Zum 200. Geburtstag von Karl Marx
"Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in den der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist."
(Karl Marx, Zur
Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung / 1843-44)
Mist aber auch! Jetzt hätte ich fast vergessen, der Blog-Radaktion zur Wahl des obigen Zitates mein Beileid auszusprechen; was ich hiermit dringend nachholen möchte.
AntwortenLöschenKarl Marx wird wieder gelesen, weil sich zeigt, dass seine Analysen und Prognosen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen richtig waren.
Aus den Worten, mit denen er hier zitiert wird, sollten die Blog-Leser/innen daher keine falschen Schlüsse ziehen. Sie offenbaren lediglich, wie wenig selbst ein so bedeutender Denker gegen logische Inkohärenzen gefeit ist, sobald er meint, seine Lieblingsideen mit ins Spiel bringen zu müssen.
Dass Marx es in Wahrheit besser wußte, läßt sich schon daran erkennen, dass sein Hauptwerk "Das Kapital" und nicht "Die Religion" heißt.
Wenn nämlich die Lebensbedingungen der Menschen entscheidend von der Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsbedingungen abhängen, dann ja wohl nicht von der Religion.
Denn der Kampf um Abhängigkeit oder Freiheit, Unterdrückung oder Emanzipation wird an der materiellen Basis und nicht auf der siebten Etage des spirituellen Überbaus ausgetragen, wo sich Gläubige und Ungläubige ihre Scheinargumente um die Ohren hauen.
Wer dafür ein Beispiel braucht, sollte vielleicht mal überlegen, warum Europa seit Marx längst nicht in dem selben Maß sozialistischer, egalitärer, menschlicher, geworden ist, in dem es heute atheistisch ist.