Mittwoch, 5. Februar 2020

Der marktgerechte Mensch

Dokumentarfilmprojekt zum Neoliberalismus


Bildergebnis für Der marktgerechte mensch"



Das gerade abgeschlossene Dokumentarfilmprojekt  Der marktgerechte Mensch“ des Autorenduos Herdolor Lorenz und Leslie Franke hatte kürzlich Tagen Premiere. 
Die Autoren haben dieses wie auch vergangene Filmprojekte mit Hilfe von Spenden von Einzelpersonen wie auch gesellschaftlichen Initiativen finanziert (crowd-funding). 
 Attac und ver.di haben das Projekt ebenfalls unterstützt.

Ursprünglich sollte es früher fertiggestellt werden, da die Macher aber bei ihren Recherchen auf besonders empörende Auswüchse der Kommerzialisierung des Gesundheitswesens stießen, wurde das Projekt „Der markgerechte Patient“, sozusagen als erweiterter Teilaspekt der Gesamtproblematik, vorgezogen. 

Lorenz/Franke haben schon mit anderen systemkritischen Filmen (Bahn unterm Hammer, Wer rettet Wen?)  Aufsehen erregt, besonders spektakulär war der europaweit rezipierte Film „Water makes Money“ (2010) über die Privatisierung der Trinkwasserressourcen, der zu einer Klage des Wasserversorgers Veolia gegen die beiden Autoren  führte, die aber krachend abgeschmettert wurde.

Der markgerechte Mensch“ schildert, wie der Titel andeutet, etwa am Beispiel von H&M, Fahrradkurieren von Lieferando etc. die radikale Umgestaltung der modernen Arbeitswelt inkl. Wegfall sozialer Mindestsicherung, vehementem Vorgehen gegen Betriebsräte, hin zu einer globalen „gig-economy“, bei der Internet-Jobvermittler ihren Kunden den Kontakt zum bestqualifizierten aber mindestbezahlten aus einem Pool von Hunderten Millionen (!) Arbeitskräften weltweit versprechen.

Ein wichtiger Aspekt, den dieser Film als Begleiterscheinung, bzw. eigentlich als Voraussetzung, der Entmenschlichung dieser universalen Arbeitsmaschinerie herausstellt, ist die Auflösung sozialer Bindungssysteme und eben auch solidarischer Gemeinschaften sowie damit zwangsläufig verbundener Krankheitserscheinungen.
Nicht ganz von ungefähr wird hier auch der Vergleich zu modernen Mustern der (onlinebasierten) Partnersuche und des Beziehungsabbruchs gezogen: teilanonym, technisiert, kommerzialisiert, „bei Nichtgefallen zurück“.

Als Interviewpartner tauchen im Film u.a. bekannte Sozialforscher auf: Gerald Hüther, Eva Illouz, Harald Welzer. Ein besonders interessante neue wissenschaftliche Beobachtung rief im gesamten Zuschauerkreis verblüfftes Raunen hervor:

Amerikanische Kinderpsychologen präsentieren filmisch dokumentierte Experimente, bei denen Kleinstkinder mit Erwachsenen konfrontiert werden, die Hilfe benötigen. Sie laufen sofort durch den Raum und helfen und sind glücklich, wenn sie die problematische Situation lösen konnten, was verdeutlicht:

Der Mensch ist nicht von Natur aus nur egoistisch, will nur haben, immer mehr haben und nichts abgeben und muss dann mühsam zu Empathie und sozialer Aktivität (um)erzogen werden, sondern er kooperiert und hilft „von Natur aus“.

Bei wem nach diesem Beitrag Interesse geweckt ist bzw. wer vielleicht selber in politischen und kulturellen Initiativen vernetzt ist und diesen Film zeigen möchte:

Der Film wird natürlich nur in ausgewählten Programmkinos oder bestimmten Sonderaufführungen gezeigt (Spielorte einzusehen unter: http://www.salzgeber.de/delicatessen/termine_mensch.html), man kann aber auch bei den Autoren DVDs erwerben (auch solche der älteren Filme) mit ,nach kleinen gestaffelten Gebühren verbundenen, Lizenzen für eine oder mehrere nichtkommerzielle oder kommerzielle Aufführungen (zu finden auf der Website von KernFilm).


Weitere Infos hier

 


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