Dienstag, 24. Juli 2012

Branchen-Brüche (4): Gemeinsame Resolution von Autoren, Buchhändlern, Verlegern zur Krise des Buchhandels – u.a. von PEN, VS, KWS

 
Die Bedrohung des Buchhandels (und der Buchhändler) in Deutschland – vorrangig durch die Konzerne Douglas/Thalia und Weltbild/Hugendubel – bleibt nicht ohne Gegenwehr: Erstmals hat sich jetzt eine Allianz all jener gebildet, die diese Entwicklung nicht einfach nur hinnehmen wollen – die dagegen ihre Stimme erheben.  

Eine entscheidende Rolle für das Zustandekommen dieses Bündnisses spielte die Demonstration der Hugendubel-Belegschaft vor dem Erzbischöflichen Palais in München am 5.Mai 2012. Hier hatte Norbert Niemann seine bemerkenswerte Rede an die Buchhändler gehalten: „Wir Schriftsteller brauchen Euch!“ – Ihm antwortete wenig später ProBuch-Gründer und Hugendubel-Kollege Bernhard Rieger mit seinem offenen Brief  „Für eine Zukunftsallianz Pro.Buch.Kultur.“ (ergänzend erläutert im BuchMarkt-Interview "Großfilialisten und der Erhalt der Buchkultur").
http://www.buchmarkt.de/content/51649-bernhard-rieger-ueber-grossfilialisten-und-den-erhalt-der-buchkultur.htm

Und dann begann sich eben diese Pro-Buch-Allianz tatsächlich zu bilden – unter Mitwirkung des PEN-Zentrums Deutschland, des Verbandes deutscher Schriftsteller VS (in Bayern) und der in der Kurt Wolff Stiftung (KWS) zusammengeschlossenen Verleger „zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene“. 





Die hieraus hervorgegangene Resolution veranlasste das Börsenblatt zur Überschrift 

PEN schießt gegen Großfilialisten

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Hugendubel-Verdi-Blog
und die Sommerreihe  

Bruch-Stellen der Buch-Branche
hier die vierte Folge. 
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Hier der Resolutionstext, wie er auf
www.pen-deutschland.de
zu finden ist:  


PEN-Zentrum Deutschland - Aktuell


Zukunftsallianz Buchkultur:
Gemeinsame Resolution von Autoren, Buchhändlern, Verlegern

PEN-Zentrum Deutschland, Verband deutscher Schriftsteller (VS) in Bayern und Kurt Wolff Stiftung (zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene) unterstützen folgende Resolution: 

»Die Verhältnisse im Buchhandel können uns nicht gleichgültig sein« *

* In Anlehnung an den historischen "Aufruf der Autoren" (Frankfurter Buchmesse 1968) – vierundvierzig Jahre später erneut aktuell

Der Buchhandel in Deutschland befindet sich in einer ernsten Krise; das einst vorbildlich engmaschig geknüpfte Netz "geistiger Tankstellen der Nation" (so Altbundeskanzler Helmut Schmidt) ist akut gefährdet. 

Kapitalkräftige Unternehmen – der Parfümerie-Konzern Douglas und der kirchliche Weltbild-Konzern, die inzwischen mehr als ein Drittel des stationären Sortimentsbuchhandels beherrschen – haben sich ehemalige Traditionsbuchhandlungen (Thalia, Hugendubel) einverleibt und die nationale Buchhandelslandschaft nachhaltig verändert. Sie entzogen ihren Buchhändlern die Gestaltung des Sortiments, degradierten die Filial-Angestellten auf das Niveau von Hilfspersonal und etablierten so einen "Buchhandel ohne Buchhändler". 

Die beiden Branchenriesen expandierten in einem erbitterten Wettbewerb um die Marktführerschaft, investierten in überdimensionierte Verkaufsflächen, be- und verdrängten den lokal/regional verankerten Buchhandel. Aufgrund ihrer Marktmacht sind sie mittlerweile in der Lage, Handelskonditionen zu diktieren und Einfluss auf die Programmgestaltung der Verlage zu nehmen. 

Verkäuflichkeit besiegt die einstige Vielfalt, Renditekriterien bedrohen den kulturellen Auftrag. Ökonomische Mechanismen, wie sie den Discounthandel kennzeichnen, bestimmen nun auch den Handel mit Büchern; symptomatisch hierfür sind die "Nonbook-Sortimentserweiterungen" der vergangenen Jahre durch buchfremde Massenware aller Art. 

Auf eine kurze Boomphase folgte alsbald die radikale Kehrtwende: Aktuell ziehen sich die Großfilialisten aus dem Ladengeschäft zurück und verlagern – orientiert am Erfolgsmodell des Online-Marktführers Amazon – ihren Umsatzschwerpunkt in den Internethandel. Somit stehen jetzt radikaler Rückbau, Schließung großer Ladenflächen in den Städten und massive Dezimierung des Personals auf der Agenda. 

Anlässlich des Protests der betroffenen Buchhändler – unterstützt von ihrer Interessenvertretung, der Gewerkschaft ver.di – skizziert Norbert Niemann (Bachmann-Preisträger und stellvertretender Vorsitzender VS Bayern) in seiner Rede "Wir Schriftsteller brauchen Euch!" die dramatische Situation. Ihm antwortet Bernhard Rieger (Gründer der Münchner Initiative ProBuch) mit einem offenen Brief aus Sicht der Buchhändler.

Sie entwerfen ein positives Gegenbild, eine Zukunftsallianz von Autoren, Verlegern und Buchhändlern: "Pro.Buch.Kultur."

Wir protestieren gegen ein rein renditeorientiertes Handeln mit Büchern,
das soziale und kulturelle Verantwortung über Bord wirft.

Wir erwarten die politische Stärkung derjenigen Strukturen,
die eine ungehinderte Verbreitung von Literatur ermöglichen und gewährleisten.

Wir fordern den Erhalt des gefährdeten, weltweit einzigartigen deutschen Buchhandelsnetzes –
sowie dessen Fundaments: des Berufs des Buchhändlers.

Wir unterstützen die Zukunftsallianz "Pro.Buch.Kultur."

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Norbert Niemann: "Wir Schriftsteller brauchen Euch!" (Mai 2012)
www.buchreport.de/blog.htm?p=2409  (gekürzte Fassung)
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Bernhard Rieger: Zukunftsallianz "Pro.Buch.Kultur." (Juni 2012)



siehe auch





1 Kommentar:

  1. Wird uns der PEN, werden uns die Schriftsteller und Verleger über ihre Resolution hinaus tatsächlich beistehen?

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