16. Juli 2014:
"Vor zwei Stunden habe ich Paragon abgesagt." Das waren die ersten
Worte des Berichts von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz auf der
Betriebsversammlung von WELTBILD heute nachmittag. Und er setzte
sogleich nach: "Ich kann Ihnen jetzt eine bessere Lösung präsentieren."
Die große Erleichterung der rund 1.000 MitarbeiterInnen war mit Händen
zu greifen und machte sich in spontanem Beifall Luft.
Paragon ist raus
Den Abbruch der Verhandlungen mit Paragon begründete Geiwitz mit den
ausufernden Forderungen der Münchner Investmentgesellschaft. Der
geplante, massive Personalabbau sei dabei ein wichtiger, aber nicht der
einzige Grund für die Trennung gewesen. Insbesondere das neue Angebot,
das Paragon in der vergangenen Woche vorgelegt habe, habe gezeigt, dass
die Vorstellungen über die Unternehmensfortführung meilenweit
auseinander lägen. "Da ist es besser, sich in der Verlobungsphase zu
trennen als nach der Hochzeit."
Betriebsrat für langfristige Perspektive
Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz wurde in seiner Darstellung der
Entwicklung deutlicher: Paragons Forderungen seien im Fortschreiten der
Verhandlungen immer unverschämter geworden. Neben dem planlosen und rein
profitorientierten Personalabbau habe Paragon auch ein hohes Misstrauen
gegenüber den Führungskräften bei WELTBILD signalisiert. "Aber wir sind
der Meinung, dass es erfahrene und bewährte Leute braucht, um wieder
nach vorn zu kommen." Zumal sich in Gesprächen gezeigt habe, dass
Paragon vom Handel keine Ahnung habe. Im Fortschreiten der Verhandlungen
sei deutlich geworden, dass "Paragon eben kein strategischer Investor
ist, der WELTBILD als Ganzes nachhaltig fortführen will." Fitz weiter:
"Paragon wollte uns nach 2 Jahren mit möglichst großem Profit
weiterverkaufen, die Belegschaft braucht aber eine Perspektive für die
nächsten 20 Jahre."
DROEGE GROUP als neuer Investor
Diese Perspektive glaubt Arndt Geiwitz jetzt mit dem Familienunternehmen DROEGE
gefunden zu haben. Die international tätige Unternehmensgruppe sei mit 8
Milliarden Euro Jahresumsatz sehr finanzstark, habe hohe Kompetenzen in
den Bereichen Online-Handel und Logistik und kenne sich mit der
Restrukturierung von Unternehmen aus. "Aus unserer Sicht ein idealer
Partner", freute sich Geiwitz, zumal DROEGE schon angedeutet habe,
WELTBILD dauerhaft behalten zu wollen. Bis zum Abschluss der
Restrukturierung bleibe es aber bei dem bislang diskutierten
Beteiligungsmodell, mit der Insolvenzverwaltung als
Minderheitsgesellschafter.
Restrukturierung mit strategischen Zielen
Für diese Restrukturierung gelte es jetzt die Weichen zu stellen,
kündigte Geiwitz an. Und räumte ein, dass möglicherweise noch "bis zu 50
Stellen" in Frage stünden. Darüber werde er in den nächsten Wochen mit
Betriebsrat und ver.di verhandeln.
Einer durchdachten und nachhaltigen Restrukturierung werde weder der
Betriebsrat noch die ver.di im Wege stehen, betonte abschließend
Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck: "Wir haben immer gesagt, dass
wir betriebswirtschaftlich begründeten und strategisch sinnvollen
Maßnahmen gegenüber offen sind." Den von Paragon eingeschlagenen Weg
hält der Gewerkschafter aber für grundfalsch: "Deren Ziel war die
Prekarisierung der Arbeit bei WELTBILD." Brutale tarifliche Einschnitte,
der dauerhafte Einsatz von LeiharbeiterInnen anstelle von fest
angestellten Beschäftigten und die Auslagerung von Kernkompetenzen seien
mit der Gewerkschaft nicht zu machen, schloss Gürlebeck: "Paragon hat
keine Zukunft für WELTBILD!"
Quelle:
www.weltbild-verdi.blogspot.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.
Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.