Kassiererin Emmely ist tot
ver.di / Foto: Markus Wächter |
Nach 31 Beschäftigungsjahren war Barbara Emme 2008 von ihrem
Arbeitgeber, der Supermarktkette Kaiser’s, fristlos entlassen worden,
weil sie angeblich zwei von Kunden liegengebliebene Bons im Wert von
1,30 Euro selbst eingelöst hatte. Die Kassiererin wies die Vorwürfe
stets zurück und klagte sich mit Hilfe von ver.di durch die Instanzen.
Unterstützung bekam sie zudem von linken Aktivisten, die ihren
Arbeitskampf im Einzelhandel unterstützten. Der Fall Emmely wurde in
vielen Talkshows diskutiert. Ihr Protest rückte Verdachtskündigungen ins
öffentliche Licht, mit denen Unternehmen unbequeme und aufmüpfige
Arbeitnehmer/innen loswerden wollen.
Nachdem Emmely in mehreren Instanzen zunächst verloren hatte, erklärte
das Bundesarbeitsgericht in Erfurt 2010 die Kündigung für unwirksam.
Barbara Emme bekam eine neue Stelle in einem Kaiser’s in ihrem
Wohnviertel in Berlin-Hohenschönhausen, wo sie als Kassenbeauftragte in
zweiter Position befördert wurde. Wie ihre Kinder mitteilten, habe ihre
Mutter schnell ein Vertrauensverhältnis zu ihren neuen
Arbeitskolleginnen aufgebaut. Mit einem sehr guten Wahlergebnis wurde
sie in den Betriebsrat gewählt, wo sie die Interessen ihrer Kolleginnen
vertrat.
Darüber hinaus war sie im Vorstand der „Stiftung Menschenwürde und
Arbeitsrecht“, um anderen Menschen, die sich in ähnlichen Situationen
befinden, zu helfen. „Unsere Mutter war und blieb eine aktive
Gewerkschafterin“, betonen ihre drei Töchter in einer Pressemitteilung.
Solidarität habe für ihre Mutter immer an erster Stelle gestanden.
Barbara Emme war durch den aufsehenerregenden Prozess bis über die
Bundesrepublik hinaus bekannt und wurde auch von Kolleginnen anderer
Länder eingeladen. Auf diese Weise habe sich ihr Traum, die Welt zu
sehen, erfüllt. Ihr Leitsatz sei gewesen „Wer aufgehört hat zu kämpfen,
hat schon verloren!“
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