücksichtslose Methoden des kommerziellen Klinikbetreibers und will
weiter für Tarifverträge kämpfen
Am morgigen Mittwoch (19. August 2020) will die Hauptversammlung der Rhön-Klinikum AG die Übernahme durch Asklepios besiegeln. „Das ist kein guter Tag für das Gesundheitswesen“, erklärte Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. „Mit der Übernahme wächst die Marktmacht eines Konzerns, der mit rücksichtslosen Methoden versucht, aus der Versorgung kranker Menschen möglichst hohe Gewinne zu ziehen.“
Asklepios verweigere vielen seiner Belegschaften den Schutz durch Tarifverträge und setze flächendeckend auf Outsourcing, um die Kosten zu drücken. Der Deal der beiden privaten Gesundheitskonzerne führe auf erschreckende Weise vor Augen, wie durch die zunehmende Kommerzialisierung von Kliniken die Politik an Einfluss auf Entscheidungen in der Gesundheitsversorgung verliere.
Trotz erheblicher Proteste der Belegschaften der Universitätskliniken in Gießen und Marburg habe die Hessische Landesregierung 2006 das UKGM verkauft und sich im Bieterverfahren für die Rhön-Klinikum AG entschieden. Nun müsse das Land tatenlos zusehen, wie das Universitätsklinikum faktisch an Asklepios weiterverkauft werde.
Wie unerbittlich Asklepios gegenüber den eigenen Mitarbeitern agiert, erleben Beschäftigte in Niedersachsen. „Im niedersächsischen Seesen streiken die Beschäftigten der Schildautalklinik seit einem Jahr für eine angemessene tarifliche Bezahlung. Doch aus ideologischen Gründen verweigert die Asklepios-Spitze einen Tarifvertrag“, kritisierte Bühler. „Asklepios schadet mit seiner Verweigerungshaltung nicht nur den Beschäftigten, sondern auch den Patienten und der Gesellschaft. Um möglichst viel Profit zu erzielen, setzt der Konzern die Zukunft einer renommierten Klinik aufs Spiel.“ Das niedrigere Vergütungsniveau führe zu massiven Problemen, Personal für die Schildautalklinik zu halten und neu zu gewinnen.
„Es ist beeindruckend, mit welcher Energie, Ausdauer und Entschlossenheit sich die Kolleginnen und Kollegen in Seesen für einen Tarifvertrag einsetzen“, betonte Bühler. Die Belegschaft wolle in den kommenden Wochen mit weiteren Streiks und Aktionen Druck machen. „Die Corona-Pandemie hat allen vor Augen geführt, wie wichtig die Beschäftigten in den Krankenhäusern sind. Trotzdem sind die Beschäftigten in Seesen gezwungen, für den Schutz eines Tarifvertrages und für eine anständige Bezahlung einen langen Arbeitskampf zu führen.
Offensichtlich erkennt Asklepios nicht die Zeichen der Zeit“, so die Gewerkschafterin. Umso bedenklicher sei, dass das Unternehmen nun eine noch größere Rolle in der Branche spiele und andere Klinikbetreiber unter Wettbewerbsdruck setzen könne. Die politischen Entscheidungsträger seien gefordert, dieser Entwicklung einen Riegel vorzuschieben. Bühler: „Das Gesundheitswesen darf nicht länger dem Markt zu überlassen werden, sondern muss an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten und der Gesellschaft ausgerichtet sein.“
Quelle: verdi.de
Wenn ich das alles richtig verstehe, ist der politische Fehler schon 2006 gemacht worden, als man das Klinikum privatisiert hat. Wie kommt es eigentlich, dass die meisten Leute immer noch so unerschütterlich an die Überlegenheit der Privatwirtschaft und des freien Marktes glauben?
AntwortenLöschenAlso ich hätte da folgende Verschwörungstheorie anzubieten. Das staatskapitalistische System in China lässt überall im Westen die Ideologie verbreiten, dass Privatisierung total geil sei, weil die Chinesen uns dann leichter schnupfen können. Klingt doch gut, oder? - Aber wahrscheinlich stimmts nicht: unsere Politiker und Wirtschaftler schaffen es bestimmt auch ohne fremde Hilfe, alles gegen die Wand zu fahren.
LöschenIch darf noch mal erinnern dass ich in diesem Blog vor einer Woche geschrieben habe: "Die Corona-Krise hat gar nichts gezeigt, was nicht schon jede*r gewusst hätte. Und deshalb wird jetzt auch genau das geschehen, was schon vorher geschehen ist: nichts außer Scheiße!" Mir ist erwidert worden, ich solle aufhören, übellaunige Kommentare abzusondern. - Und jetzt lese ich das hier!
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