Montag, 7. Mai 2018

Ausgepowert: Was vom Porsche-Projekt übrig blieb

Osiander-Chef Riethmüller zieht kritische Bilanz

Ist das alles, was vom Porsche-Projekt übrig blieb?


Vor einigen Jahren grassierte das Porsche-Fieber nicht nur im Einzel-, sondern auch im Buchhandel.
Die Unternehmensberater der Porsche Consulting GmbH gingen nicht nur bei Thalia, der Mayerschen und Osiander ein und aus, sondern verbreiteten ihre vermeintliche Heilsbotschaft - für gutes Geld - auch bei Hugendubel.
Umso bemerkenswerter, was der Geschäftsführer der Osianderschen Buchhandlungskette, Christian Riethmüller,in einem vor wenigen Tagen erschienenen Interview mit Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir äußerte.

 
Börsenblatt:  "Passt denn da noch die »Powerselling«-Parole Ihrer Porsche-Berater?


Riethmüller:  Die Idee war es, Mitarbeiter zu benennen, die den ganzen Tag über Powerselling machen, also nichts anderes tun als Kunden zu beraten und ihnen etwas zu verkaufen. Inzwischen haben wir gelernt, dass sich die Anweisung, jeden Kunden nicht nur zu begrüßen, sondern aktiv anzusprechen, nicht umsetzen lässt, weil viele Kunden das gar nicht wollen. Neun von zehn Kunden, die zu uns kommen, wollen keine inhaltliche Beratung. Die wollen also auch nicht dauernd gefragt werden: »Wie kann ich Ihnen helfen?« Die wollen eher mal wissen, wo ein Buch steht oder ob wir ein Buch vorrätig haben. Die nonverbale Kundenorientierung nimmt an Wichtigkeit zu. Das A und O ist die Präsentation der Bücher."


Und wie viele unserer Kunden, Herr Hugendubel, finden Drückermethoden unangenehm?
 
 
Quelle: Börsenblatt, 4. Mai 2018, Online-Ausgabe
https://www.boersenblatt.net/artikel-filialisten__osianders_wachstumsplaene.1463378.html 

6 Kommentare:

  1. Herr Riethmüller spricht mir aus der Seele! Und vor allem interessant: vor einem Jahr war er noch von dem genauen Gegenteil überzeugt! Doch mal ganz ehrlich: wer von uns möchte in einem Laden dauernd angesprochen werden. Das Ideale ist doch wenn der Kunde gerne und immer wieder zu uns kommt weil er dort jedesmal aufs Neue inspiriert,angeregt, überrascht und wenn er möchte kompetent beraten wird.Dafür muss eine Wohlfühlatmosphäre herrschen, das Sortiment muss stimmen und die Präsentation so stimmig sein, daß er gar nicht anders kann als jedesmal etwas mitzunehmen!Und was ganz Wichtiges:er sieht immer(und zwar genügend!!) freundliche, kompetente Buchhändler die ihm signalisieren: wenn du Hilfe brauchst ich bin für dich da!

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  2. Ja stimmt. Eine Kundin sagte neulich, zu Thalia geht sie sowieso nicht mehr, "seit man da nicht in Ruhe gelassen wird. Da wird man sofort überfallen von den Verkäufern, total unangenehm."

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  3. Auch wenn man sich an den Kopf fasst, dass Hr. und Fr. Hugendubel einen Haufen Geld (sechsstellig) Porsche Consulting in den Rachen werfen (153 EUR für 16 Mitarbeiter als Zuschuss für den Eintritt zur Frankfurter Buchmesse war nicht möglich), was man mit den Beschäftigten zusammen hätte entwickeln können, so gab es doch durchaus einige gute Vorschläge zur Organsiation der Arbeit, die mittlerweile alle versandet sind. Die KVP-Trainer (TG 4) sind mittlerweile auch nicht mehr mit dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess beschäftigt, sondern - so hört man - eher mit dem Bespitzeln von Mitarbeitern.

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    1. Das Ausspionieren und spätere Entsorgen kritischer, denkender und nicht gehirngewaschener Kolleginnen und Kollegen kann aus Sicht der GL durchaus Teil eines Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses sein, nur eben nicht so, wie uns das vorab in hohen Tönen vorgesungen wurde. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, was an technischen Neuerungen in die Filialen gespült wird.

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  4. Es gab übrigens auch ein paar gute Vorschläge von den Porsches. Die wurden nur nicht umgesetzt. Übrig geblieben ist nur, dass die Belegschaft die Beine in die Hand nehmen soll. Und das war genau das, was unsere Chefs schon vorher dachten. Dass sie selbst auch einiges anders und besser machen könnten, haben sie genau so ignoriert, wie sie es vorher auch schon gemacht haben.

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