Donnerstag, 17. Juli 2014

Paragon scheitert, Weltbild gewinnt Zukunft

16. Juli 2014:

"Vor zwei Stunden habe ich Paragon abgesagt." Das waren die ersten Worte des Berichts von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz auf der Betriebsversammlung von WELTBILD heute nachmittag. Und er setzte sogleich nach: "Ich kann Ihnen jetzt eine bessere Lösung präsentieren." Die große Erleichterung der rund 1.000 MitarbeiterInnen war mit Händen zu greifen und machte sich in spontanem Beifall Luft.


Die Anspannung wenige Minuten vor Eröffnung der Betriebsversammlung ist allen Beteiligten im Gesicht abzulesen. Stehend BR-Vorsitzender Peter Fitz, daneben ver.di-Sekretär Thomas Gürlebeck (rechts) und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz (links)
  

 
Paragon ist raus
Den Abbruch der Verhandlungen mit Paragon begründete Geiwitz mit den ausufernden Forderungen der Münchner Investmentgesellschaft. Der geplante, massive Personalabbau sei dabei ein wichtiger, aber nicht der einzige Grund für die Trennung gewesen. Insbesondere das neue Angebot, das Paragon in der vergangenen Woche vorgelegt habe, habe gezeigt, dass die Vorstellungen über die Unternehmensfortführung meilenweit auseinander lägen. "Da ist es besser, sich in der  Verlobungsphase zu trennen als nach der Hochzeit."
 

Betriebsrat für langfristige Perspektive
Betriebsratsvorsitzender Peter Fitz wurde in seiner Darstellung der Entwicklung deutlicher: Paragons Forderungen seien im Fortschreiten der Verhandlungen immer unverschämter geworden. Neben dem planlosen und rein profitorientierten Personalabbau habe Paragon auch ein hohes Misstrauen gegenüber den Führungskräften bei WELTBILD signalisiert. "Aber wir sind der Meinung, dass es erfahrene und bewährte Leute braucht, um wieder nach vorn zu kommen." Zumal sich in Gesprächen gezeigt habe, dass Paragon vom Handel keine Ahnung habe. Im Fortschreiten der Verhandlungen sei deutlich geworden, dass "Paragon eben kein strategischer Investor ist, der WELTBILD als Ganzes nachhaltig fortführen will." Fitz weiter: "Paragon wollte uns nach 2 Jahren mit möglichst großem Profit weiterverkaufen, die Belegschaft braucht aber eine Perspektive für die nächsten 20 Jahre."
 

DROEGE GROUP als neuer Investor
Diese Perspektive glaubt Arndt Geiwitz jetzt mit dem Familienunternehmen DROEGE gefunden zu haben. Die international tätige Unternehmensgruppe sei mit 8 Milliarden Euro Jahresumsatz sehr finanzstark, habe hohe Kompetenzen in den Bereichen Online-Handel und Logistik und kenne sich mit der Restrukturierung von Unternehmen aus. "Aus unserer Sicht ein idealer Partner", freute sich Geiwitz, zumal DROEGE schon angedeutet habe, WELTBILD dauerhaft behalten zu wollen. Bis zum Abschluss der Restrukturierung bleibe es aber bei dem bislang diskutierten Beteiligungsmodell, mit der Insolvenzverwaltung als Minderheitsgesellschafter.
 

Restrukturierung mit strategischen Zielen
Für diese Restrukturierung gelte es jetzt die Weichen zu stellen, kündigte Geiwitz an. Und räumte ein, dass möglicherweise noch "bis zu 50 Stellen" in Frage stünden. Darüber werde er in den nächsten Wochen mit Betriebsrat und ver.di verhandeln.


Einer durchdachten und nachhaltigen Restrukturierung werde weder der Betriebsrat noch die ver.di im Wege stehen, betonte abschließend Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck: "Wir haben immer gesagt, dass wir betriebswirtschaftlich begründeten und strategisch sinnvollen Maßnahmen gegenüber offen sind." Den von Paragon eingeschlagenen Weg hält der Gewerkschafter aber für grundfalsch: "Deren Ziel war die Prekarisierung der Arbeit bei WELTBILD." Brutale tarifliche Einschnitte, der dauerhafte Einsatz von LeiharbeiterInnen anstelle von fest angestellten Beschäftigten und die Auslagerung von Kernkompetenzen seien mit der Gewerkschaft nicht zu machen, schloss Gürlebeck: "Paragon hat keine Zukunft für WELTBILD!"



Quelle:
www.weltbild-verdi.blogspot.de

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