Montag, 12. September 2016

Faustischer Pakt?

 Mit Herzblut unterzeichnen


Der Blog-Redaktion wurde ein "Commitment" zugespielt, welches die KollegInnen in der Filiale Frankfurt unterzeichnen sollen, um das Thema "Aktives Verkaufen" noch mehr zu verinnerlichen.
Ob es sich nun um einen Teufelspakt handelt wie in Faust und man damit seine Seele verkauft, kann jeder für sich selbst entscheiden.

Hier das von der dortigen Filialleitung angedachte Papier:

  1. Wir begrüssen unsere Kunden persönlich, freundlich mit Ansprache und/oder Zunicken und Lächeln
  2. Wir nutzen die Kaufkraft der Region und empfehlen gerne unseren Kunden hochpreisige und anspruchsvolle Ware, Zusatzartikel aus dem Sortiment und gerne unterstützen wir den Hang zum "Zweitbuch"
  3. Wir forcieren in unseren Beratungsgesprächen den Verkaufsabschluss 
  4. Wir sprechen Kunden AKTIV an - an den Infos, im Raum, vor den Wegweisern, am Regal
  5. Wir "verkaufen, was wir an toller Ware haben" - und empfehlen Alternativen aus dem Sortiment
  6. Wenn wir bestellen, bieten wir jedem Kunden die (kostenlose) Versandbestellung nach Hause an
  7. Wir verstärken unsere Buchtipps - bitte bei Frau XY abgeben 
  • hiermit erstellen wir eine Empfehlungswand, damit Sie von den Leseerlebnissen der Kollegen profitieren, informierter sind und den Horizont erweitern, abteilungsweit gesehen. So können Sie noch mehr Infos an den Kunden bringen, begeisterte Leserstimmen...
  • mittelfristig wollen wir Platz im Laden mit Buchhändler-Empfehlung auf Würfel im EG zeigen
  • die besten drei Empfehlungen küren wir mit einem kleinen Preis
  • jede Etage je Seite der Etage EINEN Tipp PRO MONAT
       8. Wir begleiten Kunden, wann es immer die Besetzung zulässt, zu seiner gewünschten Abteilung,
           dem Regal, auf die Etage - oder gehen mit in die Wegrichtung ein Stück und verweisen an
           Kollegen.
       9. So oft als möglich gehen wir mit dem Kunden ZUERST ans Regal, nicht an die Info
      10.Ich denke daran: wir haben eine Raum-Regie - diese nutze ich, um präsent im Raum zu sein

      Ja, gerne bin ich dabei und lasse mich darauf ein, alle Möglichkeiten zur aktiven und positiven
      Kundenansprache mit Wissen um mein Know-how als Buchhändler und nicht zuletzt als Mensch
      zu nutzen, - im Sinne unserer Kunden und des Umsatzzieles.

      Name: ___________________                                                 Datum:__________________




"Chaka-chaka"*


*Anmerkung der Blog-Redaktion


12 Kommentare:

  1. Da ich juristisch ungeschult bin, kann die Blog-Redaktion den Artikel bitte um Probleme und juristische Tipps erweitern, was die Folgen beim Unterzeichnen oder auch Verweigern wären.

    Da ich aus einer kleineren Filiale komme, sind mir die oben genannten "Verhaltensregeln" nicht neu, sondern gehören zum Standard, ohne dass ich jemals einen "Teufelsfakt" mit genauen Arbeitsanweisungen unterschreiben musste. Liegt es an der Größe der Filiale oder ist es ein filialinternes Problem auf das damit eingegangen wird?

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  2. Hat sie das im Alleingang gemacht? Denn juristisch ist das, denke ich, wirklich eher eine seltsame Geschichte. Wozu sollte man das unterschreiben? Und was passiert, wenn ich es nicht unterschreibe?
    Vielleicht braucht die Filialleitung aus Frankfurt etwas mehr Führung - und sollte das schriftlich bekommen.

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    1. Soweit mir bekannt ist, gab es eine Filialleiterrunde, wo die FLs aufgefordert worden sind, diverse "Ideen" zu entwickeln. Die Filialleitung in FFM ist neu und muss sich anscheinend noch profilieren.

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    2. Mich überrascht das alles nicht. Einerseits gibt es seit Jahren eine Einschränkung der Kompetenzen der Mitarbeiter, eine zunehmende Dequalifizierung des Fachberufes Buchhändler hin zum Medienverkäufer. Andererseits gibt es parallel dazu eine immer stärkere Zentralisierung, Standardisierung und Kontrolle.

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  3. Ja, das ist wahrlich ein Teufelspakt. Man soll den Kunden dazu bewegen, etwas zu kaufen! Nie, wirklich niemals würde ich etwas wie dieses unterschreiben. Da könnte ich ja gleich im Verkauf arbeiten.

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    1. Die Sache ist ganz einfach: wenn ich plötzlich etwas unterschreiben soll, was ich sowieso dauernd mache, weil es mein Job ist, dann will mich doch entweder für dumm verkaufen - oder er hat selbst irgendwie ein Problemchen. Mich erinnert der ganz Schrieb mit seinen feierlichen Wir-Deklarationen an christliche Glaubenssymbole. Der Sektenbeauftragte läßt grüßen!

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  4. Und wann müssen wir über glühende Kohlen gehen?

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  5. Das wofür hier eine schriftliche Verpflichtungserklärung gemacht wird, mache ich jeden Tag. Für mich ist das nur eine weitere Form von bürokratischer Kontrolle und die Schaffung von potenziellen Sanktionierungsmöglichkeiten.

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  6. Die Filialleitung hat eben ihren Faust gelesen:

    "Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen"

    »Schülerszene« in Goethes Faust (1. Teil, Studierzimmer 2)

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  7. Es ist ein weiterer Schritt zur Formalisierung der Kontrolle. Wie soll es praktisch ablaufen? Sind die FL auf Dauerbeobachtung? Was ist, wenn ich, wenn ich bei der Beurteilung meiner Leistung anderer Meinung bin als mein FL?

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    1. Anscheinend wurde die FL in Sachen Unterschrift zurückgepfiffen, am grundsätzlichen Vorgehen mit den Bewertungsbögen soll aber nichts geändert werden.

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  8. Wenns nur dieses Pamphlet wäre, wäre ich froh. Die "Neue" ist schon sehr chaotisch: sagt mir heute, wie ich etwas machen soll, um es morgen genau anders herum von mir zu verlangen. Alles soll schöner und strukturierter werden, aber überall werden Schilder aufgestellt und zusätzliche Präsentationsmöbel platziert. Die Abteilungsleiter können bei Ratlosigkeit auch nicht helfen, weil sie selbst nicht wissen, was als nächstes kommt.
    Wenn ich das geahnt hätte, wäre mir die Kündigung der Vorgängerin nicht egal gewesen.

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