Dienstag, 31. März 2015

Emmely ist tot

Kassiererin Emmely ist tot

ver.di / Foto: Markus Wächter



Nach 31 Beschäftigungsjahren war Barbara Emme 2008 von ihrem Arbeitgeber, der Supermarktkette Kaiser’s, fristlos entlassen worden, weil sie angeblich zwei von Kunden liegengebliebene Bons im Wert von 1,30 Euro selbst eingelöst hatte. Die Kassiererin wies die Vorwürfe stets zurück und klagte sich mit Hilfe von ver.di durch die Instanzen. Unterstützung bekam sie zudem von linken Aktivisten, die ihren Arbeitskampf im Einzelhandel unterstützten. Der Fall Emmely wurde in vielen Talkshows diskutiert. Ihr Protest rückte Verdachtskündigungen ins öffentliche Licht, mit denen Unternehmen unbequeme und aufmüpfige Arbeitnehmer/innen loswerden wollen.


Nachdem Emmely in mehreren Instanzen zunächst verloren hatte, erklärte das Bundesarbeitsgericht in Erfurt 2010 die Kündigung für unwirksam. Barbara Emme bekam eine neue Stelle in einem Kaiser’s in ihrem Wohnviertel in Berlin-Hohenschönhausen, wo sie als Kassenbeauftragte in zweiter Position befördert wurde. Wie ihre Kinder mitteilten, habe ihre Mutter schnell ein Vertrauensverhältnis zu ihren neuen Arbeitskolleginnen aufgebaut. Mit einem sehr guten Wahlergebnis wurde sie in den Betriebsrat gewählt, wo sie die Interessen ihrer Kolleginnen vertrat.

 Darüber hinaus war sie im Vorstand der „Stiftung Menschenwürde und Arbeitsrecht“, um anderen Menschen, die sich in ähnlichen Situationen befinden, zu helfen. „Unsere Mutter war und blieb eine aktive Gewerkschafterin“, betonen ihre drei Töchter in einer Pressemitteilung. Solidarität habe für ihre Mutter immer an erster Stelle gestanden. Barbara Emme war durch den aufsehenerregenden Prozess bis über die Bundesrepublik hinaus bekannt und wurde auch von Kolleginnen anderer Länder eingeladen. Auf diese Weise habe sich ihr Traum, die Welt zu sehen, erfüllt. Ihr Leitsatz sei gewesen „Wer aufgehört hat zu kämpfen, hat schon verloren!“


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