Einer von elf Präsidentschaftskandidaten: Jean Luc Mélenchon
1. Zur
kommenden Präsidentschaftswahl in Frankreich am 23. April 2017 treten in der
ersten Runde 11 Kandidaten an. Wer
vertritt aus Deiner Sicht von diesen 11 noch am ehesten die Interessen der ArbeiterInnenklasse?
Die Frage stellt sich in einem größeren
Zusammenhang: Welches politische Projekt ist geeignet, eine
"nachhaltige" Perspektive für die große Mehrheit der Menschen in
Frankreich und darüber hinaus in Europa aufzuzeigen? Die Überraschung aller
Fatalisten ("wählen bringt nichts") ist die hohe Zustimmung für
Jean Luc Mélenchon ("Les Insoumises"). Könnte ich hier wählen, hätte
er meine Stimme. Zum einen, weil er eine "6. Republik" mit einem
demokratischen Unterbau vorschlägt.
Zum anderen, weil er mit dem Slogan der
französischen Revolution nach vorne weist: Es gibt eben keine Freiheit ohne
Gleichheit und Solidarität. Das Land mit den meisten Millionären Europas
braucht eine Umverteilung von oben nach unten: höhere Löhne, höhere und frühere
Renten, ein besseres Bildungs- und Gesundheitssystem, Arbeitsplätze durch eine
ökologische Neuorientierung... gegenfinanziert durch ein gerechteres
Steuersystem. Die Bewegung um Mélenchon rebelliert gegen die Oligarchen in der
Wirtschaft und deren hörige Helfern in der Politik und will ein
neues, soziales und friedliches Fundament für Europa. Wer behilflich sein will,
kann das bei einem Computerspiel "Fiscal
Kombat" praktizieren: Man schüttelt
die "OligarchInnen", etwa Madame Betancourt oder Lagarde; was an
Euros herausfällt, wird gesammelt und für eine gerechtere Sozial- und
Bildungspolitik bereit gestellt.
Unter den "kleinen" Kandidaten
trägt vor allem Philipp Poutou (NPA), der einzige
Fabrikarbeiter unter den Kandidaten, zur fortschrittlichen Positionierung
in den Fernsehrunden bei. Anders als bei seinem Vorgänger Olivier
Besancenot, der jetzt als Rapper auftritt und bei den letzten Wahlen zum
Presseliebling gegen Mélenchon avancierte, stellt man ihn in die Ecke des
Hofnarren von links - bis hin zum Lachanfall einer Journalistin. Was von Poutou
in jedem Fall bleibt, sind Sprüche, die zum Kult augen. Der Immunität von Rechtsbrechern wie Le Pen ("Immunité parlementaire") hält er zum Beispiel die Immunität für Aktivisten aus der Arbeiterschaft ("Immunité ouvrière") entgegen..
2. Welchen
Kandidaten unterstützen die Gewerkschaften, also z.B. die CGT?
Traditionell unterstützen die Gewerkschaften
niemand. Allerdings gibt es zahlreiche Initiativen in den Betrieben für
Mélenchon.
3.
Nachdem der neoliberal-reaktionäre Katholik Fillon der konservativen Partei Les
Républicains sich wegen einer Korruptionsaffaire aus dem Rennen geschossen hat,
läuft es in der zweiten Runde wohl auf einen Zweikampf zwischen Emmanuel
Macron mit seiner En Marche!-Bewegung und Marine Le Pen vom rechtsextremen
Front National hinaus. Macron, ehemaliger Wirtschaftsminister unter dem
'Sozialisten' Hollande bezeichnet sich als "weder rechts noch links",
hat große Sympathien bei den bürgerlichen Medien auch in Deutschland und
vertritt ebenfalls ein neoliberales Programm. Deine Einschätzung?
Macron hat bei den Rothschild-Bankiers eine
solide neoliberale Lehre hinter sich und im Kabinett Hollande in Gesetze
gegossen, die allesamt auf eine Zerschlagung sozialer Errungenschaften
hinauslaufen. Er ist kein Selfmade-Man, der plötzlich auf die Bühne springt.
Das Macron-Gesetz von 2014 hatte zum Ziel, Sonntagsarbeit zu legalisieren, die
französische Bahn mit Privatbussen unter Konkurrenzdruck zu setzen, wegen
ihrer rechts- oder sozialpolitischen Bedeutung geschützte Berufe der
Marktkonkurrenz auszusetzen... Von den versprochnenen Arbeitsplätzen blieb
nicht viel übrig, während der Staat die Kontrolle über wichtige Sektoren
verloren hat.
Macron
hat es geschafft, sich zunächst ohne irgendwelche konkrete Vorschläge zu
platzieren.Seine privaten Spender wissen, was von ihm zu erwarten ist, etwa der
erlesene Zirkel von französchen Steuerflüchtlingen in Uccle (Belgien) im
Oktober 2016. Auf Einladung von Monsieur Grosman (Celio-Guppe) speiste Macron
ebenso wie in New York oder London. Macron wird von der - von Oligarchen
dominierten - französischen Presse hofiert. Er garantiert privaten
Unternehmen Profite auf Kosten der geschützten Sektoren (z.B. der
Krankenkasse). Sein soziales Weltbild resümiert sich in der
"Uberisation" der Gesellschaft, also in einem Marktradikalismus auf
Kosten sozialer Standards. Damit geht er weit über seinen Schutzherren Hollande
hinaus und schreibt sein fehlendes Programm fleissig ab: bei den englischen Neoliberalen und den deutschen Ordoliberalen. Dass er in Interviews Guyana als Insel bezeichnet, die er in der späteren Richtigstellung nach Afrika verlegt, weist auf geografische Kompetenzen hin, durch die er mit Trump kompatibel wird. Dabei bleibt er "überzeugter Europäer" in der Anwendung der neoliberalen Beschlüsse von Maastricht bis Lissabon. Merkel und Schulz können auf ihn zählen.
4. Im
vergangenen Jahr wollte der 'Sozialist' Hollande analog zur Agenda 2010 von Schröder/Fischer eine
'Reform' der Arbeits- und Sozialgesetze durchsetzen.
Wie ist
denn da der Stand der Dinge?
Das "Arbeits-Gesetz", im wesentlichen
eine Liberalisierung nach deutschem Muster, wird von den Unterstützern von
Mélenchon und von allen fortschrittlichen Kräften (Gewerkschaften, soziale
Bewegungen) verworfen. Der enorme Druck "der Straße" hat dem Gesetz
bereits einige Zähne gezogen, was zur Folge hat, dass sich auch die
Begeisterung im Kreise der wirtschaftlich Herrschenden in Grenzen hält. Da
setzt man eher auf Macron und die konsequente Zerschlagung des Sozialstates,
wie er 1944 vom Rat des Widerstandes konzipiert wurde.
5. Der französische Soziologe Didier
Eribon, der selber aus einer Arbeiterfamilie kommt, stellt in seinem autobiographischen Buch "Rückkehr nach Reims"
die These auf, daß der hohe Anteil von Wählern aus der ArbeiterInnenklasse für
den Front National ein "sozialer Angriff auf das herrschende politische
System" sei...
Man kann das so sehen. Auch die SA hat
systemkritisch in der Arbeiterschaft gewildert, bis ihr das Mandat der
Industriellen für Hitler den antikapitalistischen Boden entzogen hat. Auf einer
Demo wurde ein selbstgeschriebenes Plakat mitgetragen: "Neoliberalismus
öffnet den Weg zum Faschismus". Der sozialpolitisch rücksichtslose
Neoliberalismus französischer Spielart hat in Teilen der Arbeiterschaft die
Hoffnung auf "linke" Alternativen zerstört. Das Ergebnis ist - siehe
USA - eine Mischung aus Fremdenfeindlichkeit und Hass auf "das
System". Dabei repräsentiert der Lepenismus genau eine (rechts)radikale
Spielart des kapitalistischen Systems.
Er wurde seit Jahrzehnten von Finanziers aus
herrschenden Kreisen gepflegt. Bis in die 70ziger Jahre hatte die kommunistische
Partei Frankreichs eine hohe Bindungswirkung in der damals zahlenmäßig viel
größeren Arbeiterschaft. Sie ging mit der "Generation Mitterrand" und
den ersten neoliberalen Kahlschlägen zurück. Gegenwärtig führt sie zu einem
Paradox: Während die Sozialisten durch die Hollande-Politik so gut wie erledigt
sind, ist der - zahlenmäßig noch immer bedeutende - PCF gespalten:
Unterschwellig - siehe die Region Toulouse - paktiert man lieber mit den
Sozialisten, um auf regionaler und nationaler Ebene Mandate zu retten,
offiziell stimmt man für das Programm von Jean Luc Mélenchon. Wie soll in
dieser Situation Klarheit in den Köpfen von Leuten entstehen, die von der Krise
unmittelbar oder "vom Hörensagen" betroffen sind. So erzählt ein
junger Busfahrer (öffentlicher Dienst) von seinen Kollegen, die zwischen Mélenchon
und der Möchtegern-Marianne changieren.
6. Nehmen
wir den schlimmsten Fall an : Marine Le Pen gewinnt die Stichwahl am 7. Mai und
zieht als neue französische Präsidentin in den Elysee-Palast ein. Wird
dann Wirklichkeit, was die beiden Autoren Francois Durpaire und Farid
Boudjellal in ihrer Graphic Novel "La Présidente" für die ersten 200
Tage ihrer Herrschaft prophezeien: Schließung der Grenzen, Ausweisung der
Sans Papiers, Arbeitsplätze nur für Franzosen, Rechtskurs in den
öffentlich-rechtlichen Medien etc.?
Anders als in den USA wird es meiner Meinung
nach den "worst case" nicht geben. Die herrschenden Eliten haben
nicht grundlos das Karnickel (Macron) aus dem Hut gezaubert. Sie werden es
hegen und pflegen, damit vor allem Mélenchon als Alternative verhindert wird.
Angenommen, ich täusche mich: Kapitalisten werden mit dem Marianne-Verschnitt
sehr schnell eine Ebene der Verständigung finden und dafür sorgen, dass die
Börsenkurse nur kurzfristig irritiert sind. Übrigens: Wer grenzüberschreitend
unterwegs ist, findet sich bereits heute in einem engmaschigen Netz von
Passkontrollen inklusive elektronischer Registrierung jeder Bewegung. Regelmäßig werden Leute "ohne Papiere" abgeschoben. Schon jetzt ist es für Menschen mit Migrationshintergrund viel schwerer, sich in der Arbeitswelt zu behaupten und die Medien sind in der Hand von Medienzaren (die momentan Macron hofieren, aber mit Sicherheit flexibel sind).
7. Egal
wer gewinnt - ob ein Neoliberaler oder eine Rechtsextremistin: was sind Deiner
Meinung nach die wichtigsten Aufgaben der ArbeiterInnenbewegung, insbesondere
der Gewerkschaften in Frankreich?
In jedem Fall der Kampf um die Köpfe, um
Klarheit, um Aufklärung. Dazu trägt das Programm von Mélanchon maßgeblich bei. Wer
Präsident ist, hat noch lange nicht gewonnen. Der Erfolg des Widerstandes
entscheidet sich letztlich in den Betrieben und damit in der Wirksamkeit der
Gewerkschaften. Das gilt auch für ein zu erwartendes Anti-Streik-Gesetz der
Lepenisten. Politisch geht es jetzt schon darum, der zu erwartenden Bilanz
der kommenden fünf Jahre mit einem progressiven Paket von Antworten zu
begegnen.
Es braucht eine neue, fortschrittliche Sammlung.
Das vermutete Ende der Geschichte lässt mit Sicherheit noch auf sich warten.
Es braucht eine neue, fortschrittliche Sammlung.
Das vermutete Ende der Geschichte lässt mit Sicherheit noch auf sich warten.
Das Interview ist ein guter Kontrapunkt zur Mainstream-Berichterstattung wie heute morgen im Radio gerade wieder gehört.
AntwortenLöschenDer Soziologe de Lagasnerie sagte in der TAZ am Wochenende über Macron: "Ordnung, Gehorsam und Hierarchie. In jedem Aspekt des sozioökonomischen Lebens ist er immer für den Abbau jener Systeme, die die Menschen vor sozialer Gewalt schützen. Er will das Arbeitsrecht aufheben – die Arbeiterrechte beschneiden und die Arbeitgeberrechte stärken –, um die Klassenordnung zu stärken..."
AntwortenLöschenNur noch wenige Tage (Sonntag, der 23.) bis zum ersten Wahlgang. Glaubt man den Sondierern, holt Fillon auf. In der "Depesche du Midi" (Toulouse) lässt er erklären, sein Kabinett werde "sehr rechts" besetzt. Er wähnt sich also im Stimmenwettlauf mit der immer grinsenden Jeanne d'Arc, die in Fernsehrunden offensichtlich Kreide gefressen hat. Im kleinen Kreis: Gesprächsrunde von 5 Frauen, 4 davon mit Migrations-Hintergrund. deren Interessenlage müsste eigentlich klar sein. Statt dessen stellen sich derart elementare Fragen (warum überhaupt wählen), dass die Verlorenheit in der Wildnis der Macht- und Informationsspiele nicht besser dokumentiert werden könnte. Die französische Linke hat vor allem in den sozialen Brennpunkten an Orientierungshoheit verloren. Das holt man nicht im "Wahlkampf" schnell wieder auf.
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenWen es interessiert: Auch Präsident Hollande, dem es gelungen ist, so unbeliebt zu sein, dass er sich feige vor einem weiteren Plebiszit drückt, hat eine Meinung, die er heraus posaunt: Was da so vorgeschlagen wird (er meint Mélenchon, sagt es aber nicht) geht eben nicht. Frankreich könne sich nicht von bisherigen Bündnissen abmelden (NATO) und eine grundsätzlich kritische Position zur EU geht auch nicht. Von einer Umverteilung des Reichtums ganz zu schweigen. Eigentlich geht gar nichts, was den Oligarchen in der Finanz- und Medienwelt und in der Industrie zuwider ist. Damit hat er den Gegner klar ausgemacht: Es ist nicht etwa die Hoffrau von rechtsaussen, sondern das über 300 Punkte starke Programm der Gruppe um Jean-Luc Mélenchon ("La France insoumise"). Höhepunkt der Verwirrungskampagne: Punkt 62 beschreibt eine Integration Frankreichs in den lateinamerikanischen Bund sozialrevolutionärer Staaten (ALBA). Dem Hohngelächter aller, die seit der Schule keinen Atlas mehr aufgeschlagen haben, hält Mélenchon entgegen: Frankreichs längste Grenze teilt sich in Guyana mit Brasilien und seinen 200 Millionen Einwohnern. Ausserdem ist Frankreich in der Karibik präsent: Guadeloupe, Martinique, St Martin... Na ja, Geopolitik ist nicht die Stärke von Macron: Erst erklärt er Guyana zur Insel und dann verlegt er das Departement nach Afrika.
AntwortenLöschen4 Tage noch: 11 Prozent (!) erklären, sie würden sich erst in der Wahlkabine entscheiden. Den persönlich besten Eindruck hinterlässt Mélenchon, aber nur 5% glauben an seine Präsidentschaft. Linkes Dilemma: Schön wärs, aber so richtig glauben mag ich nicht.
AntwortenLöschenDie elf Prozent dürften deutlich zu wenig sein. Das öffentlich-rechtliche Radio spricht von einem Drittel der Wähler. Selbst wenn die Wahrheit dazwischen angesiedelt wird, es bestehen gute Chancen, daß Marine die politische Landschaft bei unseren Nachbarn ordentlich durcheinanderwirbeln wird. Für einen Durchmarsch wird es wohl nicht reichen, spannend wird es also ohnehin erst bei der Stichwahl.
LöschenBitte nennt diesen miesen Jeanne d'Arc-Verschnitt nicht auch noch mit Vornamen. Ich halte den vermuteten Halbdurchmarsch übrigens nicht für spannend, sondern für katastrophal und ärgerlich. Da hilft auch die Armutserklärung von Edouard Louis nichts: Arm ist nicht identisch mit Dummheit. Lepenisten gibt es unter den Reichen (Gönnern) und in dem vom Absturz bedrohten Kleinbürgertum.
LöschenMit der Einschätzung der Chancen von Melenchone habt Ihr schon mal richtig gelegen. Obwohl er sich deutlich besser geschlagen hat, als zu erwarten war. Richtig ärgerlich wird es, wenn der konzernfreundlicher Versager Macron die Stichwahl gewinnt, weil den Kleinmütigen eingeredet wird, Marine wäre die schlechtere Wahl. Und die ganzen Linken, die sich immer wieder selber ein Bein stellen (nicht nur in Frankreich), werden Macron wohl oder übel unterstützen müssen, nicht wahr?! Eine durchaus erheiternde Vorstellung.
LöschenEntschuldige, aber das mit dem Bein stellen sehe ich anders, obwohl der Streit auch durch die Familie geht. Ich finde es richtig, diese Möchtegern Jeanne d'Arc abzuwehren und dann dem Macron im Parlament, auf der Straße und in den Betrieben die "Shorts zu kürzen", wie die Franzosen zu sagen belieben.
LöschenWie gesagt, nicht nur in Frankreich. Die wirtschaftliche Lage vieler Menschen ist schlecht, sie wird noch schlechter werden durch Economy 4.0 (was auch immer das werden wird), durch Klimawandel, Zuwanderung, unnötige Aufrüstung, was auch immer. Machen die linken Parteien etwas aus diesem Vorteil? Offenkundig nicht! Statt dessen wir der Buchhändler aus Würselen gepuscht, bei dem das Rot nur eine Firmenfarbe ist wie bei Hugendubel.
LöschenWas die Franzosen zu sagen belieben, erschließt sich mir seit vielen Jahren nicht, aber Marine wird im Falle des Sieges den Richtigen schon das kürzen, was notwendig ist, davon bin ich überzeugt.
Interessantes Interview heute in der SZ mit Edouard Louis ("Das Ende von Eddy"), geht in die selbe Richtung wie Eribon.
AntwortenLöschenhttp://www.sueddeutsche.de/kultur/frankreich-die-linke-muesste-meine-eltern-ansprechen-ohne-soziorassistisch-zu-sein-1.3469363
Die Berichterstattung in den deutschen Medien ist ein Lehrstück in Sachen Desinformation. Macron wird in jedem Bericht als "unabhängig" bezeichnet, auf seine inhaltlichen Positionen wird nicht weiter eingegangen.
AntwortenLöschenBezeichnend, was die Paris-Korrespondentin Kostolnik im öffentlich-rechtlichen Radio zum besten gab: in Frankreich müßten schleunigst harte "Reformen" wie die Agenda 2010 umgesetzt werden. Schnell, deswegen, damit sich kein großer Widerstand entwickelt. Am besten geeignet wäre ihrer Ansicht nach dafür Fillon gewesen, der dieses Hartz-4-Programm am konsequentesten durchgesetzt hätte. Abgesehen, daß sie ihn wg. seines reaktionär-katholischen Gesellschaftsbildes nicht mag, hat er sich aber wg. Korruption selbst erledigt. Neuer Favorit ist jetzt Macron. Und für diese neoliberale Propaganda zahlen wir auch noch Gebühren.
23. April: Wer heute als "Sieger" der ersten Runde aus der französischen Präsidentschaftswahl hervorgeht, ist nur insofern erheblich, weil am Ende die Frage steht, wie sich Widerstand oder unterstützende Bewegung von links organisieren muss. Eins ist jetzt schon klar: Der Neoliberalismus und der Rechtsradikalismus werden kein eindeutiges Mandat der Wähler haben, weil zwei Ergebnisse schon feststehen: Die französische Sozialdemokratie ist durch Hollande und seine Komparsen vorerst erledigt und mit Jean-Luc Mélenchon ist es gelungen, ein modernes linkes Projekt auf ebenso längere Sicht zur politischen Diskussion zu stellen. Seine "Vorliebe für Autokraten" (Edouard Louis) kann man auch als Vorliebe für Revolutionäre deuten. Man kann es drehen und wenden wie man will, aber die Lateinamerikaner haben die völlig desolate linke Szene neu aufgemischt. Auch - oder gerade - wenn der neue Präsident von Ecuador mit Vornamen Lenin heisst.
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenTrump lobt die Facho-Variante von Jeanne d'Arc. Obama ist vom Rothschild-Lehrling Macron angetan. Die Leute von Bernie Sandars stehen für die Ideen von Mélenchon.
AntwortenLöschen23. April 2017, 21.30 h: Ich habe Mélenchon gratuliert. Niemand hat anfänglich geglaubt, dass ein fortschrittliches Projekt (Neo-Keynsianismus, soziale Gerechtigkeit, bessere Arbeitsbedingungen, Bildungsoffensive, Vorschläge für die marode EU, Frieden...) knapp an die Grenze des zweiten Wahlganges heranreicht. Die Nebelkerze, die von den Macronisten geworfen wird, wird sich im rauen Wind der sozialen Wirklichkeit schnell verfliegen. Diese vermeintliche Mitte wird den neoliberalen Kahlschlag fortzusetzen suchen: Ausverkauf des Staates, Zerschlagung des Arbeitsrechts ("Uberisation"), Europa der privaten Rentabilität. Grund genug, die Offensive für eine klare Perspektive (der Kampf um die Köpfe) fortzusetzen. Nicht vergessen: Das rechtsradikal-nationalistische Potential von rund einem Viertel der Wähler konnte von den Lepenisten nicht ausgeschöpft werden. Für sie ist es schon jetzt eine Niederlage. Wenn auch mit zusammen gebissenen Zähnen, wird Frankreich den Rothschild-Lehrling zum Präsidenten küren und die ideologische Guillotine schärfen, um auch diese König einen Kopf kürzer zu machen. Vive la France, vive Robespierre und die Mélanchonisten!
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenDer Tag danach: Während die geschlagene Rechte (Fillon) und die zerschlagene Sozialdemokratie (6,2%) pflichteifrig für den Rothschild-Lehrling Macron im zweiten Wahlgang Stellung beziehen, bleibt Jean-Luc Mélenchon bei seiner Linie: "Chacun et chacune d'entre vous sait en conscience quel est son devoir. Je n'ai reçu aucun mandat des 450.000 personnes personnes qui ont soutenu ma candidature. Ils seront donc appelés à se prononcer" Jede und jeder von euch ist sich seiner Pflicht bewusst. Ich habe von den 450000 Unterstützern keinerlei Mandat (mich für einen Kandidaten auszusprechen). Sie werden daher aufgerufen, sich zu äussern.
AntwortenLöschenUnsere Nachbarn haben gezeigt, daß sie sich nicht trauen, für den Wandel zu stimmen. Nun sollen sie ihrem ungeliebten Präsidenten zusehen, wie er scheitert. Marine ist jung, sie wird es beim nächsten Mal schaffen.
LöschenWas soll dieses Marine-Gequatsche? Ist das Deine Busenfreundin?
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