Wie Unternehmen ihr Image konstruieren: Beispiel Amazon
Selbst die Minions haben nichts zu lachen bei Amazon (Foto: ver.di)
Propaganda (von lateinisch propagare ‚weiter ausbreiten, ausbreiten, verbreiten‘) bezeichnet einen "absichtlichen und systematischen Versuch, öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten erwünschten Reaktion zu steuern" (Wikipedia).
Dies geschieht nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg hatte jedes größeres Unternehmen seine eigene Propaganda-Abteilung. Da der Begriff durch die Nazis vollkommen diskreditiert war, ersetzte man ihn durch die unverfänglicheren Begriffe "Public Relations" oder "Öffentlichkeitsarbeit". Wir bringen im folgenden einen Text des Amazon-Kollegen Crissy, der sich am Beispiel von Amazon mit dem Thema auseinandersetzt.
"Das Ansehen des Internetriesen Amazon hat durch die Berichterstattung über die Arbeitsbedingungen einigen Schaden genommen. Dem versucht das Unternehmen entgegenzuwirken und sein Image positiv aufzupolieren. Dafür geht es verschiedene Wege. Einige Dieser Wege habe ich in vergangenen Artikeln schon beleuchtet. Ein weiterer Weg, den Amazon diesbezüglich beschreitet, ist eine massive Werbekampagne. Damit wird versucht das Unternehmen als freundlichen und innovativen Arbeitgeber zu präsentieren.
Seit einigen Wochen fährt eine Straßenbahn mit Amazon-Werbung durch Leipzigs Straßen. Diese zeigt einen „Amazon“-Schriftzug, sowie einige freudig strahlende Mitarbeiter. Die Fotos dieser Mitarbeiter hängen auch im Versandhandelszentrum, auf dem Weg in die Kantine, an denen jeder Mitarbeiter vorbei gehen muss.
Ebenso gibt es auch einen Wettbewerb, bei welchem die Mitarbeiter über ihr schönstes Amazon Erlebnis berichten sollen. Dabei wird natürlich eine Jury von Amazon-Managern eingesetzt, welche die Berichte filtern und weiterverbreiten sollen. Kritische Stimmen finden dort selbstverständlich keinen Platz.
Ein anderer von Amazon veranstalteter Wettbewerb für Schulkinder wurde jüngst vom hessischen Bildungsministerium angemahnt, da dieser Wettbewerb nicht der Förderung der Kinder diene, sondern lediglich eine Werbekampagne für Amazon und dessen eigene Produktlinie sei. Laut hessischem Bildungsministerium verstößt dieser Wettbewerb gegen das hessische Schulgesetz. Die Internetseite LobbyControl führt weiterhin an, dass es Amazon dabei ebenso um Kontakte zur Regionalpolitik gehe. Dass Amazon von solchen Wettbewerben profitiert zeigt sich bereits in der Berichterstattung, welche ein absolut positives und unreflektiertes Bild über das Unternehmen widergeben.
Ein weiteres Projekt ist noch in der Planungsphase. Es soll eine Arbeitsgruppe geschaffen werden, die sich mit der Kritik seitens der Gewerkschaft auseinander setzen und als Unwahrheit darstellen soll. Hierfür sollen ausgewählte Arbeiter genommen werden, die sich bisher nicht am Streik beteiligen.
Seitens etablierter lokaler Medien ist mitunter kaum eine kritische Berichterstattung wahrzunehmen. In einigen großen Tageszeitungen der Region wird der Streik allenfalls in einer Randnotiz mal erwähnt. Die Motive der Mitarbeiter und weitere Problematiken werden dabei konsequent außen vor gelassen. Man kann nur spekulieren, ob dies damit zusammenhängt, dass Amazon alljährlich in der Vorweihnachtszeit riesige Anzeigen in diesen Zeitungen schaltet, um Mitarbeiter für sein Weihnachtsgeschäft zu gewinnen.
Amazon selbst besitzt bereits eine professionelle PR-Abteilung, die bei TV-Berichten teilweise im Hintergrund zu sehen ist. In einem Fall wurde ein Standortleiter zum Schweigen gebracht, als sich dieser zur Wirksamkeit des Streiks äußern wollte. Diese Abteilung betreibt unter anderem eine Internetseite, die sich mit den verschiedenen Standorten in Deutschland befasst. Auch dort sind keine kritischen Zwischentöne zu finden oder Stimmen, die sich mit dem Streik beschäftigen. Weiterhin bringt Amazon noch seine eigene, deutschlandweite und firmeninterne Mitarbeiterzeitung heraus. Auch dort finden sich jede Menge Erfolgsgeschichten und viele glückliche Mitarbeiter. Probleme und Missstände finden ebenfalls keine Erwähnung.
All diese Maßnahmen bedürfen einer riesigen Anstrengung des Konzerns, um ein positives Bild von sich nach außen zu transportieren. Es wäre viel einfacher für das Unternehmen, wenn man sich mit den Anschuldigungen und Forderungen seiner Mitarbeiter ernsthaft auseinandersetzen würde, um Lösungen zu erarbeiten. Denn diese Mitarbeiter bringen diese Anschuldigungen immer wieder hervor.
Statt an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten, gibt man lieber viel Geld aus für Werbe- und Imagekampagnen. Amazon hat noch nicht erkannt, dass es auf diese Kampagnen verzichten könnte, wenn die Probleme innerhalb des Konzerns beseitigt würden. Dies geht nur, indem man sich gemeinsam an einen Tisch setzt. Das allerdings wird weiterhin vehement von Amazon abgelehnt.
Crissy
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Quelle: www.amazon-verdi.de
Amazon braucht keine Propaganda.
AntwortenLöschenAmazon profitiert dankbar von immer fauler werden, immer unkritischeren Kunden, die sich vom Logarithmus erklären lassen, was sie lesen, hören und sehen wollen und ihre einzigen Nachrichten aus Facebook beziehen. Dazu eine scheinbar unproblematische Rücknahmeregelung und fertig ist. CO2 Bilanz, Arbeitsbedingungen, Verödung der Innenstädte - alles kein Thema für die mündigen Bürger von heute.
Hut ab vor der Autorin, ich würde nicht öffentlich zugeben, für Amazon zu arbeiten.
Ich glaube schon, daß Amazon diese Firmenpropaganda dringend braucht. Denn ich kenne kein Unternehmen, das ein so mieses Image hat. Es stimmt, die Leute kaufen bei Amazon, aber sehr viele mit einem schlechten Gefühl. Und das beeinträchtigt dann doch den Umsatz, der bei einem besseren Image noch höher sein könnte. Interessant in dem Artikel der Hinweis auf die Bildung einer eigenen Arbeitsgruppe zur Gewerkschaftsbekämpfung. Das ist kriminell.
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