Montag, 16. Februar 2015

70 Weltbild-Filialen verkauft

Stellungnahme des WB-Betriebsrates

Vor der Weltbild-Insolvenz im Januar 2014 gab es ca 230 Weltbildplus-Filialen. Dem Insolvenz-Plan zufolge sollten 167 Filialen übrig bleiben. Dann standen weitere 30 Schließungen zur Disposition. Jetzt lassen die neuen Geschäftsführer Sikko Böhm und Patrick Hofmann, Statthalter des Droege-Konzerns in Augsburg, einen weiteren Paukenschlag folgen:  Sie verkaufen fast die Hälfte der verbliebenen 145 Filialen  an eine "mittelständische Buchhandelskette in Ahaus, um das stationäre Geschäft zu stärken". Von diesem Einschnitt sind 400 Beschäftigte betroffen. Ihre bestehenden Arbeitsverträge sollen fortgeführt werden. Übrig bleiben 75 Filialen mit 600 MitarbeiterInnen. Dieser Verkauf - so ver.di-Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck - wird gravierende Folgen für Weltbild Retail und Weltbild Logistik haben: "Das Auftragsvolumen wird sinken, damit haben die Geschäftsführer eine Rechtfertigung mehr, weitere Leute zu entlassen."
Oder wie es eine Kollegin aus der Weltbild-Retouren-Abteilung in einem Kommentar im Weltbild-Verdi-Blog auf den Punkt brachte: "Die Strategie zementiert nur den eingeschlagenen Weg nach unten: Werbung runter –> Umsatz runter –> Beschäftigung runter."

Hier die Stellungnahme des Weltbild-Betriebsrates zur aktuellen Entwicklung:
 

"Auch die heutigen Gespräche des Betriebsrats mit der Geschäftsführung gingen ohne greifbare Ergebnisse zu Ende. Der Ton war sachlich, aber der Abbau von nochmals 400 Arbeitsplätzen ist weiter strittig. Es wurde nicht über Namenslisten oder einen Sozialplan verhandelt.

Die Geschäftsführung hat eine betriebswirtschaftliche Mittelfristplanung vorgelegt, die aber erst Ende des Monats vom Beirat der Gesellschafter verabschiedet werden muss. Wir werden sehen, ob sowohl Droege als auch Geiwitz die Planung als realistisch einschätzen und genehmigen.

Der Betriebsrat vertritt weiterhin den Standpunkt, das Konzept Weltbild 2.0 – oder eine vergleichbare Vorwärts-Strategie – muss maßgeblich für den Sanierungsprozess sein.

BR sieht Filialverkauf kritisch

Den Verkauf von 70 Filialen, der heute offiziell der Presse mitgeteilt wurde, sieht der BR strategisch äußerst kritisch. Ebenso wie andere Maßnahmen, welche die Geschäftsführung zur Konsolidierung vorschlägt.

Die Kritik begründet sich nicht allein auf den damit verbundenen sozialen Härten, sondern darauf, dass der Gesamtplan betriebswirtschaftlich nicht konsistent erscheint. Die Strategie zementiert nur den eingeschlagenen Weg nach unten: Werbung runter –> Umsatz runter –> Beschäftigung runter.

Austausch von Argumenten

Der Betriebsrat will einen anderen Weg, der sich an den traditionellen Stärken von WELTBILD als Medienhändler orientiert. Dafür hat die Arbeitnehmervertretung heute wieder viele Argumente vorgebracht, die jetzt vom Arbeitgeber geprüft werden. Weitere Termine sind vereinbart."

Quelle: www.weltbild.verdi.de

13 Kommentare:

  1. Danke, dass Ihr Euch noch für uns interessiert, das tut gut. - Wir lesen auch nach wie vor bei Euch hier mit und schütteln ganz arg mit dem Kopf, was mit Euch so angestellt wird... Alles Gute Euch weiterhin und kollegiale Grüße! Ein Weltbild Mitarbeiter.

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  2. http://www.muensterlandzeitung.de/staedte/ahaus/Dubiose-Wendung-Potentieller-Weltbild-Kaeufer-hat-keinen-Mietvertrag;art977,2627139

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  3. Die Naivität des WB-Betriebsrates ist echt nicht zu überbieten, ihm müsste doch klar sein, dass ansonsten 150 Filialen in die Anschlussinsolvenz gehen und die Retail dann den Laden dicht machen muss.. Naja, da hilft vielleicht auch wirklich nur noch die Abrissbirne...

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  4. kaum zu überbieten ist wohl eher Dein Kommentar, "Anonym 19.2.": Unser Betriebsrat kämpft eben um jeden Arbeitsplatz. Und wenn das eben längere Verhandlungen bedeutet: So ists eben so! Ein BR, der zu jedem unausgegorenen Pups irgendeiner Geschäftsführung gleich ja sagt - wozu soll denn so einer dienen??? Oder verfügst Du über WB-interne Geschäftszahlung und kannst das alles eh viel besser beurteilen? - Leute gibts......

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    1. Man muss wohl kaum über interne Zahlen zu verfügen um zu sehen, dass die Retail und die Filialen so gut wie pleite sind... Es wird kein Geld vom Himmel fallen und Droege wird nichts mehr geben-oder verfügst du über WB-interne Geschäftszahlen die eine größere Einzahlung in Millionenhöhe auf den Geschäftskonten darlegen - naive Leute gibt's.....

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  5. "Traditionelle Stärken von Weltbild"??

    Nennt mir eine?
    Weltbild war Vorreiter der Vermüllung der Buchhandelslandschaft mit sogenannten Nonbooks. Ich kenne niemanden, den der Verlsut der Läden aus Kundensicht bedauern würde.

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  6. Jetzt sind 70 Weltbild Filialen verkauft worden. Seit 01.02.2015 gehören sie zur Buchhandlung Lesensart. Aber weder der Betriebsrat noch Verdi ist in der Lage hier Infos zu geben.
    Es scheint so als habe der Verkauf nie statt gefunden.
    Auch keine Pressemeldungen das der Verkauf nun über der Bühne ist.
    Traurig aber wahr.
    Es betrifft immerhin ca. 400 Mitarbeiter die nicht so richtig wissen wie es weiter geht.

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  7. Ha ha Das ist so krass...rekne verarschung...und der br ist so krass...applaudiert noch der massnahme Siehe szbericht...keine von den fillialen wird ueberleben...keine

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  8. Wenn ein Handelskonzern insolvent ist, dann bedeutet das in der Regel das Ende.
    Dass Weltbild noch da ist, hat es dem hohen Engagement von BR und ver.di zu verdanken.
    Ohne massiven öffentlichen Druck hätte die Kirche sich ohne finanzielle Unterstützung davon gestohlen. Ohne das hohe Engagement gäbe es kein Zukunftskonzept, sondern wäre bereits zerschlagen worden.
    Zu den Filialen: in der Vergangenheit haben sich viel zu wenige KollegInnen gewerkschaftlich organisiert und Betriebsräte gebildet. Das Geschrei ist dann immer gross, wenn der Karren dann im Dreck ist.

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    1. Es gibt ein Konzept?
      Und das hat Verdi entworfen?
      Da sind wir jetzt aber mal gespannt, was aus diesem Karren wird, der nun definitiv im Dreck steckt. Und zwar tief.

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    2. Es gibt das Konzept Weltbild 2.0, das zusammen mit Roland Berger entwickelt wurde und nicht auf Zerschlagung und Filetierung setzt.

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  9. Man kann zum Verkauf stehen wie man will, aber wer denkt, Droege würde defizitäre Filialen längerfristig weiterbetrieben, der irrt. Von daher wären die verkauften Filialen mit Sicherheit den Filialtod gestorben. So haben sie immerhin den Hauch einer Chance...

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